HORIZONTE ÖFFNEN. Markus Orians

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HORIZONTE ÖFFNEN - Markus Orians


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Hubert Weigel sagte zum Ergebnis von Rio: „Die Welt steht näher am Abgrund als vor 20 Jahren,“ und der Greenpeace-Vorsitzende Martin Kaiser meinte, dass die Politiker an „Realitätsschwund leiden.“ Von der Nachhaltigkeit ist man auch wieder abgerückt und hat jetzt als neues Schlagwort „Green Economy“ hervorgebracht. Nachhaltigkeit ist in Bezug auf Ökologie für die Umwelt grundsätzlich positiv und klar definiert. Grüne Ökonomie kann alles andere als nachhaltig sein, wenn z.B. für ein Sojafeld ein Wald gerodet wird. Trotzdem ist es grüne Ökonomie.

      Kanada hat sich aus dem Klimaabkommen, das sie ratifiziert hatten, verab-schiedet. Ein völkerrechtlich bindender Vertrag einfach aufgekündigt, weil sie so viel CO2 erzeugt haben, sodass sie mit einer Strafe von rund 10 Milliarden Dollar hätten rechnen müssen. Die anderen fast 190 Staaten haben keine Macht dies zu verhindern. Jedes Land kann im umweltpolitischen Bereich machen, was es will. Es gibt noch kein internationales Recht dies zu verhindern.

      Die Natur hat in der neoklassischen Ökonomie keinen Eigenwert. Ihren Wert er-hält sie nur aus der Nutzungsbewertung. Sie folgt auch einem strengen anthropozentrischen Ansatz, denn der Mensch und nicht die Natur wird in den Mittelpunkt gesetzt. Da die Natur den Menschen nicht braucht, wir Menschen aber die Natur, muss diese Hierarchie umgedreht werden.

      Bisher werden wirtschaftliche Interessen so formuliert, dass sie den herrschen-den Schichten dienen, zugleich aber erwecken sie den Eindruck, zum Wohle aller Menschen zu handeln. Es hat aber noch nie eine interessenlose Sozialwirtschaft gegeben. Lehren über den Markt beinhalten immer auch ein Werturteil.

      In den letzten 10 Jahren hat der Reallohn im Durchschnitt abgenommen. Wenn man alles dem Wachstum unterordnet hat man natürlich ein Problem, wenn es keines oder wenig Wachstum gibt. Dies heißt wir müssen kaufen, um des Kau-fens willen. Selbst wenn wir alles haben, wenn wir wollen, dass die Wirtschaft wächst, müssen wir ständig Neues kaufen. Nun ist es schon eher so, dass wir vieles nicht wirklich brauchen, was wir alles angehäuft haben. Aber wenn wir nichts Neues kaufen, bricht unser Binnenmarkt zusammen.

      1.3.9 Gesundheitsgefährdung

      Bei den „meritorischen Gütern“ versagt der Markt vollkommen. Meritorische Güter sind Güter, die der Markt dem Staat überlässt, weil man bei ihnen nicht genug verdienen kann. Bei der Altersvorsorge, Kranken Invalidenversicherung, der Gesundheit, der Bildung, dem Verkehrswesen. Diese Aufgaben muss der Staat zumindest für den Normalverdiener übernehmen. Fast 80 % aller Gesund-heitsausgaben gehen auf das Konto chronischer und langfristiger Krankheiten.

      Ebenso kümmert sich der Markt nicht um die Umweltkosten. (Externe Effekte). Die Umweltkosten werden externalisiert. Die Gewinne werden eingestrichen und die Umweltkosten übernimmt die Allgemeinheit. Natürliche Ressourcen wie Meer, Erde, und Luft werden als öffentliche Güter angesehen. Dies führt strukturell bedingt, zwangsläufig zur Übernutzung der Ressourcen.

      Die Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch zunehmende Schadstoffe, Strahlen, Lärm und zerstörte Landschaften nimmt beständig zu. In 3sat bei hitec am 7.11. 2011 sagte ein Wissenschaftler, dass heute mehr Menschen in Deutschland an Lärm sterben als im Straßenverkehr. Laut einer Untersuchung der Technischen Universität Dresden leiden rund „165 Millionen“ Europäer unter einer psychischen Störung. Mindestens 38 % der gesamten Bevölkerung leiden mindestens einmal im Jahr an einer psychischen oder neurologischen Krankheit. Am häufigsten sind es Angststörungen (14 %), gefolgt von Schlafstörungen und Depressionen(7 %) und psychosomatische Erkrankungen (6,3 %), Alkohol und Drogenabhängigkeit (4%).

      1.3.10 Überbevölkerung

      Überbevölkerung ist ein nicht unproblematischer Begriff. Überall auf der Welt hat sich der Mensch breit gemacht. Allein schon deswegen schrumpft die Artenvielfalt. Göttergleich bestimmen wir durch die immer größer werdende Anzahl von Menschen und den Drang nach Wohlstand, wie viel Raum anderen Tieren und Pflanzen bleibt, beziehungsweise ob sie überhaupt leben dürfen. Aus dem ersten Buch der Bücher im Alten Testament, wird von Gott gesagt, dass er die Menschen zu den Herrschern der Welt erklärte. Wie gehen wir mit diesem „Recht“ um? Immer noch wächst die Menschheit. Wohin wollen wir uns noch ausbreiten?

      Seit November 2011 sind auf der Erde 7 Milliarden Menschen zu „Hause“. Bis zur ersten Milliarde dauerte es je nach Sicht zwischen 3 und 4 Millionen Jahre. Dies war 1804. Die zweite Milliarde wurde dann nach 123 Jahren erreicht. Von der 6. zur 7. Milliarde brauchten wir gerade mal „11“ Jahre. Wie viel von diesen 7 Milliarden Menschen lebt eher ein unwürdiges Leben? Spinoza sagte mal, dass er nur das für sich fordern kann, was er für alle Menschen fordert. Es ist gar nicht möglich, dass diese 7 Milliarden Menschen in einem vergleichbaren Wohlstand leben können, wie jetzt noch die Europäer. Die Ressourcen der Erde geben dies nicht her. Aber nicht nur viele Menschen leben an der Grenze des Hungers. Seit der Mensch sich immer mehr auf der Erde breit macht, schwindet die Arten-vielfalt. Zwischen 1850 und 1950 verschwand im Schnitt noch eine Artenvielfalt im Jahr. Heute nimmt man an, dass Tag für Tag etwa 70 Arten aussterben. Wenn eine Pflanze oder ein Tier ausstirbt wird es diese Art nie mehr geben. Ein Viertel aller Säugetiere sind bedroht, gefährdet oder sehr gefährdet. Wir brauchen aber diese Artenvielfalt. Je weniger Artenvielfalt, umso bedrohter sind wir selbst.

      Nahezu 40 % der Menschen sind ohne Zugang zu sanitären Einrichtungen. Es gibt z.B. mitten in Bombay ein Slum mit ca. 1 Million Menschen, der täglich wächst. 1,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, keine Kanalisation, keine Abfallentsorgung. Die meisten Krankheiten dieser Menschen hängen mit sanitären Defiziten zusammen.

      In den Entwicklungsländern führt die große Armut der Bevölkerung dazu, dass sie die natürlichen Ressourcen über ihre Regenerationszeit hinaus nutzen. Ackerboden, Weiden, Süßwasser, Holz. Fehlende Kläranlagen und Kanalisation, führen bei der Abfallentsorgung zur Kontamination (Verseuchung) der Böden und des Trinkwassers. Die Weltbank hat festgestellt, dass in 70 der bevölkerungs-reichsten Ländern das brauchbare Wasser, um 30 Prozent zurückging. Die näch-sten Milliarden Menschen kommen aber aus diesen Ländern. Es gibt Gegenden in Afrika und Südamerika, da ist Wasser jetzt schon wertvoller als Öl.

      Nehmen wir nur ein Beispiel über die Ressource Wasser. Der Mekong ist einer der größten Flüsse der Erde. Da Energiegewinnung eine der wichtigsten Aufgaben in einer marktorientierten Gesellschaft ist, wird sie sogar über die Existenzberechtigung von Menschen gestellt. Die Energiegewinnung durch Was-serkraftwerke führt zur existenziellen Bedrohung von Millionen von Fischern und Reisanbauern. Die Dammbauten am Mekong von China und Laos sollen Strom liefern. Der Fluss fließt aber noch durch: Thailand, Kambodscha und Vietnam. Durch die Dämme wird die Fließgeschwindigkeit des Flusses stark verlang-samt. Das führt dazu, dass hunderte Fischarten nicht mehr zu ihren Laichgründen gelangen. Die Hälfte des Reisbedarfs der 84 Millionen Vietnamesen wird bisher durch die Felder des Deltas vom Mekong abgedeckt. Durch die verlangsamte Fließgeschwindigkeit bringt der Mekong schon jetzt weniger Flusssedimente mit. Der fruchtbare Schlamm ließ bisher drei Ernten im Jahr zu. Weil der Mekong we-niger Wasser mit sich führt, dringt das Salzwasser des Meeres immer weiter vor, so dass die Reisernte schon jetzt, obwohl bisher erst drei chinesische Kraftwerke gebaut worden sind, viel geringer ausfiel. Es sollen noch „17“ Kraftwerke gebaut werden!

      1.3.11 Schulden

      Der Staat blutet aus, während Konzerne Milliardengewinne machen und an ihre Besitzer, die Aktienbesitzer auszahlen. Solange für uns Wachstum das höchste Ziel bleibt, macht sich der Staat abhängig vom Markt und damit erpressbar. In der Regel möchten Reiche und Superreiche und Betriebe so wenig Steuern wie möglich zahlen. Zur Systemimmanenz gehört, dass sie mit allen Mitteln wie: Lügen, betrügen, Zahlen fälschen, Korruption den Staat und damit unser Rechts-system betrügen, wo immer es möglich ist. Sie identifizieren sich nicht mit unserer demokratischen Struktur. Sie machen es ähnlich wie so mancher Politiker, die ihrem Volk nicht in erster Linie dienen, sondern sich von ihm bedienen lassen. Aber eine ähnliche Einstellung haben nicht wenige Menschen zu unserem System. Wenn es möglich ist, lassen sie schwarzarbeiten,


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