Tobias Frei – Erklärungen zum Römerbrief. Tobias Frei
Читать онлайн книгу.kommt. Dies wird auch im Korintherbrief erwähnt (1. Kor 15, 45–49).
Vers 15
Die Übertretung ist in der Fülle nicht zu vergleichen mit der Gnadengabe. Die Übertretung des ersten Adams (Adam, der Mann Evas) hatte zur Folge, dass das nachfolgende Geschlecht sterblich wurde. Das ist allerhand und die Folgen sind sehr weitreichend. Trotzdem bietet die Gnade viel mehr. Die Gnade Gottes ist durch die Tat des letzten Adams (Jesus Christus) für den Menschen erfahrbar. Sie hebt nicht nur die Folgen der ersten Übertretung auf. Die Gnade macht zusätzlich die Geretteten zu Kindern Gottes, zu Menschen mit seiner Natur. Amen.
Verse 16–19
16Und mit der Gabe ist es nicht so, wie es durch den einen kam, der sündigte. Denn das Urteil führte von einem zur Verdammnis, die Gnadengabe aber von vielen Übertretungen zur Gerechtigkeit. 17Denn wenn durch die Übertretung des einen der Tod durch den einen geherrscht hat, so werden viel mehr die, welche den Überfluss der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus. 18Wie es nun durch eine Übertretung für alle Menschen zur Verdammnis kam, so auch durch eine Gerechtigkeit für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens. 19Denn wie durch des einen Menschen Ungehorsam die vielen in die Stellung von Sündern versetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen in die Stellung von Gerechten versetzt werden. (Röm 5, 16–19)
Verse 16. 17
Wie schon im Vers 15 erwähnt, ist es mit der Gnadengabe überhaupt nicht so, wie es sich mit der Übertretung verhält. Die Verfehlung des Einzelnen (Adams) und das Gericht darüber führt zur Verdammnis für die vielen (das ganze Menschengeschlecht, die Nachkommen Adams). Die Gnadengabe durch Christus (die Gabe, die durch einen Einzelnen ermöglicht wurde) löscht viele Übertretungen aus und führt zur Gerechtigkeit. Die Gnadengabe ist um ein Vielfaches wirksamer als die Übertretung.
Die Übertretung zeigt (nur) einen logischen Prozess auf. Durch die Schwerkraft rollen beispielsweise die Steine vom Berg hinab und nicht hinauf. Das ist uns allen klar. Wenn wir also von jemandem mit einer sündigen Natur abstammen, ist es auch logisch, dass wir sie erben. Mit der Gnadengabe verhält es sich aber ganz anders. Die Gnadengabe zeigt ihre übernatürliche Wirksamkeit darin, dass sie – gegen eine Gesetzmäßigkeit – Steine, welche am hinabrollen sind, hinaufrollen lässt. Sünder, welche für den Tod bestimmt waren, dürfen durch die Gnade – gegen den normalen Verlauf – gerechtfertigt werden und landen nicht im Tod (Tal, am Fuße des Berges), sondern dürfen wieder zum Berggipfel hinaufrollen, um Gemeinschaft mit dem Herrn zu haben. Was für eine Herrlichkeit!
Verse 18. 19
Das hier beschriebene Thema ist etwas Zentrales im 5. Kapitel. Überhaupt zeigt uns Gott in diesem Kapitel viele wichtige und grundlegende Dinge auf. In den Versen 1–5 sehen wir, dass wir durch Christus Frieden mit Gott haben, wir für die künftigen Aufgaben ausgebildet werden müssen und die Ausbildung Bedrängnisse beinhaltet. Viele grundlegende Wahrheiten in wenigen Versen! In den folgenden Versen wird uns erklärt, dass die Liebe Gottes so weit ging, zumal Christus für uns starb, wo wir noch Feinde waren. Es wird uns auch viel Mut zugesprochen in Vers 9, welcher zeigt, dass wir nun noch viel mehr Aufmerksamkeit erhalten, wo wir jetzt in der Stellung von Gerechten sind. Anschließend wendet der Heilige Geist ein halbes Kapitel auf, um aufzudecken, wie viel herrlicher und wirkungsvoller die Gnade Gottes im Vergleich zu Adams Tat ist. Das ist sehr bemerkenswert und nicht gering zu achten. Sehr wichtige Dinge in der Bibel werden mehrmals oder viel ausführlicher erwähnt als jene, die zur «normalen» Bedeutsamkeit gehören. Dabei will ich erwähnen, dass es überhaupt keine unwichtigen Dinge in der Bibel gibt. Unterscheidungen zwischen «heilsnotwendig» und «nicht heilsnotwendig» sind böse. Dass das Leben, welches durch Christus kommt und die ganze Menschheit retten kann, ja, die ganze Schöpfung sogar darauf harrt (Röm 8, 20–22), äußerst wichtig ist und darum genau entfaltet werden muss, leuchtet ein, liebe Leserinnen und Leser!
Demzufolge fährt der Apostel auch in diesen beiden Versen weiter mit der Erläuterung dieser Wahrheit: Durch den Ungehorsam eines Menschen (Adam) wurden viele in die Stellung von Sündern versetzt. Durch den Gehorsam eines Menschen (Christus) wurden viele in die Stellung von Gerechten versetzt. Halleluja!
Sehen Sie zwischen den Zeilen auch das Verhältnis zwischen Ungehorsam und Gehorsam? Was streben Sie an im Hause Gottes?
Verse 20. 21
20Das Gesetz aber kam daneben hinzu, damit die Übertretung zunehme. Wo aber die Sünde zugenommen hat, ist die Gnade überreich geworden, 21damit, wie die Sünde geherrscht hat im Tod, so auch die Gnade herrscht durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn. (Röm 5, 20. 21)
Vers 20
Was ist denn nun mit dem Gesetz? Wozu wurde es gegeben? Der Tod war ja schon vor der Gesetzgebung zum Menschen durchgedrungen und offenbarte die Tatsache bereits, dass der Mensch sündig war und sündigte. Der Mensch achtete bereits damals nicht auf sein mahnendes Gewissen, wie er es auch heute nicht tut. Wenn er schon auf sein eigenes Gewissen nicht hören möchte, wie sollte er dann auf ein Gesetz achten?
Dass der Mensch nicht auf sein Gewissen hört, ist offenbar durch die Sterblichkeit (nur wer sündigt, muss sterben, Röm 6, 23) und durch das direkte Wort der Bibel in Röm 1, 18–21. Obschon der Mensch Gott kennt – Gott hat sich ihm offenbart –, kümmert er sich nicht um dessen Anspruch. Auch wenn der Mensch beteuert, Gottes Forderungen zu halten (2. Mose 19, 8), tut er es doch nicht (Jes 5, 24; Jer 6, 19; Hos 4, 6 u. v. a. m.)
Nun, da mögen wir vielleicht denken, dass der ach so stolze Mensch die Gebote Gottes dann halten würde, wenn ihm nur eine übernatürliche Person oder Erscheinung sie brächte. Nun gut, dieser Test kam. Gott selbst schrieb das Gesetz in steinerne Tafeln. Der Mensch sollte seine Chancen bekommen und sein Charakter musste vor Ihm selbst im ganzen Spektrum offengelegt werden, damit er ohne Entschuldigung sei, wenn Gott ihn nach seiner Haltung fragt.
Gott ließ sich so weit herab, eine bereits offenkundige Sache noch gründlicher zu klären, indem Er das Gesetz «daneben» hinzufügte. Das Gesetz veränderte zwischen Gott und dem Menschen nichts. Es machte den Menschen nicht besser. Es konnte ihn auch nicht auf eine höhere Stufe bringen. Es kam im Verhältnis zwischen Gott und dem Menschen, wie erwähnt, daneben hinzu, als ein Instrument, welches hilft, den Zustand des Menschen Gott gegenüber in der ganzen Länge und Breite darzustellen.
Fassen wir zusammen: Der Mensch sündigte von Anfang an. Es war nicht so sehr offenbar, weil er nicht gegen ein geschriebenes Gesetz verstieß, sondern «nur» gegen sein Gewissen, welches er gegebenenfalls als «innere Selbstüberzeugung ohne Gewicht» herunterspielen konnte.
Gott fügte anschließend das Gesetz hinzu. Das hatte zur Folge, dass die Sündhaftigkeit des Menschen viel offenbarer wurde. Es deckte schonungslos auf, was im Menschen ist: Ein totales Unvermögen, Gott zu gefallen. Diese Tatsache wird ausführlich im Römerbrief, Kapitel 7 erläutert. Das Gesetz ist wie ein Röntgenapparat, welcher die Vermutung des Arztes am Patienten bestätigt und selbst dem Patienten durch das Röntgenbild jeden Zweifel nimmt. So bestätigt das Gesetz, dass ein Mensch überhaupt nicht fähig ist, gottesfürchtig zu leben. Wenn das Gesetz sagt, man solle nicht begehren, wacht die Begierde im Menschen auf und überwältigt ihn (Röm 7, 7–11). Es deckt somit auf, dass im Menschen nichts Gutes wohnt (Röm 7, 18). – Das Gesetz kam daneben hinzu und die Sünde steigerte sich.
Wenn wir nun erkannt haben, wie schlimm es um den Menschen steht, dass es keine Form der Selbsterlösung geben kann, dann müssen wir in tiefer Achtung und Bewunderung anerkennen, dass Gottes Gnade im Blick auf die Sünde und der daraus resultierenden abertausenden von Sünden überreich und ohne Maß ist! Was für eine herrliche Gnade, die uns da gegenübersteht! Danke, Herr Jesus, dafür!
Vers 21
Die Gnade ist überreich