Seemannsschicksale aus Emden und Ostfriesland – erlebte Geschichten rund um die Seefahrt. Jürgen Ruszkowski

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Seemannsschicksale aus Emden und Ostfriesland – erlebte Geschichten rund um die Seefahrt - Jürgen Ruszkowski


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Chief, oder, wie es neuerdings im offiziellen Sprachgebrauch heißt, als „Leiter der Maschinenanlage“ auf Hafenbugsierschleppern der Emder Schleppbetrieb GmbH, wie die nach der im August 1994 erfolgten Fusion der Schleppbugsierfirma Wessels und Ems-Schlepper AG heißt, tätig.

      Albert Buabeng

      EZ-Mitarbeiter Gerd Redenius berichtete am 29.07.1989 in der Emder Zeitung:

      Emden / Ein ghanaischer Seemann fährt unter deutscher Flagge

       Auch nach zehn Jahren hat er noch Heimweh:

      Albert Buabeng an Bord der „SAIMAASEE"

      EZ-Bild: Leding

      Theoretisch habe er die Möglichkeit, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen, meinte der ghanaische Seemann Albert Buabeng, der zur Zeit mit dem deutschen Küstenmotorschiff „SAIMAASEE" bei den Thyssen Nordseewerken im Schwimmdock liegt. Buabeng, der seit 1980 mit Ehefrau und seinen beiden Kindern in Meckenheim bei Bonn seinen festen Wohnsitz hat, steht seit annähernd zehn Jahren in Diensten der Schoenigh-Reederei in Haren / Ems.

      Aufgrund seiner langjährigen Seefahrtszeit auf Schiffen unter deutscher Flagge ist ihm von dem zuständigen Ausländeramt eine unbefristete Aufenthaltsberechtigung in der Bundesrepublik erteilt worden. Erst nach reiflicher Überlegung hat er sich entschlossen, keinen Einbürgerungsantrag zu stellen. Seinen Verzicht begründete der 43jährige Seemann mit starken familiären Bindungen in die Heimat, oder schlicht mit Heimweh. Die Kosten für eine Einbürgerung würden sich nach seinen Angaben auf rund 10.000 Mark belaufen.

      Als möglichen Termin für die Rückkehr in das heimatliche Ghana nannte Albert Buabeng Mitte der 1990er Jahre nach dem Hauptschulabschluss der Kinder.

      Bis dahin hofft er, möglichst unter deutscher Flagge weiterhin in seiner Doppelfunktion als Decksmann und Koch tätig zu sein, wobei diese Doppelrolle nicht mit doppelter Heuer gleichzusetzen sei, wie er schmunzelnd versicherte.

      Die hohe Kunst, im Kombüsenbereich den „Politikus“ sachgemäß zu handhaben, wurde ihm bereits vor fünf Jahren von einem deutschen Kapitän beige­bracht. Dabei hat dieses Kombüsen-Utensil nicht mehr den Stellenwert früherer Seefahrtstage, als der Koch mit diesem etwas zu groß geratenen Kochlöf­fel nicht nur die Suppe umrührte. In Bedrängnis geraten soll es nicht selten vorgekommen sein, dass der Smutje die Qualität oder sogar die Quantität seiner Speisen mit dem „Politikus" nachdrücklich „verteidigte“.

      Sauerkraut und Eisbein oder ähnliche typisch deutsche Speisen wird die Seemannsfamilie Buabeng nach ihrer noch in weiter Ferne liegenden Rückkehr in die Heimat nicht mehr auf dem Speisezettel führen. Zwar sei die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln sichergestellt, meinte Albert Buabeng, aber deutsche Spezialitäten seien zwar in Ghana zu haben, zählten jedoch zu den für einen ghanaischen Durchschnittsbürger unerschwinglichen Luxusartikeln.

      Besorgt zeigte sich der ghanaische Seemann dann auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage in dem westafrikanischen Staat. Eine steigende Tendenz sei lediglich in Sachen Inflationsrate zu vermelden, erklärte er, die inzwischen eine Höhe erreicht habe, dass es für ihn zur Zeit nicht möglich sei, seine Heuer in der Landeswährung Cedi und Persewa umzurechnen.

      Anfang nächster Woche wird die 1982 bei der Schiffswerft Martin Jansen in Leer gebaute "SAIMAASEE" (2.700 Tonnen Tragfähigkeit) nach erfolgter Reparatur wieder in Fahrt gehen. Vielleicht wird, gibt sich der Mann aus dem tropisch-heißen Ghana optimistisch, das nach einem See in Finnland benannte Schiff auf seinen künfti­gen Reisen in der Nord- und Ostseefahrt gelegentlich die Rheinhäfen Köln oder Duisburg anlaufen. Für wenige Stunden könne er dann seine Familie in der Bundeshauptstadt wieder sehen. Das Wiedersehen in der Heimat jedoch wird noch eine Weile dauern.

      Richard de Buhr

      EZ-Mitarbeiter Gerd Redenius berichtete in der Emder Zeitung im Rahmen einer Serie über Ereignisse aus der Seefahrt über Begebenheiten, die sich mit Menschen verbinden, die in Emden ihre Heimat haben, am 5. Februar 1996 aus dem Leben von Richard de Buhr

       Mit 15 Jahren ging er an Bord

      Die Wiege des heute in Veenhusen lebenden Richard de Buhr, Jahrgang 1937, stand in Neermoor. Bereits im Alter von 15 Jahren hatte er zum ersten Mal Schiffsplanken unter den Füßen. „MARIA“ (Reeder Kiepe, Haren/Ems) hieß das Schiff und verkehrte meist zwischen Duisburg und den ostfriesischen Inseln.

      Ebenfalls in Haaren registriert war auch sein zweites Schiff, die „MINCHEN“, mit der er einmal in dichtem Nebel hoch und trocken auf dem Badestrand von Norderney landete. 1954 wechselte de Buhr zur Seereederei Frigga. Während seiner insgesamt sechseinhalbjährigen Fahrzeit bei der Hamburger Reederei war er zunächst als Leichtmatrose auf der „FRIGGA“, dem Kohlendampfer „HERMOD“, M/S „ODIN“, M/S „HÖDUR“ sowie M/S „BRAGE“ tätig. Es folgte eine 28monatige Dienstzeit auf dem Tanker „EMSADLER“.

      Jahrzehntelang zählten Frachtschiffe der Hamburger Seereederei Frigga zu den Stammkunden des Emder Hafens. Allen voran die gleichnamige, noch mit Kohlenfeuerung angetriebene FRIGGA, deren Besatzung sich mehrheitlich aus Ostfriesen zusammensetzte.

      Unter dem Kommando des Hamburger Kapitäns Karl-Heinz Findorff absolvierte der Frachter allein während der 18monatigen Fahrzeit von Richard de Buhr in den Jahren 1954/55 mindestens 24 Rundreisen von Emden nach Lulea und zurück. Ausgehend bestand die Ladung aus Kohle und heimkehrend brachte der rund 8.240 Tonnen tragende Steamer Eisenerz aus dem nordschwedischen Lulea in die Seehafenstadt.

      Die Seereederei Frigga hatte zwar ihren Hauptsitz in Hamburg, war aber mit Emden eng verbunden. 1920 wird die Seereederei Frigga gegründet, und sie ist wohl das, was man ein Kind von Rhein und Ruhr nennen kann. Kohle und Stahl haben dabei Pate gestanden. Deutschland braucht Erz, das Ausland deutsche Kohle, und der Dortmund-Ems-Kanal ist die nächste und billigste Verbindung zwischen dem Ruhrpott und der See. 1927/28 wird bei den Emder Nordseewerken die erste „ODIN“ gebaut, und sie hat bereits die beachtliche Tragfähigkeit von 9.250 Tonnen. Es folgten in gleicher Größe in den nächsten Jahren u. a. „WIDAR“, „BRAGE“ und „VALE“ – und sie fahren in den Schrecken des Krieges vornehmlich zwischen Skandinavien und Emden – Erz nach unten, Brennstoffe nach oben.

      1945 gibt es nichts mehr, aber da ist bald wieder neuer Tatendrang, und so wird 1951 bei den Nordseewerken die zweite ODIN auf Kiel gelegt, ein Schiff vom „Emden“-Typ mit 10.500 Tonnen, wie fast alle in dieser Zeit. Und weil man bei der „Frigga“ auf Tradition hält, folgten bald darauf die neue WIDAR, die „BALDUR“. Sie alle sind in Emden beheimatet und tragen den Namen der Seehafenstadt zusammen mit fast 20 anderen in den nächsten Jahrzehnten in die weite Welt. Denn längst fährt man nicht nur gen Norden. In Südamerika sind neue Erzlager erschlossen worden. Und auch Afrika wird fast zum Linienverkehr mit Emden. Fest im Pendelverkehr geht es nach Liberia, Lover Buchanan oder Pepel. Die Schiffe der „Frigga“ werden schnell größer. Zunächst sind es 17.000-Tonner, dann aber folgt 1963 bereits die „Frigga“ mit 38.000 Tonnen – und es dauert nicht lange, dann bauen die Nordseewerke mit „AEGIR“ und „BRAGE“ zwei Schiffe von je 82.000 Tonnen. Die Gigantomanie nimmt weitere Formen an. Wegen des harten Konkurrenzkampfes entschließt sich die „Frigga“, Schiffe von 145.000 Tonnen Tragfähigkeit zu bauen. Gern möchte man das in Emden,


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