Die wichtigsten Biologen. Ralf Klinger

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Die wichtigsten Biologen - Ralf Klinger


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Hans Willi Hennig

       Heinz Ellenberg

       Martin Lindauer

       James Deweney Watson

       Edward Osborne Wilson

       Thomas Eisner

       Dian Fossey

       Barebones Jane van Lawick Goodall

       Werner Nachtigall

       Wolfgang Friedrich Gutmann

       Glossar

       Kontakt zum Verlag

      Vorwort

      Don’t get it right, get it written. Dieses Motto sollte von Beginn an über dem Schreiben dieses Buches stehen. Alles richtig machen zu wollen, ist wohl ein unmöglicher Anspruch angesichts der Vielzahl an bedeutenden Entdeckungen auf dem Gebiet der Biologie. Sicher werden Sie einige Namen vermissen, die Aufnahme anderer Namen wird Sie überraschen. Natürlich stand am Anfang die Frage, welche Kriterien angewendet werden können und sollten, um die Auswahl möglichst nachvollziehbar zu gestalten. Dennoch spielen persönliche Affinitäten des Verfassers hierbei eine gewisse Rolle. Sie ergeben sich schon dadurch, dass Biografien von persönlichen Schicksalen handeln, von glücklichen Momenten des Triumphes und von schmerzhaften Begebenheiten, von unbeschwerter Jugend und von Alter, Krankheit und Tod. Sie handeln von persönlichen Zielen, und in dieser Auswahl überwiegend vom Erfolg und weniger vom Scheitern. Oft überrascht die Zielstrebigkeit der Persönlichkeit, vielfach der Fleiß, und nicht selten hat ein glücklicher Zufall entscheidend zum Erfolg beigetragen. Auch sind Personen stets ein Abbild ihrer Zeitepoche. Eine Sammlung von Biografien ist etwas grundsätzlich anderes als ein neutraler wissenschaftshistorischer Rückblick, und da bleibt es nicht aus, dass bestimmte Ereignisse mehr berühren als andere oder bestimmte, von den porträtierten Personen getroffene Entscheidungen mehr Verständnis erfahren konnten als andere.

      Über 70 Namen waren mühelos gefunden, und so bestand die konzeptionelle Arbeit weniger darin, Namen zu finden, als zu entscheiden, welche Namen wieder aus der Liste zu streichen sind. Es musste eine Bewertung erfolgen, an deren Ende eine Art Rangliste der Biologen nach ihrer Bedeutung stand. Auf dieser Rangliste stehen die Nobelpreisträger ganz oben. Die Verleihung eines Nobelpreises ist in meinen Augen eine solch hohe wissenschaftliche Auszeichnung, dass Preisträger in jedem Fall dazugehören. Aber nicht jeder bedeutende Forscher und schon gar nicht jeder bedeutende Biologe wurde entsprechend ausgezeichnet, zumal es einen eigenen Nobelpreis für Biologie nicht gibt. Biologen erhalten in der Regel den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.

      Der weitere Entscheidungsweg führte in die Geschichte der Biologie. Noch vor gut 200 Jahren hätte man noch nicht einmal die Frage, wer ein Biologe oder eine Biologin sei, beantworten können. Die Naturlehre war am Beginn des 19. Jahrhunderts noch keine eigene Wissenschaft und hatte die vielen Jahrhunderte zuvor den Charakter einer Naturphilosophie bzw. Naturtheologie. Ansonsten betrachtete man die Pflanzen- und Tierkunde als Teilaspekt der Medizin. Der Blick auf Kleintiere wie Insekten und Würmer galt als medizinisch bedeutungslos und wurde allenfalls als belustigender Zeitvertreib akzeptiert. Selbst die Konstruktion der ersten Mikroskope im 17. Jahrhundert, die Zugang zu einer, dem bloßen Auge bis dahin verborgenen Welt eröffneten, wurde zunächst nicht als Gewinn für die Heilkunde erkannt. Mikroskopieren wurde im Gegenteil als nutzlose Zeitverschwendung abgetan und der Begriff Mikroskopiker abfällig gebraucht.

      Die wissenschaftliche Biologie ist eine Schöpfung des 19. Jahrhunderts. Mit Maria Sibylla Merian, Carl von Linné und einigen anderen gab es zwar schon früher einzelne herausragende Persönlichkeiten, doch den Grundstein für eine eigenständige biologische Wissenschaft legten die beiden Forscher Matthias Schleiden und Theodor Schwann mit ihrer Zelltheorie. Sie erkannten, dass allen Lebewesen der Aufbau aus einzelnen, im Prinzip gleichartigen Körperzellen gemeinsam ist und überwanden damit die Trennung von Pflanzen- und Tierkunde. Alfred Wallace und Charles Darwin lieferten wenig später den theoretischen Unterbau für die gemeinsame stammesgeschichtliche Entwicklung aller Lebensformen, während Gregor Mendel fast zeitgleich die ersten Gesetzmäßigkeiten der Vererbung aufstellte.

      Das ausgehende 19. Jahrhundert markiert den Beginn einer großen Zeit bedeutender Entdeckungen in der Biologie. Sie führten zu einer immer weiteren Aufspaltung in Teildisziplinen und Forschungsrichtungen. Immer deutlicher zeichnete sich ab, dass die junge Wissenschaft eigentlich aus zwei methodisch unterschiedlich arbeitenden Teilbereichen besteht. Die funktionale Biologie, die weitgehend mit physikalischen und chemischen Methoden arbeitet, analysiert und physiologische Prozesse – wie es Jakob von Uexküll ausgedrückt hat – »unbekümmert von ihrem Verwandtschaftsgrad zum Menschen und ihrem Nutzen für die Medizin« vergleichend betrachtet, während sich die Evolutionsforschung im Wesentlichen aus dem Verlauf der Stammesgeschichte erschließt und eigene biologische Methoden entwickelte. Sie steht den Geisteswissenschaften in vielerlei Hinsicht recht nahe, so dass die Grenze zwischen den exakten Wissenschaften und den Geisteswissenschaften mitten durch die Biologie zu verlaufen scheint.

      Was die beiden methodisch unterschiedlichen Teilbereiche jedoch wiederum zur Biologie vereint, ist, dass Organismen maßgeblich vom genetischen Code bestimmt werden und die Forschungsergebnisse folglich auf einem gemeinsamen Wissenschaftsverständnis gründen.

      Biologen denken in Populationen, die aus äußerlich wie auch genetisch recht unterschiedlichen Individuen bestehen. Das in den anderen naturwissenschaftlichen Disziplinen vorherrschende typologische Denken ist mit der Evolutionstheorie nicht vereinbar und in der Biologie nicht sinnvoll. Außerdem kann es, wie die Geschichte gezeigt hat, zu gefährlichen Ideologien verleiten, wie etwa zum absurden Bild vom idealen Menschen. Wo die Abweichung vom statistischen Mittelwert die Regel ist und wo der Einzelfall niemals Allgemeingültigkeit besitzt, können entsprechend die von Karl Popper für Chemie und Physik aufgestellten Basissätze nicht gelten, nach der bereits eine einzige Ausnahme die Widerlegung einer ganzen Theorie bedeutet. Biologische Theorien beruhen, wie es Ernst Mayr formuliert hat, auf biologischen Konzepten, die eine individuelle Bandbreite voraussetzen und beinhalten.

      Auf der anderen Seite kennt die Biologie als exakte Wissenschaft weder die vis vitalis der Vitalisten noch andere physikalisch nicht messbare Kräfte, die angeblich einen lebenden Organismus von einem unbelebten Gegenstand unterscheiden sollen. Unbiologisch ist auch die Vorstellung, die noch auf den griechischen Universalgelehrten Aristoteles zurückgeht, dass die stammesgeschichtliche Entwicklung einem fernen Ziel zustrebt. Aristoteles nennt dieses Prinzip causa finalis. Sie ist aus der Embryonalentwicklung abgeleitet, bei der aus einer befruchteten Eizelle zielgerichtet ein neuer Organismus entsteht, dessen Aussehen bereits im Keim angelegt ist. Diese Vorstellung wurde auf die Entwicklung des Lebens auf der Erde übertragen. Der denkende Mensch als selbst ernanntes Ebenbild Gottes stehe am Ende einer zwangsläufig auf dieses Ziel zusteuernden Entwicklung. Diese als kosmische Teleologie bekannte Ansicht wurde durch Charles Darwin widerlegt, der stattdessen den Zufall in die stammesgeschichtliche Entwicklungslehre eingeführt hat. Die Entwicklung des Lebens führt, das ist die Quintessenz aus Darwins Lehre, keinesfalls über kurz oder lang zu immer intelligenteren Lebensformen. Der Mensch ist vielmehr das Ergebnis einer von vielen Zufällen geprägten Evolution. Es ist nach Meinung vieler Biologen daher nicht nur unwahrscheinlich, sondern sogar fast ausgeschlossen, auf anderen erdähnlichen Planeten ähnlich intelligentes Leben zu finden wie auf unserer


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