Der Frauenkrieg. Александр Дюма

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Der Frauenkrieg - Александр Дюма


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die Königin; Ihr führt Krieg für den König; der Herr Coadjutor führt Krieg für Herrn von Beaufort; Herr von Beaufort führt Krieg für Frau von Montbazon; Herr von Larochefoucault fährt Krieg für Frau von Longueville; der Herr Herzog von Orleans führt Krieg für Fräulein Soyon; das Parlament führt Krieg für das Volk; endlich hat man Herrn von Condé, der für Frankreich Krieg führte, in das Gefängniß gesteckt. Da ich nun wenig dabei gewinnen würde, wenn ich für die Königin, für den König, für den Herrn Coadjutor, für Herrn von Beaufort, für Frau von Montbazon, für Frau von Longueville, für Fräulein Soyon, für das Volk oder für Frankreich Krieg führte, so kam mir der Gedanke, keine Partei zu erwählen, sondern derjenigen zu folgen, zu welcher ich mich für den Augenblick hingezogen fühle. Alles ist daher bei mir eine Angelegenheit des Augenblicks. Was sagt Ihr zu diesem Gedanken?«

      »Er ist sehr geistreich.«

      »Ich sammelte dem zufolge eine Armee; Ihr seht sie am Ufer der Dordogne aufgestellt.«

      »Fünf Mann, den Teufel!«

      »Es ist einer mehr, als Ihr selbst habt, es wäre also sehr Unrecht von Euch, sie zu verachten.«

      »Aeußerst schlecht gekleidet,« fuhr der alte Edelmann fort, welcher sehr übler Laune und folglich im Zuge des Herabsetzens war.

      »Es ist wahr,« sprach der Andere, »Sie gleichen sehr den Gefährten von Falstaff. Falstaff ist einer von meinen Bekannten, ein englischer Edelmann; aber diesen Abend bekommen sie neue Kleider, und wenn Ihr sie morgen wieder trefft, werdet Ihr sehen, das es wirklich hübsche Bursche sind.«

      »Kommen wir auf Euch zurück; ich habe nichts mit Euren Leuten zu thun.«

      »Nun wohl, indeß wir Krieg auf meine Rechnung führten, begegneten wir dem Einnehmer des Bezirkes, welcher, den Beutel Seiner Majestät füllend, von Dorf zu Dorf ging. So lange nur noch eine einzige Steuer einzuziehen übrig blieb, gaben wir ihm ein treues Geleite, und als ich seinen Sack so dick werden sah, hatte ich redlich gestanden grobe Lust, mich auf die Partei des Königs zu schlagen. Aber die Ereignisse verwickeln sich teufelsmäßig: eine Bewegung übler Laune gegen Herrn von Mazarin, die Klagen, die wir von allen Seiten gegen den Herrn Herzog von Epernon hörten, machten, daß wir in uns gingen. Wir dachten, es wäre Gutes, viel Gutes bei der Sache der Prinzen, und meiner Treue! wir ergriffen sie mit allem Eifer. Der Einnehmer schloß seine Runde mit dem vereinzelten Häuschen, das Ihr da unten halb unter Pappeln und Adamsfeigenbäumen verborgen seht.«

      »Das von Nanon!« murmelte der Edelmann, »ja, ich sehe es!«

      »Wir lauerten auf ihn, als er heran kam, wir folgten ihm, wie wir es seit fünf Tagen thaten, wir setzten etwas unterhalb Saint-Michel mit ihm über die Dordogne, und wir wir mitten im Flusse waren, theilte ich ihm unsere politische Bekehrung mit und lud ihn mit aller Höflichkeit, der wir fähig sind, ein, uns das Geld zuzustellen, welches er bei sich hatte. Könnt Ihr wohl glauben, mein Herr, daß er sich weigerte? Meine Gefährten durchwühlten nun seine Taschen, und da er schrie, daß ein Scandal daraus hätte entstehen können, so bedachte mein Lieutenant, ein Junge voll Mittel, derjenige, welchen ihr da unten in einem rothen Mantels und mein Pferd an der Hand haltend erblickt, er bedachte, sage ich, daß das Wasser die Luftströmungen auffange und eben dadurch die Fortsetzung den Schalles unterbreche; es ist dies ein physikalischer Grundsatz, den ich in meiner Eigenschaft als Arzt begriff und beifällig aufnahm. Derjenige also welcher den Vorschlag gemacht hattet zog den Kopf des Widerspenstigen gegen den Fluß und hielt ihn einen Fuß unter dem Wasser, nicht weiter. Der Einnehmer schrie nicht mehr, oder besser gesagt, man hörte ihn wenigstens nicht mehr schreien. Wir konnten uns also im Namen des Prinzen alles Geldes bemächtigen, das er bei sich führte, und eben so auch der Correspondenz, die man ihm übergeben hatte. Ich gab das Geld meinen Soldaten, welche, wie Ihr sehr richtig bemerkten desselben bedurften, um sich neu zu equipiren, und behielt die Papiere, dieses unter anderen. Es scheint, der brave Einnehmer diente Fräulein von Lartigues als galanter Mercur.«

      »In der That,« murmelte der alte Edelmann, »es war, wenn ich mich nicht täusche, eine Creatur von Nanon: und was ist aus diesem Elenden geworden?«

      »Ah, Ihr sollt sehen, ob wir wohl gethan haben, diesen Elenden, wie Ihr ihn nennt, in das Wasser zu tauchen; ohne dies hätte er sicherlich die ganze Erde in Aufruhr gebracht; denn denkt Euch, als wir ihn und dem Flusse zogen, war er, obgleich er kaum eine Viertelstunde darin verweilt hatte, vor Wuth gestorben.«

      »Und Ihr habt ihn ohne Zweifel abermals hineingetaucht?«

      »Wie Ihr sagt.«

      »Aber wenn der Bote ertränkt worden ist?«

      »Ich habe nicht gesagt, er wäre ertränkt worden.«

      »Streiten wir nicht über Worte: wenn der Bote todt ist. . .«

      »Ah, was das betrifft, ja wohl.«

      »So wird Herr von Canolles nicht in Kenntniß gesetzt worden sein und folglich nicht zu dem Rendezvous kommen?«

      »Oh! nur Geduld, ich führe den Krieg gegen die Mächte und nicht mit Privatleuten. Herr von Canolles hat ein Duplikat von dem Briefe bekommen, der ihm Rendezvous gab. Nur glaubte ich, die eigene Handschrift hätte einigen Werth und behielt sie.«

      »Was wird er denken, wenn er die Handschrift nicht erkennt?«

      »Die Person, welche ihn zu sehen wünscht, habe sich aus größerer Vorsicht der Hilfe einer fremden Hand bedient.«

      Der Fremde betrachtete Cauvignac mit einer gewissen Bewunderung, veranlaßt durch, so viel, mit einer solchen Geistesgegenwart vermischte, Unverschämtheit.

      Er wollte sehen, ob es kein Mittel gäbe, diesen kühnen Spieler einzuschüchtern.

      »Aber die Regierung, aber die Nachforschungen,« sagte er, denkt Ihr nicht zuweilen daran?«

      »Die Nachforschungen?« versetzte der junge Mann lachend, »ah, ja wohl! Herr von Epernon hat etwas ganz Anderen zu thun, als Nachforschungen anzustellen; und dann habe ich Euch nicht gesagt, daß das was ich that, geschehen sei, um mich in Gunst bei ihm zu setzen? Er wäre also sehr undankbar, wenn er mir diese nicht bewilligte.«

      »Ich verstehe nicht ganz,« erwiederte der alte Edelmann ironisch. »Wie Euch, der Ihr nach Eurem eigenen Geständnisse die Partei den Prinzen ergriffen habt, ist der seltsame Gedanke gekommen, Herrn von Epernon einen Dienst zu leisten?«

      »Das ist die einfachste Sache der Welt: die Einsicht der Papiere, welche ich bei dem Einnehmer vorfand, hat mich von der Reinheit der Absichten den Königs überzeugt. Seine Majestät ist völlig gerechtfertigt in meinen Augen, und der Herr Herzog hat tausendmal Recht gegen die unter seiner Verwaltung Stehenden. Hier ist also die gute Sache und deshalb habe ich für die gute Sache Partei ergriffen.

      »Das ist ein Räuber, den ich hängen lassen werde, wenn er je in meine Hände fällt,« brummte der alte Edelmann und zog dabei an den krausen Haaren seines Schnurrbarts.

      »Ihr sagt?« fragte Cauvignac, unter seiner Maske mit den Augen blinzelnd.

      »Nichts. Nun eine Frage; was werdet Ihr mit dem Blanquett machen, das Ihr von mir,fordert?«

      »Der Teufel soll mich holen, wenn ich einen Entschluß hierüber gefaßt habe. Ich forderte ein Blanquett, weil es die bequemste, die tragbarste, die elastischste Sache der Welt ist. Wahrscheinlich werde ich es für irgend einen außerordentlichen Umstand aufbewahren; möglicher Weise verschleudere ich es auch für die nächste beste Laune, die mir in den Kopf kommt; vielleicht lege ich es Euch schon vor dem Ende dieser Woche vor; vielleicht gelangt es auch erst in drei bin vier Monaten mit einem Dutzend von Interessenten wie ein in den Handel geworfener Wechsel zu Euch. Aber seid unbesorgt, jedenfalls werde ich es nicht zu etwas mißbrauchen, worüber wir, Ihr und ich, zu erröthen haben. Man ist im Ganzen Edelmann.

      »Ihr seid Edelmann?

      »Ja, mein Herr, und zwar einer von den besten.«

      »Dann lasse ich ihn rädern,« murmelte der Unbekannte; »dazu soll ihm sein Blanquett nützen.«

      »Seid Ihr entschlossen, mir das Blanquett zu geben?« fragte Cauvignac.

      »Ich muß wohl,«– antwortete der alte Edelmann.

      »Ich


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