Der Wohlstand der Nationen. Adam Smith

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Der Wohlstand der Nationen - Adam Smith


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aller Fortschritte. Sie ermuntern den Anbau der entlegenen Gegenden eines Landes, die stets am umfangreichsten sind. Sie sind vorteilhaft für die Stadt, indem sie das Monopol des platten Landes der Umgegend aufheben; sie nützen aber auch dieser Umgegend selbst. Obwohl sie konkurrierende Waren auf ihren früheren Markt bringen, öffnen sie doch auch ihren Erzeugnissen manche neuen Märkte. Überdies ist das Monopol ein großer Feind guter Wirtschaft, die nur infolge jenes freien und allgemeinen Wettbewerbs, der jedermann um seiner eigenen Selbstverteidigung willen zwingt, sein Geschäft ordentlich zu treiben, sich allgemein verbreiten kann. Es ist kaum fünfzig Jahre her, dass einige Grafschaften in der Nähe von London bei dem Parlament gegen die Ausdehnung der Chausseen bis in die entfernteren Gegenden des Landes vorstellig wurden. Diese entlegeneren Gegenden, behaupteten sie, würden sich durch die Wohlfeilheit ihrer Arbeit instand gesetzt sehen, Heu und Getreide auf dem Londoner Markte wohlfeiler als sie zu verkaufen, und dadurch ihre Renten vermindern und ihren Landbau zugrunde richten. Ihre Renten sind jedoch seitdem gestiegen und ihr Bodenanbau hat sich verbessert.

      Ein Getreidefeld von mäßiger Fruchtbarkeit bringt viel mehr Nahrungsmittel für die Menschen hervor als der beste Weideplatz von gleichem Umfang. Erfordert seine Bestellung auch weit mehr Arbeit, so ist doch der nach Abzug der Saat und des Unterhalts der Arbeiter übrig bleibende Ertrag gleichfalls weit größer. Wäre mithin ein Pfund Fleisch zu keiner Zeit mehr wert gewesen als ein Pfund Brot, so würde jener größere Überschuss auch immer von größerem Werte sein, und sowohl den Gewinn des Pächters wie die Rente des Grundherrn erhöhen. Und so scheint es wirklich in den rohen Anfängen der Bodenkultur allgemein der Fall gewesen zu sein.

      Aber der relative Wert dieser verschiedenen Nahrungsmittel, des Brotes und des Fleisches, ist in den verschiedenen Zeiten der Landwirtschaft sehr ungleich. In ihren rohen Anfängen werden die nicht urbar gemachten Wildnisse, die zu dieser Zeit den bei weitem größten Teil des Landes einnehmen, samt und sonders dem Vieh überlassen. Es gibt dann mehr Fleisch als Brot, und folglich ist das Brot dasjenige Nahrungsmittel, für das die größte Konkurrenz vorhanden ist, und das darum auch höher im Preis steht. In Buenos-Aires waren, wie Ulloa erzählt, noch vor vierzig oder fünfzig Jahren vier Realen (2 ½ Pence) der gewöhnliche Preis eines aus einer Herde von zwei oder drei hundert Stück ausgesuchten Rindes. Vom Preise des Brotes redet Ulloa nicht, wahrscheinlich weil er nichts Auffallendes daran fand. Ein Rind, sagt er, kostet dort wenig mehr als die Arbeit, es zu fangen. Dagegen kann Getreide nicht ohne viele Arbeit gezogen werden, und in einem Lande, das am La Plata liegt, damals der direkten Straße von Europa nach den Silberminen von Potosi, konnte der Geldpreis der Arbeit nicht sehr wohlfeil sein. Anders verhält sich die Sache, wenn der Anbau sich schon über den größten Teil des Landes ausgedehnt hat. Dann gibt es mehr Brot als Fleisch, der Wettbewerb ändert seine Richtung, und der Preis des Fleisches wird höher als der des Brotes.

      Durch die Ausdehnung der Bodenkultur wird ohnehin das unbebaute Weideland unzureichend, der Nachfrage nach Fleisch zu genügen. Dann muss ein großer Teil des bestellten Landes zur Zucht und Mast des Viehs hergegeben werden, und der Preis des letzteren muss also hoch genug sein, um nicht nur die zur Viehzucht nötige Arbeit, sondern auch die Rente, welche der Grundeigentümer, und den Gewinn, den der Pächter aus solchem Lande zog, so lange es als Ackerland benutzt wurde, zu bezahlen. Das Vieh, das auf völlig unbebautem Heideland aufwächst, erzielt auf dem Markte je nach dem Gewicht oder der Güte denselben Preis wie das auf den besten Ländereien aufgezogene. Die Eigentümer solcher Heiden gewinnen dabei, und steigern die Rente ihres Landes nach dem Verhältnis des Viehpreises. Noch vor einem Jahrhundert war in vielen Gegenden der schottischen Hochlande Fleisch ebenso wohlfeil, oder noch wohlfeiler als Haferbrot. Nachdem aber die Vereinigung der beiden Königreiche dem Vieh des Hochlandes den englischen Markt geöffnet hat, ist der gewöhnliche Preis dreimal so hoch als am Anfang des Jahrhunderts, und die Renten vieler hochländischen Güter haben sich in derselben Zeit verdrei- und vervierfacht. Fast durchweg ist heute in Großbritannien ein Pfund des besten Fleisches mehr wert als zwei Pfund des besten Weizenbrots; und in Jahren reicher Ernten ist es mitunter drei oder vier Pfund Weizenbrot wert.

      So wird bei fortschreitender Kultur die Rente und der Gewinn unangebauten Weidelandes in einem gewissen Grade durch die Rente und den Gewinn des angebauten Landes und diese ihrerseits werden durch die Rente und den Gewinn des Getreides bedingt. Getreide erntet man Jahr aus, Jahr ein, Fleisch hingegen braucht vier oder fünf Jahre, um zum Verbrauch des Menschen reif zu werden. Bringt nun ein Morgen viel weniger von dem einen als von dem andern Nahrungsmittel hervor, so muss die geringere Menge durch den höheren Preis ausgeglichen werden. Würde sie mehr als ausgeglichen, so würde man mehr Getreideland in Weideplätze verwandeln; wäre dies nicht der Fall, so würde man einen Teil der Weideplätze wieder zum Getreidebau verwenden.

      Man muss jedoch festhalten, dass diese Gleichheit zwischen Rente und Gewinn von Gras, d. h. von einem Boden, dessen unmittelbares Erzeugnis Nahrung für Vieh, und einem andern, dessen unmittelbares Erzeugnis Nahrung für Menschen ist, nur durchschnittlich vom größten Teil des kultivierten Bodens eines großen Landes gilt. Gewisse örtliche Lagen aber können dies ändern, und Rente und Gewinn vom Grasland sind dort weit höher als vom Getreideland.

      So bewirkt oft in der Nähe einer großen Stadt die Nachfrage nach Milch und Pferdefutter, so wie der hohe Preis des Fleisches eine Steigerung des Werts von Grasland über sein so zu sagen natürliches Verhältnis zum Getreideland. Dieser örtliche Vorteil kann jedoch offenbar entfernteren Ländereien nicht zugutekommen.

      Manche Länder sind durch besondere Umstände so volkreich geworden, dass ihr ganzes Gebiet in ähnlicher Weise, wie die Ländereien in der Nähe einer großen Stadt, unzureichend geworden ist, um das für den Bedarf der Einwohner nötige Getreide und das Viehfutter zu liefern. Ihr Boden wird deshalb hauptsächlich zum Ziehen von Futterpflanzen benutzt, die wegen ihrer Massigkeit nicht so leicht aus weiter Ferne herbeigeschafft werden können, wohingegen das Getreide, das Nahrungsmittel der großen Masse des Volks, meist aus fremden Ländern eingeführt wird. Gegenwärtig befindet sich Holland in dieser Lage, und in der Blütezeit der Römer scheint es mit einem großen Teil des alten Italiens ebenso gewesen zu sein. Eine gute Viehzucht, sagte nach Ciceros Bericht der ältere Cato, ist das erste und gewinnreichste in der Landwirtschaft, leidliche Viehzucht das zweite, und schlechte das dritte. Der Feldwirtschaft wies er erst den vierten Platz im Gewinn und Vorteil an. In der Tat muss die Feldwirtschaft in der Umgegend Roms durch die häufigen Verteilungen von Getreide an das Volk, entweder umsonst oder zu sehr niedrigem Preise, damals außerordentlich entmutigt worden sein. Dies Getreide wurde aus den eroberten Provinzen gebracht, von denen manche dem Staate an Stelle von Steuern den zehnten Teil ihrer Bodenerzeugnisse zu einem festgesetzten Preis, etwa sechs Pence für das Peck, liefern mussten. Der niedrige Preis, zu dem dies Getreide an das Volk verteilt wurde, musste notwendig den Preis des aus Latium, dem alten Gebiete Roms, zu Markt kommenden, drücken und vom Getreidebau abschrecken.

      In einer waldlosen Gegend, deren Haupterzeugnis Getreide ist, wird ebenfalls ein wohlgehegtes Weideland oft besser rentieren als ein benachbartes Getreidefeld. Es dient zum Unterhalt des für den Ackerbau nötigen Viehs, und seine Rente wird in diesem Falle nicht sowohl von dem Werte seines eignen Erzeugnisses als von dem des Getreidelandes gezahlt, das als Weide dient. Die Rente würde wahrscheinlich sinken, wenn die benachbarten Ländereien alle zu Weide gemacht würden. Die gegenwärtige hohe Rente eingehegter Weiden in Schottland scheint von ihrer Seltenheit herzurühren, und wird wahrscheinlich nur so lange dauern, wie diese Seltenheit. Der Vorteil des Einhegens ist für die Weide größer als für das Getreide, da hierdurch die Arbeit des Hüters erspart wird, und das Vieh auch viel besser gedeiht, wenn es nicht von dem Hirten und seinem Hunde beunruhigt wird.

      Wo sich aber kein ähnlicher örtlicher Vorteil findet, muss natürlich die Rente und der Gewinn, die das Getreide, oder was sonst die gewöhnliche Pflanzennahrung des Volkes bildet, auf den dazu geeigneten Ackern ergibt, die Rente und den Gewinn der Weiden bestimmen.

      Es wäre zu erwarten, dass die Einführung der künstlichen Futterkräuter, der Rüben, der Möhren, des Kohls und anderer Auskunftsmittel, auf die man gekommen ist, um auf einem gleich großen Stück Land eine größere Anzahl Vieh zu ziehen, als es mit dem wildwachsenden Gras tunlich ist, den höheren Preis des Fleisches gegen das Brot etwas ermäßigte. In der Tat scheint es auch so zu sein, und man hat einigen Grund zu glauben, dass wenigstens auf dem Londoner Markte der


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