Henochische Magie - Band 1. Frater LYSIR
Читать онлайн книгу.oder „Erdichtung“ war.
Wenn man durch die „henochische Idee“ sich selbst evolutionieren, sich selbst für die Mächte des Kosmos öffnen und sich somit selbst initiieren kann, sollte man maximal einen historischen Wert entwickeln, in Bezug auf die „Erfindung“ bzw. das „Geschenk der Engel“. Wer waren also die beiden Menschen, die Kontakt zu den Engeln hatten?
John Dee war ein Astrologe/Astronom, Alchemist, Politiker, Agent, Mathematiker und natürlich Magier. Man konnte ohne Weiteres sagen, dass John Dee ein Universalgelehrter war. Er war weiterhin ein Experte auf den Gebieten der Kryptologie, der Sprachen (u. a. Hebräisch, Griechisch, Latein) und auf den Gebieten der Geografie, der Navigation und der Architektur. Zusätzlich gehörten auch klassische Gebiete, wie z. B. Malerei, Dichtkunst, Dramatik (verfassen von Theaterdramen), Musik und Philosophie zu seinem Intellekt. Sehr interessant ist sein Spagat zwischen der Theologie und der Hermetik, da diese beiden Bereiche nicht immer leicht zu vereinen sind – gerade dann nicht, wenn die Kirche eine so hohe Toleranz besitzt, wie sie im Mittelalter besaß. „Du lästerst Gott? Verbrennt ihn.“
Dee bezog sich sehr stark auf die Astrologie, da er davon ausging, dass die Astrologie exakt mathematisch berechnet werden konnte – etwas, dass man eher heute mit dem Begriff der Astronomie verbindet. Doch die „mathematische Berechnung“ – so seine Überzeugung – könne „geistige Wahrheiten“ und „globale bzw. internationale Tendenzen“ vorhersagen. Dadurch, dass er aber auch stark in der rituellen Magie beheimatet war, musste er hier und da politisch agieren, um nicht angeklagt zu werden, auch wenn die Inquisition bzw. die Kirche in England recht wenig Macht hatte. Da hohe Ämter stets (damals wie heute) politische Ämter waren, schaffte Dee es, zum Hofastrologen Elisabeths I zu werden. Wer ein Universalgelehrter war, musste außerdem eine gute Bibliothek besitzen, da man nicht alles via Channeling oder Intuition „wissen“ kann. So heißt es in der Literatur, dass die Bibliothek von John Dee im Jahre 1583 ca. 2500 Bücher und über 170 Manuskripte enthielt, andere Quellen sprechen von über 4000 Büchern.
John Dee soll in einem gutbürgerlichen Elternhaus aufgewachsen sein, da sein Vater Rowland Dee Kaufmann (Textilkaufmann und Schneider am königlichen Hofe) war. Eine andere Quelle spricht davon, dass der Vater von John Dee ein „kleiner Staatsbeamter“ war, was nun etwas ganz anderes als Kaufmann bzw. Schneider ist. Zum Glück kann man aber hier einen „gleichen Nenner“ finden, der einfach „finanziell abgesichert“ lautet. Die Mutter von Dee (Johanna Wild bzw. Dee), war die Tochter von William Wild, der angeblich seinen Stammbaum bis zu Roderic den Großen, Prinz von Wales, zurückführen konnte. Dies alles sind deutliche Indizien, dass John Dee zumindest in einem „sozial starken und gebildeten Haushalt“ aufwuchs.
Im Alter von 8 Jahren besuchte Dee eine „gehobene Schule“, letztlich eine Kaderschmiede der intellektuellen Elite. Im Alter von 16 Jahren (im Winter 1542) studierte John Dee am St. John's College in Cambridge (welches erst 1511 gegründet wurde) alte Sprachen (Latein, Griechisch und Hebräisch) sowie Mathematik, Astrologie und Philosophie. Es wird gemunkelt, dass Dee äußerst diszipliniert war und jeden Tag maximal 4h schlief, 2h für Essen und Trinken opferte und ansonsten ausschließlich lernte und studierte.
Dies ist sicherlich möglich, denn wenn man sich selbst im Zustand des „Flow“ befindet (ein Zustand, der eine vollkommene Vertiefung in eine Tätigkeit beschreibt, sodass man überhaupt nicht mitbekommt, wie die Zeit vergeht und dass man hart arbeitet. Man könnte Schaffensrausch oder Funktionslust dazu sagen), bemerkt man nicht, dass man „hart arbeitet“. Vier Jahre später erwarb er seinen ersten Abschluss und wurde im selben Jahr zum Trinity College der University of Cambridge gerufen, welches auch im Jahr 1546 entstand. Hier wurde er Dozent für Griechisch (d. h. er war mit 19 Jahren bereits „Professor“), doch er blieb nur knapp 1 Jahr aktiv als Dozent am College, da er bereits 1547 zu reisen begann und in den Niederlanden enge Freundschaften zu Gerard Mercator (einem Kartografen und Geografen), Gemma Frisius (einem Kosmologen), dem Orientforscher Antonius Gogava und vielen anderen großen Philosophen der damaligen Zeit aufzubauen pflegte. 1548 ging Dee nach Cambridge zurück, um einen weiteren Abschluss zu machen. Kurz darauf verließ er Cambridge wieder, um weiter in Belgien zu studieren. Auch hier schloss er enge Freundschaften zu der damaligen intellektuellen Elite und traf auch seine alten Freunde Frisius und Mercator wieder. Manche Quellen drücken sich hierbei teilweise sehr ungeschickt aus, da Dee in der Zeit, wo er in Belgien (in Löwen) studierte, angeblich auch Agrippa von Nettesheim (ein sehr berühmter Magier des Mittelalters) getroffen haben soll. Gleichzeitig wird aber auch angemerkt, dass Agrippa von Nettesheim „nur“ an der Universität Löwen studierte, deren eigene Geschichte zurück bis in das Jahr 1425 reicht. Da Agrippa von Nettesheim am 18.02.1535 verstarb, kann John Dee ihn nicht im Jahr 1548 in Löwen getroffen haben – es sei denn via Séance.
In der Zeit 1548 – 1550 machte Dee seinen Doktor und ging anschließend nach Paris. Hier hielt er viele wissenschaftliche, öffentliche Vorlesungen ab, sodass er schnell großes Ansehen genoss. Ihm wurde sogar eine „königliche Professur“ angeboten, doch da Dee wieder zurück nach England wollte, lehnte er diese dankend ab. Dee blieb nur knapp 1 Jahr in Paris.
1551 kehrte Dee nach England zurück, wo er Edward Tudor bzw. Eduard VI., dem dritten Monarch der Tudordynastie vorgestellt wurde. Dieser verstarb aber schon ein paar Jahre später (im Februar 1553 wurde er todkrank) und die jüngere Schwester, Maria Tudor, folgte auf dem Thron, obwohl sie erst ausgeschlossen wurde, da sie nur seine Halbschwester war. Da aber die Cousine von Eduard VI., Jane Grey, zwar als Erbin benannt, jedoch nach 9 Tagen wieder abdanken musste, wurde Maria Herrscherin. Dee soll beauftragt worden sein, ihr ein Horoskop zu erstellen, dies war ein weiterer Schritt in die „adligen Kreise“ der englischen Herrschaft. In diesem Zuge sollen sich die ersten schriftlichen Kontakte zwischen Prinzessin Elisabeth (später Königin Elisabeth I.) und Dee entwickelt haben, was dazu führte, dass Dee auch für Elisabeth ein Geburtshoroskop anfertigen sollte.
John Dee hatte stets adelige Gönner (die Herzogin von Northumberland, den Earl of Leicester, den Earl of Pembroke), die ihn großzügig finanziell unterstützten, sodass er auch eine Stelle als Mathematik Dozent in Oxford ablehnen konnte. Nebenbei war John Dee auch Berater (1551-1583) für die Unternehmen, die sich auf Handel und Entdeckungen spezialisierten. Doch auch, wenn Dee immer ein großes Ansehen genoss, wurde er im Jahr 1555 (im Geburtsjahr von Edward Kelley) inhaftiert.
Ein gewisser George Ferrys verleumdete Dee, dass er eines seiner Kinder durch Schwarze Magie getötet habe und ein anderes erblinden ließ. Die zusätzliche Beschuldigung, dass Dee via Zauberei König Maria töten wolle, brachte wahrscheinlich das Fass zum Überlaufen, da England relativ human in Bezug auf die Hexenverfolgung reagierte. Doch Dee kam bald wieder aus dem Gefängnis frei, da das Königshaus deutlich intervenierte und die Inquisition letztlich „nachgab“. So wurde John Dee am 29. 08.1555 von allen Anklagepunkten freigesprochen.
Da sich natürlich die Kirche nicht ohne Weiteres geschlagen geben wollte, musste Dee noch einmal eine „Befragung in religiösen Angelegenheiten“ über sich ergehen lassen, die von Bischof Bonner am 19.11.1555 abgehalten wurde. Da Dee aber sehr christlich war, war dies kein Problem für ihn. Ein paar Monate später (Januar 1556) wandte er sich an die Königin mit einem „Bittgebet für die Wiederherstellung und Erhaltung der antiken Schriftsteller und Denkmäler“, was nichts anderes als die Bitte war, eine königliche Bibliothek einzurichten, sodass historische und vor allem handschriftliche Dokumente sicher aufbewahrt werden konnten. Leider wurde seine Idee abgelehnt.
Drei Jahre später, als Königin Maria durch ihre Schwester Elisabeth „beerbt“ wurde, bemühte sich John Dee vermehrt um die Gunst der neuen Königin. Erneut schrieb er ihr Horoskope und errechnete den „günstigsten Termin“ für ihren Krönungstag, den 14.01.1559. Seit jenem Datum war er „königlicher Hofastrologe“.
Auf einer seiner Reisen durch Europa entdeckte Dee ein Buch von Johannes Trithemius (eigentlich Johannes Heidenberg), welches sich speziell mit Magie und Alchemie, aber auch mit Kryptografie beschäftigte. Dieses Werk soll Dee sehr inspiriert haben, da er in den kommenden drei Jahren viele Schriftstücke verfasste, sodass er im Jahr 1562 nach Antwerpen