Mord aus vergangenen Tagen. Martin Cordemann

Читать онлайн книгу.

Mord aus vergangenen Tagen - Martin Cordemann


Скачать книгу
wäre das erste Mal!“

      „Soll ich gehen?“

      „Bist du mit dem Wagen hier?“

      „Ja.“

      „Dann warte, bis ich mein Bier habe. Du kannst mich n Stück mitnehmen.“

      „Was willst du eigentlich?“

      „Ein Leben in Ruhm, Reichtum und Sex, eben alles, was mit r anfängt. Ich weiß nicht, was ich will. Wenn ich es wüsste, würde ich wahrscheinlich nicht hier sitzen und mich mit dir unterhalten.“

      „Du bist wohl wirklich in einer schlimmen Phase?!“

      „Na, du erzählst ja. Hast du eine Ahnung, wie ich mein Problem lösen könnte?“

      „Du hast früher öfter etwas von Selbstmord erzählt.“

      „Ähm, nicht das Problem, ich meinte mehr mein Problem mit diesem Fall.“

      „Also du hast keinen Anhaltspunkt?“

      „Sozusagen. Ich habe die Namen der Leute, die damals zur gleichen Zeit in der gleichen Bank gearbeitet haben, wie meines Klienten Leiche.“

      „Das ist eine bittere Angelegenheit.“

      „Um mir das zu sagen hättest du nicht kommen müssen, soweit habe ich den Fall nämlich auch schon analysiert.“

      „Und...“

      „Frag mich nicht, was ich jetzt tun will.“

      „Entschuldige bitte.“ Er schwieg und sah mich nachdenklich an. „Tja...“

      „Möchtest du was trinken?“

      „Gerne.“

      „Na, du weißt ja, wie man bestellt.“

      „Bezahlst du?“

      „Bin ich denn wahnsinnig?“

      „Also nicht.“

      „Nun stell nicht immer so dumme Fragen, ich habe dich nur gefragt, ob du was trinken willst.“

      „Und ich habe nur gefragt, ob du bezahlst.“

      „Natürlich bezahle ich, ich kann doch nicht überall prellen.“

      Duffy schüttelte den Kopf.

      „Ich habe das Gefühl, das bringt uns nicht weiter.“

      „Wie sollte es dich eigentlich weiter bringen?“

      „Du vergisst, dass ich es war, der dich angerufen hat“, wies mich Duffy darauf hin.

      „Moment! Ich habe dich angerufen, ja, damit das klar ist.“

      „Ja, du hast mich eben angerufen, aber heute Morgen habe ich dich angerufen.“

      „Mein Gott, stimmt ja. Ich wusste, irgendwas war heute. Irgendwie hatte ich schon den ganzen Tag dieses deprimierende Gefühl...“

      „Oh, vielen Dank.“

      „Keine Ursache, irgendwie muss ich dich ja aufbauen. Willst du was trinken?“

      „Bezahlst du?“

      „Wir prellen, okay? Gut, ich bezahle, immerhin hast du angerufen. Allerdings, da du wirklich als erster angerufen hast, könntest du auch bez... aber lassen wir das. Immerhin hab ich den langen Weg hier raus nach Bonn gemacht, um... warum eigentlich?“

      „Weißt du, wer Siggi Feldmann ist?“

      „Darunter kann ich mir genau so viel vorstellen wie unter Ugandischem Starkino.“

      „Siggi Feldmann ist mein Direktor.“

      Duffy war nämlich inzwischen Lehrer für Latein und Geschichte, aber das war, so gesehen, sein Problem.

      „Also, Siggi Feldmann ist dein Schulleiter. Gut, soll ich ihn umlegen?“

      „Seit wann stehst du auf Gewalt?“

      „Das tue ich nicht, ich wollte nur sagen, falls du mir einen derartigen Vorschlag unterbreiten wolltest, müsste ich leider ablehnen. Weil du dafür nicht genügend Kohle hast!“

      „Kannst du nicht einmal ernst sein?“

      „Wenn du mit jemandem ein ernstes Gespräch führen willst, warum hast du dann mich angerufen?“

      „Du hast mich angerufen.“

      „Das Spiel läuft nicht! Was ist nun mit deinem Direktor?“

      „Er hat mir angedroht, mich versetzen zu lassen.“

      „Klingt doch gut.“

      „Strafversetzen!“

      „Klingt weniger gut. Was hast du getan, eine von deinen Schülerinnen verführt?“

      „Nein.“

      „Mehrere?“

      „Nein... er mag mich einfach nicht. Wir haben eine völlig verschiedene Auffassung von der Aufgabe eines Lehrers.“

      „Das kenne ich. Das war der Grund, warum ich damals bei der Polizei aufgehört haben wurde.“

      „Das ist ja eine große Hilfe für mich, dass du mir sagst, dass du wegen einer solchen Sache aufgegeben hast und abgehauen bist, nur, um jetzt irgendwelche Fälle, die Ewigkeiten zurückliegen aufzuklären.“

      „Hey, wie war das noch mal, wer hat wen angerufen?“

      „Und dich frage ich auch noch, dich, der nun wirklich jedem Problem aus dem Weg geht, sobald sich eins vor ihm auftut.“

      „Das ist nicht gerade aufbauend.“

      „Aber auch jedem Problem. Wie war das denn damals? Nur, weil du dich immer in die falschen Mädchen verliebt hast, hast du, wenn sich mal eine in dich verliebt hast, gekniffen.“

      „Hey...“

      „Oder etwa nicht? Du bist dem Problem aus dem Weg gegangen.“

      „So oft ist das ja nicht vorgekommen...“

      „Du hattest Angst!“

      „Ich hatte verfluchte Angst, ja! Verdammt, ich wollte mich nicht binden... zumindest nicht an jemanden, den ich nicht liebe. Hinterher kommt man da nicht mehr raus und ein paar Jahre später ist man verheiratet, wohnt in Kenia und baut Hasch an... gut, das wäre ja kein schlechter Werdegang, aber ich war einfach nicht bereit...“

      „Nicht bereit, du hast dich dem Problem der Partnerschaft nie gestellt. Wie üblich hast du dich geschickt um alles herumgemogelt, bist ihm aus dem Weg gegangen und hast dich gefreut. Und warum?“

      „Ich hatte mich daran gewöhnt, allein zu sein. Und ich hatte mich in mich verliebt... fürchte ich jedenfalls. Irgendwie so. Oh Gott, das klingt schrecklich! Ich wollte mich nicht aufgeben, damals hatte ich immerhin noch meine Kreativität und ich wollte meine Kreativität nicht für irgendjemanden aufgeben.“

      „Du weißt ja gar nicht, ob du deine Kreativität durch eine Beziehung verloren hättest.“

      „Sieh dir doch die Leute an, wen konntest du damals denn als ersten vergessen, häh? Die mit ner Freundin. Abgebaut, ich weiß auch nicht wieso, aber irgendwie haben die sich dadurch verändert. Vielleicht... vielleicht sind sie reifer geworden.“

      „Das ist ja wohl ein Fremdwort für dich.“

      „Wer will schon reif sein? Wenn Früchte reif sind, dann dauert es nicht mehr lange und sie sind entweder gegessen oder faul! Nein, vielen Dank!“

      „Ein schönes Bild.“

      „Ja, du bringst mich in Stimmung.“

      „Aber du hast gesagt, du hättest deine Kreativität verloren.“

      „Oder verlegt. Wenn ich sie tatsächlich verloren habe, bin ich jetzt vielleicht reif genug für


Скачать книгу