Von Stalingrad bis Kursk. Henning Stühring
Читать онлайн книгу.haben. Der Kampfwagen explodiert in einer 100 Meter hohen Feuer- und Rauchsäule. Von der fünfköpfigen Besatzung bleibt nichts mehr zum Beerdigen übrig. Ein böses Omen. In den Folgetagen läuft sich der Angriff fest. Eingegrabene, vorzüglich getarnte und noch schwerer auszuschaltende T 34 sowie eine Pak-Front, bestehend aus rund 40 Ratsch-Bumm-Geschützen, Kaliber 7,62 Zentimeter, fordern ihren Tribut. Das Panzerregiment 21 verliert 30 Kampfwagen, davon 13 Totalausfälle, die nicht wieder repariert werden können.
Nicht besser ergeht es den anderen Großverbänden der 2. Panzerarmee. Bei der 9. Panzerdivision zählen die Kompanien in der HKL gerade noch zehn bis 15 Mann. Am 22. August wird die Offensive abgebrochen, das Nordufer der Schisdra geräumt. Für Hitler ist das Unternehmen rückblickend „unser kapitalster Fehler in diesem Jahr“. Zumindest lässt der Verlauf der Operation „Wirbelwind“ abermals erahnen, wie schwer eine neuerliche Moskau-Offensive zu diesem Zeitpunkt gewesen wäre, speziell wenn der Großraum Brjansk-Orel die Basis dazu gebildet hätte.
Im August 1942 fallen an der Ostfront auf deutscher Seite 62.000 Mann. Das entspricht einer verheerenden Todesquote von gut 2.000 Mann pro Tag. Dass die Rote Armee im Jahresverlauf durchschnittlich fünf- bis sechsfach höhere Verluste als die Wehrmacht hinnehmen muss, macht das Ausbluten der Wehrmacht-Verbände nicht erträglicher, zumal der Gegner laufend Ersatz nachschiebt. Zwar mögen die Verpflegungsstärken (Gesamtkopfzahl) der einzelnen Ostdivisionen auf den ersten Blick noch eine relative Stärke ausdrücken. Aber die Wahrheit ist komplizierter. Die eigentliche Kampftruppe (Infanterie, Panzergrenadiere, Sturmpioniere), quantitativ erfasst in der sogenannten Gefechts- oder Grabenstärke, erleidet überproportional hohe Verluste. Mit anderen Worten: Das Rückgrat des deutschen Heeres ist angeknackst. Als Hitler auf die besonders hohen Verluste unter dem Offiziersersatz hingewiesen wird, soll er allerdings nur ungerührt entgegnet haben:
„Aber dafür sind die jungen Leute doch da!“89
BArch, 101I-461-0213-34
Ein „Tiger“ wird aufmunitioniert. Im Sommer 1942 kommt der neue deutsche Wunderpanzer erstmals zum Einsatz. Hitler bestimmt dafür das völlig ungeeignete Sumpf- und Waldgelände südöstlich von Leningrad. Entsprechend dürftig fällt die Front-Premiere aus.
BArch, Bild 183-B28557
An der Nord- und Mittelfront herrscht 1942 Stellungskrieg. Ohne Spaten läuft hier nichts. Jeder Landser weiß: Tief eingraben spart viel Blut.
BArch, 183-B28046
Major Werner Mummert, Kommandeur der Aufklärungsabteilung 256, erhielt am 17. August 1942 für die Einsätze in der Sommerschlacht um Rschew das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.
BArch, Bild 183-P0402-011
Generaloberst Schukow (M.) leitete im Sommer 1942 die Großoffensive der Roten Armee im Raum Rchew. Der Angriff scheiterte unter horrenden Verlusten.
BArch, Bild 183-B28556
Kurze Kampfpause nach einem Gegenangriff im Raum Orel. Alltag auf einem Nebenkriegsschauplatz, während im Süden die große deutsche Sommeroffensive rollt.
IV. „Fall Blau“
28.06.1942-25.07.1942
„Weiter, nur weiter, so denken wir, der verdammte Krieg soll möglichst rasch beendet werden […] Unsere Stimmung ist selten so gut wie bei diesem Vormarsch.“
Der Soldat Hans Heinz Rehfeldt90, Angehöriger der motorisierten Infanteriedivision Großdeutschland, über die vorherrschende Gemütslage der Landser am 22. Juli 1942.
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„Vor Stalin muss man unbedingten Respekt haben. Er ist in seiner Art schon ein genialer Kerl!“91
Der Führer Adolf Hitler, ebenfalls am 22. Juli, über seinen Kontrahenten im Kreml. „Wenn Churchill ein Schakal sei, so sei Stalin ein Tiger.“92 Und der sowjetische Diktator scheint nicht minder fasziniert von Hitler zu sein. Stalin lässt sich jedenfalls über alle Einzelheiten aus dem Leben seines Gegenspielers vortragen.
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„Da mit Verminung zu rechnen ist, ist für Bereitstellung von Minensuchgerät 42 (Juden oder gefangene Bandenangehörige mit Eggen und Walzen) in ausreichender Zahl zu sorgen.“93
Ein Wehrmachtbefehl, der von der völligen Verrohung der Kriegführung im Osten zeugt. Dazu gibt es ein erschütterndes Fotodokument, das eine russische Zivilistin beim Durchwaten einer Flussfurt zeigt. Auf der Rückseite der Bildserie „Vom Donez zum Don“ hat ein deutscher Soldat zynisch vermerkt: „Die Minenprobe“.
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