Die Braut von Messina. Friedrich von Schiller

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Die Braut von Messina - Friedrich von Schiller


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denn und hört, wie mir geschah.

        Fünf Monde sind's, es herrschte noch im Lande

        Des Vaters Macht und beugete gewaltsam

        Der Jugend starren Nacken in das Joch —

        Nichts kannt' ich als der Waffen wilde Freuden

        Und als des Waidwerks kriegerische Lust.

        – Wir hatten schon den ganzen Tag gejagt

        Entlang des Waldgebirges – da geschah's,

        Daß die Verfolgung einer weißen Hindin

        Mich weit hinweg aus eurem Haufen riß.

        Das scheue Thier floh durch des Thales Krümmen,

        Durch Busch und Kluft und bahnenlos Gestrüpp,

        Auf Wurfes Weite sah ich's stets vor mir,

        Doch konnt' ich's nicht erreichen, noch erzielen,

        Bis es zuletzt an eines Gartens Pforte mir

        Verschwand. Schnell von dem Roß herab mich werfend

        Dring' ich ihm nach, schon mit dem Speere zielend,

        Da seh' ich wundern das erschrockne Thier

        Zu einer Nonne Füßen zitternd liegen,

        Die selbst mit zarten Händen schmeichelnd kost.

        Bewegungslos starr' ich das Wunder an,

        Den Jagdspieß in der Hand, zum Wurf ausholend —

        Sie aber blickt mit großen Augen flehend

        Mich an. So stehn wir schweigend gegen einander —

        Wie lange Frist, das kann ich nicht ermessen,

        Denn alles Maß der Zeiten war vergessen.

        Tief in die Seele drückt sie mir den Blick,

        Und umgewandelt schnell ist mir das Herz.

        – Was ich nun sprach, was die Holdsel'ge mir

        Erwiedert, möge Niemand mich befragen,

        Denn wie ein Traumbild liegt es hinter mir

        Aus früher Kindheit dämmerhellen Tagen,

        An meiner Brust fühlt' ich die ihre schlagen,

        Als die Besinnungskraft mir wieder kam.

        Da hört' ich einer Glocke helles Läuten,

        Den Ruf zur Hora schien es zu bedeuten,

        Und schnell, wie Geister in die Luft verwehen,

        Entschwand sie mir und ward nicht mehr gesehen.

Chor. (Cajetan.)

        Mit Furcht, o Herr, erfüllt mich dein Bericht.

        Raub hast du an dem Göttlichen begangen,

        Des Himmels Braut berührt mit sündigem Verlangen,

        Denn furchtbar heilig ist des Klosters Pflicht.

Don Manuel

        Jetzt hatt' ich eine Straße nur zu wandeln,

        Das unstet schwanke Sehnen war gebunden,

        Dem Leben war sein Inhalt ausgefunden.

        Und wie der Pilger sich nach Osten wendet,

        Wo ihm die Sonne der Verheißung glänzt,

        So kehrte sich mein Hoffen und mein Sehnen

        Dem einen hellen Himmelspunkte zu.

        Kein Tag entstieg dem Meer und sank hinunter,

        Der nicht zwei glücklich Liebende vereinte.

        Geflochten still war unsrer Herzen Bund,

        Nur der allsehnde Äther über uns

        War des verschwiegnen Glücks vertrauter Zeuge,

        Es brauchte weiter keines Menschen Dienst.

        Das waren goldne Stunden, sel'ge Tage!

        – Nicht Raub am Himmel war mein Glück, denn noch

        Durch kein Gelübde war das Herz gefesselt,

        Das sich auf ewig mir zu eigen gab.

Chor. (Cajetan.)

        So war das Kloster eine Freistatt nur

        Der zarten Jugend, nicht des Lebens Grab?

Don Manuel

        Ein heilig Pfand ward sie dem Gotteshaus

        Vertraut, das man zurück einst werde fordern.

Chor. (Cajetan.)

        Doch welches Blutes rühmt sie sich zu sein?

        Denn nur vom Edeln kann das Edle stammen.

Don Manuel

        Sich selber ein Geheimniß wuchs sie auf,

        Nicht kennt sie ihr Geschlecht, noch Vaterland.

Chor. (Cajetan.)

        Und leitet keine dunkle Spur zurück

        Zu ihres Daseins unbekannten Quellen?

Don Manuel

        Daß sie von edelm Blut, gesteht der Mann,

        Der einz'ge, der um ihre Herkunft weiß.

Chor. (Cajetan.)

        Wer ist der Mann? Nichts halte mir zurück,

        Denn wissend nur kann ich dir nützlich rathen.

Don Manuel

        Ein alter Diener naht von Zeit zu Zeit,

        Der einz'ge Bote zwischen Kind und Mutter.

Chor. (Cajetan.)

        Von diesem Alten hast du nichts erforscht?

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      1

      Die Eintheilung in Aufzüge und Auftritte, die sich in der ersten und in allen bisherigen Ausgaben nicht findet, ist dem von Schiller revidirten Hamburger Bühnenmanuscript entnommen.

      2

      Anmerkung. Der Verfasser hat bei Übersendung des Manuscripts an das Theater zu Wien einen Vorschlag beigefügt, wie die Reden des Chors unter einzelne Personen vertheilt werden könnten. Der erste Chor sollte nämlich aus Cajetan, Berengar, Manfred, Tristan und acht Rittern Don Manuels, der zweite aus Bohemund, Roger, Hippolit und neun Rittern Don Cesars bestehen. Was jede dieser Personen nach des Verfassers Plane zu sagen haben würde, ist bei dieser


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