Salambo. Гюстав Флобер

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Salambo - Гюстав Флобер


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so will ich gar nicht davon reden… . Das ist ein Elend! Aus Mangel an Galeeren bekommen wir keine Gewürze, und wegen der Aufstände an der Grenze von Kyrene kann man sich nur mit Mühe und Not Silphium verschaffen. Sizilien, das uns viele Sklaven lieferte, ist uns jetzt verschlossen. Gestern erst habe ich für einen Badeknecht und vier Küchenjuugen mehr gezahlt als für ein Paar Elefanten!«

      Er entrollte ein langes Papyrusstück und verlas, ohne eine einzige Ziffer zu übergehen, alle Ausgaben, die von der Regierung gemacht worden waren: so viel hatte die Wiederherstellung der Tempel gekostet, so viel die Straßenpflasterung, so viel der Bau der Kriegsschiffe, so viel die Korallenfischerei, so viel die Vergrößerung der Syssitien und so viel die Maschinen in den Bergwerken im Lande der Kantabrer.

      Aber die Hauptleute verstanden ebensowenig Punisch wie die Gemeinen, wiewohl sich die Söldner in dieser Sprache begrüßten. Man pflegte in den Barbarenheeren einige karthagische Offiziere anzustellen, die als Dolmetscher dienten. Doch hatten sich diese nach dem Kriege aus Furcht vor der Rache der Söldner unsichtbar gemacht, und Hanno hatte nicht daran gedacht, welche mitzunehmen. Überdies verlor sich seine dumpfe Stimme im Winde.

      Die Griechen mit ihren ehernen Waffengehenken um den Leib lauschten gespannt und bemühten sich, Hannos Worte zu erraten, während die Bergbewohner, in Pelze gehüllt wie Bären und auf ihre mit Eisennägeln beschlagenen Keulen gestützt, ihn mißtrauisch anblickten oder gähnten. Die unaufmerksamen Gallier schüttelten grinsend ihren hohen Haarschopf, und die Wüstensöhne, in graue Wollkittel gemummt, hörten unbeweglich zu. Andre kamen von hinten herzu. Die Gardisten, von dem Schwarme gedrängt, schwankten auf ihren Pferden. Die Neger hielten brennende Fichtenzweige hoch, aber der dicke Karthager, der auf einen Rasenhügel getreten war, fuhr in seiner Ansprache fort.

      Indessen wurden die Barbaren ungeduldig. Murren erhob sich. Ein jeder rief Hanno etwas zu. Der gestikulierte mit seinem Spatel. Die einen wollten die andern zum Schweigen bringen, überschrien einander und vermehrten dadurch den Tumult.

      Plötzlich sprang ein Mann von dürftigem Aussehen vor Hannos Füße, entriß einem Herold die Trompete und stieß hinein. Spendius war es. Er erklärte, daß er etwas Wichtiges zu sagen hätte. Auf diese Erklärung hin, die er rasch in fünf Sprachen – griechisch, lateinisch, gallisch, libysch, balearisch – wiederholte, antworteten die Hauptleute halb belustigt, halb überrascht:

      »Sprich! Sprich!«

      Spendius zauderte. Er zitterte. Endlich wandte er sich an die Libyer, die am zahlreichsten anwesend waren, und sagte:

      »Ihr habt alle die furchtbaren Drohungen dieses Mannes gehört!«

      Hanno widersprach nicht. Somit verstand er kein Libysch, und Spendius wiederholte, um die Probe fortzusetzen, den nämlichen Satz in den andern barbarischen Sprachen.

      Man blickte erstaunt einander an. Sodann aber nickten alle, in der Einbildung, Hannos Rede doch verstanden zu haben, zum Zeichen ihrer Zustimmung wie in stummer Übereinkunft mit den Köpfen.

      Da begann Spendius mit gewaltiger Stimme:

      »Zunächst hat er gesagt, die Götter der übrigen Völker seien neben Karthagos Göttern nur Phantasiegebilde. Er hat euch Feiglinge, Gauner, Lügner, Hunde und Söhne von Hündinnen genannt! Ohne euch – so hat er gesagt – wäre die Republik nicht gezwungen, den Römern Tribut zu zahlen, und durch eure Ausschreitungen hättet ihr die Vorräte an Wohlgerüchen, Gewürzen, Sklaven und Silphium erschöpft, denn ihr wäret im Einvernehmen mit den Nomaden an der Grenze von Kyrene! Aber die Schuldigen sollen bestraft werden! Er hat das Verzeichnis dieser Strafen verlesen. Man will sie beim Straßenpflastern, beim Schiffsbau und bei der Ausschmückung der Syssitien arbeiten lassen. Die übrigen sollen im Lande der Kantabrer in den Bergwerken Frondienste tun!«

      Das gleiche wiederholte er den Galliern, den Kampanern, den Baleariern. Da die Söldner mehrere von den Eigennamen, die ihr Ohr bei Hannos Rede getroffen hatte, wieder heraushörten, so waren sie überzeugt, daß Spendius die Rede des Suffeten wortgetreu wiedergegeben habe. Etliche schrien ihm zwar zu: »Du lügst!« Doch der Lärm der übrigen verschlang ihre Stimmen.

      Spendius begann abermals:

      »Habt ihr nicht gesehen, daß er da draußen vor dem Lager eine Schwadron Reiter zurückgelassen hat? Auf ein Signal stürmen sie herbei, um euch alle zu erwürgen!«

      Die Barbaren wandten sich nach der bezeichneten Richtung. Da, als sich die Menge gerade teilte, tauchte aus ihrer Mitte, langsam wie ein Gespenst, ein menschliches Wesen auf: tiefgebückt, abgemagert, völlig nackt, bis zu den Hüften mit langen Haaren bedeckt, die von vertrockneten Blättern, Staub und Dornen starrten. Lenden und Knie waren mit Lehm, Stroh und Leinwandfetzen verbunden. Die welke erdfarbene Haut hing um seine entfleischten Glieder wie Lumpen auf dürren Zweigen. Seine Hände zitterten und bebten beständig. Beim Gehen stützte er sich auf einen Olivenstock.

      Bei den fackeltragenden Negern blieb er stehen, grinste wie ein Blödsinniger und ließ dabei sein blasses Zahnfleisch sehen. Mit großen verstörten Augen schaute er die Menge der umstehenden Barbaren an.

      Plötzlich stieß er einen Schrei des Entsetzens aus, stürzte hinter sie und suchte Deckung hinter ihren Leibern. »Da sind sie! Da sind sie!« stammelte er, auf die Leibwache des Susseten weisend, die in ihrer glänzenden Rüstung unbeweglich harrte. Die Pferde, geblendet vom Scheine der Fackeln, die in der Dunkelheit sprühten, stampften mit den Hufen. Das menschliche Gespenst wand sich im Krampf am Boden und heulte:

      »Sie haben alle erschlagen!«

      Bei diesen Worten, in balearischer Sprache hervorgestoßen, traten die Balearier näher und erkannten in ihm einen Kameraden namens Zarzas. Ohne ihnen zu antworten, wiederholte er:

      »Ja, erschlagen, alle, alle! Zerquetscht wie Trauben! Die schönen Jungen! Die Schleuderer! Meine Kameraden, meine und eure!«

      Man flößte ihm Wein ein. Er heulte. Endlich fand er Worte.

      Spendius vermochte seine Freude kaum zu bezwingen, indes er den Libyern und Griechen die grauenhaften Dinge verdolmetschte, die Zarzas berichtete. Er glaubte selbst kaum daran, so gelegen kamen sie ihm.

      Die Balearier erbleichten, als sie vernahmen, wie ihre Landsleute umgekommen waren.

      Eine Schar von dreihundert Schleuderern, die erst am Tage vorher ausgeschifft worden waren, hatte die Stunde des Abmarsches verschlafen. Als sie auf den Khamonplatz kam, waren die Barbaren schon ausgerückt, und sie sah sich wehrlos, da ihre Tonkugeln mit dem übrigen Gepäck auf die Kamele verladen waren. Man ließ sie durch die Sathebstraße marschieren bis zu dem doppelten, mit Erzplatten beschlagenen Tore aus Eichenholz. Dort hatte sich das Volk wie ein Mann auf sie geworfen.

      Die Söldner entsannen sich nun, nach ihrem Abmarsch Geschrei vernommen zu haben. Spendius, der bei der Spitze der Marschkolonne geritten war, hatte nichts gehört.

      Die Leichen waren in die Arme der Götterbilder gelegt worden, die um den Khamontempel herumstanden. Man schob den Ermordeten alle Verbrechen der Söldner in die Schuhe: ihre Gefräßigkeit, ihre Diebstähle, ihre Freveltaten, ihre Übergriffe und den Mord der Fische im Garten Salambos. Man verstümmelte die toten Leiber auf die schimpflichste Weise. Die Priester verbrannten das Haar, um die Seelen zu martern. Schließlich hängte man sie zerstückelt bei den Fleischhändlern auf. Einige bissen sogar hinein, und am Abend zündete man Scheiterhaufen an den Straßenecken an, um die letzte Spur von ihnen zu vertilgen.

      Das waren die Feuer, die so weithin über den See geleuchtet hatten! Da dabei einige Häuser in Brand geraten waren, hatte man die Reste der Toten und Sterbenden flugs über die Mauern geworfen. Zarzas hatte sich bis zum nächsten Tage im Schilf am Seeufer verborgen gehalten. Dann war er auf den Feldern herumgeirrt und den Spuren des Heeres im Sande gefolgt. Tagsüber verbarg er sich in Höhlen; aber abends nahm er seinen Marsch immer wieder auf, mit blutenden Wunden, ausgehungert und krank, nur von Wurzeln und Aas genährt. Eines Tages endlich bemerkte er Lanzen am Horizont. Willenlos war er gefolgt, denn sein Verstand war durch Schreck und Not verstört.

      Solange er erzählte, bezwangen die Soldaten ihre Entrüstung. Nun brach sie wie ein Gewitter los. Am liebsten hätten sie die Gardisten samt dem Suffeten niedergemetzelt. Einige aber legten sich ins Mittel und sagten, man müsse Hanno erst hören, zum


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