Heileurythmie. Rudolf Steiner

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Heileurythmie - Rudolf Steiner


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das Verkümmerte doch in einer gewissen Ausbildung zu haben, sogar in sich trägt. Würde dasjenige, was ich Ihnen geschildert habe, wiederum zurückgewendet und als Hinterkopf erscheinen, so würden ja nach den Bildungskräften sich nach vorne ansetzen müssen die Vorderhirnpartien. Diese Tendenz, so etwas anzusetzen, ist beim Kehlkopf auch vorhanden. Deshalb hat der Kehlkopf in seiner Nachbarschaft die Schilddrüse. Und dasjenige, was Ihnen in der neueren Physiologie entgegentritt als die eigentümlichen Bedingungen der Schilddrüse, das werden Sie metamorphosisch verstehen, wenn Sie in der Schilddrüse sehen können eine Art dekadentes Vorderhirn, das gewissermaßen Funktionen hat, die es beim sprechenden Menschen dem Vorderhirn abnimmt. Es muß mittun die Schilddrüse mit dem Vorderhirn im Zusammenwirken. Wenn sie also in irgendeiner Weise krankhaft ist, so können Sie sich leicht vorstellen, was da für Zustände eintreten müssen, weil der Mensch, indem er eben die Schilddrüse hat, einfach daraufhin organisiert ist, sie als ein mehr dem Brustmenschen angehöriges Denkorgan mitzuverwenden. Nun ist dasjenige, was ich als die ätherischen Bildekräfte bezeichnet habe, die da wirken, um diesen zweiten Menschen, der sich so umgekehrt in uns hineinsetzt, um diesen zweiten Menschen zustande zu bringen, – diese ätherischen Bildekräfte, die sind in der Tat sehr differenziert. Und es ist so, daß, wenn in uns zustande kommt die Atmung und sich auslebt die Atmung im Sprechen oder Singen, wenn also diese – von einem gewissen Standpunkte aus muß man es durchaus so nennen – modifizierte Atmung im Sprechen und Singen, wenn sich diese auslebt, dann ist das ganze Organsystem des Menschen, das ich zuerst gezeichnet habe, im Hinterhaupte und so weiter bis in die Brust hinein in einer solchen inneren Bewegung, daß diese Bewegung ihre Reflexe erlebt in der Kehlkopforganisation. Und wir haben dann uns vorzustellen, daß dasjenige, was durch dieses ganze System – das ist auch nichts anderes mit dem Ohr zusammen als ein Kehlkopf, nur metamorphosiert, da ist ein Vorderhirn – daß dieses ganze System hier gewisse Wirkungen hervorruft, die sich reflektieren. So daß unser Kehlkopf dasjenige als Kräfte nach rückwärts eurythmisiert, was wir denken, fühlen und so weiter. Diese Eurythmie ist tatsächlich in uns vorhanden. Unser Kehlkopf eurythmisiert, und wir haben dann die Aufgabe, dasjenige, was sinnlich-übersinnlich da durch diese Reflexion des Kehlkopfes zustande kommt, das wiederum umzudrehen und zu übertragen nun ins Sichtbare, so daß durch unsere Arme dasjenige zum Ausdruck kommt, was wiederum das Zurückübertragene ist. Wir haben es also da tatsächlich zu tun mit etwas, was aus der menschlichen Organisation unmittelbar hervorgeholt ist. Man muß sich nun bewusst werden, daß damit hingedeutet ist auf dasjenige Organ, welches gewissermaßen wie ein anderer Kopf mit seiner Fortsetzung nach unten in die rhythmische Organisation hineinverlegt ist. Unser gewöhnlicher Kopf, der mehr oder weniger denkerische Kopf, unser gewöhnlicher Kopf, der hat die Eigentümlichkeit, dasjenige, was als Rhythmisches in ihn heraufschlägt, namentlich durch den Arachnoidalraum, was eine Fortsetzung der Atmung ist, was da in ihn heraufschlägt, das zur Ruhe zu bringen, das in Ruhe zu verwandeln. Dadurch, daß das in Ruhe verwandelt wird, was unten Bewegung ist im rhythmischen System, daß also Gleichgewichtslage entsteht, Statisches entsteht aus dem Bewegten, sich gegenseitig in der Bewegung Bedingenden, aus dem Dynamischen, daß also Statisches entsteht in unserem Haupt aus dem Dynamischen, dadurch ist das Denken bedingt. Und umgekehrt wiederum, umgekehrt ist es so, daß dasjenige, was wir in der Ruhe des Hauptes entwickeln, in der Statik des Hauptes entwickeln, daß das zurückwirkt auf die Dynamik des rhythmischen Menschen und zwar im wesentlichen zunächst verlangsamend. Es ist in der Tat so, daß unnatürliche Anstrengung des Seelisch-Geistigen durch das Haupt verlangsamend wirkt auf die Zirkulation. Und eine weitere Folge davon ist, daß chaotisches Denken, schlampiges Denken, daß das die Rhythmie in Arhythmie verwandelt, den natürlichen Rhythmus, der sich im rhythmischen System des Menschen abspielen soll, in Arhythmisches verwandelt, sogar dann, wenn es ausartet, eben in Antirhythmisches. Und beobachten muß man den Zusammenhang, wenn man den Menschen verstehen will, zwischen dem Zirkulations- und Atmungssystem und dem schlampigen, chaotischen Denken und auch dem logischen Denken. Denn das logische Denken als solches hat in sich die Tendenz, den Rhythmus zu verlangsamen, träge zu machen. Das logische Denken hat den Eigensinn, aus dem Rhythmus herauszufallen. Daher wird dasjenige Seelenleben, das wiederum in den Rhythmus hineinfallen will, das wird über die bloße Logik hinausstreben und wird versuchen, Sätze, Verse so zu gestalten, daß sie nicht im Sinne der Syntax, sondern im Sinne des Rhythmus ablaufen. Indem man von der Prosa, die die Feindin des Rhythmus ist, wenn sie nicht gerade rhythmische Prosa ist, in der Poesie wiederum zurückstrebt zum Rhythmus, versucht man wiederum menschlicher zu werden. Ich behaupte ja nicht, daß man nach der Tierseite hin durch das Logische sich entwickelt. Sie können sich immerhin, wenn Sie wollen, vorstellen, daß man sich zum Engelhaften entwickele. Aber eben, wenn man wiederum vom Logischen zurückstrebt zum Menschlichen, so handelt es sich darum, daß man in die Aufeinanderfolge der Silben, in die Silbenbewegung, in die Lautbewegung, in die Satzgestaltung wiederum das hineinbringt, was nicht die Logik, nicht die Syntax fordert, sondern was der Rhythmus fordert. Wir müssen hören auf den rhythmischen Menschen, wenn wir in die Poesie zurück wollen, wir müssen hören auf den Kopfmenschen, wenn wir in die Prosa rücken wollen. Das wird Ihnen andeuten, wie in der Tat ein Zusammenhang ist zwischen dem ganz offenbaren Menschenteil, den ich Ihnen geschildert habe, und dem, der sich als eine Metamorphose dieses Menschenteiles etwas verbirgt. Aber in uns ist er, dieser Eurythmiker, der als Ätherleib des Kehlkopfes eine ganz deutliche Eurythmie ausführt, was aber, wie Sie aus alle-dem entnehmen können, das ich Ihnen dargestellt habe, innig nun zusammenhängt mit der normalen Ausbildung unseres Atmungssystems, unseres ganzen Zirkulationssystems und damit natürlich sogar auf dem Umwege durch das Zirkulationssystem mit dem Stoffwechselsystem. Nun handelt es sich darum, daß alle möglichen Anlässe gegeben sind, daß diese ganz komplizierte Einrichtung, auf die ich Sie hier hingewiesen habe, auf dieses Ineinanderpassen eines nach vorne strebenden und eines nach rückwärts strebenden Systems, daß diese Einrichtung sehr leicht aus den Fugen kommen kann. Man kann eigentlich sagen, sie ist bei den wenigsten Menschen unserer heutigen Kultur in den Fugen, und es wird nötig sein, sich in dieser Richtung eine gewisse Beobachtungsgabe anzueignen aus dem Grunde, weil, wenn zum Beispiel im kindlichen Alter die obere, die Kopforganisation des Menschen so gehandhabt wird, daß die Sünde wider die rhythmische Organisation zu groß wird, weil dann tatsächlich dadurch, indem sich in der menschlichen Organisation, ich möchte sagen, lawinenartig die kleinen Anlässe zu großen Wirkungen ausbilden, weil dadurch tatsächlich alles mögliche im späteren Alter entstehen kann, einfach durch eine Unregelmäßigkeit im Zusammenhang desjenigen, was ich jetzt geschildert habe. Es ist zum Beispiel von einer außerordentlichen Bedeutung, wenn man einmal Kinder daraufhin ansieht, inwiefern sie das mehr unbewusste Leben in Rhythmen in ihrem ganzen Seelenleben vorherrschend haben gegenüber dem beruhigenden Element der Kopforganisation. Haben sie das, herrscht vor das rhythmische System, prädominiert es, dann muß man wirklich darauf aufmerksam werden, ob nicht da in der Erziehung des Kindes etwas zu geschehen habe. Zeigt sich das nach und nach wie habituell, dann ist es notwendig, daß etwas geschieht; nämlich dann ist notwendig, daß man mit dem Kind, das durch die Anomalie, auf die ich eben hingedeutet habe, immer aufgeregter und aufgeregter wird – wenn es immer zappeliger und zappeliger wird, wenn man nichts anfangen kann mit ihm –, dann ist es notwendig, daß man versucht, in seine ganze Organisation etwas Jambisches hineinzubringen. Und man kann das dadurch, daß man das Kind gehen läßt so, daß es immer mit vollem Bewusstsein – es muß dazu angeleitet werden – als erstes nach vorne bewegt den linken Arm und die linke Hand, nachher den rechten Arm, so daß das bewusster wird. Aber es muß das Bewusstsein haben: das ist der erste und ist der erste gewesen. Während der ganzen Übung muß das Bewusstsein vorherrschen: das war der erste und bleibt der erste; es hat angefangen mit dem Linken. Man kann dann das Ganze unterstützen dadurch, daß man es eben gehen läßt und ausschreiten läßt mit dem linken Bein und das rechte nachziehen läßt, so daß sich die Handübung – es kann ja das dann morgen noch hier geübt werden im Zusammenhang mit etwas anderem – so daß sich die Handübung und Armübung in der Tat anschließen der Beinübung und Fußübung, die dann nur eine Unterstützung ist. Das Wesentliche, worauf es ankommt, das ist schon die Armübung. Man kann das Kind in dieser Weise jambisch, wie man es nennen kann, üben lassen, dann wird man sehen, wenn man solche Übungen lange genug fortsetzt, daß sie beruhigend wirken auf ein zappeliges Kind, auf ein aufgeregtes Kind und dergleichen. Aus Ihren eurythmischen Kenntnissen heraus könnten Sie etwa sagen: Sie lassen das Kind mit dem linken Arm ein halbes A machen und dann dieses halbe A abschließen zu einem ganzen A mit dem rechten Arm, und so fort,
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