Antonia. Уилки Коллинз
Читать онлайн книгу.die siegreichsten Bemühungen moderner Pöbelhaufen beschämt haben würde, Luft.
Das Stimmengewirr war wirklich furchtbar. Die rohen Verwünschungen trunksüchtiger Gallier,die unsittlichen Witzworte weibischer Griechen, die geräuschvolle Zufriedenheit eingeborener Römer, die lärmende Entrüstung reizbarer Juden, Alles dies bildete zusammen einen ununterbrochenen Chor mißtönender Laute. Der Gesichts- und Geruchssinn wurde durch diese aus so verschiedenen Theilen bestehende Versammlung nicht angenehmer berührt, als der des Gehörs. Schamlose Jugend und gottloses Alter, wüthende Weiber, feige Männer, mit stinkendem Oel eingeriebene schwärzliche Aethiopier, mit Schmuz überzogene stumpfe Britten, diese und hundert andere verschiedene Combinationen, die man sich leichter vorstellen als ausdrücken kann, stießen dem Beschauer nach jeder Richtrriig hin auf.
Wenn wir die Gerüche beschreiben wollten, welche die Hitze aus diesem gährenden Gemisch von Verderbtheit zog, so würden wir dadurch den Leser zwingen, das Buch zuzumachen. Wir ziehen es daher vor, zu der Austheilung zurückzukehren, welche diesen Auflauf verursacht hatte, und aus kleinen Körben mit gebratenem Fleisch, das mit gewöhnlichen Obst und Gemüsen zusammengepackt war, bestand, und von den Dienern des Edelmanns, welcher das Fest gab, dem Pöbel eingehändigt oder vielmehr unter denselben geworfen wurde. Die Leute labten sich an dem ihnen so gebotenen Ueberfluß. Sie warfen sich darauf wie wilde Thiere, sie verschlangen ihn wie Schweine oder trugen ihn davon wie Räuber, während die Lieferanten dieses öffentlichen Gastmahls, durch die Höhe, auf welcher sie sich befanden, gesichert, ihre Verachtung den lärmenden Empfängern durch Zuhalten der Nasen, Verstopfen der Ohren, Zukehren des Rückens und andere pantomimische Zeichen hochmüthigen und unermeßlichen Ekels ausdrückten.
Diese Bewegungen entgingen der Aufmerksamkeit der Mitglieder der Versammlung nicht, die sich voll gegessen und nun Muße hatten, sich ihrer Zungen zu bedienen, und die einen unaufhörlichen Sturm von Schmähungen auf die Köpfe der Dienerschaft ihres Wohlthäters herabregnen ließen.
»Seht die Kerle an,« schrie Einer, »sie sind die Aufwärter bei unserm Mahle und verspotten uns vor unsern Augen. Nieder mit den schmutzigen Küchenspitzbuben.«
»Vortrefflich gesprochen, Davus! Wer soll sich ihnen aber nähern? Sie stinken selbst bis zu uns her!«
»Die Schufte mit ihren verfaulten Leichnamen haben die Nasen von Hunden und die Leiber von Böcken.«
Dann schrie ein Chorus von Stimmen: »Nieder mit ihnen! nieder mit ihnen!«
Mitten unter demselben trat ein entrüsteter Freigelassener vor, um dem Pöbel Vorwürfe zu machen, empfing aber zur Belohnung für seine Tollkühnheit einen Regen von Steinen und andern Gegenständen und eine Salve von Flüchen, worauf ihn ein auf die Schultern seines Kameraden erhobener ungeheuren fettiger Fleischer folgendermaßen anredete:
»Bei der Seele meines Kaisers, wenn ich Dir näher kommen könnte, Du Schuft, so würde ich Dich mit meinen Fingern allein viertheilen. Du grinsender Hallunke, der Andere aushöhnt, Du kothiger Schmeichler, der den Boden, auf dem er geht, beschmutzt. Beim Blute der Märtyrer, wenn ich ihn mit den Abfällen des Schlachthauses bewürfe, so würde er nicht wissen, wo er sich trocknen lassen könnte.«
»Du Lump,« brüllte ein Nachbar des indignirten Fleischeres, »runzelst Du die Stirn gegen die Gäste Deines Herrn, deren Hautabschabsel mehr werth sind, als Dein ganzer Leichnam! Es ist leichter, ein Trinkgefäß aus dem Schädel eines Flohes zu machen, als aus einem schuftigen Nachtwandler wie Du, einen ehrlichen Mann.«
»Gesundheit und Glück für unsern edeln Bewirther!« schrie eine Abtheilung der dankbaren Menge, als der, welcher zuletzt gesprochen, inne hielt, um Athem zu schöpfen.
»Tod allen speichelleckerischen Schuften!« stimmte eine andere ein.
»Ehre den Bürgern von Rom!« brüllte eine dritte mit bescheidenem Enthusiasmus.
»Gebt dem Freigelassenen unsere Knochen zum Abknaupeln,« kreischte eine Range vom äußersten Saume der Menge her.
Dieser scharfsinnige Rath wurde augenblicklich befolgt und der Pöbel ließ ein Triumphgeschrei ertönen, als der unglückselige Freigelassene durch eine neue Salve von Wurfgeschossen vertrieben mit schmachvoller Eile den Rückzug in das Haus seines Patron eintrat.
Der Leser wird in dem kleinen, gereinigten Pröbchen von den Tischgesprächen des römischen Pöbels, welches wir hier mitzutheilen gewagt haben, das außerordentliche Gemisch von Knechtsinn und Insolenz bemerken, welches nicht nur die Reden, sondern auch die Handlungen der niederen Stände zur Zeit, über welche wir legt schreiben, auszeichneten. Auf der einen Seite bis zu einem dem Publikum unserer Tage kaum begreiflichem Punkte des Elend’s bedrückt und entwürdigt, waren die ärmeren Klassen in Rom anderseits mit einem solchen Grade moralischer Freiheit begabt und mit so ausgedehnten, politischen Vorrechten versehen, daß ihre Eitelkeit sich bis zur Verblendung über ihre Indignation geschmeichelt fühlte. Während ihrer Dienstzeit Sklaven, in ihren Stunden der Erholung Herren, boten sie als Klasse eine der erstaunlichsten socialen Anomalien dar, welche je bei irgend einer Nation existirt haben, und bildeten in ihrer gefährlichen und Unnatürlichen Lage einen der wichtigsten innern Gründe des Unterganges von Rom.
Die Stufen der öffentlichen Bäder waren fast eben so sehr mit Menschen angefüllt, wie der Raum vor dem benachbarten Gebäude. Unaufhörliche eintretende oder sich entfernende Menschenströme ergossen sich über die breiten Steine ihrer Marmorsäulengänge. Diese Versammlung bestand zwar zum Theil aus derselben Volksklasse wie die vor dem Palaste, zeigte aber doch einen gewissen Grad von Achtbarkeit. Hier und da konnte man unter der grauen Einförmigkeit der Massen schmutziger Tuniken den erquicklichen Anblick eines reinlichen Gewandes oder eines hübschen Menschen genießen. Kleine, so weit als möglich ans der Nähe der lärmenden Plebejer entfernte Gruppen waren entweder in lebhaften Gespräche beschäftigt, oder gaben sich gleichgültig der durch das Bad hervorgebrachten Mattigkeit hin. Eine kurze Beachtung der Gesprächsgegenstände unter den Munterern von diesen Individuen wird uns in der Fortsetzuug unserer socialen, Mittheilungen Hilfe leisten.
Die lauteste Stimme unter den in diesem Augenblicke Redenden ging von einem langen, magern, dick aussehenden Manne aus«, der mit bedeutender Heftigkeit und Geläufigkeit zu einer kleinen Gruppe von Zuhörern sprach.
»Ich sage Dir, Socius,«" sprach er plötzlich zu einem von seinen Gefährten gewendet, »daß, wenn nicht neue Sklavengesetze gemacht werden, mein Geschäft zu Ende ist. Das Gut meines Patrons erfordert eine unablässige Versorgung mit solchen Burschen. Ich strenge mich aufs Aeußerste an, um den Bedarf herbeizuschaffen und das einzige Resultat In einer Arbeit ist das, daß die Bösewichter entweder mein Leben in Gefahr setzen oder ungestraft zu den Räuberbanden fliehen, welche unsere Wälder unsicher machen.«
»Du thust mir wirklich leid, aber welche Veränderung würdest Du in den Sklavengesetzen wünschen?«
»Ich würde die Verwalter ermächtigen, alle Sklaven, welche sie für ungehorsam hielten, den andern zum Beispiele auf der Stelle umzubringen.«
»Was würde Dir eine solche Erlaubniß nützen? Die Geschöpfe sind nöthig, mid ein solches Gesetz würde sie in wenigen Monaten ausrotten. Kannst Du nicht ihren Muth durch Arbeit brechen, ihre Kraft durch Ketten fesseln und ihre Hartnäckigkeit durch Kerker besiegen?«
»Alles dies habe ich gethan aber sie sterben unter der Züchtigung oder entfliehen aus; ihren Gefängnissen. Ich habe jetzt dreihundert Sklaven auf den Gütern meines Patrons. Gegen die, auf unserm Grund und Boden Geborenen habe ich wenig einzuwenden. Allerdings beginnen Viele von ihnen den Tag mit Weinen und enden ihn mit dem Tode, aber zum größten Theile sind sie, Dank ihren täglichen Portionen von Schlägen, leidlich unterwürfig. Die Schurken, welche ich unter den Kriegsgefangenen und den Bewohnern empörter Städte habe kaufen müssen, sind es aber, mit denen ich so unzufrieden bin. Strafen bringen auf sie keine Wirkung hervor. Sie sind beständig träge, mürrisch und verzweifelt. Erst neulich vergifteten sich Zehn von ihnen bei der Arbeit auf dem Felde und fünfzig Andere entflohen, nachdem sie, sobald ich den Rücken gewendet hatte, ein Pächterhaus angezündet hatten, zu einer Bande von ihren Genossen, die jetzt Räuber in den Wäldern sind. Diese werden jedoch die Letzten sein, welche solche Missethaten ausführen. Ich habe mit Zustimmung meines Patrons ein System ausgesonnen, welches sie von nun an gehörig