La San Felice. Александр Дюма

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La San Felice - Александр Дюма


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stelle.

      Luisa ließ sich aber durch diese glänzende Perspective durchaus nicht blenden und San Felice, der stolz darauf war zu sehen, wie Luisa um seinetwillen in Moliterno auf Glanz des Namens, in Rocca Romana auf Geist und Eleganz und in André Backer auf Reichthum und Luxus verzichtet hatte, lud den Sohn des reichen Bankiers ein, sein Haus zu besuchen, so oft es ihm beliebe, aber nur unter der Bedingung, daß er gänzlich darauf verzichte, es wieder als Bewerber um Luisa's Hand zu betreten.

      Endlich, nachdem die von San Felice selbst festgesetzte Frist am 14. November 1795, dem Jahrestage des von ihm dem sterbenden Fürsten Caramanico gegebenen Versprechens, abgelaufen war, wurden San Felice und Luisa Molina einfach, ohne allen Pomp, nur in Gegenwart des Prinzen Francesco, welcher seinem künftigen Bibliothekar als Zeuge dienen wollte, in der Kirche von Pie di Grotta vermählt.

      Unmittelbar nachdem die Vermählung vollzogen war, bat Luisa ihren Gatten, sein Haus wieder ganz auf den Fuß zurückzuversetzen, auf welchem es vorher gestanden, denn sie wünschte mit ihm ganz in derselben einfachen Weise zu leben, in welcher sie mit ihm schon vierzehn Jahre lang gelebt.

      Der Kutscher und der Kammerdiener wurden deshalb verabschiedet, der Wagen und die Pferde verkauft.

      Man behielt blos noch das Kammermädchen Nina, welches seiner Herrin mit aufrichtiger Anhänglichkeit ergeben zu sein schien.

      Die alte Wärterin, welche sich fortwährend nach ihrem Portici gesehnt, ward pensioniert und kehrte erfreut dahin zurück, wie ein Verbannter, der in sein Vaterland zurückgekehrt.

      Von allen Bekannten, welche Luisa während der neun Monate erworben, welche sie sich in der Welt bewegte, behielt sie nur eine einzige Freundin.

      Diese war die Herzogin Fusco, eine reiche Wittwe, die, wie wir schon bemerkt, höchstens zehn Jahre älter war als Luisa und welcher selbst die geübteste Schmähsucht nichts nachzusagen wußte, ausgenommen, daß sie sich vielleicht ein wenig zu laut und zu frei über die politischen Maßnahmen der Regierung und das Privatleben der Königin aussprach.

      Es dauerte nicht lange, so waren die beiden Freundinnen unzertrennlich.

      Die beiden Häuser waren früher ein einziges gewesen und blos in Folge einer Erbschaftsrücksicht getheilt worden. Man kam überein, daß, damit man sich ungehindert zu jeder Stunde des Tages und der Nacht sehen könnte, die alte Verbindungsthür, welche seit jener Erbschaftstheilung verschlossen gewesen, wieder geöffnet würde.

      Man setzte den Chevalier San Felice von diesem Vorhaben in Kenntniß und dieser ließ, weit entfernt, in die Wiedereröffnung einen Uebelstand zu sehen, vielmehr sofort die deshalb nöthigen Arbeiten bewirken. Nichts konnte ihn für seine junge Frau erwünschter sein, als eine Freundin von dem Range, dem Alter und dem Rufe der Herzogin Fusco.

      Von nun an waren die beiden Frauen unzertrennlich.

      Ein ganzes Jahr verging in dem vollkommensten Erdenglücke. Luisa war nun einundzwanzig Jahre alt und vielleicht wäre ihr Leben in dieser heiteren, beseligenden Ruhe verflossen, wenn nicht einige unkluge Worte, welche die Herzogin Fusco über Emma Lyonna fallen gelassen, der Königin hinterbracht worden wären.

      In Bezug auf ihre Favoritin aber verstand Caroline keinen Scherz und die Herzogin Fusco ward von Seiten des Polizeiministers aufgefordert, einige Zeit auf ihren Gütern zuzubringen.

      Sie hatte eine ihrer Freundinnen mitgenommen, welche ebenfalls compromittiert war und Eleonora Fonseca Pimentel hieß. Diese war angeklagt, nicht blos gesprochen, sondern auch geschrieben zu haben.

      Die Zeit, welche die Herzogin Fusco in der Verbannung zubringen sollte, war unbestimmt. Eine von demselben Minister ausgehende Notiz sollte ihr melden, daß es ihr erlaubt sei, nach Neapel zurückzukommen.

      Sie reiste nach der Basilicata, wo ihre Güter lagen, und übergab Luisa sämmtliche Schlüssel ihres Hauses, damit in ihrer Abwesenheit ihre Freundin jene tausenderlei Verrichtungen bewirken lassen könne, welche die Instandhaltung eines kostbaren und eleganten Mobiliars nöthig macht.

      Luisa war nun allein.

      Der Prinz Francesco hatte große Freundschaft zu seinem Bibliothekar gefaßt und da er in ihm unter der Hülle eines Weltmannes eine ebenso umfangreiche als tiefe Gelehrsamkeit fand, so konnte er seiner Gesellschaft, welcher er vor der feiner Höflinge den Vorzug gab, nicht mehr entbehren.

      Der Prinz Francesco besaß einen sanften, schüchternen Charakter, dem die Furcht später eine außerordentliche Verstellungsgabe lieh.

      Erschreckt durch die politischen Gewaltthätigkeiten seiner Mutter, welche er immer unpopulärer werden sah, während er zugleich den Thron unter seinen Füßen wanken fühlte, wollte er die Popularität, deren die Königin verlustig ging, dadurch für sich gewinnen, daß er der von der neapolitanischen Regierung befolgten Politik völlig fremd, ja selbst feindlich erschiene.

      Die Wissenschaft bot ihm eine Zuflucht. Er machte sich aus seinem Bibliothekar einen Schild und schien vollständig in eine archäologischen, philologischen und geologischen Studien versenkt, ohne jedoch deshalb den Gang der täglichen Ereignisse, welche nach seiner Meinung einer Katastrophe entgegendrängten, aus den Augen zu verlieren.

      Er machte daher jene geschickte, versteckte und freisinnige Opposition, welche unter despotischen Regierungen die Erben der Krone in der Regel zu machen pflegen.

      Während dies Alles geschah, hatte der Prinz sich ebenfalls vermählt und mit großem Pomp jene junge Erzherzogin Marie Clementine nach Neapel heimgeführt, deren Melancholie und Blässe an diesem Hofe dieselbe Wirkung äußerten wie in einem Garten eine Nachtblume, welche stets bereit ist, sich den Strahlen der Sonne zu verschließen.

      Der Prinz hatte San Felice dringend aufgefordert, seine Gattin mit zu den Festen zu bringen, welche bei Gelegenheit seiner Vermählung stattgefunden. Luisa aber, die von ihrer Freundin, der Herzogin Fusco, über die Sittenverderbniß dieses Hofes sehr genau unterrichtet war, hatte ihren Gatten gebeten, sie von jedem Erscheinen im Palast zu entheben.

      Ihr Gatte, der nichts inniger wünschte als seine Gattin ihr keusches Gynäceum allen andern Orten vorziehen zu sehen, hatte sie entschuldigt, so gut er konnte.

      War die Entschuldigung als triftig betrachtet worden? Dies wußte man nicht, wenigstens aber hatte man sich damit begnügt.

      Seit beinahe einem Jahre aber war, wie wir schon gesagt, die Herzogin Fusco abgereist und Luisa sah sich allein. Die Einsamkeit ist die Mutter der Träume und während Luisa so allein, ihr Gatte im Palast beschäftigt und ihre Freundin in die Verbannung geschickt war, hatte sie begonnen zu träumen.

      Worüber, das wußte sie selbst nicht. Ihre Träume hatten keinen Kern und wurden von keinem Phantom bevölkert. Es war ein süßes, berauschendes Streben nach dem Unbekannten. Es mangelte ihr nichts, sie wünschte nichts und dennoch fühlte sie eine seltsame Leere, deren Sitz wenn nicht in ihrem Herzen, doch wenigstens schon in der Nähe desselben war.

      Sie sagte bei sich selbst, daß ihr Gatte, der ja Alles wußte, ihr ganz gewiß eine Erklärung dieses für sie so neuen Zustandes geben könne.

      Aber sie wußte nicht, warum sie lieber gestorben wäre, als sich an ihn gewendet hätte, um sich über diesen Punkt Aufklärung zu verschaffen.

      In dieser Gemüthstimmung befand sie sich eines Tages, als ihr Milchbruder Michele kam und ihr von der albanesischen Wahrsagerin erzählte.

      Nach einigem Zögern befahl sie ihm, ihr diese Frau den nächsten Tag Abends zuzuführen, weil ihr Gatte wahrscheinlich bis spät in die Nacht hinein am Hofe durch die Festlichkeiten zurückgehalten werden würde, welche man dort zu Ehren Nelsons und des Sieges gab, den er über die Franzosen erfochten.

      Wir haben gesehen, was während dieses Abends auf drei verschiedenen Punkten – in dem englischen Gesandtschaftshotel, in dem Palast der Königin Johanna und im Palmbaumhaus – vorging und wie die Wahrsagerin, durch Michele in dieses Haus eingeführt, sei es nun aus Zufall oder aus Scharfsinn, oder aus wirklicher Kenntniß der geheimmißvollen Wissenschaft, welche unter dem Namen der Kabbala aus dem Mittelalter bis auf unsere Tage gelangt ist, in dem Herzen der jungen Frau gelesen und ihr die Veränderung vorhergesagt hatte, welche das nahe Erwachen der Leidenschaften in diesem noch so keuschen und makellosen


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