Die letzten Farben. Jan Corvin Schneyder

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Die letzten Farben - Jan Corvin Schneyder


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Am Horizont wirst Du immer weitere Geheimnisse finden. Deine Reise wird niemals enden. Auch im Angesicht der Gefahr, der düsteren, harten Realität, müssen Träume jederzeit erlaubt sein. Ohne Träume stirbt das Herz. Auf den Scherben des Leids aber, auf den Entbehrungen der Plage, und auf den Wunden des Verzichts wächst eine stolze Pflanze namens Zuneigung.

      Atem schöpfen über den Dächern. Schon im nächsten Moment müssen wir wieder springen. Wie kann man das Leben langweilig finden? Nur der verödete Geist und das lieblose Herz langweilen sich. Kümmern wir uns besser um unsere tiefste Quelle, unseren Kern. Es ist kein rosafarbenes Kitschsymbol. Es ist die Programmierung. Du bist es. Und ich.

      Viele haben sich scheinbar nichts Gutes vorgenommen. Alles ist voller Hass. Er muss besprochen werden. Vielfach versteckt und wohl selbst nicht erkannt, hat er sich überall eingeschlichen. Ein Herz kennt doch gar keine Unterschiede zwischen den Menschen. Trotzdem: Immer geht es ums Geld. Aber ich hasse deswegen keine anderen Menschen. Keine Banker, keine Flüchtlinge, keine Politiker. Hört endlich auf zu hassen. Dazu wurde uns nicht das Leben geschenkt. Wenn Du es nicht begreifen kannst, musst Du es nicht niederbrennen. Wie wäre es einfach mal mit Staunen und Sinnieren? Die Natur des Menschen ist die Neugier. Lass nicht zu, dass Hass die Neugier ersetzt.

      Warum sind die Menschen voller Hass und trampeln auf der Liebe herum? Und warum hassen sie jene am meisten, die nicht voller Hass sind? Das Böse ist verdammt stark geworden, aber es sind andere Kräfte dort draußen. Für keinen von uns ist es zu spät. Lasst Euch weder unterkriegen noch entmutigen. Es kann alles gut werden.

      Man sollte sich nicht allzu lange mit jenen aufhalten, die alle Rationalität verloren haben und die warmen, guten Funken ihres Herzens vorsätzlich löschen. Ich teile meine Freizeit, wenn ich es beeinflussen kann, gern mit Menschen aller Art, jeden Geschmacks, jeder Weltanschauung. Hass und Blindheit aber ist keine Meinung, nur dumm und verwerflich. Aus jeder Perspektive. Wer alles toleriert, fördert das Böse. Wer für alles offen ist, ist logischerweise nicht ganz dicht. Der Kalauer ließ sich an dieser Stelle nicht vermeiden. Von daher: Es ist nicht falsch, Grenzen zu setzen, egal ob einem Kind oder einem Erwachsenen. Es ist notwendig. Es ist unsere Pflicht.

      Aber da man nicht jeden überzeugen kann, reicht manchmal auch ein: "Ich sehe das völlig anders, aber ich habe keine Lust, es Dir zu erklären." Dann wissen sie wenigstens, dass sie nicht in der Mehrheit sind. Und sie haben keinen Ansatzpunkt, um weiter zu giften. Die Hasser. Und die meisten, wenn nicht alle von ihnen, definieren sich gar nicht als solche. Hass macht eben blind.

      Die Mehrheit, die davon nicht ergriffen ist, sind auch die Welt, auch die Menschheit. Und sicher nicht der schlechteste Teil davon.

      Meine Entscheidung ist lediglich, das Schwert nicht aus eigenem Antrieb, es nicht aus niederen Gefühlen heraus zu führen. Hass ist eine Einbahnstraße. Der Weg ins Nichts. Die Abwesenheit jeglicher Farbe.

      Farblos. Die Welt am Abgrund. Damals. Heute. Morgen. Fiktion oder Realität? Oder ist das am Ende das Gleiche?

      Es wird inzwischen mehr als lästig. Die eine Seite kübelt Hass und peinliches Unwissen durch alle Kanäle, die andere Seite zetert reflexartig und ebenso bildungsfern zurück. Sie sind den Sensationsmedien auf den Leim gegangen. Wie beruhigen wir sie wieder? Wir sind Erwachsene. Wir sollten wissen, was wirklich wichtig ist im Leben. Seine Aggressionen durch die Welt zu twittern, gehört auf jeden Fall nicht dazu. Seht mal in den Spiegel Eurer Worte, liebe Hasser (die Ihr dies womöglich nicht lest oder zumindest nicht auf Euch bezieht). Repräsentiert das dort im Spiegel noch den Menschen, der Ihr mal sein wolltet? Oder erschreckt Ihr Euch über ein innerlich schon schwarzes, hasserfülltes Etwas? Wie das gekommen ist? Nun, die anderen sagen Euch, es war "das System". Es sei nicht Eure Schuld. Jedoch, Ihr seid mit dem Geschenk der freien Entscheidung geboren worden. Für manche war der Weg leichter als für andere, aber es gab und gibt Punkte, wo Ihr euch anders hättet entscheiden können. Und das ist niemand anderes Schuld. Kein Politiker, kein Finanzinstitut, keine böse Mama. Seht in den Spiegel. Vielleicht besteht ja noch Hoffnung. Und wenn es schön im Spiegel ausschaut, dann bedenke: Unter jeder Reinheit schläft der Makel.

      Was sind wir eigentlich? Clowns? Humor ist Momentum. Da ist so viel mehr. Sind wir Schwätzer? Zu allem eine Meinung, von nichts eine Ahnung. Das muss ich mir wohl auch anziehen? Nun denn, ich ziehe es an. Noch immer aber sind wir Menschen. Glücklich, traurig. Öffentlichkeit ist eine Illusion. 1000 Likes bei Facebook helfen bei keinem echten Gefühl. Also was sind wir? Wandelnde Leidenschaft, überzeugt von unserer Geschichte. Und demütig? Zu selten. Hallo Universum (neutraler ist es kaum auszudrücken). Ich weiß wenigstens in etwa, was ich bin. Ich danke Dir.

      Es gibt inzwischen Hassbürger, nicht nur Wutbürger. Wutbürger waren vorgestern. Ich habe mal auf einen rassistischen Kommentar, der am Ende fragte, ob das rassistisch sei, mit Ja geantwortet. Danach folgten die üblichen Beschimpfungen. Ich hätte meine Tabletten nicht genommen und sei ein Troll. Nun, ich habe meine Tabletten in der Tat nicht genommen und ja, ich bin ein Troll. Rassismus gegen Fantasy-Wesen und Therapieverweigerer ist fies. Ich bleibe dennoch dabei: Hass ist falsch. Immer. Und meistens ist er auch noch ziemlich dumm. Warum sollte der Unflat aus irgendwelchen Netzwerken unsere persönliche Einstellung umkegeln? Wie eine Flatulenz am Gebirge. Man spürt es nicht.

      Sind wir, die wir Gewalt aus niedersten Beweggründen gegen andere Menschen verabscheuen, denn nur noch eine schrumpfende Insel in einem Meer aus Hass? Ich will es nicht glauben. Wir sind eine Insel, die bedrängt wird, aber wir haben Felsküsten, wir haben ein ewig fruchtbares Herz der Hoffnung und des Lebens. Mögen auch die schrecklichsten Monstren und Stürme uns bedrängen, sie werden diese Insel nicht versenken. Die Insel der Meinungsfreiheit, die Insel der Zivilisation (die man stundenlang aufgrund ihrer Begrifflichkeit und anderen Positionen diskutieren könnte, wenn man wollte - ich will nicht). Wir haben Angriffe der Finsternis erleben müssen, Terrorattacken etwa, doch sehr viel Licht schlägt dem entgegen. Diese menschenverachtende Bosheit wird niemals siegen. Es ist ein vergebliches Streiten der Dunkelheit.

      Wer sind wir eigentlich, dass wir die Entscheidung anderer als dumm und falsch bezeichnen dürfen? Wer sind wir, dass wir in all unserer elitären Arroganz Hunderten Millionen von Menschen ihr Selbstbestimmungsrecht absprechen wollen?

      „Wer sind wir, dass wir mit Hass und Spott reagieren, nur weil unsere weltfremden Prognosen und Hypothesen sich in Luft auflösen? Wir sind ein erbärmlicher Haufen, der nichts anderes will, als die Herrschaft einer kleinen Elite über einen Haufen verdummter, entrechteter Vollidioten, die still zu sein haben. Und wir sind uns bewusst, dass unsere Einstellung in etwa jene des französischen Hochadels am Vorabend der französischen Revolution ist, daher entschuldigen wir uns und bitten herzlich darum, die Guillotinen wieder einzupacken." – Dies wäre mal ein lesenswerter medialer Beitrag. In der Realität aber wird moralische Überlegenheit geheuchelt und draufgeschlagen. Es ist erbärmlich. Nicht-Hasser sind hingegen vielleicht nicht populär und auch nicht besonders laut, aber wenigstens können sie ohne Scham in den Spiegel und anderen in die Augen sehen. Und ja, es ist leider auch Hass, auf denen herumzuprügeln, die selber Hass verbreitet haben. Ein paar hundert Millionen Menschen als völlig bescheuert zu bezeichnen, ist eine ziemliche Frechheit. Passiert minütlich irgendwo dort draußen.

      Mäßigung und Verständnis zieren eine Seele, nicht selbstherrliches Gebrüll. Jedes Jahr mehr Empörungskultur, Drama, Hysterie, Missgunst, Hass. Und geändert hat all das nichts. Nicht zum Guten. Alles Negative verbessert nichts. Aber es gab und gibt auch so viel Goldenes. Und einige haben gelernt, das wieder zu sehen. Es ist besser als es scheint. Ich schrei einfach nicht mit. Das kannst Du auch. So ist er heute, der Hass des gemeinen (!) Mannes (und Weibes): Jene, die nichts tun, schimpfen über alles, das andere wenigstens versuchen. Schlechter Stil. Überlegen sollten sie sich immer, woher der Hass kommt und was diese Äußerungen über sie aussagen. Wie heißt es in einer leidlich bekannten Filmreihe so in etwa? Hass ist der Pfad zur dunklen Seite. Oder so ähnlich. Wir brauchen aber alle Farben, nicht nur Schwarz und Weiß. Sonst kippt das Prisma.

      Öfter mal ein "Nein, aber danke für die Idee." statt "Nein, bist Du eigentlich bescheuert?!" wäre ein erster Mini-Schritt. Sowas hilft wirklich unmittelbar. Hass auf Böses macht aus dem Guten jedenfalls ebenfalls etwas Böses. Hass verursacht Leid


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