Ange Pitou Denkwürdigkeiten eines Arztes 3. Александр Дюма
Читать онлайн книгу.sie hauptsächlich durch dieses Gerücht sich rekrutiren, vergrößen, zur Revolution werden.
Das Volk macht einen Gliedermann, tauft ihn Reveillon, decorirt ihn mit dem schwarzen Bande, zündet ihn vor der Thüre von Reveillon selbst an, und verbrennt ihn vollends auf dem Platze des Stadthauses, vor den Augen der Municipalbehörden, die ihn brennen sehen.
Straflosigkeit macht die Menge kühn; sie verkündigt, nachdem sie an Reveillon im Bildniß Gerechtigkeit geübt habe, werde sie am andern Tag in Wirklichkeit Gerechtigkeit an ihm üben.
Das war ein Fehdebrief in allen Regeln an die Regierung gerichtet.
Man schickte dreißig Soldaten von der französischen Garde ab; aber es war nicht einmal die Regierung, die sie abschickte, sondern der Oberst, Herr von Biron. Die dreißig Soldaten waren Zeugen dieses großen Tumultes, den sie nicht verhindern konnten. Sie sahen zu, wie man die Fabrik plünderte, das Hausgeräthe zum Fenster hinauswarf, Alles zerbrach, Alles verbrannte. Mitten unter diesem Tumult wurden fünfhundert Louisd'or gestohlen.
Man trank den Wein der Keller, und als man keinen Wein mehr hatte, trank man die Farben der Fabrik. die man für Wein hielt.
Diese garstige Handlung nahm den ganzen Tag den 27. ein.
Man schickte den dreißig Mann einige Compagnien französische Garden zu Hilfe; sie schaffen Anfangs blind und dann scharf. Mit den französischen Garden verbanden sich gegen Abend die Schweizer von Herrn von Bezenval.
Die Schweizer treiben keinen Scherz mit Revolutionen.
Die Schweizer vergaßen, daß sie Kugeln in ihren Patronen hatten, und da die Schweizer von Natur Schützen, und zwar gute Schützen sind, so blieben etliche und zwanzig Plünderer auf dem Platze.
Einige von ihnen hatten ihren Antheil an den erwähnten fünfhundert Louisd'or bei sich, welche aus dem Secretaire von Reveillon in die Tasche der Plünderer, und aus der Tasche der Plünderer in die der Schweizer übergingen.
Bezenval hatte Alles in seinem Namen gethan, unter seinen Hut genommen, wie man zu sagen pflegt.
Der König dankte ihm nicht und tadelte ihn nicht.
Wenn aber der König nicht dankt, so tadelt er.
Das Parlament eröffnete eine Untersuchung.
Der König schloß sie.
Der König war so gut!
Wer hatte das Volk so entzündet?
Niemand konnte es sagen.
Hat man nicht bisweilen bei großen Sommerhitzen Brände ohne Ursache entstehen sehen?
Man beschuldigte den Herzog von Orleans.
Die Beschuldigung war albern , sie fiel.
Am 29. war Paris vollkommen ruhig, oder schien es wenigstens zu sein.
Es kam der 1. Mai. Der König und die Königin begaben sich mit dem ganzen Hofstaate nach Notre-Dame, um das Veni creator zu hören.
Man rief viel: »Es lebe der König!« und besonders: »Es lebe die Königin!«
Die Königin war so gut!
Das war der letzte Tag den Friedens.
Am andern Tag rief man etwas weniger: »Es lebe die Königin!« und etwas mehr: »Es lebe der Herzog von Orleans!«
Dieser Ruf verletzte sie ungemein, die arme Frau, welche den Herzog so sehr haßte, daß sie von ihm sagte, er sei ein Feiger.
Als ob es je einen Feigen unter den Orleans gegeben hätte, von Monsieur an, der die Schlacht bei Cassel gewann, bin zum Herzog von Chartres, der zum Gewinnen der Schlachten von Jemmapes und Valmy beitrug.
So viel ist gewiß, daß die arme Frau beinahe ohnmächtig geworden wäre; man unterstützte sie, als ihr Kopf sich neigte. Madame Campan erzählt die Sache in ihren Denkwürdigkeiten.
Doch dieser geneigte Kopf erhob sich wieder stolz und hoffartig. Diejenigen welche den Ausdruck dieses Kopfes sahen, waren auf immer davon geheilt, daß sie sagten: »Die Königin ist so gut!«
Es gibt drei Portraits von der Königin; das eine gemalt 1776, dan andere 1784 und das dritte 1788.
Ich habe alle drei gesehen. Sehen Sie dieselben ebenfalls. Wenn sie je in einer Gallerie beisammen sind, so wird man die Geschichte von Marie Antoinette in diesen drei Portraits lesen8.
Die Vereinigung der drei Ordnungen, die eine Umarmung sein sollte, war eine Kriegserklärnng.
»Drei Ordnungen!« sagte Siéyès, »nein, drei Nationen.«
Am 3. Mai, am Tage vor der Messe den Heiligen-Geistes, empfing der König die Abgeordneten in Versailles.
Einige riethen ihm, die Herzlichkeit an die Stelle der Etiquette zu setzen.
Der König wollte nichts hören.
Er empfing die Geistlichkeit zuerst.
Den Adel sodann.
Und endlich den dritten Stand.
Der dritte Stand hatte lange gewartet.
Der dritte Stand murrte.
In den früheren Versammlungen sprach der dritte Stand auf den Knieen.
Es war nicht möglich, den Präsidenten den dritten Standes zum Knieen zu bewegen.
Man beschloß, der dritte Stand sollte keine Rede halten.
In der Sitzung vom 5. bedeckte sich der König.
Der Adel bedeckte sich.
Der dritte Stand wollte sich auch bedecken; doch der König entblößte sich wieder; er hielt lieber seinen Hut in der Hand, als daß er den dritten Stand vor sich bedeckt sah.
Am Mittwoch, den 10. Juni, trat Siéyès in die Versammlung. Er sah, daß sie beinahe gänzlich aus dem dritten Stande zusammengesetzt war.
Die Geistlichkeit und der Adel versammelten sich anderswo.
»Schneiden wir das Tau ab,« sagte Siéyès, »es ist Zeit.«
Und Siéyès schlug vor, den Adel und die Geistlichkeit zum Erscheinen in der unerstrecklichen Frist von einer Stunde aufzufordern.
Erscheinen sie nicht, so wird man die Abwesenden ausschließen.
Eine deutsche und eine Schweizen-Armee umgab Versailles. Eine Batterie schweres Geschütz war gegen die Versammlung aufgepflanzt.
Siéyès sieht nichts von Allem dem. Er sieht das Volk, das Hunger hat. Doch der dritte Stand, sagt man zu Siéyès kann nicht allein die Stände bilden.
»Desto besser,« erwiederte Siéyès, »er wird die National-Versammlung bilden.
Die Abwesenden erscheinen nicht; der Vorschlag des Abbé Siéyès wird angenommen; der dritte Stand nennt sich die National-Versammlung mit einer Majorität von vierhundert Stimmen.
Am 19. Juni befiehlt der König, daß der Saal, in dem die National-Versammlung ihre Sitzungen hält, geschlossen werden soll.
Doch um einen solchen Staatestreich zu vollführen, bedarf der König eines Vorwandes.
Der Saal wird geschlossen, um darin die Vorbereitungen zu einer königlichen Sitzung zu treffen, welche am Montag stattfinden soll.
Am 29. Juni, um sieben Uhr Morgens, erfährt der Präsident der National-Versammlung, man werde an diesem Tag nicht zusammenkommen.
Um acht Uhr begibt er sich vor die Thüre des Saales mit einer großen Anzahl von Deputirten.
Die Thüren sind geschlossen, und es stehen Schildwachen davor.
Es regnet.
Man will die Thüren sprengen.
Die Wachen haben ihren Befehl und kreuzen die Bajonette.
Der Eine schlägt vor, sich auf der Place d’Armes zu versammeln.
Der Andere in Marly.
Guillotin schlägt das Ballhaus
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Die drei Portraits sind in Versailles.