Intelligent atheistisch oder dumm gläubig?. Anton Weiß

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Intelligent atheistisch oder dumm gläubig? - Anton Weiß


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Polemiken sind und keine Argumentation. Und da hat ein Rezensent geschrieben, es wäre ihm so wichtig gewesen, eine gute Argumentation von gläubiger Seite zu finden, die einem intelligenten Atheismus etwas entgegenstellen kann. Das hat mich herausgefordert, das wollte ich versuchen: eine intelligente Erwiderung auf atheistisches Denken. Und so etwas zu verfassen brannte mir so unter den Nägeln, dass ich jetzt das Lesen dieser Bücher aufgeschoben habe. Der Leser möge dies verzeihen. Ich habe ja nicht auf solche Bücher gewartet, um mich damit auseinanderzusetzen, sondern diese Auseinandersetzung ist schon immer der Inhalt meines Lebens gewesen. Was ich hier vortrage, ist seit ich denken kann Bestandteil meiner Weltsicht gewesen.

      Der Leser mag selber entscheiden, ob mir mein Unterfangen geglückt ist.

      Dritte Vorbemerkung

      Genau diese Alternative, die im Titel angesprochen ist – intelligent atheistisch oder dumm gläubig – drängte sich mir auf, als ich das Buch „Leibniz war kein Butterkeks“ von M. und L. Schmidt-Salomon gelesen habe. Das dort vorgestellte naive und primitive Gottesbild eines personalisierten Gottes wollte ich so nicht stehen lassen. Das wird dem Suchen des Menschen nach einem das Leben tragenden Fundament nicht gerecht. Es ist nicht dumm, die Frage nach Gott zu stellen und positiv zu beantworten, wie von Schmidt-Salomon dargestellt wird.

      Hinter seiner Auffassung steht die Überzeugung, dass der Mensch mit Hilfe seines Verstandes die Wirklichkeit vollgültig erfassen kann. Und das halte ich für einen Irrtum.

      Wenn der Verstand glaubt, fähig zu sein, die Wirklichkeit vollgültig zu erfassen, dann müsste er das zeigen können. Das kann er aber nur mit Hilfe des Verstandes. Damit urteilt der Verstand über den Verstand. Er wird immer Partei für sich ergreifen, was er ja auch tut. Es wäre aber ein Standpunkt nötig, der das von einer übergeordneten Warte aus beurteilen könnte. Diese aber hat ein im Verstand stehender Denker nicht. Er setzt kritiklos die Gültigkeit seines Verstandes voraus.

      Was ich darlege, erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Ich bin kein Forscher, kein Wissenschaftler, kein Philosoph und kein Psychologe. Meine Kenntnisse entsprechen dem eines durchschnittlich gebildeten Menschen. Was ich an wissenschaftlichen oder philosophischen Kenntnissen einbringe, ist insofern laienhaft. Ich will ja nur einige mir wesentlich erscheinende Punkte herausarbeiten. Seit meiner Kindheit habe ich einfach alles in meinem Leben auf seine Tragfähigkeit überprüft, das heißt ich habe getreu dem Wahlspruch der Aufklärung von meinem Verstand Gebrauch gemacht. Und zwar jedem gegenüber, sowohl den wissenschaftlichen Erkenntnissen als auch dem, was von Seiten der institutionalisierten Religion an mich herangetragen worden ist.

      Dennoch glaube ich, dass meine Darlegungen stichhaltig sind; ob sie überzeugend sind, möge der Leser selbst beurteilen.

      Ich will ja nicht beweisen, dass es Gott gibt, was man sicher nicht kann; aber ich möchte zeigen, dass man nicht von Vorgestern sein muss, wenn man an Gott glaubt, d. h. dass man angesichts allen wissenschaftlichen Forschens und philosophischen Denkens sehr wohl an Gott glauben kann, mit dem gleichen Recht, wie jemand sich zu einer atheistischen Einstellung bekennt.

      Offensichtlich erhoffen sich viele Menschen von Autoritäten Hinweise darauf, was sie in ihrem Leben als gültig ansehen sollen. Früher waren diese Autoritäten die Kirche, jetzt ist es für viele die Wissenschaft. Religion und Wissenschaft haben die gleiche Wurzel, wie auch die Philosophie: Die Deutung der Welt und des Lebens. Für mich war, soweit ich zurückdenken kann, klar, dass nur ich selber herausfinden kann, was für mich Gültigkeit haben soll. Und da ich mich als religiöser Mensch vorgefunden habe, bin ich den religiösen Weg gegangen, ganz nach dem Ausspruch Jesu: „Suchet zuerst das Reich Gottes, und alles andere wird euch hinzugegeben werden." Ich habe schnell herausgefunden, was in der Kirche läuft - all das, was die meisten Atheisten am Christentum mit Recht abstoßend finden. Für mich war aber immer klar, dass das meinen Glauben an Gott in keiner Weise tangiert.

      Ich habe alles kritisch hinterfragt: Religion, Wissenschaft und mich selbst. Schmidt-Salomons Ausgangspunkt beruht auf der Verlässlichkeit des Verstandes und des logischen Denkens. Wie ich mit dem Fischernetz verdeutlichen wollte, misstraute ich auch der Reichweite des Verstandes. Und wenn man den eigenen Verstand hinterfragt und den hinterfragt, der hinterfragt, dann gerät man - jedenfalls bin ich es - an die absolute Grenze, wo sich der Verstand auflöst, wo man vom Verrücktwerden bedroht ist. Und da begreift man, dass es noch eine andere Seinsweise gibt als die verstandesmäßige. Ich habe darüber geschrieben.

      Ich habe damit für mich die Wahrheit gefunden und bin überzeugt, dass jeder für sich die Wahrheit finden muss, und zwar in diesem Leben. Ich finde es genau so kostbar wie Schmidt-Salomon, und genau deshalb kann man nicht darauf warten, bis die Wissenschaft Antwort geben wird auf die Dinge, die für dieses eine konkrete Leben wichtig sind. Aber eine gültige Antwort kann jeder nur für sich selbst finden, und dazu gehört eine ganze Menge Mut, denn das ist oft nicht so, wie es die Allgemeinheit sieht. Homosexualität mag dafür nur ein Beispiel sein. Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen - und, so möchte ich ergänzen, du wirst sehen, dass er dich über sich selbst hinausführt.

      Da die Auseinandersetzung zwischen Atheismus und Glaube sich seit Darwin sehr stark an der Evolutionslehre festmacht, die durch einen falsch verstandenen, die Bibel wortwörtlich nehmenden mittelalterlichen Glauben zurückgewiesen wurde, was im Kreationismus wieder aufgelebt ist, möchte ich die Auseinandersetzung mit ihr in den Mittelpunkt stellen. Tatsächlich scheiden sich an ihr die Geister. Atheistisch-naturwissenschafltiches Denken und gläubige Haltung prallen in der Evolutionslehre besonders hart aufeinander. Dawkins’ „Die Schöpfungslüge“ bildet dabei für mich den willkommenen Ansatzpunkt.

      Einige Begriffs-Definitionen

      Die Bezeichnung „evolutionistisch“ verwende ich als Bezeichnung für ein materialistisch-naturwissenschaftlich geprägtes atheistisches Denken. Nicht alle, die die Evolution vertreten, denken evolutionistisch, was sich darin zeigt, dass es viele Vertreter der Religionen gibt, die die Schöpfung völlig im Einklang mit den naturwissenschaftlich fundierten Erkenntnissen sehen. Aber eben fundierten Erkenntnissen.

      Evolution und Evolutionstheorie als Erklärung der Evolution gehören für mich zusammen. Ich halte die Trennung von Dawkins für künstlich, wonach Evolution lediglich die Verwandtschaft aller Lebewesen bezeichnet im Gegenstoß zu kreationistischem Denken. Mit Recht kann man einem, der die Verwandtschaft allen Lebens leugnet, mit Befremden gegenüberstehen, aber Dawkins will nicht nur kreationistisches Denken ad absurdum führen, sondern jede gläubige Sicht des Lebens, die die Evolutionstheorie nicht als „Tatsache“ anerkennt. Und dazu zähle ich mich auch!

      Unter Szientismus verstehe ich ein wissenschaftliches Denken, das davon überzeugt ist, dass dem Menschen prinzipiell alles rational zugänglich ist, dass der menschliche Verstand die Wirklichkeit vollständig erfassen kann.

      Szientismus scheint mir der Begriff für eine Sicht zu sein, die glaubt, alle Fragen, die sich aus Welt und Leben ergeben, naturwissenschaftlich erklären zu können - wenn noch nicht alle jetzt, dann jedenfalls in Zukunft. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis alle Erscheinungen restlos geklärt sind – und dazu braucht man keinen Gott.

      Das halte ich für einen Glauben, der nicht mehr Glaubwürdigkeit für sich in Anspruch nehmen kann als ein religiöser Glaube!

      Es gibt genau die gegenteilige Erfahrung, dass nämlich jede Antwort auf eine Frage ein Vielfaches an neuen Fragen aufwirft. Das bestärkt meinen Glauben an das unergründliche Geheimnis des Lebens!

      Um einer Begriffsverwirrung zu entgehen, möchte ich als kausales Geschehen ein solches Geschehen bezeichnen, wo aus der Ursache zwangsläufig die Folge entsteht. Ein Beispiel: Wenn ich aus einem Meter Höhe einen Stein aus der Hand fallen lasse, dann ist das Fallen des Steines eine zwangsläufige Folge des Öffnens meiner Hand. Wenn ich einem Menschen begegne und daraus eine Freundschaft entsteht, dann ist die Begegnung nicht die Ursache der Freundschaft, sondern nur eine Voraussetzung oder Bedingung. Wäre es Ursache, so wäre die Freundschaft


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