Der Frauenkrieg. Александр Дюма

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Der Frauenkrieg - Александр Дюма


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habt also meinen Brief?«

      »Hier ist er.

      Durch eine rasche Anstrengung des Gedächtnisses suchte Nanon sich dessen zu erinnern, was der Brief enthielt, aber es war ihr unmöglich. Ihr Gehirn fing an sich zu verwirren.

      Sie war also genöthigt, ihren eigenen Brief zu, übernehmen und wieder zu lesen. Er enthielt kaum drei Zeilen: Nanon erfaßte sie mit einem gierigen Blicke und erkannte zu ihrer unbeschreiblichen Freude, daß dieser Brief sie nicht völlig compromittirte.

      »Lest laut,« sprach der Herzog, »ich bin wie Ihr, ich habe den Inhalt dieses Briefes vergessen.«

      Nanon fand das Lächeln wieder, das sie einige Secunden vorher vergeblich gesucht hatte, und las, der Aufforderung des Herzogs gehorchend:

      »Ich werde um acht Uhr zu Nacht speisen. Seid Ihr frei? Ich bin es. In diesem Falle seid pünktlich, mein lieber Canolles, und fürchtet nichts für unser Geheimniß.«

      »Das ist klar, wie es mir scheint!« rief der Herzog bleich vor Wuth.

      »Das spricht mich frei,« dachte Nanon.

      »Ah! Ah!« fuhr der Herzog fort, »Ihr habt ein Geheimnis mit Herrn von Canolles?«

      Nanon begriff, daß ein Zögern von einer Secunde sie in das Verderben stürzen würde. Ueberdies hatte sie alle Muße gehabt, den ihr von dem anonymen Briefe eingeflößten Plan in ihrem Gehirn reifen zu lassen.

      »Nun ja,« sprach sie, den Herzog fest anschauend, »ich habe ein Geheimnis mit diesem Herrn.«

      »Ihr gesteht es zu?« rief der Herzog von Epernon.

      »Ich muß wohl, da man Euch nichts verbergen kann.«

      »Oh!« schrie der Herzog.

      »Ja, ich erwartete Herrn von Canolles,« fuhr »Nanon ruhig fort.

      »Ihr erwartetet ihn?«

      »Ja, ich erwartete ihn.«

      »Ihr wagt es, dies zu gestehen?«

      »Laut, Wißt Ihr wohl, was Herr von Canolles ist?«

      »Ein Dummkopf, den ich grausam für seine Unklugheit bestrafen werde.«

      »Er ist ein hochherziger und braver Edelmann, den Ihr auch fortan wohlwollend behandeln werdet.«

      »Oh! ich schwöre, bei Gott, daß dem nicht so sein soll.«

      »Keinen Schwur, Herr Herzog, wenigstens nicht, ehe ich gesprochen habe,« antwortete Nanon.

      »Sprecht, aber sprecht geschwinde.«

      »Ihr habt also nicht wahrgenommen, Ihr, der Ihr die tiefsten Falten des Herzens durchforschte versetzte Nanon, welchen Vorzug ich Herrn von Canolles gönnte? Ihr habt sie nicht wahrgenommen, die Bitten, die ich zu seinen Gunsten an Euch richtete, das Kapitänspatent, welches ich ihm verschaffte, die Bewilligung von Geldern zu einer Reise nach der Bretagne mit Herrn de la Meilleraye, den Urlaub neulich, mit einem Wort, Ihr habt mein beständiges Trachten, mir ihn zu verpflichten, nicht wahrgenommen?«

      »Madame, Madame,« sprach der Herzog, »Ihr überschreitet die Grenzen.«

      »Um Gotteswillen, Herr Herzog, wartet bis zum Ende.«

      »Was brauche ich nach ferner zu warten, und was habt Ihr mir nach zu sagen?«

      »Daß ich für Herrn von Canolles die zärtlichste Theilnahme hege.«

      »Ich weiß es, bei Gott! ich weiß es wohl!«

      »Daß ich ihm mit Leib und Seele ergeben bin.«

      »Madame, Ihr mißbraucht . . .«

      »Daß ich ihm bis zum Tode dienen werde, und zwar weil . . .«

      »Weil er Euer Liebhaber ist; das ist nicht, schwer zu errathen.«

      »Weil er,« fuhr Nanon mit einer dramatischen Bewegung, den zitternden Herzog beim Arm ergreifend, fort, »weil er mein Bruder ist.«

      Der Arm des Herzogs fiel an seiner Lende herab.

      »Eure Bruder!« sprach er.

      Nanon machte ein Zeichen mit dem Kopfe, begleitet von einem triumphierenden Lächeln.

      Nach einem kurzen Augenblicke rief der Herzoge:

      »Das erfordert Erläuterung.«

      »Ich will sie Euch geben,« versetzte Nanon. »Um welche Zeit ist mein, Vater gestorben?«

      »Vor ungefähr acht Monaten.«

      »Um welche Zeit habt Ihr das Kapitänspatent für Herrn den Canolles unterzeichnet?«

      »Ich denke, um dieselbe Zeit,« fuhr der Herzog fort.

      »Vierzehn Tage hernach,« sagte Nanon.

      »Vierzehn Tage hernach . . . es ist möglich.«

      »Es ist traurig für mich,« fuhr Nanon fort, »die Schande einer andern Frau zu enthüllen, dieses Geheimniß aufzudecken, das unser Geheimnis ist, versteht Ihr wohl? Aber Eure seltsame Eifersucht treibt mich an, Euer grausamen Benehmen zwingt mich dazu. Ich ahme Euer Beispiel nach, Herr Herzog ich begehe eine Sünde gegen die Großmuth.«

      »Fahrt fort, fahrt fort!« rief der Herzog, welcher bereits sich an die Phantasieen zu halten anfing, welche die schöne Gascognerin schmiedete.

      »Nun wohl, mein Vater war ein Advokat, dem es nicht an einer gewissen Berühmtheit fehlte. Vor achtundzwanzig Jahren war mein Vater noch jung; mein Vater war stets schön gewesen. Er liebte schon vor seiner Verheirathung die Mutter von Herrn von Canolles, deren Hand man ihm verweigert hatte, weil sie adelig und er bürgerlich war. Die Liebe übernahm es, wie dies so oft geschieht, den Fehler der Natur gut zu machen, und während einer Reise von Herrn von Canolles . . . Begreift Ihr nun?«

      »Ja, aber wie kommt es, daß diese Freundschaft für Herrn von Canolles Euch so spät erfaßt hat?«

      »Weil ich erst bei dem Tode meines Vaters das Band erfuhr, das uns vereinigte; weil dieses Geheimniß in einem Briefe enthalten war, den mir der Baron selbst, mich seine Schwester nennend, überreichte.«

      »Und wo ist dieser Brief?« fragte der Herzog.

      »Vergeßt Ihr den Brand, der Alles bei mir verzehrt hat, meine kostbarsten Juwelen, meine geheimsten Papiere?«

      »Das ist wahr.«

      »Zwanzigmal wollte ich Euch diese Geschichte erzählen, überzeugt, Ihr würdet Alles für denjenigen thun, welchen ich ganz leise meinen Bruder nenne; aber er hat mich stets zurückgehalten, stets gebeten den Zins seiner noch lebenden Mutter zu schonen. Ich achtete seine Bedenklichkeiten, weil ich sie verstand.«

      »Ah! Wirklich?« sprach der Herzog beinahe gerührt. »Armer Canolles!«

      »Und dennoch war es sein Glück, daß er sich weigerte,« fuhr Nanon fort.

      »Es zeugt von einem zarten Geheimniß,« versetzte der Herzog, »und sein Skrupel macht ihm Ehre.«

      »Ich hatte noch mehr gethan, ich hatte ihm einen Eid geleistet, diesen Geheimniß niemals irgend jemand in der Welt zu enthüllen. Aber Euer Verdacht machte den Becher überströmen. Wehe mir! ich habe meinen Eid vergessen; wehe mir! ich habe das Geheimniß meinen Bruders verrathen.«

      Und Nanon zerfloß in Thränen.

      Der Herzog fiel vor ihr auf die Kniee und küßte ihre schönen Hände, die sie ganz niedergeschlagen hängen ließ, während ihre Augen, zum Himmel emporgerichtet, Gott um Vergebung wegen ihren Meineiden zu bitten schienen.

      »Ihr sagte Wehe mir!« rief der Herzog, »Sagt doch: Glück für Alle! Die verlorene Zeit soll dem lieben Canolles wieder eingebracht werden. Ich kenne ihn nicht, aber ich will ihn kennen lernen. Ihr stellt Canolles vor, und ich werde ihn lieben, wie einen Sohn.«

      »Sagt, wie einen Bruder,« versetzte Nanon lächelnd.

      Dann zu einem andern Gedanken übergehend, rief sie den Brief zerknitternd, den sie in das Feuer zu werfen sich stellte, während sie ihn sorgfältig in die Tasche steckte, um später den Urheber damit zu fassen:

      »Ungeheuer


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