Die Plagiatoren. Josef Hahn

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Die Plagiatoren - Josef Hahn


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wirkte plötzlich hilflos. Er gab nach. Eine ungewöhnliche Handlung für einen Langur.

      „Wir müssen Menkalinan verlassen und uns eine neue Heimat suchen. Die Gebärerin magst du meinetwegen behalten. Eine neue Heimat, möglichst weit entfernt von den Waro-ngs! Diese neu entwickelte Karte des Universums, die den Waro-ngs noch unbekannt ist, kann uns dabei dienlich sein. Sie weist auf zahlreiche Planeten hin, die außerhalb unseres bisher bekannten Universums liegen. Etliche sind dabei, die uns das Dasein sichern könnten.“

      Er wandte sich den Umherstehenden zu: „Wer will, kann mit uns gehen. Wer hingegen auf Menkalinan bleiben will, kann dies nur als Terminierter!“

      Natürlich wollte niemand unter diesen Voraussetzungen bleiben. Auch wenn es einigen nicht ganz recht war, die bisherige Heimat aufzugeben, so war die angedrohte Terminierung doch keine akzeptable Lösung.

      Leru-uz, das wussten sie, würde sein Versprechen einhalten!

      Ins Ungewisse

      Insgesamt waren es dann um die dreihundert Langur und etliche junge und noch befruchtungsfähige Sklavinnen, die sich bei Nacht auf verschiedenen Wegen zum Raumhafen schlichen. Der alte Leru-uz hatte es ihnen so befohlen. Er wollte so den Fortbestand der Ilat-kas absichern. Wohin sie aber ihr Weg führen würde, stand im wahrsten Sinn des Wortes in den Sternen.

      Alle waren sie schwer bewaffnet unter Rons-ams Führung. Leru-uz folgte mit den Sklavinnen. Sie planten, einen der bewachten Aufklärer in ihren Besitz zu bringen.

      Entsprechend ihrer Art überwältigten sie die Wachen – sie töteten sie mitleidlos – und enterten dann das Schiff. Es war dummerweise der Aufklärer, mit dem Rons-am gelandet war. Der, mit dem nicht ordnungsgemäß funktionierenden Warp-Antrieb.

      Der Aufklärer war etwa 300 Meter lang, 45 Meter breit und leider auch sonst ziemlich dürftig ausgestattet. Statt der in den Kampfraumern üblichen körperbetonten Sitze – sie passten sich dem Insassen komplett an und fixierten ihn, hatte das Schiff nur die einfachen Sitze und auch nur mehr einen geringen Vorrat an Nahrung an Bord. Dafür aber ausreichend Wasser; wenigstens etwas. Ausreichend für die Vierhundert, die an Bord waren. Rons-am bereitete den Start vor.

      Auf einmal ertönten laute Sirenen. Die zentrale Überwachung hatte das ungewöhnliche Ereignis registriert und einen Großalarm ausgelöst. In Kürze würden Truppen eintreffen und sie am Abflug hindern wollen.

      Rons-am wusste das und löste eine Art Alarmstart aus. Dabei wurde das Warp bereits am Boden aktiviert. Sonst schaltete man das Warp erst in entsprechender Höhe, über dem Planeten ein. Das Risiko, den Raumhafen zu zerstören, war einfach zu groß. Aber Rons-am riskierte alles und der Aufklärer schoss wie ein Pfeil hinaus ins Universum. Er ließ einen verwüsteten Raumhafen zurück.

      „Wie wird unsere Reise verlaufen?“, erkundigte sich Leru-uz. Er war nicht aufgeregt, sondern bloß neugierig.

      „Ich riskiere noch mal den Flug durch das Schwarze Loch“, entgegnete Rons-am. „Ich glaube nämlich, dass es der Eingang zu einem Wurmloch ist. Und am Ende dieses Wurmloches befindet sich ein weiteres Schwarzes Loch, das den Ausgang bildet. So werden wir den anderen Bereich der Galaxis erreichen – hoffentlich!“

      „Hoffentlich“, sagte auch Leru-uz.

      Zar-ia war mit an Bord und Rons-am empfand das als durchaus angenehm. Sie erwies sich als ruhige Begleiterin und äußerte auch keine besonderen Wünsche. In den kurzen Ruhestunden lag sie neben ihm und er atmete den Duft ihrer Haut ein, der ihn immer wieder an die wenigen Minuten mit ihr im Freudenbringerhaus erinnerten.

      „Hast du noch etwas von deinem Samen für mich übrig?“, überraschte sie ihn einmal und lächelte dabei.

      Oh ja! Rons-am hatte!

      Sie vereinigten sich an Bord des Schiffes und erlebten dabei ein für sie völlig neues Gefühl: das Gefühl der Lust.

      Rons-am programmierte die automatische Steuerung in Richtung des ominösen Quantensingulars und aktivierte die zweifache Warpgeschwindigkeit.

      Zar-ia hatte sich hingehockt. Zu Füßen Rons-ams. „Werden wir terminiert werden? Was wird mit uns geschehen?“ Ihre Stimme klang ängstlich.

      Rons-am schwieg. Er wusste es ja selber nicht. Würde der angeschlagene Aufklärer einen weiteren Flug durch das Schwarze Loch überstehen? Oder würde sie der ungeheure Druck da in Staub verwandeln und nie wieder freigeben?

      Dann tauchten sie das Schwarze Loch ein. Die Instrumente spielten wieder einmal verrückt. Die Gravitation schien so stark zu sein, dass weder Materie noch Informationen diese Umgebung verlassen könnten. Sie wurden hin und her geschleudert, trotz der behelfsmäßigen Fixierung an den Sitzen. Die Bildschirme in der Kommandozentrale zeigten eine ungeheure Schwärze, wie sie in ihrer Intensität eigentlich gar nicht vorstellbar war. Hin und wieder wurde die Dunkelheit durch grelle Lichtblitze unterbrochen, die ihnen Fratzen zeigten. Hässlich, bösartig und grauenvoll.

      Rons-am erklärte sich dies mit dem Wurmloch, durch das sie gerade rasten. Wundersamer Weise funktionierte plötzlich auch das Warp wieder einwandfrei. Rons-am flog mit Warp 12 und konnte so die Gravitationskräfte im Loch überwinden.

      Zar-ia schrie entsetzt mehrmals auf, aber niemand konnte es hören. Die Geräusche von außen waren so intensiv, dass sie jeden Laut im Inneren überdeckten.

      Doch die Bleiummantelung und der Werkstoff Chalkos hielten auch den Kräften im Ausgangsloch stand.

      Auf einmal waren sie hindurch. Das Loch hatte sie förmlich ausgespuckt.

      Wie einen Batzen Schleim.

      Rons-am hatte keine Ahnung, wieviel Zeit inzwischen vergangen war. Es war ihm aber auch nicht wichtig. Wichtig war nur, dass er das Wurmloch passiert hatte. Er schaltete auf Warp 1 herunter. Der Aufklärer gehorchte sofort. Rons-am riskierte über die Schirme den ersten Blick nach außen.

      Andere Sonnen als die bisher gewohnten strahlten ihn aus der Ferne an. Ein unbekannter Sternenhimmel zeigte sich ihm in merkwürdiger Schönheit.

      „Wo sind wir?“, fragte ihn Zar-ia. Sie hatte sich mittlerweile beruhigt.

      „Ich weiß es nicht! Hoffentlich in einem anderen Teil der Galaxis, weit entfernt von Menkalinan!“

      In der Tat waren sie in einem anderen Galaxis-Bereich angekommen. Er löste sich von seinem Sitz und ging nach hinten. In den Bereich, wo die anderen waren. Zar-ia folgte ihm. Natürlich erwartete er kein Lob oder keine Anerkennung. Es trieb ihn einfach die Neugier dahin.

      Leru-uz und vier andere Langur hatten die wahnwitzige Reise durch die Singularität nicht überlebt.

      Sie waren förmlich zu Tode gebeutelt worden. Blicklos starrten sie Rons-am an. Ihre Körper waren zerschmettert; trotz ihrer starken Knochen.

      Rons-am fühlte keine Trauer in sich. So ein Gefühl war ihm auch fremd. Es galt jetzt eben fünf Terminierte zu entsorgen!

      Zar-ia hingegen zeigte wieder eine für Rons-am unbekannte Emotion. Aus ihren Augen floss so etwas wie Wasser. Dazu gab sie komische Geräusche von sich. So, als ob sie an Luftmangel leiden würde.

      „Was ist mit dir?“

      „Ich habe keine Ahnung! Es kam einfach so über mich. Ich dachte eben daran, dass Leru-uz dich ohne weiteres hätte terminieren können und es dann doch nicht getan hat. Er hätte es verdient, den neuen Himmel auch sehen zu dürfen!“

      Ehrlich: Rons-am verstand Zar-ia jetzt überhaupt nicht. Um sie zu beruhigen, versprach er ihr, dass sie Leru-uz Reste mitnehmen würden. „Wir werden ihm in unserer neuen Heimat ein Memorial errichten“.

      Sie flogen weiter durch den unbekannten Galaxis-Bereich und die Prüfeinheit an Bord analysierte die Planeten der Systeme, an denen sie vorbeizogen; nach Wasser, Atemluft, anderen Wesen und sonstigen Auffälligkeiten.

      Sie kamen vorbei an Planeten, die von der Prüfeinheit als „lebensuntauglich“


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