Der Preller. Edgar Wallace

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Der Preller - Edgar Wallace


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neugierig.

      »Ich will meinen Hebel am schwächsten Punkt in Mottensteins Panzer ansetzen. Ich muß ihm wirklich gute Aktien anbieten, die er dann auf seine Opfer abladen kann. Verkaufte er ihnen die Schwindelaktien persönlich, würde er sich natürlich des schweren Betruges schuldig machen, und er hätte für einige Jahre die Gastfreundschaft des Königs in Anspruch zu nehmen. Das muß vermieden werden. Er hat ja keine zu große Auswahl, wenn er Anteile von Schwindelgesellschaften braucht. Diese Waggerfontein zum Beispiel hat er zu zwei Pence gekauft und die zweihunderttausend Anteile, die er sich besorgt hatte, mit acht bis zehn Schilling pro Stück weitervertrieben. Nun, ich habe einen Wink bekommen, daß ›Alexander und so weiter‹ hinter neuen Aktien her sind und ... ich werde sie ihnen besorgen.«

      Er stand auf und begab sich zum Schrank. Ihm entnahm er ein Paket wunderbar lithographierter Papiere.

      »Das sind zweihunderttausend Aktien der ›Blei- und Schiefer-A. G. Australien‹«, erklärte er. »Es tut mir ja leid, daß ich keine Goldminenaktien auftischen kann, aber ich habe mein möglichstes getan. Sie kosten mich einen Penny pro Aktie, und zwar ist das ein Penny mehr, als sie in Wirklichkeit wert sind. Innerhalb vier Wochen fällt die Mine an ihre ursprünglichen Eigentümer zurück, wenn es der Gesellschaft, die diese Aktien hier ausgegeben hat, nicht gelingt, fündig zu werden. Die Gruben sind mitten in der Wüste gelegen und haben allen ihren bisherigen Eigentümern Geld und Gesundheit gekostet. Ich glaube nicht, daß es dieser Gesellschaft hier um einen Deut besser gehen wird.«

      »Wo hast du denn diese Aktien her?« erkundigte sich Paul.

      »Ein Australier, ein junger, netter Kerl, hat sie mir gegen ein Darlehen von zwanzig Pfund verkauft. Niemand kennt den genauen Wert dieser Anteile, und ich beabsichtige, sie an die langnamige Firma Mottensteins zu zwei Schilling sechs Pence pro Stück zu verkaufen. Das würde mir insgesamt fünfundzwanzigtausend Pfund einbringen. Daß Mottensteins Schwesterfirma diese Aktien mit Kusshand nehmen wird, steht zweifellos fest, denn an der englischen Börse sind die Papiere absolut unbekannt. Die Kunden werden die Anteile zu Preisen zwischen fünf und zehn Schilling pro Stück angeboten bekommen.«

      »Ist das gegen die künftigen Käufer nicht ungerecht gehandelt?« sprach Paul. »Ich möchte mich natürlich nicht in deine Pläne mischen, aber vergiß nicht, daß ich in einem Pfarrhaus aufgezogen worden bin.«

      »Beruhige dein zartes Gewissen«, bat ihn Anthony. »Im selben Augenblick, wo ich diese Aktien losgeworden bin, werde ich an alle Finanzzeitungen einen Brief richten und vor Ankauf dieser Papiere warnen. Die Summe, die ich für sie von den Alexanders erziele, werde ich außerdem mit dem jungen Australier teilen, der mir die Aktien verkauft hat.«

      »Schön!« stimmte nun auch der zartbesaitete Paul dem Plan zu und lauschte gespannt den weiteren Ausführungen Anthonys.

      Die Firma ›Alexander McDougal und so weiter‹ hatte in einer nordenglischen Stadt einen kleinen unscheinbaren Büroraum inne. Der Geschäftsführer war im Ort als Mr. Alexander, in London aber als Mr. Mottenstein junior bekannt. Diesen über Mittelgröße reichenden jungen Mann besuchte eines Tages ein junger Australier. Das Resultat der Unterredung war, daß Mr. Alexander-Mottenstein am selben Abend den Nachtzug nach London benutzte, um am nächsten Morgen mit seinem Vater im Hampstead zu frühstücken.

      Im allgemeinen war der alte Herr nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, aber die Neuigkeiten, die ihm sein talentvoller Sohn mitgebracht hatte, ließen ihn doch aufhorchen.

      »Ja, ich glaube von derartigen Aktien vor Jahren gehört zu haben«, meinte der Alte. »Sie wurden an der Börse notiert.«

      Er erhob sich und suchte ein altes Jahrbuch der Londoner Börse heraus.

      »Ja, hier sind sie. Kapital dreihunderttausend Pfund, Direktoren hm ... hm ... hm ... Wieviel will der Mann für seine Aktien, die Mehrheit des gesamten Kapitals?«

      Mr. Mottenstein senior runzelte nachdenklich die Stirn.

      »Die Gruben existieren tatsächlich«, meinte er. »Du weißt, daß wir nur bei ganz zweifelsfrei feststehenden Eigentumsverhältnissen uns auf Käufe einlassen können. Es würde Betrug sein, wenn wir anders handelten, und Betrügereien begehe ich nicht.«

      »Es wird schon stimmen«, entgegnete sein Sprössling, der bisher hinsichtlich des Vorhandenseins der Grube Zweifel hatte.

      »Die Sache sieht ganz gut aus«, fuhr Mottenstein fort. »Wieviel will er haben? Zwei und einen halben Schilling? Er wird es auch für einen tun. Was meinst du?«

      Aber sein Sohn schüttelte zweifelnd den Kopf.

      »Er denkt gar nicht daran. Hier, lies den Brief. Nicht einen Penny unter einer halben Krone.«

      Mr. Mottenstein seufzte tief auf.

      »Wir brauchen Aktien«, sagte er, »und zwar recht dringend. Die Anteile der Baltic Trading Co. sind verkauft, und die Leute schreien in einem fort nach neuen Spekulationsobjekten.«

      »Ja, aber sie schreien auch nach den Ersatzaktien, die du ihnen versprochen hattest, als die Waggerfontein pleite gingen, Papa«, erinnerte ihn der Sohn.

      »Na, wir werden schon wieder ein paar Papiere erwischen, die uns nicht viel kosten, und die drücken wir ihnen dann in die Hand. Gegenwärtig fühle ich mich nicht gerade in einer philanthropischen Stimmung, um etwas zu verschenken, mein Junge. Die Spesen, die wir haben, sind ...«

      Es folgte eine Vorlesung über die Kostspieligkeit des täglichen Lebens, die anziehenden Preise und die unverschämte Dienerschaft, die täglich mit neuen Forderungen das sonst so sonnige Leben Mottensteins zum stetigen Kampfspiel machte. Sein Sohn Julius, der dieselbe Walze schon oft genug gehört hatte, vertiefte sich in die Morgenzeitung, bis der alte Herr schwieg.

      Am nächsten Morgen wartete Mr. Julius Mottenstein, alias Mr. Alexander, im Büro eines Freundes auf den Unterhändler für die Australien-Aktien. Die Räumlichkeiten, in denen die Verhandlungen stattfinden sollten, waren für solche Zwecke besonders gut geeignet. Im Nebenzimmer konnte Mr. Mottenstein senior, ohne gehört oder beim Eintritt gesehen zu werden, den Verhandlungen folgen und seine Instruktionen mittels vorher vereinbarter Signale seinem Sohn zukommen lassen.

      Bald darauf erschien der Besucher, ein hochaufgeschossener, braungesichtiger junger Mann, typischer Australier.

      »Samuel Soames«, stellte er sich mit einer Verbeugung Julius vor, hieß aber im wirklichen Leben Anthony.

      »Sie boten uns Aktien an«, erkundigte sich Julius in geschäftlichem Ton. »Nun, ich weiß, daß die Papiere so gut wie wertlos sind, aber meine Firma liebt es, hin und wieder einmal eine kleine Spekulation zu wagen.«

      »Ja, das habe ich gehört«, stimmte ihm Anthony mit einem Blick auf seine Ledertasche zu, die die Aktien enthielt.

      Julius nahm das erste der gebündelten Pakete in die Hand, las die Zertifikate und schüttelte lächelnd den Kopf.

      »Blei- und Schiefer-A. G. Australien? Ich glaube nicht, daß diese Papiere viel Wert für uns haben, Mr. Soames.«

      »Dann wollen wir keine Zeit mit zweckloser Unterhaltung verlieren«, meinte der andere trocken und begann, seine Bündel wieder einzupacken.

      Vom Nebenzimmer erklang ein warnendes Hüsteln.

      »Natürlich sind wir immer bereit, ein gewisses Risiko einzugehen«, lenkte Julius auf die Warnung des unsichtbaren Zuhörers ein. »Was wollen Sie alleräußerst für diese Aktien?«

      »Zwei Schilling sechs Pence.«

      Julius schüttelte den Kopf.

      »Der Preis ist mir zu hoch, denn die Papiere sind unverkäuflich. Bedenken Sie, fünfundzwanzigtausend Pfund für derartige wertlose Anteile. Wir bieten Ihnen, unser letztes Wort, einen Schilling pro Aktie.«

      »Sie werden sie entweder zu meinem Preis oder gar nicht kaufen.«

      »Schön«, meinte der andere abschließend und erhob sich. »Auf Wiedersehen.«

      »Guten Morgen«, erwiderte Anthony und packte seine Papiere


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