Laufet, so werdet ihr finden. Meike Scharff
Читать онлайн книгу.gerate. Die Vorstellung, ohne Spanischkenntnisse mit ihm auch noch zu telefonieren, belustigt mich.
Schließlich verabschieden wir uns mit einer Umarmung. Miro wünscht „buen camino“, ich suche mir eine Unterkunft.
Sahagún bietet einige Möglichkeiten, ich entscheide mich für eine Unterkunft im Kloster, Pilger bezahlen dort für ein Einzelzimmer einen ermäßigten Preis. Im Bad wasche ich erst mal die durchgeschwitzte Kleidung und hänge sie über der Badewanne zum Trocknen auf. Anschließend suche ich eine Apotheke und kaufe dort drei Packungen Blasenpflaster, im Supermarkt ergänze ich meinen Proviant durch Zwieback, Erdnüsse und Kekse.
Von einem Moment zum anderen überfällt mich eine wahnsinnige Müdigkeit, meine Beine werden weich, ich kann kaum noch laufen. Wegen des hungrigen Ziehens in meinem Magen gehe ich jedoch nicht in mein Zimmer, sondern zu dem kleinen Platz in der Innenstadt. Leider steht nur „Käsebrot“ als einziges vegetarisches Gericht auf der Schiefertafel. Immerhin muss ich nicht Hunger leiden! Mir fallen fast die Augen zu. Nach dem Essen kehre ich zurück ins Kloster und lege mich gegen 18 Uhr in dem karg eingerichteten Zimmer, in dem lediglich eine Kruzifix an der Wand hängt, auf das frisch bezogene Bett.
Um 20 Uhr schaffe ich es dennoch, mich zur Pilgermesse aufzuraffen. Da es keine innerklösterliche Verbindung zur Kirche gibt, trete ich aus der großen Eingangstür ins Freie. Es nieselt etwas. So schnell es in Badelatschen eben möglich ist, husche ich um die Ecke und trete in die Klosterkirche ein. Betreten sehe ich auf meine Füße. Die Latschen passen gar nicht zum Kirchenambiente. Was soll’s – in Wanderschuhen mag ich keinen Schritt mehr gehen.
Während der Messe in der düsteren Kirche betrachte ich das barocke Altarbild mit all den pausbäckigen Engeln auf riesigen Wolken. Ich finde es nicht besonders schön – bin aber dennoch beeindruckt, weil es sich mit seinem Kitsch von der Kunst in großen Kathedralen abhebt. Dort hätte man das Altarbild in Laufe der Jahre sicherlich durch ein schöneres ersetzt. Die Messe wird auf Spanisch abgehalten. Schräg hinter mir sehe ich noch eine weitere Frau auf den Besucherbänken, die Nonnen dagegen sitzen seitlich im Altarraum. Dann winkt uns eine von ihnen nach vorne. Eine andere verliest einen Text, währenddessen nicke ich aufs Geratewohl. Sie wünscht uns eine frohe Ankunft in Santiago und spendet uns den Pilgersegen. Anschließend werden wir nach unseren Herkunftsländern befragt. „Alemania“ sage ich, „Ireland“, die andere Pilgerin.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.