Tobias Frei – Erklärungen zum Römerbrief. Tobias Frei
Читать онлайн книгу.zu euch zu kommen – und bis jetzt verhindert worden bin –, damit ich auch unter euch einige Frucht haben möchte, wie auch unter den übrigen Nationen. 14Sowohl Griechen als auch Nichtgriechen, sowohl Weisen als auch Unverständigen bin ich ein Schuldner. 15Dementsprechend bin ich, soviel an mir ist, willig, auch euch, die ihr in Rom seid, das Evangelium zu verkündigen. (Röm 1, 13–15)
Vers 13
Paulus schildert hier nochmals seine Sehnsucht nach der Gemeinde in Rom. Weiter schreibt er, dass er in Rom Frucht haben möchte, wie auch unter den übrigen Nationen. Die Ungläubigen unter den Nationen (Völkern) bringen keine Frucht vor Gott. Vielmehr häufen sie Sünde an Sünde (Röm 6, 21). Die Früchte, die Paulus sucht, sind solche, welche die Heiligen (Christen) hervorbringen sollten, wie auch Bekehrungen durch die Verkündigung des Evangeliums. Doch, wie erwähnt, sollten die Heiligen Früchte hervorbringen (Mt 13, 23; Lk 3, 9; Lk 12, 47; Joh 15, 2; Joh 15, 16). Das Wachstum dieser Früchte durch die Heiligen konnte und wollte Paulus unterstützen, indem er sie im Weg weiter unterwies. Auf diesem Weg entstand auch dieser vielsagende Brief an die Römer, in den er sehr viel Lehre packte. Die Christen sollten ihren Weg und ihren Auftrag kennen und nicht ins Ungewisse laufen oder kämpfen, wie einer, der in die Luft schlägt (1. Kor 9, 26).
Liebe Leserin und lieber Leser! Bitte halten Sie an dieser Stelle kurz inne und denken Sie über Ihren Auftrag und die daraus resultierenden Früchte nach. Stimmt Ihr Leben mit dem göttlichen Auftrag überein? Ist Ihr Leben fruchtbringend? Bringen Sie die Tugenden durch Gottes Hilfe mit, die im Galaterbrief (Gal 5, 22) aufgezählt werden?
Vers 14
Paulus bezeichnet sich als Schuldner gegenüber allen Völkerschichten, seien sie primitiv oder hochgebildet, seien sie aus den Griechen oder anderen Völkern. Paulus’ Auftrag war klar definiert: Er war der Apostel (Gesandte) für die nichtjüdischen Völker (Röm 11, 13). Er war ihr Schuldner, er hatte den Auftrag, sie zu unterweisen. Schlimm, wenn er diesem Auftrag nicht Folge geleistet hätte – er hätte den göttlichen Befehl missachtet. Dazu schreibt er: «Denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündigte» (1. Kor 9, 16).
Jeder Christ hat einen göttlichen Auftrag (Joh 15, 16). Sind Sie mit Jesus verknüpft und kennen Sie Ihren Auftrag? Sollten Sie ihn nicht kennen, bitte ich Sie eindringlich, Gott um Klarheit zu bitten und anschließend den vorgelegten Weg zu gehen. Oder wollen Sie am Ende Ihres Lebens mit dem Vorwurf, ein fauler Knecht zu sein (Mt 25, 26), konfrontiert werden?
Vers 15
Paulus hatte sich entschieden, Gott zu gehorchen. Er war willig, Gottes Auftrag zu erfüllen und nicht ein Knecht Gottes, der «Ja» sagte und «Nein» meinte (Mt 21, 28–31).
Wir Christen sind für Gott erkauft und somit Ihm Schuldner. Gott darf von uns Gehorsam verlangen, denn Er hat uns erkauft durch das Blut seines Sohnes. Wer nun den Willen Gottes kennt, ihn aber nicht tut, wird am Ende härter bestraft als jemand, der ihn nicht kannte. Doch bestraft werden beide, der Erstere wegen direkter Rebellion, der Zweite, weil er den Willen Gottes nicht gesucht hat (Lk 12, 47). Dies mag hart tönen und wird vielerorts nicht mehr in Predigten erwähnt, ist jedoch Tatsache. Dazu möchte ich aber nicht unterlassen zu bemerken, dass der Dienst Jesu ein leichter ist. «Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht», spricht der Herr. Die Arbeit, die der Herr uns aufträgt, ist viel leichter als die Sklaverei der Sünde. Letztere findet ihr Gesicht in Ägypten, wo das Volk Israel unter der Sklaverei ächzte (2. Mose 2, 24) und erdulden musste, dass seine Kinder umgebracht wurden (2. Mose 1, 22). Der Herr ist nicht so mit seinem Volk. Lesen wir dazu Psalm 23! Dazu eine kleine Passage: «Er lagert mich auf grünen Auen, er führt mich zu stillen Wassern. Er erquickt meine Seele. Er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen.»
Gott peitscht sein Volk nicht, wie der Pharao Ägyptens mit Israel verfuhr. Der wahre Gottesdienst ist keiner, der im Nervenzusammenbruch enden sollte (Hos 11, 4; Mt 11, 30; 1. Joh 5, 3). Fragen Sie den Herrn, liebe Leserin und lieber Leser, ob es der Wille des Herrn ist, wenn Sie nicht zur Ruhe kommen. Fleißige Dienerinnen und Diener können der Gefahr erliegen, über den Auftrag hinaus dienen zu wollen. Dies hat auch mit Eigenwillen und Ungehorsam zu tun. Ein Bauarbeiter soll eine zwei Meter hoch geplante Mauer nicht drei Meter hoch bauen, ansonsten wird der Bauherr nicht beeindruckt sein. Beachten wir auch die Stellen in der Bibel, die deutlich aufzeigen, dass der Herr Ruhezeiten für die Jünger bzw. sein Volk einplante (Ps 122, 6; Pred 4, 6; Jes 30, 15; Mt 11, 28. 29; Mk 6, 31; 1. Joh 3, 19).
Verse 16–18
16 Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, ist es doch Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen. 17Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: «Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.» 18Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten, (Röm 1, 16–18)
Vers 16
Paulus schämt sich des Evangeliums nicht: «Es ist die Kraft Gottes zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen.» Das Evangelium ist die einzige wirklich rettende Botschaft für den Menschen.
Die Sünde hat die Verbindung zu Gott aufgehoben (Jes 59, 2). Der sündige Mensch (Ps 14, 3) war ohne Aussicht auf Rettung, nur in furchtbarer Erwartung des Gerichtes Gottes – eines völlig gerechten Gottes, der parteilos und ohne Ansehen der Person richtet. Kein Mensch kann in Gerechtigkeit vor Gott stehen. Jede und jeder hätte das Urteil «Schuldig!» erhalten, wenn nicht Gott selbst dem Menschen mit dem Evangelium entgegengekommen wäre. Das Evangelium ermöglicht dem Menschen Unmögliches: eine unverdiente Befreiung von Schuld und Sünde durch die Tat Jesu Christi am Kreuz.
Prediger des Evangeliums, wie Paulus einer war, rufen den Menschen zu: «Das ist das Wort des Glaubens, das wir predigen, dass, wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst» (Röm 10, 8. 9).
Nur durch das Wissen, dass Gott für den Menschen einen Rettungsplan hat, konnten die Söhne Korachs sagen: «Du hast vergeben die Ungerechtigkeit deines Volkes, alle ihre Sünde hast du zugedeckt» (Ps 85, 3). Der völlig gerechte Gott hätte die Menschheit insgesamt schuldig sprechen müssen, hätte nicht Jesus Christus die Sünde der Welt auf sich genommen (Jes 53, 5). Weil das von jeher Gottes Plan war, konnten die Söhne Korachs auch sagen: «Gnade und Wahrheit sind sich begegnet, Gerechtigkeit und Frieden haben sich geküsst» (Ps 85, 11). Das Unmögliche geschieht für den Sünder: Die Gerechtigkeit, welche unseren Tod forderte (Röm 6, 23), verträgt sich mit dem Frieden! Gelobt sei der Herr!
Dass Paulus an dieser Stelle schreibt, das Evangelium sei für den Juden zuerst, bedeutet, dass den Juden zuerst die gute Botschaft gepredigt wurde, ja noch mehr, dass das Heil aus den Juden kommt, denn Jesus war auch ein Jude (Mi 5, 1; Mt 1, 3). Doch es sollte nicht nur den Juden vorbehalten bleiben, auch die Griechen (alle nichtjüdischen Völker) sollten in den Genuss des Segens kommen (Apg 11, 18).
Vers 17
Gottes Gerechtigkeit wird im Evangelium geoffenbart. Wie kommt sie zum Menschen? Kann der Mensch sie durch einen Glauben an sich selbst oder ein Selbstverbesserungsprogramm erlangen? Kann sich ein Mensch durch Atem- oder Körperübungen dem Ziel nähern? Nein! Diesbezüglich gilt einzig:
8 Und Gott, der Herzenskenner, gab ihnen Zeugnis, indem er ihnen den Heiligen Geist gab wie auch uns; 9und er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, da er durch den Glauben ihre Herzen reinigte. (Apg 15, 8. 9)
Petrus spricht hier von den Völkern (Nationen), die, wie Israel, durch den Glauben an Christus gereinigt werden. Christus ist die einzige Türe zu Gott (Joh 14, 6). Die Gerechtigkeit Gottes kommt also durch den Glauben an Christus zum Menschen. Dass Gott den Menschen durch Glauben rechtfertigt, wird uns schon im Alten Testament vorausgesagt