Der zerbrochene Krug. Heinrich von Kleist

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Der zerbrochene Krug - Heinrich von Kleist


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balzen sich und jungen, wo ein Platz ist.

      Zweite Magd kichernd. Soll ich hingehn?

      Adam Ja, und meinen Gruß An Muhme Schwarzgewand, die Küsterin. Ich schickt ihr die Perücke unversehrt Noch heut zurück, ihm brauchst du nichts zu sagen. Verstehst du mich?

      Zweite Magd Ich werd es schon bestellen. Ab.

      Dritter Auftritt

       Adam und Licht.

      Adam Mir ahndet heut nichts Guts, Gevatter Licht.

      Licht Warum?

      Adam Es geht bunt alles über Ecke mir. Ist nicht auch heut Gerichtstag?

      Licht Allerdings. Die Kläger stehen vor der Türe schon.

      Adam – Mir träumt', es hätt ein Kläger mich ergriffen Und schleppte vor den Richtstuhl mich; und ich, Ich säße gleichwohl auf dem Richtstuhl dort, Und schält' und hunzt' und schlingelte mich herunter, Und judiziert' den Hals ins Eisen mir.

      Licht Wie? Ihr Euch selbst?

      Adam So wahr ich ehrlich bin. Drauf wurden beide wir zu eins, und flohn, Und mußten in den Fichten übernachten.

      Licht Nun? Und der Traum, meint Ihr –?

      Adam Der Teufel hols. Wenns auch der Traum nicht ist: ein Schabernack, Sei's, wie es woll, ist wider mich im Werk!

      Licht Die läpp'sche Furcht! Gebt Ihr nur vorschriftsmäßig, Wenn der Gerichtsrat gegenwärtig ist, Recht den Parteien auf dem Richterstuhle, Damit der Traum vom ausgehunzten Richter Auf andre Art nicht in Erfüllung geht.

      Vierter Auftritt

       Der Gerichtsrat Walter tritt auf. Die Vorigen.

      Walter Gott grüß Euch, Richter Adam.

      Adam Ei, willkommen! Willkommen, gnäd'ger Herr, in unserm Huisum! Wer konnte, du gerechter Gott, wer konnte So freudigen Besuches sich gewärt'gen. Kein Traum, der heute früh Glock achte noch Zu solchem Glücke sich versteigen durfte.

      Walter Ich komm ein wenig schnell, ich weiß; und muß Auf dieser Reis', in unsrer Staaten Dienst, Zufrieden sein, wenn meine Wirte mich Mit wohlgemeintem Abschiedsgruß entlassen. Inzwischen ich, was meinen Gruß betrifft, Ich meins von Herzen gut, schon wenn ich komme. Das Obertribunal in Utrecht will Die Rechtspfleg auf dem platten Land verbessern, Die mangelhaft von mancher Seite scheint, Und strenge Weisung hat der Mißbrauch zu erwarten. Doch mein Geschäft auf dieser Reis' ist noch Ein strenges nicht, sehn soll ich bloß, nicht strafen, Und find ich gleich nicht alles, wie es soll, Ich freue mich, wenn es erträglich ist.

      Adam Fürwahr, so edle Denkart muß man loben. Ew. Gnaden werden hie und da, nicht zweifl ich, Den alten Brauch im Recht zu tadeln wissen; Und wenn er in den Niederlanden gleich Seit Kaiser Karl dem Fünften schon besteht: Was läßt sich in Gedanken nicht erfinden? Die Welt, sagt unser Sprichwort, wird stets klüger, Und alles liest, ich weiß, den Puffendorf; Doch Huisum ist ein kleiner Teil der Welt, Auf den nicht mehr, nicht minder, als sein Teil nur Kann von der allgemeinen Klugheit kommen. Klärt die Justiz in Huisum gütigst auf, Und überzeugt Euch, gnäd'ger Herr, Ihr habt Ihr noch so bald den Rücken nicht gekehrt, Als sie auch völlig Euch befried'gen wird; Doch fändet Ihr sie heut im Amte schon, Wie Ihr es wünscht, mein Seel, so wärs ein Wunder, Da sie nur dunkel weiß noch, was Ihr wollt.

      Walter Es fehlt an Vorschriften, ganz recht. Vielmehr Es sind zu viel, man wird sie sichten müssen.

      Adam Ja, durch ein großes Sieb. Viel Spreu! Viel Spreu!

      Walter Das ist dort der Herr Schreiber?

      Licht Der Schreiber Licht, Zu Eurer Gnaden Diensten. Pfingsten Neun Jahre, daß ich im Justizamt bin.

      Adam bringt einen Stuhl. Setzt Euch.

      Walter Laßt sein.

      Adam Ihr kommt von Holla schon.

      Walter Zwei kleine Meilen – Woher wißt Ihr das?

      Adam Woher? Ew. Gnaden Diener –

      Licht Ein Bauer sagt' es, Der eben jetzt von Holla eingetroffen.

      Walter Ein Bauer?

      Adam Aufzuwarten.

      Walter – Ja! Es trug sich Dort ein unangenehmer Vorfall zu, Der mir die heitre Laune störte, Die in Geschäften uns begleiten soll. – Ihr werdet davon unterrichtet sein?

      Adam Wärs wahr, gestrenger Herr? Der Richter Pfaul, Weil er Arrest in seinem Haus empfing, Verzweiflung hätt den Toren überrascht, Er hing sich auf?

      Walter Und machte Übel ärger. Was nur Unordnung schien, Verworrenheit, Nimmt jetzt den Schein an der Veruntreuung, Die das Gesetz, Ihr wißts, nicht mehr verschont. – Wie viele Kassen habt Ihr?

      Adam Fünf, zu dienen.

      Walter Wie, fünf? Ich stand im Wahn – Gefüllte Kassen? Ich stand im Wahn, daß Ihr nur vier –

      Adam Verzeiht! Mit der Rhein-Inundations-Kollekten-Kasse?

      Walter Mit der Inundations-Kollekten-Kasse! Doch jetzo ist der Rhein nicht inundiert, Und die Kollekten gehn mithin nicht ein. – Sagt doch, Ihr habt ja wohl Gerichtstag heut?

      Adam Ob wir –?

      Walter Was?

      Licht Ja, den ersten in der Woche.

      Walter Und jene Schar von Leuten, die ich draußen Auf Eurem Flure sah, sind das –?

      Adam Das werden –

      Licht Die Kläger sinds, die sich bereits versammeln.

      Walter Gut. Dieser Umstand ist mir lieb, ihr Herren. Laßt diese Leute, wenns beliebt, erscheinen. Ich wohne dem Gerichtsgang bei; ich sehe, Wie er in Eurem Huisum üblich ist. Wir nehmen die Registratur, die Kassen Nachher, wenn diese Sache abgetan.

      Adam Wie Ihr befehlt. – Der Büttel! He! Hanfriede!

      Fünfter Auftritt

       Die zweite Magd tritt auf. Die Vorigen.

      Zweite Magd Gruß von Frau Küsterin, Herr Richter Adam; So gern sie die Perück Euch auch –

      Adam Wie? Nicht?

      Zweite Magd Sie sagt, es wäre Morgenpredigt heute; Der Küster hätte selbst die eine auf, Und seine andre wäre unbrauchbar, Sie sollte heut zu dem Perückenmacher.

      Adam Verflucht!

      Zweite Magd Sobald der Küster wieder kömmt, Wird sie jedoch sogleich Euch seine schicken.

      Adam Auf meine Ehre, gnäd'ger Herr –

      Walter Was gibts?

      Adam Ein Zufall, ein verwünschter, hat um beide Perücken mich gebracht. Und jetzt bleibt mir Die dritte aus, die ich mir leihen wollte: Ich muß


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