Angst in Nastätten. Ute Dombrowski

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Angst in Nastätten - Ute Dombrowski


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      „Nein, es ist alles in Ordnung. Hast du schon gehört? Der Günther Betzberger hat eine Bombendrohung geschickt bekommen.“

      „Na, das ist ja mal eine gute Nachricht“, sagte der alte Herr mit einem schelmischen Grinsen. „Wenn ich die Säge schon höre, möchte ich mich aufregen. Und dabei ist mein Gehör nicht mehr das Beste. Woher weißt du das denn?“

      „Wir waren gleichzeitig am Briefkasten und er hat laut geflucht. Bestimmt hat er die Polizei angerufen, obwohl er das Ganze für einen Scherz hält.“

      „In der heutigen Zeit macht man darüber doch keine Scherze!“, mischte sich nun eine weitere Passantin ein, die bisher schweigend zugehört hatte.

      „Wer weiß, wer ihm den bösen Streich gespielt hat“, sagte Jupp und wanderte weiter, um seine Neuigkeiten zu verbreiten.

      Günther sägte nach einer Tasse Kaffee weiter, bis in der Ferne der Donner grollte.

      „Na endlich, diese Hitze hält ja kein Mensch aus.“

      5

      „Wer war das?“, fragte Jennifer, die Reiners Kopfschütteln sah.

      „Günther Betzberger aus Holzhausen. Der hat auch einen Brief bekommen.“

      Er war unverrichteter Dinge vom Hafen zurückgekommen und seine Laune war im Keller. Auch ihm machte die Hitze zu schaffen.

      „Ach!“, sagte Jennifer mit einem vorwurfsvollen Ton. „Dann ist es wohl doch kein Quatsch.“

      „Bah! Natürlich ist es Quatsch, da erlaubt sich einer einen dummen Scherz und schreibt ein paar Briefe, um die Leute zu ärgern. Es ist doch inhaltlich schon der komplette Unsinn: Ein Haus wird gemauert und wer sollte in einem Stein eine Bombe verstecken? Das geht gar nicht.“

      „Hohlblocksteine.“

      „Und jetzt hast du Ahnung vom Bau oder was?“

      „Nein, aber meine Garage ist aus solchen Steinen gemauert. Die sind so grau und die gibt es mit großen und kleinen Hohlräumen, in denen man etwas verstecken kann.“

      „Na dann schau heute gleich mal nach“, rief Reiner voller Sarkasmus, „vielleicht steckt die Bombe in deiner Garagenwand.“

      „Das ist nicht möglich, mein Lieber.“

      „Warum nicht?“

      „Ich wohne nicht in Nastätten.“

      Jetzt prustete Reiner die Luft, die sich angestaut hatte, aus sich heraus, und sprang auf. Schweigend arbeiteten sie bis zum Nachmittag.

      „Ich mache jetzt Feierabend und ab morgen genieße ich das Wochenende. Wir sehen uns Montag. Wenn dir langweilig ist, geh an den Haustüren der Leute klingeln und frage, ob sie auch Post bekommen haben. Fang bei Undine an, die glaubt sicher an den Spuk.“

      Er verließ das Büro und knallte die Tür zu.

      „Mach ich auch!“, flüsterte Jennifer ihm hinterher.

      Entschlossen griff sie nach dem Telefon und wählte Undines Nummer. Sie verabredeten sich für den nächsten Morgen zum Frühstück. Dann packte auch Jennifer ihre Sachen zusammen und fuhr nach Hause. Unterwegs kaufte sie für das Wochenende ein und setzte sich gemütlich vor den Fernseher. Mitten in der Nacht schreckte Jennifer hoch. Sie lag völlig verdreht auf der Couch und musste sich erst langsam strecken, ehe sie sich wieder richtig bewegen konnte. Missmutig schleppte sie sich ins Bett.

      Am nächsten Morgen hatte sie immer noch Schmerzen im Nacken, machte sich aber trotzdem gutgelaunt auf den Weg zu Undine. Die kreative Hausbewohnerin begrüßte sie herzlich. Der Tisch vor der Remise war gedeckt und der ganze Platz mit einem Pavillon überdacht. Dort saßen auch Jasmin und Lene, die schon eine Tasse Kaffee in der Hand hielten.

      „Was kann ich Ihnen Gutes tun, Frau Kommissarin?“

      „Sagen Sie ruhig Jennifer und du, ich freue mich sehr über die Einladung. Gibt es Cappuccino?“

      Undine lief leichtfüßig ins Haus. In der Zwischenzeit erkundigte sich Jennifer bei Jasmin und Lene nach ihrem Befinden.

      „Mir geht es gut“, erklärte Lene, „und das, obwohl ich auch so einen dummen Brief bekommen habe. Jasmin macht sich da mehr Sorgen.“

      „Ja“, jammerte Jasmin jetzt, „ich muss immer daran denken, dass jemand mein Nastätten zerstören will. Ich bete dafür, dass es nur ein Scherz ist, aber die Sorge ist größer.“

      „Ach Jasmin“, sprach Lene mit ruhiger Stimme, „es wird schon nichts passieren. Der Herbert hat auch einen.“

      „Der Herbert?“

      Jennifer sah die beiden an und hörte dann hinter sich Undines Stimme: „Der Herbert von der Feuerwehr. Er war gestern gleich hier und hat ihn uns gezeigt. Willst du ihn mal lesen?“

      „Ich kenne den Inhalt.“

      „Hast du auch einen bekommen?“

      „Nein, aber Reiner.“

      „Pah!“, rief Undine. „Wir haben doch gestern telefoniert und er hat nichts davon gesagt. So ein …“

      Sie sprach nicht weiter, sondern setzte die Tasse Cappuccino auf dem Tisch ab.

      „Das ist wieder typisch Mann!“, sagte Lene. „Wir haben ihn extra gefragt, wie wir damit umgehen sollen und er meinte, wir sollen die Dinger wegwerfen. Was denkst du denn darüber?“

      „Reiner hat den Brief sofort in den Papierkorb geworfen, aber ich habe ihn wieder herausgeholt. Ich denke, wir sollten die Drohung ernstnehmen.“

      Die drei Frauen schlugen gleichzeitig auf den Tisch.

      „Genau!“, rief Lene. „Wir waren gestern schon spazieren und haben uns mal umgehört, ob noch jemand so einen Brief bekommen hat.“

      „Und?“

      Jennifer beugte sich neugierig über den Tisch.

      „Nichts. Keine Vorkommnisse. Das einzig Besondere, was wir entdeckt haben, ist der neue Frauenarzt.“

      „Was? Es gibt endlich einen neuen Frauenarzt?“

      Lene berichtete: „Noch nicht, aber an dem Schild steht: Eröffnung am ersten Juli.“

      „Super, das wird aber auch Zeit. Ich bin ja immer zu dem da oben am Krankenhaus gegangen, aber der Mann ist im Ruhestand. Er war der Beste und ich vermisse ihn sehr.“

      „Gut“, schloss Undine das Thema mit einer Handbewegung ab, „wir wollen aber jetzt nicht über Frauenärzte reden, sondern über die Briefe. Also: Reiner, Lene, Jasmin, Herbert. Was verbindet diese Personen miteinander?“

      „Es kommt noch einer dazu“, ergänzte Jennifer. „Günther Betzberger. Er hat bei uns angerufen, weil er sich von dem Briefschreiber belästigt fühlt. Aber das wisst ihr nicht von mir! Reiner versetzt mich nach Sibirien, wenn er herausfindet, dass ich Interna verrate. Das tut man als guter Ermittler auch nicht.“

      „Aber“, sagte Undine und grinste, „es gibt doch gar keinen Fall.“

      Die vier Frauen begannen zu lachen. Nach dem Frühstück besprachen sie noch, wie sie weiter vorgehen wollten.

      „Ich fahre nach Holzhausen und rede mit Herrn Betzberger“, erklärte Jennifer. „Ihr könnt ja noch ein bisschen spazieren gehen. Es wäre wichtig zu wissen, wie viele von den Dingern es gibt.“

      „Oh, meinst du, es sind noch mehr?“, fragte Jasmin.

      „Ich weiß es nicht. Das wird sowieso schwierig. Erstens haben wir keine Unterstützung durch Reiner, zweitens kann man das Ganze wirklich für einen dummen Scherz halten, drittens dürfen wir keine Panik verbreiten.“

      „Da hast du recht, liebe Jennifer, wir werden sehr behutsam sein und


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