Opa + Oma COOL. Thomas Werk

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Opa + Oma COOL - Thomas Werk


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jung

      Nicht zuletzt, weil es immer weniger Geburten gibt und die Sterbefälle inzwischen die Neugeburten übersteigen, wird unsere Gesellschaft zwangsläufig immer älter (und sie nimmt ab). Die Medizin wird besser und das Lebensalter steigt – bis zu 85 Jahre im Durchschnitt. Es ist heute auch bei uns keine Seltenheit mehr, 90- und 100-Jährige anzutreffen. Weil die Medizin immer mehr Fortschritte macht, wird die Lebensqualität älterer Menschen auch spürbar angehoben beziehungsweise im Alter aufrecht erhalten. Man muss heute nicht mehr mit morschen Kniegelenken auf sein Ende im Sessel warten, sondern kann sich bewegen und sein Leben bis ins hohe Alter selbst organisieren. Es gibt Gehhilfen und andere nützliche Erfindungen, die den Senioren vieles erleichtern. Alter muss nicht mehr deprimierend beschwerlich sein, nein, man darf sich freuen, tanzen, bewegen, spielen und teilnehmen. In Zukunft treffen wir auf immer mehr Ältere, denen immer weniger Jüngere zur Seite stehen. Der statistische Baum der Alterspyramide verdickt sich nach oben Richtung 60 bis 80 Jahre. Hätten wir nicht die starke Zuwanderung aus anderen Ländern, würde die Bevölkerung in Deutschland noch schneller abnehmen und vor allem älter werden.

      Demographischer Wandel

      Eine solche Entwicklung hat natürlich auch Folgen. Die naheliegenden sind, dass es ganz neue Angebote für die Generation 60+ geben muss: an Freizeitgestaltung, an Gesundheitsprogrammen, Bewegungs-Aktionen, Vorsorge, Betreuung, an seniorengerechten Wohnungen, Restaurants mit leichter Kost und so weiter. Die Wirtschaft ist ja da nicht untätig, sondern clever. Längst hat man diese kaufkräftige Gruppe ausgemacht und bietet passgenau Senioren-Offerten an. Und oft sind es besondere Vorzugsbehandlungen, die ältere Menschen hier genießen dürfen. Ob bei Wohnungen ohne Barrieren - selbst bei Duschen und Bädern, die man ebenerdig begehen kann - oder bei wechselnden Mittagstischen mit seniorengerechter Kost, bei reduzierten Eintritten in Museen, Theatern, Opern, Konzerten oder Zoos, ja sogar bei verbilligten Zug- und Bustickets und auch bei organisierten Ausflügen sowie Urlauben: Die Angebote nehmen täglich zu. Die Generation 60+ wird regelrecht umworben, weil sie viel Geld auszugeben hat. Und ihre Mobilität ist trotz des hohen Alters enorm.

      Eine weitere Konsequenz aus dem demographischen Wandel ist, dass der Staat besondere Rücksicht auf seine Rentner und Pensionäre nimmt. Die Gruppe stellt die größte Wählerschaft, und wer hier deren Interessen vernachlässigt, wird abgewählt. Die Generation 60+ ist also auch von der Politik stark umworben.

      Und die Frage nach der Jugend im Alter wird aufgrund des demographischen Wandels immer aktueller – 60 ist das neue 30! Die Gesellschaft wird zunehmend älter und schreit deshalb nach Beschäftigung und Freizeitangeboten für Senioren. Die Alten sind überwiegend noch fit und trauen sich etwas zu – auch so wie ein junge Leute zu leben.

      Firmen holen sich die Erfahrungen älterer Mitarbeiter wieder zurück. Lange Zeit hat man durch Frühpensionierungen aufgrund der Wirtschaftskrise Beschäftigte mit 57 Jahren und jünger vorzeitig nach Hause geschickt.

      Heute holt man Lebens- und Berufserfahrung zurück in die Betriebe, weil die nachgerückten Jungen mit den Anforderungen der modernen Arbeitswelt sowie mangelnder Berufserfahrung die Aufgaben nicht so gut bewältigen können. Firmen entdecken die Alten wieder und weisen ihnen Spezialaufgaben zu. Nicht umsonst ist vor Jahrzehnten schon der Senior Experten Service ins Leben gerufen worden, der das Potenzial pensionierter Ingenieure, Lehrer und Handwerker weiter weltweit für ehrenamtliche Einsätze nutzt. Warum soll man all das Wissen und die Erfahrung auch brach liegen lassen?

      Alte Menschen sind häufig unzufrieden

      Es gibt in keiner Altersgruppe so viele Unzufriedene wie unter Senioren. Woran liegt das? Sind es die verpassten Chancen, die nicht erreichten Ziele? Oder ist es das Gefühl, nicht genug vom Leben abbekommen zu haben?

      Was heißt genug, und was steht einem zu? Alte Menschen neigen dazu, am Ende noch schnell alles zu raffen und mitzunehmen, was ihnen in die Hände kommt – ein merkwürdiges, aber weit verbreitetes Phänomen. Es ist schon beschämend mit anzusehen, wie sich Senioren am Büffet die Taschen vollstopfen und ihre mitgebrachten Tupperdosen füllen. Alte Menschen entwickeln mitunter eine merkwürdige Sammelleidenschaft – von leeren Margarinedosen über Joghurt-Becher bis hin zu Plastik- und Papiertüten. Manchmal verspürt man bei ihnen ein reines Besitzdenken. Sie können das alles nicht gebrauchen, doch das Gefühl, wieder etwas umsonst zu bekommen, beseelt sie geradezu. Ein Grund mag die harte Entbehrung während der Kriegszeit sein. Man hat etwas nachzuholen. Sie sind hocherfreut über den Rollator, das Hörgerät, den Toilettenstuhl – oft Gegenstände, die ungenutzt in der Ecke bleiben – aber man hat sie, und sie waren teuer. So bekommt man von der Gesellschaft endlich etwas zurück. Obwohl sie alles haben und es ihnen wirklich gut geht, sind sie dennoch unzufrieden und verspüren mitunter die pure Lust an der Quälerei Ihrer Umgebung. Man kann es ihnen oft gar nicht mehr recht machen. Sie haben keinen Blick mehr für das Schöne im Leben – von Dankbarkeit keine Spur. Sie machen sich das Leben selbst zum Stress.

      Klar, die Beschwerlichkeiten des Alters sind nicht gerade beglückend. Es geht nicht mehr so leichtfüßig wie als junger Hüpfer. Aber darum gleich das ganze Leben zu verdammen, ist doch Quälerei – ja Masochismus.

      Noch eins könnte zum Verdruss der Alten beitragen: Familienverbände haben sich weitgehend aufgelöst. Die Alten leben für sich – alleine. Es fehlt die Nestwärme, die Geborgenheit, die Teilnahme am Familienleben, der Umgang mit Kindern und jungen Menschen. Nehmen Sie einen mürrischen Opa oder eine Oma mal in den Arm und drücken Sie sie ganz fest. Dann erleben Sie, wie die auftauen und strahlen. Das fehlt ihnen nämlich. Stattdessen blasen die Senioren Trübsal in ihren Ghettos. Dagegen kann man aber etwas tun, man muss nur endlich aufstehen.

      Anstatt sich darüber zu freuen, in hohem Alter noch an allem teilhaben zu dürfen, murren sie vor sich hin. Man denke nur an den querschnittsgelähmten Rollstuhlfahrer, der sich trotzdem freut, dass er noch lebt, und vielleicht begeistert am Behindertensport teilnimmt. Der hätte allen Grund, mit seinem Leben zu hadern. Oder nehmen Sie die alleinerziehende Mutter mit drei kleinen Kindern, die vor lauter Arbeit nicht mehr ein noch aus weiß. Vielleicht hat sie ihren Mann durch einen Unfall verloren oder ist einfach sitzen gelassen worden. Die dürfte sich mit Recht über ihr Schicksal beklagen.

      Aber nein, Rentner, denen es gutgeht, murren und bocken – ja sie werden buchstäblich wieder zu Kindern, die weinen, wenn sie ihren Willen nicht bekommen. Es ist manchmal ein entwürdigendes Schauspiel, wenn alte Menschen schreien und weinen wie Babys. Aber nicht umsonst sagt man, dass alte Menschen am Ende ihrer Tage wieder wie Kinder werden – und man muss sie dann auch so behandeln, anders verstehen sie die Welt nicht mehr. Wie man einem bockigen Kind mal gehörig die Leviten lesen muss – ein reinigendes Gewitter ist nötig – leider auch manchmal bei Alten.

      Natürlich gibt es auch Alte in Armut. Da ist die Unzufriedenheit nur allzu verständlich. Aber auch hier muss einfach die Scham überwunden werden, bestehende Hilfsangebote wie Sozialhilfe und andere anzunehmen. Das hat inzwischen auch der Gesetzgeber erkannt und stockt gezielt kleine Renten auf, damit Senioren nicht ihre unbezahlbare Wohnung aufgeben oder Plastikflaschen aus den Papierkörben sammeln müssen.

      Altern ist auch was für Feiglinge

      Oder ist es die Angst vor dem Älterwerden, vor dem nahenden Tod? Alles Quatsch! Dabei können doch heute gesunde 70-Jährige sogar 90 Jahre alt und noch älter werden. Das Durchschnittsalter ist inzwischen auf über 85 Jahre angestiegen. Warum sollte man sich bei diesen Aussichten um das Sterben Sorgen machen? Und doch kreisen die Gedanken um Beerdigung, Testament, Erbe und Vorsorge. Gut, das sollte man beizeiten vernünftig regeln, nicht erst, wenn man gebrechlich ist. Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung sind sinnvolle Dokumente neben Testament und Beerdigungsregelung. Das macht man einmal und rechtzeitig, dann ist aber auch gut und das Thema erledigt.

      Alte Menschen beschäftigen sich viel zu sehr über einen allzu langen Zeitraum mit diesen wenig erfreulichen Dingen. Und doch lebt derjenige besser, der auch solche heißen Eisen cool anpackt. Wohl dem, der sich zur Beerdigung ein fröhliches Lied wünscht, bunte Blumen begehrt


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