Atemlos am Kilimanjaro. Bernd Schuster
Читать онлайн книгу.on>
Impressum:
Atemlos am Kilimanjaro
Bernard Le Cordonnier
Copyright: 2013 by Bernard Le Cordonnier
published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN: 978-3-8442-7861-3
Inhaltsverzeichnis:
Im Land des „Commandante“ und der „Cohibas“
Auf Hanibals Spuren über die Alpen
Durch die Wüste
Auf wilden Pfaden durch die Sinai
Gelber Sand liegt in der diesigen Luft. Die Nachmittagssonne steht am 21. März schon schräg über dem „Sharm el Sheik International Airport“ in Ägypten. Im Landeanflug bewundere ich hohe, rot schimmernde Berge, die ebenso gut auf dem Mars stehen könnten. Abenteuer liegt in der Luft und vor mir und meinen 6 Gefährten rund 300 Kilometer Sand und Steinwüste, die wir mit Mountainbikes und Kamelen in 6 Tagen bezwingen wollen. Es geht von Nuweiba am „Golf von Akaba“ nach Al Tur am „Golf von Suez“ des „Roten Meeres“. Wir werden im Sand mit sehr wenig Reifendruck unterwegs sein, um überhaupt vorwärts zu kommen.
Dabei steigt das Risiko, wegen eines herumliegenden Felsbrockens einen Durchschlag auf die Felge und ein Loch im Schlauch zu riskieren. Zudem gibt es Dornbüsche und jede Menge am Boden liegende, lange Dornen, die nur darauf warten, die Reifenmäntel zu durchstechen.
Tagsüber wird es recht warm, allerdings zu dieser Jahreszeit noch recht angenehm. Wir werden die nächsten Tage auf unseren Isomatten im Schlafsack verbringen und gut beraten sein, nachts unsere Wollmützen über den Kopf zu ziehen. Raffat, unser schwergewichtiger, ägyptischer Kontaktmann hat schon alles vorbereitet. Schnell sind unsere zerlegten Mountainbikes in ihren Kartons auf das Dach des klapprigen Kleinbusses geschnallt. Noch einmal werden wir die Nacht mit einem Dach über dem Kopf verbringen. Fahrer Effraim gibt ordentlich Gas. Die Schnellstraße Richtung Nord nach Taba ist glatt geteert und breit. Neben uns breitet sich eine bizarre Mondlandschaft ohne jedes Leben aus. Ich warte auf die Landung von Apollo 18 und den Ausstieg eines Astronauten.
Das „TouristVillage“ in Nuweiba ist besser als sein Ruf. Touristen sind noch nicht da, oder schon wieder weg. Es gibt mal wieder eine Reisewarnung für Ägypten. Die einzigen Touristen, die so etwas nicht stört, sind Russen. Sie sind diesbezüglich recht schmerzfrei. Zudem ist der Betreiber des Hotels ein recht entspannter Muslim. Es gibt letztmalig Bier, das der Prophet eigentlich verboten hat. Im Restaurant sind außer uns Abenteurern kaum andere Gäste. Umso auffälliger erscheint eine recht gut aussehende, allein reisende junge Blondine. Sie trippelt im kurzen Sommerkleidchen auf hohen Sandalen öfter als nötig an uns vorbei zum gut gefüllten Buffet. In ihrem Gesicht spiegelt sich der Oberlauf der Wolga und die Weite der kirgisischen Steppe. Bis auf meinen Freund Gregor kenne ich meine neuen Reisegefährten noch nicht. Thomas kennt die Gegend und wird uns den Weg durch die Sinai weisen.
Er ist hauptberuflich Fahrradmonteur und somit ein begnadeter Schrauber, den uns der liebe Gott geschickt hat. Hilf– reiche Beduinen werden uns anfänglich mit einem Jeep und später nur noch mit Kamelen begleiten. In weiser Voraussicht habe ich mich am Münchner Flughafen mit 1 Liter ScotchWhisky eingedeckt. Auch wenn möglicherweise Allah zürnen wird, wird mich dieser vor einer möglichen Magenverstimmung bewahren. Meine Kollegen haben mir nachgeeifert und ebenfalls alkoholisch hochprozentig aufgerüstet. Ich gebe auf der Terrasse meines Bungalows den neuen Freunden eine erste Runde Whisky Cola aus. Die russische Singledame ist wieder in Sichtweite. Sie gibt uns unaufgefordert eine kleine DessousModenschau, indem sie mit rötlicher Innenbeleuchtung die Eingangstüre ihres Bungalows offen lässt.
Die Dame ist jung und hübsch, die Figur vielversprechend. Allerdings hat keiner von uns eine Erotik Reise gebucht. Die Dame scheint auf eigene Rechnung zu arbeiten. Ein Zuhälter ist zumindest nicht zu sehen. Frühmorgens geht es los. Die Sonne geht silbern über dem, von Windböen gekräuselten „Roten Meer“ auf. Im Hinterland erhebt sich in magischem Licht das Sinai Gebirge. Da wollen wir hin und mit einem sanften „S“ von etwa 300 Kilometern auch durch. Mit Hilfe von Thomas sind die Bikes aus den Kartons rasch zusammengebaut. Nur mit leichten Tagesrucksäcken belastet geht es durch das orientalischverschlafene Nuweiba hindurch. Die Zeit scheint hier seit Jahrzehnten stehen geblieben zu sein. Von Hast und Hektik keine Spur, auch nicht von den im Fernsehen gezeigten gewaltsamen Ausschreitungen. Wir radeln am Naturstrand des „Roten Meeres“ Richtung Süden. Ein Bild, das sich einbrennt. Nicht wirklich und doch wahr. Links das blaugrün schimmernde Meer, rechts das karge und zerklüftete SinaiGebirge. Ein klappriger Jeep mit unserem Gepäck und dem Proviant folgt. Der alte Fahrer und der Jeep sehen beide gleichermaßen mitgenommen aus. Ich schätze Jussuf mal über den Daumen gepeilt auf gut 70, aber das kann auch täuschen. Die brennende Sonne lässt die Haut vorschnell altern. Um die Mittagszeit erreichen wir ein, mit ausgedörrten Palmwedeln bedecktes Holzgestell, wo wir unser erstes Mittagessen einnehmen werden. Susanne und Robert nutzen die Rast für ein Bad im Meer. Keine gute Idee von Robert, sich mit nasser Badehose vom frischen Wind trocknen zu lassen! Ein deftiger Erkältungsvirus bekommt dadurch seine Chance. Er hat bereits Roberts Immunsystem überlistet und ausgetrickst. Es gibt frisch im offenen Feuer gebackenes Fladenbrot und stark gesüßten Pfefferminz Tee. Dazu gekochte und in Olivenöl gebratene Eier mit Auberginenauflauf und leckerem Humus. Unser Koch weiß, was uns schmeckt.
Thunfischsalat, echt sonnengereifte Tomaten und würziger Ziegenkäse munden. Dagegen errötet jede geschmacksneutrale HollandGewächshaustomate. Unsere, uns unaufdringlich begleitenden Beduinen sind freundlich und zuvorkommend. Gut gestärkt beginnt nun der schotterige Anstieg in einem Wadi hinein ins Sinai Gebirge. Unter einem Wadi versteht man einen ausgetrockneten Flusslauf. Wenn es in der Wüste dann doch einmal regnet, was alle paar Jahre vorkommt, dann überaus heftig. In der Wüste ertrinken jährlich mehr Menschen, als darin verdursten. Nach der ersten Nacht in der Oase „Bir Zureir“ unter freiem Himmel im Schlafsack biegen wir in die Sandwüste ins Wadi Sama ein. Etliche lästige Moskitos haben meinen Schlaf gestört. Ich bin froh, als es nach der ewig lang scheinenden Nacht endlich hell wird. Wir lernen sehr schnell, was es heißt, im Sand zu fahren. Plötzlich bricht das Vorderrad ein, oder das Hinterrad rutscht seitlich weg. Die beste Stabilität erzielt man bei höherer Geschwindigkeit und wenn man steiniges Gelände bevorzugt. Sand hat wie Schnee eine gewisse Oberflächenspannung.
Das ist durchaus mit Skitourengehen bei Harschschnee oder Bruchharsch zu vergleichen. In der Fahrspur des uns begleitenden Jeeps ist die Traktion am schlechtesten und wir bleiben dort sofort stecken. So ist das Fahren ein stetiger Ritt auf der Rasierklinge, der etwas Artistik und viel Energie er