Zwischen meinen Inseln. Ole R. Börgdahl

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Zwischen meinen Inseln - Ole R. Börgdahl


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wie am heutigen Abend. Jack will seinen Plan umsetzen und sieht für uns, für unsere Zukunft keinerlei Schwierigkeiten. Er hatte nur ein Argument, mit dem er mich zu überzeugen glaubte. Ich sei noch jung genug, um ihn zwei Jahre zur See fahren zu lassen, zwei kurze Jahre. Er will als Schiffsingenieur fahren. Er war schon während des Krieges für ein Jahr auf einem Frachter. Der Krieg war nicht geeignet, seine Leidenschaft zu befriedigen, es hatte nur dazu gereicht, sie zu entfachen. Ich weiß nicht, wie Jack sich das vorstellt, das heißt, ich weiß es schon. Tom und ich sollen in sein Haus einziehen, und sein Heim bewachen. Es klingt so einfach, zwei kurze Jahre. Die Zeit ist niemals kurz, es ist immer schwer auf jemanden zu warten und wenn es nur wenige Wochen sind. Die Zeit wird unendlich, wenn der Grund für das Warten keinen Sinn ergibt. Als Jack mich vor wenigen Minuten unten an der Tür verabschiedet hat, wusste ich schon, wie ich mich entscheiden würde.

      Brisbane, 29. November 1919

      Es ist traurig, dass wir so miteinander sprechen mussten, wo doch gestern Jacks Geburtstag war und er ein Recht auf etwas Frieden hatte. Ich habe ihm diesen Frieden nicht gelassen und das ganz mit Berechnung. Aber ich weiß heute, dass es richtig war, es mir die Augen geöffnet hat, mir den letzten Zweifel genommen hat. Wir sind noch so fröhlich aufs Land gefahren. Wir hatten einen Picknickkorb dabei, ich habe für alles gesorgt und habe alles zerstört, aber es musste zerstört werden, meines und Toms Glückes wegen. Wir haben gestritten. Jack hat nicht nachgegeben, ich habe nicht nachgegeben. Aber ich habe eben auch erkannt, wie Jack denkt, was er über mich denkt, welche Rolle eine Frau in seinem Leben zu spielen hat. Ich muss mich ihm und seinen Wünschen unterordnen. Es sind ein paar unschöne Worte gefallen, für Jack ist es eine Gnade mich zur Frau zu nehmen, eine Gnade mir gegenüber. Es ging um Tom und darum, dass ich als unverheiratete Mutter wohl froh sein könnte, wenn ein Mann wie Jack mich dennoch will. Dieses Letzte hat mich so sehr empört, so sehr verletzt. Ich habe plötzlich erkannt, dass es keinen Sinn mehr macht, mit Jack zu sprechen. Es war sein Geburtstag und so habe ich dann nachgegeben, ich habe geheuchelt. Wir sind zurück nach Brisbane gefahren und haben über andere Dinge gesprochen Jack hat mich wieder bis vor die Tür gebracht, ich schwöre, es war das letzte Mal.

      Brisbane, 9. Dezember 1919

      Morgen wird Tom schon wieder aus Redcliffe zurück sein und trotzdem erreicht mich heute eine Postkarte von ihm. Er hat auf Französisch geschrieben, weil er nicht wollte, dass unser Postbote es lesen kann. Dies ist auch schon alles, was er schreibt. Tom und ich waren schon einmal gemeinsam in Redcliffe. Zum Glück erinnert sich Tom nicht mehr so genau daran.

      Brisbane, 17. Dezember 1919

      Es ist schon unglaublich, dass ein Flugzeug in England startet und es bis nach Australien schafft. Es war ein Wettbewerb, den jetzt die Smith-Brüder gewonnen haben, genaugenommen Captain Ross Macpherson Smith und Lieutenant Keith Macpherson Smith, um es respektvoller zu schreiben. Bei Auslobung eines Preisgeldes in Höhe von zehntausend Pfund sollte der Weg von England nach Australien mit einem Flugzeug in nicht mehr als dreißig Tagen bewältigt werden. Der Flugrekord endete allerdings schon am 10. Dezember mit dem Erreichen des australischen Festlandes auf einem Flugplatz in der Nähe von Darwin. Gestartet wurde am zwölften November in der Nähe von London. Die Strecke von über elftausend Meilen wurde aber nicht nonstop bewältigt. Ich denke, dies ist unmöglich, weil ja auch Treibstoff für die Motoren nachgeladen werden muss. Die Reise hatte somit viele Stationen. Rom, Kairo, Kalkutta und Singapur waren nur einige davon. Vor einer Woche, einen Tag nach der Landung, hat der Age bereits von dem Ereignis berichtet. Die Sieger, also die Piloten und die beiden Mechaniker und natürlich auch ihr Flugapparat sind dann nach Adelaide gereist, um dort bejubelt zu werden. Für heute hatte Vater dann den Auftrag über die Feier dort zu schreiben und weitere Hintergründe zu nennen. Er war schon die ganze letzte Woche in Melbourne. Aus seinem Artikel nähren sich nun viele meiner Fakten. So waren die Smith-Brüder und ihre beiden Mechaniker insgesamt hundertsechsunddreißig Stunden in der Luft, was einer Fluggeschwindigkeit von immerhin achtzig Meilen pro Stunde entspricht. Die Smith-Brüder waren natürlich nicht die Einzigen, die zu dem Rennen gestartet sind, sie sind aber bislang die Einzigen, die Australien auch erreicht haben. Einige Teilnehmer sind dabei noch nicht einmal über Europa hinausgekommen.

      Brisbane, 23. Dezember 1919

      Ich reise über Weihnachten nicht nach Neuseeland, ich besuche Vater nicht. Er ist jetzt wieder in Melbourne und ich möchte auch nicht, dass er zu mir nach Brisbane kommt. Er kann nichts dafür, aber ich möchte jetzt alleine bleiben. Das Weihnachtsfest verbringe ich natürlich mit Tom, er wird aber am 26. Dezember einen Ausflug mit der Kirche auf eine Farm unternehmen und erst Silvester zurück sein. Ich habe also ein paar freie Tage, ganz allein, um nachzudenken.

      1920

      Brisbane, 5. Januar 1920

      Am Mittwoch wird Tom für zwei Wochen verreisen. Keith nimmt ihn und Paul zu seinen Großeltern mit. Es geht nach Ipswich. Ich bin ganz froh, dass er in seinen Ferien viel unternimmt. Ich bin weiterhin nicht in der richtigen Stimmung und so ist es besser und mein Zustand würde sich auf ihn übertragen, wenn er den ganzen Tag mit mir zusammen sein müsste.

      Brisbane, 22. Januar 1920

      Gestern habe ich ein fröhliches Gesicht aufgesetzt. Tom wurde mir von Keith Vater zurückgebracht. In dieser Woche muss ich ihn unterhalten und dann beginnt auch schon wieder die Schule. Ich habe meine Arbeit zur Seite gelegt und werde mich in den nächsten Tagen mit meinem Sohn beschäftigen. Keith, Paul und Jimmy werden aber bestimmt auch vorbeikommen und Tom zum Spielen abholen.

      Brisbane, 12. Februar 1920

      Vater hat uns an seinem Geburtstag in Brisbane besucht. Er ist schon vorgestern angekommen und bleibt für zwei Wochen. Tom ist ganz glücklich und ich freue mich natürlich auch. Ich hoffe Vater versteht es, wenn ich nicht über Jack reden möchte.

      Brisbane, 29. Februar 1920

      Ich habe gerade noch einmal den letzten Eintrag in diesem Büchlein gelesen, den Letzten aus dem vorherigen Jahr, den Letzten aus dem alten Jahrzehnt. Es ist Vergangenheit. Ich habe Jack schon am nächsten Tag gesagt, dass ich nicht auf ihn warten wolle, dass ich ihn jetzt sofort und nicht erst in zwei Jahren will. Er hat noch einmal gekämpft, was ich ihm hoch anrechne, aber er wollte aus zwei Jahren nicht weniger als achtzehn Monate machen. Wir haben uns voneinander verabschiedet. Jack hat noch eine vage Chance, wie er wohl glaubt. Er hat noch im letzten Jahr eine Anstellung auf einem Schiff bekommen. Die Reise geht nach Afrika und er wird in gut sechs Monaten wieder in Brisbane sein. Ich habe ihm zumindest erlaubt, mich dann wiederzusehen. Für ihn mag es eine Hoffnung sein, ich hingegen habe mich schon entschieden.

      Brisbane, 10. März 1920

      Ich bin voller Tatendrang. Vaters altes Zimmer war bislang ungenutzt. Es soll ja Vaters Zimmer bleiben, wenn er uns besucht. Ich lasse das Bett und den Nachtschrank stehen und nehme nur den Schrank heraus und Vaters kleinen Schreibtisch. Ich will meinen eigenen Schreibtisch und das Bücherregal aus dem Wohnzimmer herübertragen und so habe ich ein richtiges Arbeitszimmer. Ich muss sehen, ob ich alles alleine schleppen kann.

      Brisbane, 22. März 1920

      Vaters Kleiderschrank steht jetzt im Keller und auch sein Schreibtisch und sogar mein kleiner Schreibtisch. Ich habe mir einen Neuen gekauft, einen größeren. Als die Möbelfirma ihn gebracht hat, haben mir die Träger geholfen, die alten Sachen in den Keller zu bringen. Es ist ein hübsches Arbeitszimmer geworden. Ich habe den Schreibtisch noch mehrere Male verschoben, jetzt steht er direkt vor dem Fenster, so wie ich es gewohnt bin. Das Bücherregal steht dort, wo Vaters Kleiderschrank gestanden hat. Vaters Bett ist geblieben, aber es stört nicht, es macht den Raum sogar gemütlich. Ich habe die Bettwäsche weggenommen und die Matratze mit einer Decke bezogen und zu guter Letzt noch ein paar Kissen darauf verteilt, so


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