Der Frauenkrieg. Александр Дюма

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Der Frauenkrieg - Александр Дюма


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links. Das Pferd des Vicomte sprang, geschickt gehoben, über den Graben; aber das plumpere Roß von Pompée nahm zu wenig Rand; die Erde sank unter seinen Füßen, und es stürzte mit seinem Herrn nieder. Der arme Stallmeister stieß einen Schrei der Verzweiflung aus.

      Der Vicomte, welcher bereits fünfzig Schritte auf dem Felde gemacht hatte, hörte diesen Unglücksruf, wandte, obgleich selbst voll Schrecken, sein Pferd um und kehrte zu feinem Gefährten zurück.

      »Gnade!« rief Pompée. »Lösegeld! ich ergehe mich! ich gehöre zu dem Hause Cambes.«

      Ein ungeheures Gelächter antwortete auf dieses klägliche Geschrei, und der Vicomte, welcher in diesem Augenblicke anlangte, sah Pompée den Steigbügel des Siegers umfassen, der ihn mit einer vom Lachen zusammengepreßten Stimme zu beruhigen suchte.

      »Der Herr Baron von Canolles!« rief der Vicomte.

      »Ja, bei Gott! Aber, Vicomte, es ist nicht schön, daß Ihr die Leute, welche Euch suchen, so rennen laßt.«

      »Der Herr Baron von Canolles!« wiederholte Pompée, immer noch an seinem Glücke zweifelnd. »Der Herr Baron von Canolles und Herr Castorin.

      »Ja, Herr Pompée,« sprach Castorin, sich auf den Steigbügeln erhebend, um über die Schultern seines Herrn zu sehen, welcher lachend sich auf den Sattelknopf beugte. »Was macht Ihr denn in diesem Graben?«

      »Ihr seht es,« erwiederte Pompée; »mein Pferd stürzte in dem Augenblick, wo ich mich, Euch für Feinde haltend, zum Behufe einer kräftigen Vertheidigung verschanzen wollte. Herr Vicomte,« fuhr Pompée aufstehend und sich schüttelnd, fort, »es ist Herr von Canolles.«

      »Wie mein Herr, Ihr hier?« murmelte der Vicomte, mit einer Art von Freude, welche unwillkürlich in seinem Tone durchdrang.

      »Meiner Treue, ja, ich selbst,« antwortete Canolles und schaute den Vicomte mit einer Festigkeit an, welche sich durch das Auffinden des Handschuhes erklärte. »Ich langweilte mich zum Sterben in dem Gasthause. Richon verließ mich, nachdem er mir mein, Geld abgewonnen hatte. Ich erfuhr, Ihr wäret auf der Straße nach Paris abgereist. Glücklicher Weise hatte ich in derselben Richtung ein Geschäft und begab mich auf den Marsch, um Euch einzuholen. Ich vermuthete nicht, daß ich, um dies zu erlangen, mit Sturmeseile jagen mußte. Teufel, mein Herr, was für ein Reiter seid Ihr!«

      Der Vicomte lächelte und stammelte einige Worte.

      »Castorin,« fuhr Canolles fort, »hilf doch Herrn Pompée auf den Sattel; »Du siehst, daß es ihm trotz seiner Geschicklichkeit nicht gelingen will.«

      Castorin stieg ab ab und unterstützte Pompée der nach und nach wieder seinen Sattel erreichte.

      »Nun laßt uns weiter reiten, wenn es Euch gefällig ist,« sprach der Vicomte.

      »Einen Augenblick,« sagte Pompée sehr verlegen, »einen Augenblick, Herr Vicomte, es scheint mir, es fehlt etwas.«

      »Ich glaube wohl,« erwiederte der Vicomte, »es fehlt Dir das Felleisen.«

      »Ah, mein Gott! rief Pompée, ein tiefes Erstaunen heuchelnd.

      »Unglücklicher,« sprach der Vicomte, »solltest Du es verloren haben.«

      »Es kann nicht fern sein, gnädiger Herr,« antwortete Pompée.

      »Ist es nicht dieses?« fragte Castorin, den verlangten Gegenstand mühsam aufhebend.

      »Allerdings,« rief Pompée.

      »Gewiß,« sagte der Vicomte.

      »Es ist nicht sein Fehler,« versetzte Canolles, der sich einen Freund aus dem alten Stallmeister machen wollte. »Bei dem Sturze werden die Riemen gebrochen sein, und das Felleisen hat sich losgemacht.«

      »Die Riemen sind nicht gebrochen, gnädiger Herr, sondern abgeschnitten,« sagte Castorin.

      »Oh, oh, Herr Pompée rief Canolles, »was soll das bedeuten?«

      »Das soll bedeuten,« versetzte der Vicomte, mit ernstem Tone, »daß Herr Pompée in seiner Furcht von Räubern verfolgt zu werden, das Felleisen geschickt abgeschnitten hat, um nicht der Verantwortlichkeit des Schatzmeisters ausgesetzt zu sein. Wie nennt man diese List mit einem Kriegsausdrucke, Herr Pompée.

      Pompée wollte sich mit seinem Jagdmesser entschuldigen, das er ungeschickter Weise gezogen hätte: da er aber keine genügende Erklärung geben konnte, so blieb in den Augen des Vicomte der Verdacht an ihm kleben, er habe das Felleisen seiner eigenen Sicherheit opfern wollen.

      Canolles war in der besten Laune.

      »Gut! gut! Gut!« sprach er, »laßt die Sache abgemacht sein. Bindet nur das Felleisen wieder fest. Castorin, hilf Herrn Pompée . Ihr habt Recht, Meister Pompée wenn Ihr die Räuber fürchtet, denn der Sack ist schwer und wäre eine gute Beute.«

      »Scherzt nicht, gnädiger Herr,« murmelte Pompée zitternd; »jeder nächtliche Scherz ist zweideutig.«

      »Ihr habt Recht, Pompée, immer Recht,« fuhr Canolles fort; »ich will auch Euch und dem Vicomte als Geleite dienen. Eine Verstärkung von zwei Männern wird Euch nicht unnütz sein.«

      »Nein, gewiß nicht,« rief Pompée, »die Anzahl bildet die Sicherheit.«

      »Und Ihr, Vicomte, was denkt Ihr von meinem Anerbieten?« sprach Canolles, als er sah, daß der Vicomte seinen höflichen Vorschlag mit weniger Begeisterung aufnahm, als sein Stallmeister.

      »Ich, mein Herr,« versetzte der Vicomte, »ich erkenne darin Eure gewöhnliche Artigkeit und danke Euch aufrichtig dafür. Aber wir verfolgen nicht denselben Weg, und ich müßte Euch lästig zu werden befürchten.«

      »Wie,« sprach Canolles ärgerlich, da er wahrnahm, daß der Streit in dem Gasthause auf der Landstraße wieder beginnen sollte, »wie, wir verfolgen nicht denselben Weg? Geht Ihr nicht nach . . .«

      »Nach Chantilly,« rief eilig Pompée, zitternd bei dem Gedanken, seine Reise ohne einen andern Gefährten als den Vicomte fortsetzen zu müssen.

      Dieser machte eine sehr bezeichnende Geberde der Ungeduld, und wenn es Tag gewesen wäre, hätte man sehen können, wie ihm die Röthe des Zorns in die Wangen stieg.

      »Vortrefflich!« rief Canolles, ohne daß er den wüthenden Blick zu bemerken schien, mit welchem der Vicomte Pompée niederschmetterte. Chantilly ist gerade mein Weg. Ich gehe nach Paris, oder vielmehr,« fügte er lachend bei, »seht, Vicomte, ich habe nichts zu thun und weiß nicht, wohin ich gehe. Geht Ihr nach Paris, so gehe ich nach Paris; geht Ihr nach Lyon, so gehe ich nach Lyon; geht Ihr nach Marseille, ich habe längst eine Leidenschaft, die Provence zu sehen, und ich gehe nach Marseille; geht Ihr nach Stenay wo die Heere Seiner Majestät stehen, so gehen wir nach Stenay. Obgleich im Süden geboren, habe ich doch stete eine Vorliebe für den Norden gehabt.«

      »Mein Herr,« versetzte der Vicomte mit einer gewissen Festigkeit, die er ohne Zweifel dem von Pompée in ihm angeregten Zorne zu danken hatte, »muß ich es Euch sagen, ich reise ohne Gesellschaft, wegen persönlicher Angelegenheiten von höchstem Belange, aus sehr ernsten Gründen, und wenn Ihr auf Eurer Absicht besteht, so nöthigt Ihr mich zu meinem großen Bedauern, Euch zu bemerken, daß Ihr mich in meinen Schritten belästigt.«

      Es brauchte nichts Geringeres, als die Erinnerung an den kleinen Handschuh, welchen Canolles auf seiner Brust zwischen seinem Rocke und seinem Hemde verborgen hielt, daß der Baron, lebhaft und aufbrausend wie ein Gascogner, nicht losbrach. Doch er hielt an sich.

      »Mein Herr,« versetzte er mit ernstem Tone, »ich habe nie sagen hören, die Landstraßen gehören eigenthümlicher der einen Person, als der andern. Man nennt sie sogar, wenn ich mich nicht täusche, den Weg des Königs, zum Beweise, daß alle Unterthanen Seiner Majestät das gleiche Recht haben, sich derselben zu bedienen. Ich befinde mich also auf dem Wege des Königs, ohne die Absicht, Euch zu belästigen. Ich bin sogar hier, um Euch Dienste zu leisten, denn Ihr seid jung, schwach und ohne große Vertheidigungsmittel. Ich glaubte nicht auszusehen wie ein Mensch, der die Reisenden ausplündert; da Ihr Euch jedoch auf diese Art erklärt, so unterwerfe ich mich dem Spruche, meine ärgerliche Miene beklagend. Vergebt mir, daß ich Euch lästig war. Ich habe die Ehre, Euch mein Compliment zu machen. Glückliche


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