Als Mariner im Krieg. Joachim Ringelnatz
Читать онлайн книгу.diese Plauderei war folgender: Ein Befehl war erlassen, daß die Schiffsführer künftig monatliche Meldungen einreichen sollten über bisher gesammelte Kriegserfahrungen. Da brauchte Herr Leutnant nun wohl einen Schriftsteller. Aber andererseits ärgerte er sich, wenn man ihm direkte Vorschläge machte. Er wollte nur unbemerkt etwas ablauschen, Würmer aus der Nase ziehen, und das tat er jetzt und gähnte ganz ungeniert dabei.
Es gab wieder verwickelte, kleinliche Zänkereien und Angebereien. Wenn sich Leute über Unteroffiziere beschwerten, nahm Herr Kaiser stets für uns Partei. Besonders leid tat mir‘s, daß ich mit Schaffrot so oft zusammenstieß, weil er nur beschränkt und ungehobelt, aber niemals hinterlistig wie die andern zu mir war.
Jessens Koje war kahl wie sein Kopf. Die meinige hatte ich mit Ansichtskarten ausgeschmückt. General Hindenburg, eine dicke Dame im Badekostüm, mein Schwager auf dem Apfelschimmel, daneben ein Bild »Steh ich in finstrer Mitternacht«, und dazwischen hingen Taschenmesser, Schlüssel, sieben Tabakpfeifen, ein Teesieb, ein Sektstöpsel und Bierflaschengummi. Totgeschlagene Kakerlaken klebten wie Rosinen über die bunte Wand verstreut. Das war mein Reich, wo ich schlief und träumte und las. Ich las »Mein feldgraues Buch« von Frieda Schanz, worin Stellen vorkamen wie »... Kaiser-Schlacht-Gott im überirdischen Licht« und »... heilige möwenweiße Königin Luise«. Ich las Zeitungen.
Der Kommandant der Wesermündung setzte in einem Steckbrief dreihundert Mark Belohnung aus für Ergreifung des englischen Nordseelotsen Trug, der sich zwecks Spionage an der Unterweser herumtreiben sollte. The Times vom 26. Dezember 1914 schilderte den Untergang von »Gneisenau« und »Scharnhorst« und bewunderte offen die deutsche seemännische und soldatische Bravour. Das wirkte so viel edler als unsere Bieruntersetzer mit der Inschrift: »Gott strafe England.«
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