Scheinheilung und Patientenerschaffung - Die heillose Kultur - Band 3. Dr. Phil. Monika Eichenauer
Читать онлайн книгу.lassen können. Psychologische Psychotherapeuten wurden zahlenmäßig von vornherein auf ein Minimum beschränkt, weil absehbar war, dass sie im Sinne des Menschen, des Patienten beruflich handeln würden. Die Gewinne aus der beruflichen und finanziellen Beschneidung der Ärzte- und Psychotherapeutenschaft werden wie mit einem Staubsauger von oben abgesaugt. Die Krankenkassen fahren die Gewinne aufgrund von „wissenschaftlichen“ Behandlungsmethoden, die oberflächlich oder nur halb heilen, ein: denn dann kann man sicher sein, dass weitere Behandlungen notwendig werden, die den Kreislauf von Kapitalisierung und Gewinn in Gang halten.
An dieser Stelle scheint mir ein kleiner Exkurs erforderlich, der die gesellschaftspolitischen Auswirkungen thematisiert, die von der Politik als auch für die Wirtschaft überlebensnotwendig deklariert werden. Inwiefern das Verhalten, Zerstörerisches zu tun und es gleichzeitig als gut und Heil bringend auszugeben, ein Ausläufer der kapitalistischen Wirtschaftsordnung ist, bliebe fachlich interdisziplinär zu untersuchen. Die konkreten Auswirkungen auf Lebensbedingungen und Lebensinhalte von Menschen liegen allerdings faktisch vor. Es muss nach einer Lösung gesucht werden, aus dem kapitalistischen Grundkonflikt heraustreten zu können. Kernfrage muss sein: Wie kann man schadensfrei zum Wohle aller Menschen und der Natur produzieren ohne weitere Zerstörung an beiden, Mensch und Natur, anzurichten? Diese Frage und eventuelle Lösungen sind jedoch nur über die Beziehungsfähigkeit von Menschen ohne jegliche Verratsstrukturen zu konzipieren, die – entlang menschlicher Bedürfnisse – eine für alle verbindliche, eindimensionale Ethik und Moral zugrunde legt. Ziel muss die Gleichheit auf einer echten, zweifelsfreien Vertrauensbasis sein, frei von einer ökonomisierten Einteilung in Menschenklassen. Denn das ängstlich, durch kapitalistische Nutznießer beäugte kapitalistische Wirtschaftssystem hinsichtlich seines Potenzials, revolutionäre oder modern gesprochen, terroristische Gegenwehr hervorzubringen, vereitelt eine grundsätzliche Reflexion des kapitalistischen Systems selbst: Die zerstörerischen Komponenten, die Menschen und Natur betreffen, wurden/werden ausgeblendet, verdrängt, abgespalten, unendlich verkleinert und bagatellisiert. „Oben“ betont man, es gehe lediglich um das Beste für alle. Zutage trat aber eine Zweiklassengesellschaft mit einer Zweiklassenmedizin. Warum? Es gibt keinen Geldmangel. Es gibt einen Verteilungsmangel – der gesellschaftliche Schlüssel passt nicht mehr. Die Folgen der Wirtschaftsordnung und das Verteilungssystem auf Basis einer zersplitterten Ethik und Moral durch Profit- und Gewinnsucht schuf eine Zweiklassenmoral, die das gesamte gesellschaftliche Leben prägt und sprengt.
Um diesen Schlüssel zur Verteilung des Reichtums rankt sich offenbar ein Geheimnis, da er nicht einzig mit Profitsucht zu erklären ist. Aber eines ist sicher: Es sind alles ängstliche Menschen, die Macht in Händen halten und die daher kontrollieren müssen, was im Volke vor sich geht. Es fehlt ihnen an Vertrauen zu den Menschen. Definitiv meiden sie dieses „Unten“, wo der Großteil der Menschheit lebt und leben muss, weil man an ihnen in jeder Hinsicht verdienen will. Nun könnte man an dieser Stelle verwundert erwidern: „Das verstehe ich gar nicht, dieses Leben haben sie doch immer als so erstrebenswert dargestellt, gesegnet mit sozialen Absicherungen und Errungenschaften … Und erst der Qualitätsstandard in der Zweiklassenmedizin und die 60 qm Wohnraum, die Hartz-IV-Beziehern zusteht!“ Doch genug der Ironie. Psychodiagnostisch wären die Persönlichkeitsstrukturen der „Macher des Managements“ weltweit in Augenschein zu nehmen und zu prüfen, ob man nicht generell von einer wie selbstverständlich etablierten Gewinn- und Profitsucht mit Krankheitswert sprechen müsste. Ihr Job bedeutet grundsätzlich, bewusst Risiken einzugehen und auch über Leben und Sterben entscheiden zu müssen. Für diese (unmenschliche) Risikobereitschaft wurden und werden sie bestens bezahlt. Und geht mal etwas schief, fängt eine Versicherung sie auf. Bei Rechtsüberschreitungen winken eine einfühlsam Rechtssprechungen und eine großzügige Abfindung. Die „mutigen“ Manager sorgen mit ihren Entscheidungen für Leid, Schmerz und Not – und grandiose Gewinne. Dies bewusst vor dem Hintergrund, dass Zeit dabei eine wesentliche Rolle spielt. Denn bis offenbar wird, was an Schädlichem, Lebens- wie Menschenfeindlichem vor sich gegangen ist, wird viel Geld erwirtschaftet. Ein Bürger, ein Patient, ein Behandler hat diesen Schutz nicht. Die Ärzteschaft wird sogar erbärmlich honoriert, indem sie laut Hippokratischem Eid ihr Letztes und Bestes zu geben hat, um Menschen gesunden zu lassen. Was ist das für eine Logik? An keiner Stelle tritt die Ideologie des Wettbewerbs deutlicher ins Licht der Gesellschaft. Am besten wird der Mensch bezahlt, der bereit ist, zu vergiften, ganze Landstriche und Menschengruppen zu vernichten, verhungern, verdursten, obdachlos werden zu lassen und notfalls auch Krieg zu führen, um an Rohstoffquellen fremder Völker zu gelangen. Diesen Menschen steht die Welt offen und liegt jeder Luxus zu Füßen.
Der Dopingskandal im deutschen wie europäischen Radsport gibt Auskunft über unsere gesellschaftliche Wirklichkeit: Man hat es gemacht, weil es ging. In der Wirtschaft wird es ähnlich sein – und den Medizinern unterstellt man, sie würden falsch abrechnen, weil es ginge! Zählt man die Summen zusammen und teilt sie durch sämtliche Ärzte innerhalb des KV-Systems, kommt man auf lächerliche 461,54 EUR pro Jahr und Behandler – wobei der Nachweis des Vorsatzes erst noch zu erbringen wäre. Bei dieser Berechnung legte ich die von Vollborn und Georgescu (2005) unvollständig beigebrachten Datensätze zugrunde – vielleicht interessiert sich ein Journalist dafür, vollständiges Datenmaterial zu recherchieren. Es waren nur einige, wenige Ärzte und andere Personen im Gesundheitswesen, die Falschabrechnungen vornahmen und nicht die gesamte deutsche Ärzteschaft. Insofern täte hier personelle Differenzierung Not.
Die Berufsgruppen - Ärzte, Manager und Radsportfahrer – unterscheiden sich hinsichtlich ihrer moralischen Einstellung maßgeblich. Moralisch zu handeln ist eben nicht davon abhängig, ob man die Gelegenheit dazu hätte oder nicht. „Hätte es scharfe Kontrollen gegeben, ja, dann …“ Welch erniedrigendes und beschämend wahrhaftiges Selbstzeugnis ist ein solches Statement? Demnach existieren Ethik und Moral nur qua Idee, sind keine verbindlichen Konstanten der Persönlichkeitsbildung und müssen per Gesetz eingefordert werden.
Grund genug, dass sich ein Professor ein Herz fasste, sich mit der Persönlichkeitsbestimmung von Psychopathen aufgrund von Managerentscheidungen auseinandersetzte: Der nun 73-jährige Robert Hare ist der Urheber der Psychopathen-Checkliste und eines 20-Punkte-Tests zur Persönlichkeitsbestimmung. In der Webseite .netzwerkit.de wird mitgeteilt:
„Eine der provokantesten Thesen über das Geschäftsleben in diesem Jahrzehnt stammt von einem 71-jährigen Professor Emeritus der University of British Columbia. Robert Hare ist der Urheber der Psychopathen-Checkliste, eines 20-Punkte Tests zur Persönlichkeitsbestimmung. Hare ist als Experte auf dem Gebiet der Kriminalpsychologie bekannt und seine Technik, psychopathisches Verhalten zu identifizieren, ist legendär. Im August hielt er einen Vortrag vor amerikanischen Gesetzeshütern. Dabei projizierte er Bilder von Mafiakillern und Sexualstraftätern auf eine große Leinwand. Doch bald machten diese Bilder platz für Fotos von leitenden WorldCom- und Enron-Managern. ‚Dies sind abgebrühte, brutale Subjekte,’ sagte Hare. ‚Es kümmert sie nicht, dass andere Menschen Gedanken und Gefühle haben. Sie kennen weder Schuldbewußtsein noch Gewissensbisse.’ Er brachte all das Leid zur Sprache, das diese Wirtschaftsschurken tausenden zugefügt hatten, die durch sie ihre Jobs oder ihre gesamten Ersparnisse verloren hatten. ‚Einige der Opfer erlagen Herzinfarkten oder begingen Selbstmord,’ stellte Hare fest.“ (denverbrown.com in: http://.netzwerkit.de/faq Netzwerk IT;)
Woran erkannt man einen Menschen, den Hare Firmensoziopathen nennt?
„Hare teilt die 20 Charakterzüge in zwei Untergruppen, oder ‚Faktoren’ Wirtschaftspsychopathen erreichen eine hohe Punktzahl beim Faktor 1, nämlich der Kategorie ‚selbstsüchtiges, dreistes und erbarmungsloses Verhalten gegen andere’. Diese Kategorie umfaßt acht Charakterzüge: glatter und oberflächlicher Charme, stark übersteigertes Selbstwertgefühl, krankhaftes Lügen, Neigung zum manipulativen Tricksen, fehlendes Gewissen, seichte Gefühlsregungen (d.h. emotionale Kälte, verdeckt durch dramatisch Zurschaustellung von Gefühl); Härte und Mangel an Empathie; und schließlich die Unfähigkeit, für die eigenen Handlungen die Verantwortung zu übernehmen. Oft verstecken sich derartige Individuen hinter Phrasen wie ‚den Auftrag erledigen’ oder ‚tun, was getan werden muss’. Wirtschaftspsychopathen erreichen beim Faktor 2 eine niedrige bis moderate Punktzahl. Bei diesem Faktor geht es um ‚chronisch instabile, antisoziale und sozial