Türkei im November - Wir wagen eine Billigreise. Kalika Häring
Читать онлайн книгу.dass die beiden Penner mal langsam in die Gänge kommen könnten.
So etwas ist uns auch noch nicht passiert, dass auf einem Flughafen gehetzt wird, eher ist man auf stundenlange Verspätungen eingestellt, aber in der Tat sitzen wir kaum in den wieder einmal extrem engen Sitzen von SunExpress, kaum ist angeschnallt, da rollt der Flieger schon rückwärts.
Meine Güte auch, so eine Eile.
Es ist eng, große Menschen haben zu leiden, aber liebenswerterweise rückt die Dame neben uns in die nächste Sitzreihe um, die zum Glück noch frei ist, und ermöglicht uns damit ein einigermaßen komfortables Sitzen, wobei der Komfort wirklich am untersten Ende angesiedelt ist.
Den Kapitän kann man nicht verstehen, Getränke und Essen bezahlt man selber, aber das geht in Ordnung, denn wozu muss man während einer Flugreise, mitten in der Nacht noch dazu, essen und trinken.
Zum Glück ist der Magen mit dem Marche´- Brötchen noch gut gefüllt und nörgelt nicht unnötig herum.
So, es ist vier Uhr in der Nacht und vielleicht ist ja noch ein kleines Schläfchen drin.
Erwarten uns wirklich uralte Klapperbusse und Hotels, wo vielleicht der Wasserhahn nicht funktioniert?
In knapp vier Stunden wissen wir mehr, denn es ist beabsichtigt, pünktlich gegen acht in Antalya zu landen und in der Türkei gehen die Uhren eine Stunde vor.
Bis dahin gelingt das fast Unmögliche:
Wir versinken trotz unverständlichem Geplärre aus dem Lautsprecher und trotz herumfahrender Zigarettenverkäuferinnen in einen kurzen, aber intensiven Schlummer, erwachen einigermaßen ausgeruht durch eine gewisse Unruhe an Bord und werden belohnt mit einem sensationellen Blick aus dem kleinen Kabinenfenster:
Hoch über den Wolken schweben wir und ganz hinten am Horizont macht sich gerade die Sonne daran, in einen neuen Tag zu starten.
Ein phänomenaler Sonnenaufgang bietet sich uns und langsam beginnt der Feuerball, die Wolken von oben zu bescheinen, wodurch der Eindruck erweckt wird, als würden wir geradewegs über einem riesigen Meer von Wattebällen dahinschweben, langsam senkt sich der Flieger immer tiefer hinein in die Watte, sie wird dichter, es ruckelt kurz, wir versinken in dem weißen Gewölk und plötzlich:
Unter uns erscheint das schöne blaue Meer, einzelne Schiffchen mittendrin, man erkennt schon die weißen Schaumkronen und dann liegt plötzlich Antalya unter uns.
Ganz deutlich können wir jetzt die Stadt erkennen mit den langen Landebahnen des Flughafens, die direkt in das Meer zu verschwinden scheinen.
Eine kleine Runde noch mit schräg gelegten Flügeln, von allen Seiten Raunen und Staunen über diesen herrlichen Ausblick und endlich senkt sich der Flieger auf eine der Bahnen, setzt auf, ruckelt kaum, Landung perfekt geglückt, andere, schon wieder startbereite Flieger ziehen vorbei, wir rollen langsam an die Flughafenhalle und schon geht es los.
Gurte klicken, die ersten Menschen stehen auf, schnappen ihr Gepäck, stehen etwas ungeduldig hinter langsameren Mitreisenden, endlich sind auch die so weit und wir werden von einem freundlichen Stewart vorne vor dem Cockpit verabschiedet.
"Auf Wiedersehen, eine schöne Reise noch, Sie werden schönes Wetter haben, viel Spaß..."
"Hosgeldiniz" grüßt uns ein großes Schild um acht Uhr Ortszeit auf dem Flughafen Antalya, gesprochen klingt das "hoschgeldinis" und meint herzlich willkommen.
Willkommen kann sich hier fühlen.
Antalya ist ein Flughafen für Touristen, großzügig, hell, modern und mit einem riesigen Wasserbecken, in dem es sprudelt und rauscht und Urlaubslaune verbreitet.
Die Passkontrolle funktioniert reibungslos, die Kofferabholung ebenfalls, Geld kann man hier bereits am Automaten ziehen, die Toiletten sind sauber und gepflegt und der Ausgang, cikis, deutlich gekennzeichnet.
In kurzer Zeit sind wir durch, stehen plötzlich draußen in der warmen Luft, freuen uns über Palmen und darüber, dass bereits ein Bus bereitsteht und unsere Namen einzeln aufgerufen werden.
"Familie Sowieso bitte hierher, Ehepaar ....... bitte hier in den Bus, ja, das ist Ihr Bus, ja, wir fahren in ungefähr fünfzehn Minuten, selbstverständlich, Sie können noch eine Zigarette rauchen, suchen Sie sich einfach schon mal einen Platz, das Gepäck besorgt der Busfahrer, darum müssen Sie sich nicht kümmern..."
Wir fühlen uns irgendwie komfortabel und gut versorgt, haben keinerlei Stress, müssen uns um nichts kümmern und können einfach mal dastehen, den wedelnden Palmen zuschauen und die laue Morgenluft genießen.
Es riecht ein wenig nach Meer und Sommer und vor allem nach Urlaub.
Wie war das noch mit der Billigreise? Schlechte Busse? Viehtransport? Luftmatratze mitbringen?
In dem Moment auf dem Flughafen von Antalya, im Angesicht der schaukelnden Palmen, dem wirklich sehr komfortablen Reisebus, in den gerade unser Gepäck verladen wird, der angenehm weichen Luft und der Sonne, die langsam anfängt, sich richtig breit zu machen, vergessen wir alle unsere Bedenken und haben schon jetzt das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben.
Die Mitreisenden werden noch kurz ins Visier genommen.
Ein paar Jüngere sind dabei, viele Mittelalte und vielleicht ein paar Ältere. Aber irgendwie wirken sie alle belastbar und scheinen sich auf die Reise zu freuen.
Keine sauertöpfischen Mienen zu entdecken und keine Leute, die offensichtlich darauf warten, hier könnte irgend etwas schiefgehen.
Im Gegenteil.
Die Laune ist allgemein gut, ein dynamischer Herr tritt auf uns zu und bittet uns, jetzt doch langsam einzusteigen.
Der Busfahrer sitzt schon auf seinem Platz, wir haben uns ebenfalls eingerichtet und vorne nimmt der dynamische mittelgroße mitteljunge Mann das Mikrofon in die Hand, um uns im Namen der Firma RSD in gut verständlichem Deutsch zu begrüßen.
"Mein Name ist Merdan. M e r d a n! Denken Sie einfach an Mörder, dann merkt es sich vielleicht besser.
Unser Busfahrer heißt Kemal, das ist wirklich typisch türkisch und Sie werden sich das bestimmt gut merken können.
Kemal und ich, wie gesagt, Merdan, wir werden Sie jetzt eine ganze Woche lang begleiten und ich darf Ihnen gleich zu Beginn der Reise die Dinge erklären, die meistens für etwas Missstimmung sorgen.
Sie haben eine Reise gebucht, die den Flug, die Hotels, das Frühstück, den Bus, den Fahrer und mich beinhaltet.
Ich darf Ihnen jetzt erklären, dass wir eine lange Reise durch das Land vor uns haben und wahrscheinlich haben Sie schon gelesen, dass die Ausflüge optional sind.
Sie können jetzt sagen, ich mache alles auf eigene Faust, bitteschön, das können Sie machen, aber ich biete Ihnen im Namen der Reisegesellschaft an, das Paket für 129 Euro zu erwerben, was für Sie alle Eintrittsgelder wie auch ein tägliches Abendessen beinhaltet.
Dazu biete ich Ihnen noch ein Paket für 99 Euro an, das auf der gesamten Strecke für jeden Tag ein Mittagessen für Sie bereithält und ich kann Ihnen sagen, Sie können gern darauf verzichten und versuchen, woanders zu essen.
Wollen Sie wissen, was passiert mit den Menschen, die das Paket nicht buchen? Kein Problem! Sie werden nicht mitkommen und werden vor dem Bus warten, während wir beim Essen sind oder unsere Besichtigungen machen.
Sie können gerne draußen warten, der Bus wird allerdings verschlossen bleiben und erwarten Sie bitte nicht, dass überall dort, wo wir halten werden, auch Restaurants sind, in die Sie gehen können.
Manchmal haben Sie Glück und es gibt eines, aber häufig werden Sie auch keines finden.
Ich weiß, liebe Gäste, Sie werden jetzt sagen, ich muss nicht den ganzen Tag essen und mir reicht das Frühstück. Aber bitte sehen Sie davon ab, morgens im Hotel ein Paket zusammenzupacken und Essen mitzunehmen.
Dann würde ich als Reiseleiter nämlich angesprochen werden, dass