Verschwunden . Блейк Пирс

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Verschwunden  - Блейк Пирс


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Sofort durchschnitt sie mit klopfendem Herzen das Seil um ihren Bauch.

      Frei. Sie konnte es nicht glauben.

      Für einen Moment war alles was sie tun konnte dort zu hocken, als ihre Hände und Füße durch die wiederkehrende Blutzirkulation fast schmerzhaft kribbelten. Sie fasste nach den Kontaktlinsen auf ihren Augen, dem Verlangen widerstehend sie einfach herauszureißen. Sie schob sie vorsichtig zur Seite, griff sie mit den Fingerspitzen und zog sie heraus. Ihre Augen schmerzten fürchterlich und es war eine Erleichterung als die Linsen heraus waren. Sie betrachtete die zwei kleinen Plastikscheiben in ihrer Hand und die Farbe machte sie krank. Die Linsen waren ein helles, unnatürliches Blau. Sie warf sie zur Seite.

      Mit pochendem Herzen zog Reba sich nach oben und humpelte schnell zur Tür. Sie griff nach dem Türknauf, aber drehte ihn nicht.

      Was, wenn er da draußen ist?

      Sie hatte keine Wahl.

      Reba drehte den Knauf und zog an der Tür, die sich geräuschlos öffnete. Sie blickte den langen, leeren Flur herunter, der nur durch eine Öffnung auf der rechten Seite erleuchtet wurde. Sie schlich nackt, barfuß und leise den Flur entlang und sah, dass das Licht aus einem nur trüb erleuchteten Zimmer kam. Sie hielt inne und starrte. Es war ein einfaches Esszimmer, mit Tisch und Stühlen, alles vollkommen gewöhnlich, als würde eine Familie gleich zum Essen nach Hause kommen. Alte Spitzenvorhänge waren vor den Fenstern.

      Ein neuer Horror schnürte ihr die Kehle zu. Diese Gewöhnlichkeit war verstörender als es ein Verließ hätte sein können. Durch die Vorhänge konnte sie sehen, dass es draußen dunkel war. Der Gedanke, dass die Dunkelheit es einfacher machen würde zu fliehen, ermutigte sie.

      Sie drehte sich zurück in den Flur. Er endete an einer Tür – einer Tür die einfach nach draußen führen musste. Sie humpelte und lehnte sich schwer auf die kalte Messingklinke. Kalte frische Luft flutete ihre schmerzenden Lungen.

      Sie fühlte sich gleichzeitig voller Panik und beschwingt. Die Freude der Freiheit.

      Reba machte ihren ersten Schritt, bereit zu rennen – als sie plötzlich den harten Griff einer Hand an ihrem Handgelenk spürte.

      Dann kam das vertraute, hässliche Lachen.

      Das letzte was sie fühlte war ein hartes Objekt – wahrscheinlich aus Metall – das gegen ihren Kopf schlug. Dann fiel sie in die Tiefen der Dunkelheit.

      Kapitel 1

      Wenigstens hat der Gestank noch nicht eingesetzt, dachte Spezialagent Bill Jeffreys.

      Während er sich noch über die Leiche beugte, konnte er nicht verhindern, dass ihm erste Anzeichen davon in die Nase stiegen. Er vermischte sich mit dem frischen Geruch von Tannen und dem klaren Dunst, der aus dem Bach aufstieg; der Leichengeruch, an den er sich schon vor langer Zeit gewöhnt haben sollte. Aber das würde er wohl nie.

      Der nackte Körper der Frau war sorgfältig auf einem großen Felsen neben dem Bach drapiert worden. Sie saß aufrecht, gegen einen weiteren Felsen gelehnt, Beine gerade und gespreizt, ihre Hände an der Seite. Ein seltsamer Knick in ihrem rechten Arm war sichtbar, der auf einen gebrochenen Knochen hinwies. Das gelockte Haar war offensichtlich eine Perücke, strähnig und mit sich beißenden Blondtönen. Ein pinkes Lächeln war mit Lippenstift auf ihren Mund geschmiert.

      Die Mordwaffe war noch um ihren Hals gewickelt; sie war mit einer pinken Schleife erdrosselt worden. Eine künstliche Rose lag vor ihr auf dem Felsen, neben ihren Füßen.

      Bill versuchte sanft ihre linke Hand anzuheben. Sie bewegte sich keinen Zentimeter.

      “Sie befindet sich noch in der Leichenstarre,” sagte Bill zu Agent Spelbren, der auf der anderen Seite neben der Leiche hockte. “Ist nicht länger als vierundzwanzig Stunden tot.”

      “Was ist mit ihren Augen?” fragte Spelbren.

      “Festgenäht mit einem schwarzen Faden,” antwortete er ohne sich die Mühe zu machen näher hinzusehen.

      Spelbren starrte ihn ungläubig an.

      “Sehen sie selber nach,” sagte Bill.

      Spelbren betrachtete die Augen.

      “Mein Gott,” murmelte er leise. Bill bemerkte, dass er nicht vor Abscheu zurückschreckte. Das wusste er zu schätzen. Er hatte mit anderen Agenten gearbeitet—einige davon gleichermaßen erfahren wie Spelbren—die sich spätestens an dieser Stelle die Seele aus dem Leib kotzten.

      Bill hatte bisher noch nicht mit ihm gearbeitet. Spelbren war vom Büro in Virginia für diesen Fall gerufen worden. Es war Spelbrens Idee gewesen jemanden vom BAU, der Abteilung für Verhaltensanalyse, in Quantico zu rufen. Deshalb war Bill hier.

      Kluge Entscheidung, dachte Bill.

      Bill konnte sehen, dass Spelbren einige Jahre jünger war als er selbst, aber er hatte trotzdem ein verwittertes, von Erfahrungen gezeichnetes Gesicht, das ihm sympathisch war.

      “Sie trägt Kontaktlinsen,” bemerkte Spelbren.

      Bill sah sich die Augen näher an. Er hatte recht. Das schaurige, künstliche Blau brachte ihn dazu den Blick abzuwenden. Es war kühl hier unten neben dem Bach am frühen Morgen, aber die Augen waren schon tief in die Sockel gefallen. Es würde schwer werden den genauen Todeszeitpunkt zu bestimmen. Bill war sich sicher, dass die Leiche in der Nacht hierher gebracht und positioniert worden war.

      Er hörte eine Stimme in der Nähe.

      “Verdammte FBI Typen.”

      Bill blickte auf und sah die drei örtlichen Polizisten, die einige Meter entfernt standen. Sie wisperten jetzt wieder unhörbar, weshalb Bill wusste, dass er die drei Worte hatte hören sollen. Sie waren von Yarnell ganz in der Nähe und nicht froh darüber, dass das FBI aufgetaucht war. Sie dachten, sie könnten mit dem Fall auch alleine umgehen.

      Der leitende Parkwächter des Mosby State Park hatte das allerdings anders gesehen. Er war es nicht gewohnt etwas Schlimmeres als Vandalismus, Abfall und illegales Fischen oder Jagen zu sehen und er war sich sicher gewesen, dass die örtlichen Polizisten damit nicht fertig werden würden.

      Bill war mit dem Helikopter die mehr als hundert Meilen gekommen, damit er den Tatort erreichte, bevor die Leiche bewegt wurde. Der Pilot war den Koordinaten zu einer Lichtung in der Nähe der Hügelspitze gefolgt, wo der Parkwächter und Spelbren ihn erwartet hatten. Der Parkwächter hatte sie die restliche Strecke über einen kleinen Waldweg gefahren und als sie hielten, konnte Bill den Tatort von der Straße aus sehen. Es war nur ein kurzer Weg bis zum Bach.

      Die Polizisten, die ungeduldig in der Nähe standen, waren bereits über den Tatort gegangen. Bill wusste genau, was sie dachten. Sie wollten diesen Fall alleine lösen; ein paar FBI Agenten waren das Letzte, was sie sehen wollten.

      Sorry, ihr Hinterwäldler, dachte Bill, aber ihr habt keine Ahnung mit was ihr es zu tun habt.

      “Der Sheriff denkt, dass es um Menschenhandel geht,” sagte Spelbren. “Er liegt falsch.”

      “Warum sagen Sie das?” fragte Bill. Er wusste die Antwort selbst, aber er wollte einen Eindruck davon bekommen, wie Spelbrens Kopf arbeitete.

      “Sie ist Mitte dreißig, nicht mehr sehr jung,” sagte Spelbren. “Schwangerschaftsstreifen, also hat sie mindestens ein Kind. Nicht der Typ, der normalerweise gehandelt wird.”

      “Sie haben recht,” sagte Bill.

      “Aber was ist mit der Perücke?”

      Bill schüttelte den Kopf.

      “Ihr Kopf wurde rasiert,” erwiderte er, “ also wofür auch immer die Perücke war, sie dient nicht dazu ihre Haarfarbe zu ändern.”

      “Und die Rose?” fragte Spelbren. “Eine Nachricht?”

      Bill betrachtete sie genauer.

      “Billiges Fabrikat,” antwortete er. “Die Art, die man in jedem billigen Laden findet. Wir werden sie nachverfolgen, aber wahrscheinlich nichts herausfinden.”

      Spelbren sah ihn eindeutig beeindruckt an.

      Bill


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