Kampf dem Karl,. Bernhard Giersche
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Widmung
Dieses Buch widme ich meiner geliebten Frau Gisela Fischer, die nach einer zu kurzen, schönen Zeit nun diesen schweren Weg mit mir gehen muss. Sie bedeutet alles für mich, stützt, pflegt und tröstet mich und bringt mich zum lachen. Sie gibt jedem noch so schweren Tag einen Sinn um doch noch weiterleben zu wollen. Ohne sie wäre ich längst verloren, hätte mich meiner Krankheit gebeugt und den Kampf vermutlich schon aufgegeben. Sie gibt mir Kraft, Zuversicht und Geborgenheit und hat mich unendlich glücklich gemacht, als sie mir angesichts dieser ausweglosen Diagnose ihr Jawort gab.
1. Juli 2017
Wie versprochen nun also die Erklärung warum ich schon wieder im Krankenhaus liege. Ich mache es so kurz wie möglich. Warum ich meine Diagnosen bei Facebook öffentlich mache liegt daran, dass ich auf keinen Fall möchte, dass Menschen an denen mir liegt irgendwelche Scheißhausparolen hören oder lesen. Ich habe ein Pankreas Karzinom mit großen Metastasen in der Leber und im Darm.
Meine Gisela und ich hoffen , dass die neuartige Methadontherapie anschlagen wird und ich allen Prognosen zum Trotz weiterleben werde. Aufgeben kommt auf keinen Fall in Frage!!! Ich werde, so ich denn kann, immer mal wieder über die Entwicklung berichten. Sicher versteht ihr, dass wir keine Kraft und Zeit haben, um alle unsere Facebook Freunde einzeln zu informieren. Seid bitte nicht böse deswegen. Gisela Fischer und ich gehen diesen Weg zusammen mit unseren Familien. Jeder gedrückte Daumen mag helfen.
4. Juli 2017
Ich habe mir überlegt, wie ich diese Krankenhausphase einigermaßen sinnvoll nutzen könnte. Überhaupt hier zu schreiben wird mir sicherlich von einigen als „Drängen in den Mittelpunkt“ ausgelegt, aber sollte mich das jucken? Ich beobachte an mir täglich neue Effekte und Entwicklungen. Veränderungen und Ansichten. Es sind teilweise recht interessante Phänomene zu beobachten, an mir und auch an anderen. Und warum nicht darüber schreiben? Habe ja sonst nichts mehr zu tun und das Ersinnen fiktiver Geschichten fällt mir schwer im Moment, wo doch die Realität extrem spannend ist.
Über den Tod und das Sterben sind schon unzählige Bücher geschrieben und Filme gedreht worden. Dem noch ein weiteres Elaborat hinzuzufügen liegt mir fern. Gleichwohl kann mich ja niemand daran hindern, meine Beobachtungen aufzuschreiben und so eine Art Tagebuch zu führen bis zum Ende. (Wann immer das sein wird...) ich bin ja jetzt in der komfortablen Situation, in erster Reihe zu stehen und freie Sicht auf das zu haben, was da auf mich zukommt. Also habe ich mich entschlossen, einmal täglich etwas darüber zu schreiben und in meine Timeline zu posten. Wer das nicht lesen mag , dem gebe ich jetzt die Gelegenheit, mich nicht mehr zu abonnieren, bzw. mich zu entfreunden. Damit die geneigte Leserschaft weiß, um was es geht, hier der Link zu einer Erklärung. Ich habe die Diagnose Pankreasschwanzkarzinom mit metastasierter Leber,(ICD 10 Code C25.4). Ich denke, dass ich heute Nachmittag damit beginne aufzuschreiben, was alles so um diese Erkrankung herum zu beobachten ist. Also eine Art Livebericht aus dem Krankenhaus.
Also dann...schreibe ich einfach mal nieder, was ich für nennenswert erachte. Natürlich darf kommentiert, gefragt oder ergänzt werden. So bewirkt das kleine Tagebuch vielleicht etwas Gutes und die ganze Geschichte ist nicht einfach nur sinnlos. Heute will ich berichten was eigentlich passiert ist, wie die Diagnose zustande kam und wie meine Gefühle waren an jenem Tage. Ich will mich bemühen, nichts weg zu lassen oder gar etwas dazu zu dichten. Es ist also alles wahr und wirklich so passiert.
Vor etwa vierzehn Tagen wachte ich das erste mal mit diesen seltsamen Oberbauchschmerzen auf. Rechts unter dem Rippenbogen tat es weh, fühlte sich an wie kernige Seitenstiche nach einem Sprint. Das tiefe Einatmen fiel mir schwer. Ich bin schon über einem Jahr krank geschrieben wegen eines Rückenleidens und an Schmerzen gewöhnt. Seit einem halben Jahr kamen monatlich immer neue Sachen dazu...erst Bluthochdruck, dann Diabetes und nun eben Oberbauchschmerzen. Über den Tag gesehen wurde der Schmerz weniger und flachte in den nächsten Tagen fast ganz ab. Dann wieder eine Nacht mit mehr Schmerzen...schlimmer als zuvor...wieder wurde es weniger und zuletzt war er dann plötzlich so stark präsent, dass ich zum Hausarzt ging. Der wurde gleich hektisch und machte Ultraschall etc. Er vermutete eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die er im Ultraschall auffällig fand. Der Hausarzt ließ einen Rettungswagen kommen und mich ins katholische Krankenhaus nach Lippstadt bringen.
Dort wartete ich dann auf meiner Liege etwa zwei Stunden, bis mich jemand in ein Behandlungszimmer schob und untersuchte. Wieder Ultraschall, diesmal aber ohne Befund. Der Oberarzt kam und auch er machte wieder einen Ultraschall, fand aber nichts auffälliges. Nach dem Röntgen des Bauches und einer Magenspiegelung legten sich die Ärzte dort fest: Es handle sich um eine Gastritis, eine Magenschleimhautentzündung. Nichts gefährliches, lästig, schmerzhaft aber nicht bedrohlich. Am vierten Tag wurde ich als geheilt entlassen, ich sollte für zwei Wochen Magentabletten nehmen.
Mein Hausarzt tobte und konnte nicht verstehen, warum man mich mit Schmerzen und hohen Entzündungswerten entließ. Er benutzte wieder das Ultraschallgerät und fand in der Leber in beiden Lappen ungewöhnliche Strukturen. Er ordnete sofort ein CT des gesamten Bauchraumes an, sowie die Bestimmung der Tumormarker. Das sind Werte, die auf die Existenz eines Krebsgeschwüres hindeuten. Gisela und ich waren spätestens jetzt nervös geworden. Der Hausarzt sagte allerdings auf Nachfrage, dass die komischen Stellen auf der Leber wohl keine Geschwüre seien und ich keinen Grund zur Sorge hätte.
Am nächsten Tag bereits waren die Ergebnisse da: Die zwei Stellen, die er auf der Leber hat erkennen können, waren im CT eindeutig zu sehen. Große, runde Anomalien. Und es waren nicht zwei davon, sondern zwölf. Dann die Tumormarker, Drastisch erhöht. Der Arzt sagte, dass er noch nie derart hohe Werte gesehen habe. Kurzum....er sagte mir, dass das alles eine eindeutige Sprache spricht und er nicht umhin käme mir zu sagen, dass das alles sehr ernst sei. „Herr Giersche, Sie sind ein sehr kranker