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Читать онлайн книгу.S. 11) Die schillernden Blüten bescherten einigen globalisierenden Unternehmen enorm viel Geld, anderen den Gestank einer degenerierenden Wirtschaftskultur, die Inflation von Werten, wie sie sich aus der Zerstörung von Natur und Seele zwangsläufig ergeben würden, forcierten. Erhalt von Natur und Leben und Schutz des menschlichen Wesens als Ziel jeglicher Kultur, die Seele und Natur als Wert an die erste Stelle setzen, wurde vernachlässigt bzw. als SELBSTVERSTÄNDLICH und ALLGEGENWÄRTIG in allen gesellschaftlichen Bereichen anwesend deklariert. Das Ziel der Kapitalvermehrung brauchte und entwickelte Mittel und Wege, die Zerstörung von Seele und Natur zu verschleiern bzw. als reparabel erscheinen zu lassen.
Der Nobelpreisträger für Literatur aus dem Jahre 1957, Albert Camus, sprach vom Jahrhundert der Angst und der Angst als Technik, die ein Leben ohne Zukunft, „ohne Hoffnung auf ein Reifwerden und Fortschritt“ beschere und sich aus der Angst vor Krieg nähre. (2006, vgl. S. 9 u.11) Wegen seines moralisch und emotional entfalteten Standpunktes in seinen Schriften gab es immer wieder aus unterschiedlich berufenem Mund Einordnungsversuche, die sich abzuwägen vornahmen, ob Camus nun Schriftsteller oder doch Philosoph sei. Heidegger votierte, wie Heinz Robert Schlette (2006) referiert: „Auch Gabriel Marcel und Sartre traten bekanntlich mit Dramen hervor, schrieben Kritiken in Zeitungen und gaben politische Statements ab, und daß man bei Nietzsche nicht das Theoretische von dem Poetischen trennen darf, also das Philosophische als das Dichterische und das Dichterische als das Philosophische zu begreifen hat, wurde von Heidegger überzeugend dargelegt.“ (2006, S. 60-61) Camus sagt kurz und bündig zu diesem Unterfangen der Einordnung: „Man denkt nur in Bildern. Wenn du Philosoph sein willst, schreib Romane.“ (2006, S. 61)
Camus schrieb weiter, wir leben im Terror und es sei eine Utopie, davon auszugehen, dass Morden und Terror aufhöre. Eher wäre es eine Frage, was weniger Kosten produziere: „Meine Überzeugung ist es, daß wir vernünftigerweise nicht mehr hoffen können, alles zu retten, daß wir uns aber vornehmen können, zumindest Menschen zu retten, damit eine Zukunft noch möglich ist.“ (2006, S. 18).
Er starb bei einem Verkehrsunfall am 4. Januar 1960.
Nun will der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy Albert Camus’ selbst gewählte letzte Ruhestätte von Lourmarin nach Paris ins Panthéon anlässlich des 50. Todestages verlegen. Damit soll Camus Ewigkeit in der Gesellschaft von Voltaire, Zola, Rousseau, Hugo, Malraux und Dumas gewährt werden. Wie nicht anders zu erwarten, gibt es Streit in Frankreich über die Verlegung dieser letzten Ruhestätte und so mancher mutmaßt „ob man dem großen Toten, dessen Liebe das Licht und das Mittelmeer waren, mit derartigen Ehren posthum staatliche Gewalt antut.“ (Iris Radisch, 30. 12.2009, S. 72)
Leider garantiert das Panthéon nicht die Lebendigkeit dessen, was Camus beschrieb und verstanden wissen wollte im Sinne von Menschen. Im Pantheon wird Camus in Zeiten der Globalisierung einverleibt und versteinert zur bedeutungslosen Ikone im Spätkapitalismus, deren Namen man als gebildeter Mensch kennen sollte – und ansonsten nichts weiter... Die Seele Albert Camus ist für Menschen damit weder in der Gegenwart, noch in die Zukunft hinein gerettet...
Mir liegt der wertvollste und erhabenste Teil des menschlichen Wesens, nämlich seine Seele, am Herzen. Wird die Seele gerettet, ist der Mensch, das menschliche Wesen gerettet, dann kann sich die Psyche neu orientieren, der Körper genesen und soziales Zusammenleben von Menschen in der Gesellschaft neu und wohlwollend gestaltet werden.
Millionen von Menschen wurden und werden körperlich wieder zusammengeflickt, aber sie sind eigentlich seelisch nicht mehr unter den Lebenden und so wenig seelisch und psychisch vollständig wie diejenigen, die körperlich noch unversehrt sind. Die Techniken, um mittels Angst (und Terror) die Seele zu zerstören, sind oftmals wirkungsvoller als diejenigen Techniken, die Seele von Angst zu befreien. Psychologische Psychotherapeuten arbeiten insofern fachlich am Limit, da sie erfahren, wie Methoden gegen die eigentliche Intention, zu heilen, gesellschaftlich und wirtschaftlich im entgegengesetzten Sinne zur Kapitalvermehrung, Unterordnung und Anpassung genutzt werden. Insofern leben wir nun im Zeitalter der Perversionen, die mittels Angst und Angsttechniken perfektioniert werden....
Oder gibt es einen Menschen auf der Welt, der keine Angst in der Gegenwart hätte...? Präziser formuliert, wäre die Frage zu ergänzen: Außer Psychopathen. Sie haben keine Angst, weil Gefühle ihnen ein Fremdwort sind und sie gern ökonomisch mit diesen Fähigkeiten an die ökonomische Front geschickt und dafür bezahlt werden. Dennoch schließt sich eine Frage an: Wie kommt es zur Psychopathie?
Mein Dank gilt insofern allen Menschen, die sich gleichfalls für die Seele des menschlichen Wesens und eine gesunde psychische und körperliche Entwicklung einsetzen und auf deren Erkenntnis, Erfahrung und Fazit ich mich in den Büchern beziehen konnte!
Und mein Dank gilt den Lesern der vorliegenden Bücher, dieses Thema für sich gleichfalls aufzugreifen.
Denn es ist keine Selbstverständlichkeit, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen und sich Gedanken zu machen, wie drastisch sich das Leben von Menschen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiter verändern wird. Die bereits eingetretenen Lebensveränderungen werden oftmals so wahrgenommen, als seien sie wieder rückgängig zu machen. Dem ist nicht so.
Professor Meadows, der Autor des Weltbestsellers „Grenzen des Wachstums“ beantwortet in einem Interview mit dem Titel „Die Welt bricht zusammen“ die Frage: „Seit 1972 warnen Sie unermüdlich vor dem Kollaps. Warum nimmt trotzdem kaum jemand Ihre Warnungen ernst?“ folgendermaßen: „Die Mehrheit der Menschen interessiert das einfach nicht. Die Menschen denken an ihre Freunde, ihren Job, die Uni, aber nicht an die Zukunft. Die Politiker tun das genauso wenig; oder kennen Sie etwa weitsichtige und aufrichtige Politiker, die sich selbst für das Wohl des Landes opfern würden? Nein. Sie denken an die nächsten Wahlen und haben Angst, dass sie ihren Job verlieren.“ (Hartung, Hensel & Kirsten: 2/2007, S.8)
Natürlich, Menschen sind an dem interessiert, was täglich und unmittelbar in ihrem Leben läuft oder passiert und was nicht. Sie sind bemüht, Anschluss zu halten, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen und gesund zu bleiben. Die beiden Ziele, „Lebensunterhalt verdienen“ und „gesund zu bleiben“ schließen sich in heutiger Zeit oftmals aus. Die Erwartungen, was Menschen leisten, und womit sie zu Recht kommen müssen, türmen sich in ihren Leben zu Hügeln und oft zu Bergen auf, die unüberwindlich erscheinen. Menschen sind damit beschäftigt, ihr Leben aufrecht zu halten und haben kaum Zeit, sich mit grundsätzlichen Fragen, wie zum Beispiel, welche Weichen müssen bezogen auf Werte gestellt werden, zu beschäftigen... Wer dies dennoch tut, erlebt, wie dem Anliegen entgegengesteuert wird: in jeder gesellschaftlichen Spate herrscht der Wert des Profits, die Orientierung am Gewinn und an Karriere.
Aber nicht nur Politiker verlieren ihren Job, wenn sie den offiziellen Werten nicht mehr dienen, sondern Tausende Menschen verlieren zusätzlich zum „Job“ noch viel mehr – darüber denkt kaum jemand laut nach. Aber die, die ihn verlieren oder drohen zu verlieren, leben und spüren, woran keiner denken möchte und worüber noch wenig gesprochen wird: Viele Menschen verlieren ihre Gesundheit, ihre körperliche und psychische Funktionsfähigkeit und letztlich ihre Seele. Angst beherrscht Leben, Leib und Seele. Damit lebt es sich dann jeden Tag ein bisschen schlechter. Psychologische Psychotherapeuten und Ärzte gibt es zu wenig, als dass gesagt werden könnte, jeder Mensch in unserer Gesellschaft bekommt die notwendige Unterstützung, damit Gesundheit erhalten bleibt oder wiederhergestellt wird. Zusätzlich wird ein Geschäft aus Krankheit gemacht.
Und diese Tatsache kann nicht das Schlusslicht einer – wenn auch nur technisch und wirtschaftlich – hoch entwickelten Kultur und Welt sein.
Eine Kultur, wie der gegenwärtigen, in der Flügel gestutzt und Wurzeln gekappt werden, um einer platten Ebene von Geschichtsschreibung, die Siegen (Macht) und Erfolgen (Profit/Gewinn/Materie) unter Verleugnung des Leids des je einzelnen Menschen zuschreibt und feiert, verleiht einer trostlosen, künstlichen menschlichen Gleichartigkeit Gewissheit, die letztlich Überleben in der Anpassung garantiert, aber den realen seelischen Landschaften von Menschen weder gerecht wird, noch entspricht.
Noch entspricht ein solches Geschichtsbewusstsein einer in der