Die Pyrenäenträumer. Wolfgang Bendick
Читать онлайн книгу.wären. Dort, wo die Seitenmauer hinkommen solle, legten wir auf der ganzen Länge weitere Vierkantgeflechte aneinander. Die Breite der Betonplatte von 1,80 m war bedingt durch 30 cm Mauer, außen von ihr 10 cm Plattenüberstand, der Rest von 1,40 m war Gang und Futterablage.
Fundament Vorderseite links
Wir setzten den Betonmischer hinterm Traktor in Betrieb und machten die erste Mischung. Wir hatten uns vorgestellt, mit dem Mischer den Beton direkt auf die zu betonierende Fläche zu leeren. Das ging aber gar nicht so einfach, wie wir gedacht hatten. Irgendwie kamen wir nicht nahe genug ran, um ausreichend zur Mitte hin ausleeren zu können. Die folgenden Mischungen leerten wir deshalb in die Schaufel des Frontladers, gleich drei auf mal, manchmal sogar vier und fuhren damit zur Baustelle. So ging das Verteilen schon besser! Und vor allem konnte jemand in der Zeit, wo wir abluden schon den nächsten Mischer füllen. Einer stampfte mit Stiefeln im Beton, verteilte ihn mit dem Rechen und verdichtete ihn. Wenn wir den Eindruck hatten, dass dabei das Eisengitter abgesackt war, fischten wir es mit einem Handhaken, der sonst zum Manipulieren der Heuballen diente, und hoben es etwas an. Als ein paar Meter fertig waren, zogen zwei Leute mit einer Alu-Leiste auf der Oberkante der Schalbretter durch Hin- und Herbewegungen die Oberfläche ab. Nach einer Weile dann wurde mit der Traufel kreisförmig gerieben, Luftbläschen stiegen auf, dann bildete sich ‚Zementmilch‘ an der Oberfläche. Fertig! Jemand richtete am Ende mit einer Wasserwaage nochmals genau die aus dem Beton ragenden Viereck-Geflechte aus.
Es ist immer gut, eine Plastikfolie bereit zu haben, um den Beton abzudecken falls Regen kommt, oder bei Frost. Auch wird ein Beton härter, wenn er nicht der Sonnenbestrahlung ausgesetzt ist und zu schnell trocknet. Lieber eine Folie darüberlegen, damit er feucht bleibt. Oder mit Wasser besprenkeln. Zement muss langsam abbinden, nicht trocknen! Er ist kein Kleber! Je weniger Wasser man beim Mischen verwendet, um so solider wird Beton. Wichtig ist gründliches Verdichten, durch Rüttelmaschinen, Stampfen und durch mit dem Hammer gegen die Schalung schlagen. Vorausgesetzt, diese ist solide genug gebaut! (Später, als wir die Mistablage betonierten, entdeckte ich eine Abziehleiste mit Rüttelmechanismus, mit einer Art Mopedlenker und angetrieben von einem Zweitaktmotor, die man sich ausleihen konnte. Was hätten wir uns an Arbeit sparen können, wenn wir das früher gewusst hätten!) Auch ist es ratsam, einen Scheinwerfer oder Lampen bereit zu haben, denn das Gießen einer Betonplatte kann man nicht einfach so aufhören. Sie muss in einem gegossen werden! Und das kann sich manchmal bis in die Nacht hinziehen.
Über Nacht hatte der Beton genügend angezogen. Wir konnten uns an das Gießen des vorderen Abschnittes machen, der im aufgefüllten Bereich lag. Hier legten wir unter dem vorgesehenen Wand-Verlauf zwei Vierkantgeflechte aus. Die Vorderseite schalten wir L-förmig ein, auf eine Breite von 1 m, so, dass ein durchgehendes Fundament von der Gebäudeecke bis zum Stalleingang reichte, also die zwei Sockel miteinander verband und zugleich das restliche Stück Bodenplatte beinhaltete.
Vorderes Fundament
Als nächstes kam nun die Fläche dran, worauf später die Kühe zum Stehen oder Liegen kommen sollten. Diese war 1,90 Meter tief und endete hinten am Dunggraben. Wir mussten hierzu die Betongitter knicken, damit sie im hinteren Rand der Platte bis an den unteren Rand des Grabens gingen. Dazu spannten wir den Rand eines Gitters mit Zwingen zwischen zwei Bretter, legten diese auf Hohlblocksteine und bogen das Gitter nach und nach auf 90°. Im Graben, da er tiefer als der Rest war, benutzten wir die 35 cm breiten Bohlen als Schalung, gut verkeilt mit Hohlblocksteinen. Da in dieser Fläche später die Rohre der Boxen und der Anbindekonstruktion eingelassen werden sollten, schnitt ich mit einem gezahnten Brotmesser 10x10cm breite Stückchen aus Styropor, 15 cm hoch und befestigte sie mit einem langen Nagel an den entsprechenden Stellen im Boden. Hier war ein sehr genaues Ausmessen notwendig! Später, als das Gebäude fertig war, war es ein Leichtes, das Styropor herauszupuhlen um die Rohre in den Löchern zu verankern. Es erwies sich als praktisch, etwas Farbpulver an diesen Stellen auf den frischen Beton zu streuen oder mit einem Markierspray zu kennzeichnen, denn bis wir die Rohre setzten, vergingen zwei Jahre. Durch die bei der Holzarbeit anfallenden Späne und Regen war bis dahin der meiste Beton braun geworden, bedingt durch die sich aus dem Holz herauslösende Gerbsäure.
Beim Mischen ist es notwendig, die Verhältnisse der Zutaten zu respektieren. Bei Beton nimmt man 1 Schaufel Zement für 4 Schaufeln Sand. Bei Mörtel, zum Verlegen der Steine, braucht man 1 Schaufel Zement für 3 Schaufeln Sand, zum Verputzen 1 Schaufel auf 2. Als Regel gilt: Je feiner das Granulat, umso mehr Zement. Mit der Zeit bekommt man auch die notwendige Wassermenge heraus. Diese hängt etwas von der Feuchtigkeit des Sandes ab. Die erste Mischung kann man trocken mischen, dann das Wasser hinzugeben. Da sich anschließend aber leicht eine Zementschicht in der Mischertrommel ansetzt, ist es praktisch, zuerst einen Teil des Wassers hineinzugeben, dann etwas Kies oder Sand, der die drehende Trommel reinigt, dann nach und nach die anderen Zutaten. Ist eine Mischung zu nass, Zement und Granulat im richtigen Verhältnis hinzufügen, bis die Konsistenz wieder stimmt!
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Sehr wichtig ist, nach der Arbeit alles Werkzeug und Geräte gut zu waschen. Etwas Wasser in den Mischer geben, ein wenig Kies und die Trommel so positionieren, dass sie überall blank geschliffen wird. Den Mischer auch von außen reinigen und bisweilen den Mechanismus schmieren! Dann Mischerinhalt in die Schubkarre leeren, die Karre damit ausschwenken und mit einem viereckigen Tapeziererquast waschen und ausleeren. Haftet in der Trommel oder an den Misch-Zinken fester Zement, kriegt man diesen durch Schlagen mit einem Hammer weg. Vorsicht, nicht die Trommel verbeulen! Normalerweise kann man den im Waschwasser befindlichen Kies beim nächsten Mal wiederverwenden, notfalls mit der Schaufel etwas zerbröseln. Der beste Ort zum Waschen von Kellen, Wasserwaage und dem ganzen Rest ist die Schubkarrenwanne. Gespülte Werkzeuge hochkant in einen Eimer stellen, damit sie ablaufen können und wegräumen. Hände gut spülen, trocknen und eventuell eincremen.
Mistgraben und Mittelgang
Keinen Zement anfassen! Er greift die Haut an und laugt sie aus. Kalk ebenfalls. Nur Gips ist neutral. Man sollte immer saubere Griffe an den Werkzeugen haben! Zum Arbeiten sind Gummihandschuhe hilfreich, die auf dem Handrücken Baumwollgewebe besitzen und ebenfalls an den Handgelenken. Diese sind meist an ihrer tief rostroten Farbe erkenntlich. Darin schwitzen die Hände nicht und die Gummischicht ist durch das Baumwollgewebe angenehm auf der Haut. Praktisch ist, falls sie nass werden, sie zum Trocknen auf Schaufelstiele zu stülpen. Sie können Monate halten und schützen vor allem beim Verlegen von Hohlblocksteinen gegen Einklemmen und Abschürfen. Nach Beendigung des Tagwerkes sollte man nochmals zur Baustelle gehen. Das gibt einem nicht nur das Gefühl von Zufriedenheit über das Geleistete, sondern oft bemerkt man, dass man etwas vergessen hatte, schrägt schnell noch eine scharfe Kante ab oder man bekommt Einfälle für den nächsten Tag. Manchmal ging ich auch nachts hinauf und setzte mich wo hin, vor allem, wenn mich der Vollmond nicht schlafen ließ.
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Wichtig ist die Vorbereitung der Baustelle. Bevor die Mannschaft antritt, sollten alle Materialien aufgefüllt werden. Das machte ich meistens abends. Strom muss da sein, Wasser. Vor Beginn sollte man eine kurze Lagebesprechung mit den Anwesenden abhalten, damit jeder weiß, was für den Tag vorgesehen ist. Auch nach Vorschlägen der Arbeiter fragen! Lob motiviert mehr als ‚In-den-Arsch-treten‘! Wer die Hände in die Taschen tut, zahlt am Feierabend eine Runde Bier… Oder am Ende des Arbeitstages gemeinsam bei einem Bier (und/oder Joint) die Baustelle beschauen. Denn so bekommt man großartige Ideen!
Anschließend gossen wir den mittleren Teil der Bodenplatte, natürlich auch mit Stahlgitter, 2 m breit, worauf später die zwei Pfeiler (30 cm Durchmesser) zu stehen kommen sollten, um den Heuboden zu stützten. An den vorgesehenen Stellen steckten wir 50 cm langes Vierkantgeflecht in den frischen Beton. Der Platte selber gaben wir eine leichte Neigung zu den Dungrinnen hin (2 cm auf 1m Breite), damit der Urin abfließen konnte, falls eine Kuh mal zu viel Druck hatte...