geSUCHT und NICHT GEFUNDEN. Anton Weiß
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Anton Weiß
geSUCHT und NICHT GEFUNDEN
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Inhaltsverzeichnis
Die ersehnte Erfüllung bleibt aus
Suche auf dem spirituellen Weg
Wir haben kein Problem, wir sind eines
Die Unmöglichkeit der Erfüllung
Die Notwendigkeit der Erschütterung
Die Sehnsucht des Menschen
Sehnendes Verlangen
Natürlich hängt „Sucht“ sprachgeschichtlich nicht mit „suchen“ zusammen, sondern mit „siech“, einem alten Wort für krank. Sucht wurde also sehr früh schon als krankhaftes Verhalten verstanden. Dennoch steckt in jeder Sucht die Suche nach etwas, was der Mensch im Leben braucht und glaubt, auf diese Weise finden zu können oder sich mit der Sucht davon ablenkt, dass er das nicht findet, was er sucht. Der Mensch ist auf der Suche. Jeder sucht im Leben nach dem, was sein Leben erfüllt, was ihn glücklich macht. In dem Wort „Sehn-sucht“ kommt dieses Suchen am besten zum Ausdruck, und diese Art von Sucht, die in dem Wort Sehnsucht steckt, durchzieht das Leben des Menschen.
Wir sehnen uns nach einem erfüllten Leben. Worin das die Menschen sehen, ist sehr unterschiedlich: Die einen glauben, in einer Frau/einem Mann und Kindern das zu finden, was sie suchen, andere in Freundschaften oder durch die Mitgliedschaft in einem Verein, wo man sich mit Gleichgesinnten trifft, wieder andere darin, möglichst viel an Konsumgütern zu haben. Manche glauben, in einem möglichst umfassenden Wissen Erfüllung zu finden oder in Erfolg im Beruf, im künstlerischen Schaffen oder im sportlichen Erfolg und andere im Streben nach persönlicher Vollendung.
Dass ein Mensch nicht zufrieden ist mit dem Leben, das er führt, dass er immer auf der Suche ist, scheint mir ein entscheidender Unterschied zum Tier zu sein. Ein Tier ist mit dem Leben, in dem es sich befindet, zufrieden. Es verwirklicht sich in dem Maße, in dem es sich in seinen Gegebenheiten vorfindet: Ein Löwe jagt, eine Kuh grast, ein Vogel fliegt durch die Lüfte und ein Fisch schwimmt im Wasser - und sie scheinen in der Erfüllung ihrer Gegebenheiten ein befriedigendes Leben zu führen. Anders der Mensch: Er ist nicht zufrieden mit dem Zustand, in dem er sich vorfindet: Er will den Luftraum erobern, er will die Hintergründe der Welt wissen, er strebt danach, mehr zu werden, als er ist – mehr zu haben, mehr zu sein und auch mehr zu scheinen. Er ist nicht zufrieden mit den Gegebenheiten, in denen er sich vorfindet. Es scheint ein Wesensmerkmal des Menschen zu sein, nicht zufrieden zu sein. Er strebt nach etwas, was er gar nicht benennen kann. Alles Streben nach mehr Wissen, mehr Haben, mehr Sein scheint nur Ausdruck eines Verlangens zu sein, von dem der Mensch letztlich nicht weiß, wonach ihn verlangt.