Liebe deinen Nächsten / Возлюби ближнего своего. Книга для чтения на немецком языке. Эрих Мария Ремарк

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Liebe deinen Nächsten / Возлюби ближнего своего. Книга для чтения на немецком языке - Эрих Мария Ремарк


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nahm den Schein. „Wenn ich das Geld verliere, kann ich es Ihnen nie zurückgeben.“

      Der Taschendieb zuckte die Achseln. „Dann ist es eben weg. Künstlerpech. Aber Sie werden es nicht verlieren. Ich kenne die Leute. Einfache Bauernfänger. Keine Klasse. Sind Sie nervös?“

      „Ich glaube nicht.“

      „Auch dann haben Sie noch eine Chance. Die drüben wissen nicht, dass Sie was wissen. Bis sie es merken, sind sie schon eingeseift und können nicht mehr viel machen. Also Servus.“

      „Servus.“

      Steiner ging zu der Kneipe hinüber. Er überlegte unterwegs, dass es sonderbar war: kein anderer Mensch hätte ihm auch nur ein Viertel des Geldes anvertraut, das ihm der Falschspieler bedenkenlos gegeben hatte. Immer dasselbe. Gott sei Dank!

      Im vorderen Raum der Kneipe waren ein paar Tarockpartien im Gang. Steiner setzte sich ans Fenster und bestellte einen Schnaps. Umständlich zog er seine Brieftasche, in die er noch ein paar Bogen Papier gesteckt hatte, damit sie voller aussah, und zahlte mit dem Hunderter.

      Eine Minute später sprach ihn ein schmächtiger Mann an und forderte ihn auf, bei einem kleinen Poker mitzuspielen. Steiner lehnte gelangweilt ab. Der Mann redete ihm zu.

      „Ich habe zuwenig Zeit“, erklärte Steiner. „Höchstens eine halbe Stunde, das ist zum Spielen doch zuwenig.“

      „Aber wo, aber wo!“ Der Schmächtige zeigte ein sehr schadhaftes Gebiss. „In einer halben Stunde hat schon mancher sein Glück gemacht, Herr Nachbar!“

      Steiner sah die beiden andern am Nebentisch an. Einer hatte ein dickes Gesicht und eine Glatze, der andere war schwarz, stark behaart und hatte eine zu große Nase. Beide blickten ihn gleichgültig an. „Wenn es wirklich nur für eine halbe Stunde ist“, sagte Steiner scheinbar zögernd, „könnte man es ja mal versuchen.“

      „Aber natürlich, natürlich“, erwiderte der Schmächtige herzlich.

      „Und ich kann aufhören, wann ich will?“

      „Aber klar, Herr Nachbar, wann Sie wollen.“

      „Auch wenn ich gewonnen habe.“

      Die Lippen des Dicken am Tisch verzogen sich etwas. Er sah zu dem Schwarzen hinüber: da schien man ein richtiges Spießbürgerhühnchen im Netz zu haben. „Aber gerade, dann gerade, Herr Nachbar!“ meckerte der Schmächtige fröhlich.

      „Also gut.“

      Steiner setzte sich an den Tisch. Der Dicke mischte und gab. Steiner gewann ein paar Schilling. Als er selbst mischte, fühlte er die Kartenränder ab. Dann mischte er noch einmal, hob für sich an der Stelle ab, wo er etwas spürte, bestellte einen Sliwowitz, blickte dabei unter den oberen Pack und sah, dass es die Könige waren, die etwas beschnitten waren. Dann mischte er wieder gut und gab.

      Nach einer Viertelstunde hatte er ungefähr dreißig Schilling gewonnen. „Ganz gut!“ meckerte der Schmächtige. „Wollen wir nicht mal etwas höher ’rangehen?“

      Steiner nickte. Er gewann auch den nächsten Satz, der höher gereizt war. Dann gab der Dicke. Er hatte rosa Patschhändchen, die eigentlich zu klein für die Volte waren. Steiner sah, dass er sie trotzdem sehr geschickt machte. Er hob seine Karten auf. Er hatte drei Damen.

      „Wieviel?“ fragte der Dicke und kaute an seiner Zigarre.

      „Vier“, sagte Steiner. Er merkte, dass der Dicke stutzte, denn er hätte nur zwei Karten kaufen dürfen. Der Dicke schob ihm vier hin. Steiner sah, dass die erste die vierte, fehlende Dame war. Er hatte natürlich jetzt kein Blatt und warf mit einem „Verdammt! Verkauft!“ die Karten hin. Die andern drei sahen sich an und passten auch.

      Steiner wusste, dass er nur etwas machen konnte, wenn er selbst gab. Seine Chancen standen dadurch eins zu drei. Der Taschendieb hatte recht gehabt. Er musste rasch handeln, ehe die andern zuviel merkten.

      Er machte den As-Trick, aber nur einfach. Der Säugling spielte gegen ihn und verlor. Steiner sah nach der Uhr. „Ich muss fort. Letzte Runde.“

      „Na, na, Herr Nachbar!“ meckerte der Kleine. Die andern beiden sagten nichts.

      Beim nächstenmal hatte Steiner vier Damen im ersten Blatt. Er kaufte eine Karte hinzu. Eine Neun. Der behaarte Schwarze kaufte zwei Karten. Steiner sah, dass der Schmächtige sie mit einer Schleuderbewegung der Hand von unten her gab. Er wusste Bescheid, reizte aber trotzdem bis zu zwanzig Schilling mit und gab dann auf. Der Schwarze schoss ihm einen Blick zu und kassierte den Pott. „Was haben Sie denn für eine Karte gehabt?“ bellte der Schmächtige und warf rasch Steiners Blatt um. „Vier Damen! Und da passen Sie, Mann Gottes? Da war doch alles Geld der Welt drin! Was haben Sie denn gehabt?“ fragte er den Schwarzen.

      „Drei Könige“, sagte der mit schiefem Gesicht.

      „Na, sehen Sie! Sehen Sie! Da hätten Sie doch gewonnen, Herr Nachbar! Wie hoch wären Sie gegangen mit den drei Königen?“

      „Mit drei Königen reize ich bis zum Mond hoch“, erwiderte der Schwarze ziemlich finster.

      „Ich habe mich versehen“, sagte Steiner. „Dachte, ich hätte nur drei Damen. Habe die eine für einen Buben gehalten.“

      „So was!“

      Der Schwarze gab. Steiner bekam drei Könige und kaufte den vierten hinzu. Er reizte fünfzehn Schilling, dann passte er. Der Säugling zog schlürfend die Luft ein. Steiner hatte ungefähr neunzig Schilling gewonnen, und es gab nur noch zwei Spiele.

      „Was haben Sie denn gehabt, Herr Nachbar?“

      Der Schmächtige versuchte rasch, die Karten umzuwerfen. Steiner schlug ihm die Hand weg. „Ist das hier Mode?“ fragte er.

      „Na, entschuldigen Sie nur. Man ist doch neugierig.“

      Beim nächsten Spiel verlor Steiner acht Schilling. Weiter ging er nicht. Dann nahm er die Karten und mischte. Er hatte genau achtgegeben und mischte die Könige unter das Spiel, so dass er von unten her sie dem Dicken austeilen konnte. Es klappte. Der Schwarze ging zum Schein beim Reizen mit, der Dikke verlangte eine Karte. Steiner gab ihm den letzten König. Der Dicke schlürfte und wechselte mit den anderen einen Blick. Diesen Moment benutzte Steiner für den Trick mit den Assen. Er warf drei seiner Karten weg und gab sich die beiden letzten Asse, die jetzt oben lagen.

      Der Dicke fing an zu bieten. Steiner legte seine Karten hin und ging zögernd mit. Der Schwarze verdoppelte. Bei hundertzehn Schilling schied er aus. Der Dicke trieb das Spiel auf hundertfünfzig. Steiner hielt es. Er war nicht ganz sicher. Dass der Dicke vier Könige hatte, wusste er. Nur die letzte Karte kannte er nicht. Wenn es der Joker war, war Steiner verloren.

      Der Schmächtige zappelte auf seinem Sitz. „Darf man mal sehen?“ Er wollte nach Steiners Karten greifen.

      „Nein.“ Steiner legte die Hand auf seine Karten. Er war erstaunt über diese naive Frechheit. Der Schmächtige hätte sofort dem Dicken Steiners Blatt mit dem Fuß telegrafiert.

      Der Dicke wurde unsicher. Steiner war so vorsichtig bisher gewesen, dass er ein schweres Blatt haben musste. Steiner merkte es und erhöhte schärfer. Bei hundertachtzig hörte der Dicke auf. Er legte vier Könige auf den Tisch. Steiner atmete auf und drehte seine vier Asse um.

      Der Schmächtige stieß einen Pfiff aus. Dann wurde es sehr still, während Steiner das Geld einsteckte.

      „Wir spielen noch eine Runde“, sagte plötzlich der Schwarze hart.

      „Tut mir leid“, sagte Steiner.

      „Wir spielen noch eine Runde“, wiederholte der Schwarze und schob das Kinn vor. Steiner stand auf. „Das nächstemal.“

      Er ging zur Theke und zahlte. Dann schob er dem Wirt eine zusammengefaltete Hundertschillingnote hin. „Geben Sie das bitte Fred.“

      Der Wirt hob überrascht die Brauen. „Fred?“

      „Ja.“

      „Gut.“ Der Wirt grinste, „’reingefallen, die Brüder! Wollten einen Schellfisch fangen und sind an einen Hai gekommen.“

      Die drei


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