Trotze Nicht Dem Herzen. Amy Blankenship
Читать онлайн книгу.würde er von einer unbekannten Macht gezogen, glitt er näher zu der Jungfernstatue, die mit ihren ausgestreckten Händen dastand, als wollte sie ihn um etwas bitten. Seine Augen wurden nur einen Moment lang weich, als er sich an die junge Priesterin erinnerte, deren Nachbildung die Statue war. Also meinten die Beschützer, dass sie ihre Kräfte vereinigen konnten, um sie von ihm fern zu halten?
Mit einer wütenden Handbewegung, schien das glühende Gras zu zischen, während es eine unheilvolle Aura ausstrahlte und dann den betrügerischen Zauber tief in seinen Blättern versteckte.
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âVerdammt! Wo zur Hölle ist Kyoko? Sie hätte schon vor Stunden zurück sein sollenâ, knurrte Toya zum zehnten Mal in den letzten dreiÃig Minuten. Er fuhr mit einer unruhigen Hand durch die silbernen Strähnen, die sich durch sein dunkelschwarzes Haar zogen, während er durch das offene Fenster hinaus in die Richtung des Schreins sah. Als er seinen Kopf so von den anderen weg gedreht hatte, und niemand sein Gesicht sehen konnte, lieà er Sorge in seine goldenen Augen treten.
Suki schaute auf und lieà kurz von ihrem Bajonett ab, das sie poliert hatte, und zuckte mit einer Augenbraue. âToya, offensichtlich kommt Kyoko heute Nacht nicht mehr zurück. Es ist wohl etwas dazwischen gekommen, also gib es auf und lass uns in Ruhe.â Sie wandte sich an Kamui, der neben ihr saÃ: âMann, hört er denn nie auf zu jammern?â
Kamui lächelte aber war klug genug, sein Kommentar für sich zu behalten. Seine sandgelben Augen verbargen die Wahrheit hinter Toyas Beschwerde. Nur weil er der jüngste der Beschützer war, war er nicht naiv. In Menschenjahren war er alterslos, wie seine Brüder. Er wusste, dass Toya nur deshalb so tat, als wäre er wütend, weil er die Tatsache, dass er sich Sorgen machte, verbergen wollte. Auch er begann, sich Sorgen zu machen. Es passte nicht zu Kyoko, dass sie sie warten lieÃ. Die violetten Strähnen in Kamuis Haar glitzerten, als er sein Gesicht zum Fenster hob und den dunklen Himmel betrachtete.
âKyoko sollte besser am Morgen zurückkommen, oder ich schwöre, ich gehe in ihre Welt und hole sie höchst persönlich.â Toya ging weiter auf und ab. Er konnte es nicht ertragen, wenn Kyoko zu lange weg war. Es waren nun schon Tage, und er wurde mit jeder Minute wütender... und besorgter.
âDummes Mädchen.â Er schloss seinen Mund schnell wieder, als Suki ihn mit warnend hochgehobener Augenbraue ansah.
Shinbes groÃe, stille Gestalt stand an der Wand gelehnt, wo er auch die letzte Stunde gestanden hatte. Sein blau-grauer Mantel zuckte ein wenig, als er eine nervöse Bewegung machte, die er verbergen wollte. Er hatte genug von Toyas Beschwerden darüber, dass Kyoko zu spät war. Seine violetten Augen schlossen sich als er versuchte, sich selbst davon abzuhalten, Toya zu sagen, dass er endlich die Schnauze halten sollte. Wissend, dass Toya wohl niemanden in Frieden lassen würde bis Kyoko zurückgekommen war, biss Shinbe sich auf die Zunge um zu verhindern, dass er die Laune seines Bruders nur noch verschlimmerte.
Der violette Beschützer versuchte wie immer, die Ruhe durch Meditation zu bewahren, wobei er den Lehren der Mönche folgte. Die Wahrheit war, dass seine Nerven in diesem Moment so bloà lagen, dass nicht einmal Meditation half. In diesem Moment wollte Shinbe Toya am liebsten erdrosseln und er hätte dabei auch noch lachen können. Sein ruhiges Gesicht spannte sich an und er senkte seinen Kopf, sodass sein dunkelblaues Haar die Beweise verbarg.
Also Toya und die anderen begannen, sich zum Schlafen Gehen fertig zu machen, nahm Shinbe eine dicke Decke von dem Stapel in der Ecke ihres kleinen Unterschlupfes und ging weg um alleine zu sein. Er musste wirklich einfach weg von allen, besonders von Toya. Shinbe verbarg seine Eifersucht auf Toya und die Liebe, die Kyoko für seinen Bruder hatte, gut. Tag um Tag blieb er bei der Gruppe, nur um ihr nahe zu sein, sie zu beschützen⦠obwohl ihr Blick immer nur auf Toya ruhte.
Shinbe knirschte mit den Zähnen, dass es wehtat. Er sollte wie seine anderen beiden Brüder, Kyou und Kotaro sein, und sich von der Gruppe entfernen, um Hyakuhei alleine zu bekämpfen. Aber er wusste, dass er bei der Gruppe bleiben musste, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Er war einer ihrer Beschützer und sie brauchte ihn. Selbst Kyou und Kotaro beschützten sie aus der Ferne.
Ja, Shinbe wusste, dass er das Spiel gut spielte, und seine Zuneigung für Kyoko gut verbarg. Er hatte es schon so lange praktiziert, und sich dabei selbst an andere Frauen heran gemacht⦠besonders wenn Kyoko in Hörweite war oder zusah, sodass sie sein Geheimnis nie herausfinden würde. Sie meinten, dass er alle Frauen liebte, niemand wusste, dass sein Herz nur einer einzigen gehörte: seiner Priesterin.
Normalerweise begrapschte er Suki in dem Wissen, dass sie ihn schlagen würde, und der Schmerz half ihm, seine Gedanken wieder auf den rechten Weg zu leiten. Er war so ein Feigling wenn es darum ging, Kyoko seine wahren Gefühle zu gestehen.
In letzter Zeit war es für ihn schlimmer geworden, schwieriger sich zu verstecken. Kyoko vertraute ihm, lächelte ihn an. Sie sprach mit ihm, vertraute ihm oft ihre Gefühle an, wenn sie wieder einmal sauer war aufgrund von Toyas kindischen Aktionen. Das alles zerbrach sein Herz Stück für Stück.
Shinbe achtete nicht auf den Weg, den er ging. Als er wieder hoch sah, seufzte er: er war im Garten des Jungfernschreins. Ohne es überhaupt zu bemerken hatte er näher bei ihr sein wollen. Kyoko würde so spät nachts nicht durch das Zeitportal kommen⦠also wieso war er gekommen?
Er starrte auf den Jungfernschrein, seine violetten Augen leuchteten in der Reflexion des Mondes auf. Shinbe entschied, dass dieser Ort so sicher wie jeder andere war⦠in einer Welt voller Dämonen zumindest.
Er breitete seine Decke auf dem weichen Gras aus und achtete nicht auf den gespenstischen Schein der Gegend. Unterbewusst dachte er, dass das Mondlicht für die Beleuchtung verantwortlich war. Er legte sich hin, schloss seine Augen und wartete, dass die Träume kommen würden, so wie immer. Sie suchten ihn heim, wollten von ihr, dass sie ihn sah, nicht als Beschützer oder Verbündeter⦠sondern als Mann.
*****
Kyoko stöhnte und widerstand der Versuchung, ihren Kopf gegen eine Steinmauer zu schlagen. Ihr Bewusstsein begann, in ihrem Kopf auszuflippen und sie war gerade aufgedreht genug, um mit ihm zu diskutieren. Sie hatte sich nicht mit Tasuki und seinen Freunden von der Uni betrinken wollen. Es war alles ein groÃer Fehler gewesen, und alles ihre Schuld. Sie war zu der Halloween-Party gegangen, wie sie versprochen hatte, wissend, dass sie niemals etwas trinken würde. NIE! Sie tat es nie.
Sie brummte vor sich hin und verdrehte die Augen. Wie hätte sie wissen sollen, dass die riesige Schüssel Obstsalat, die neben der Punsch-Schüssel gestanden hatte, tagelang in Alkohol eingeweicht gewesen war? Sie hatte gedacht, es sollte wie Grapefruit schmecken und hatte eine Menge davon gegessen, bevor sie merkte, wie die Folgen des Alkohols sie übermannten.
Kyoko stolperte über ihre eigenen FüÃe aber fing sich schnell wieder, bevor sie Zeit hatte, zu fallen. âVerdammt!â, rief sie, wissend, dass niemand sie hören konnte. Nun kam sie zu spät und sie wusste, dass sie eine Menge Probleme mit Toya bekommen würde. Wenn sie nur daran dachte, wie er sie anschreien würde, bekam sie schon Kopfschmerzen.
âWillkommen in der Hölle⦠Hausnummer einsâ, murmelte Kyoko zu sich selbst und trat nach einem Kieselstein.
Sie hoffte verzweifelt, dass Toya einfach bis zum Morgen warten würde, bevor er kam um sie zu holen. Oder noch besser, wartete, ob sie nicht bei Tagesanbruch doch kam. So betrunken, wie sie war, konnte sie kaum geradeaus sehen und so wollte sie nicht mit ihm streiten. Sie wollte auch nicht nach Hause gehen. Sie stöhnte vor Selbstmitleid. Ihre Mutter würde ihr eine Woche lang Vorträge halten, wenn sie herausfand, dass sie betrunken war, auch wenn es ein Versehen gewesen war.
Kyoko bemühte sich, so gut sie konnte, in einer geraden Linie zu gehen. Endlich erkannte sie den Jungfernschrein auf der Lichtung hinter ihrem Haus. Sie schloss ein Auge, damit sie ihren Blick besser auf die Jungfernstatue konzentrieren konnte und kicherte. Dann dachte sie: