Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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Correspondenz wird im Staatsrath ein Auszug gemacht, was der Herr Cardinal selbst besorgte.«

      »Ich glaubte. Eure Majestät hätte diesen Morgen erklärt, sie würde keinen Rath mehr haben.«

      »Ja, ich habe das erklärt.«

      »Dann wolle Eure Majestät selbst und ganz allein ihre Briefe lesen, besonders die aus England; auf diesen Punkt lege ich den größten Werth.«

      »Mein Herr, Ihr sollt diese Correspondenz bekommen und mir darüber Bericht erstatten.«

      »Was werde ich nun bei den Finanzen zu thun haben, Sire?«

      »Alles, was Herr Fouquet nicht thut.«

      »Das ist es, um was ich Eure Majestät bitten wollte. Ich danke und gehe ruhig.«

      Nach diesen Worten ging er wirklich ab. Ludwig schaute ihm nach. Colbert war noch nicht hundert Schritte vom Louvre entfernt, als der König einen Courier aus England erhielt. Nachdem der König den Umschlag betrachtet, befühlt hatte, erbrach er ihn hastig und fand vor Allem einen Brief von Karl II.

      Der englische Kürst schrieb Folgendes an seinen königlichen Bruder:

      »Eure Majestät muß sehr unruhig über die Krankheit des Herrn Cardinals von Mazarin sein; doch die überaus große Gefahr kann Euch nur dienen. Der Cardinal ist von seinem Arzt verurtheilt. Ich danke Euch für die huldreiche Antwort, die Ihr mir auf meine Mittheilung, Lady Henriette Stuart, meine Schwester, betreffend, gegeben habt und in acht Tagen wird die Prinzessin mit ihrem Hofstaat nach Paris abgehen.

      »Es ist süß für mich, die väterliche Freundschaft anzuerkennen, die Ihr mir bezeigt habt, und Euch noch mit mehr Recht meinen Bruder zu nennen. Es ist mir besonders süß. Eurer Majestät zu beweisen, wie viel ich mich mit dem beschäftige, was ihr angenehm sein dürfte. Ihr laßt in der Stille Belle-Isle-en-Mer befestigen. Ihr habt Unrecht, nie werden wir mit einander Krieg führen. Diese Maßregel beunruhigt mich, betrübt mich . . . Ihr gebt da unnöthig Millionen aus, sagt das Euren Ministern und glaubt, daß meine Polizei gut unterrichtet ist; leistet mir eintretenden Falls dieselben Dienste, mein Bruder.«

      Der König läutetet heftig, und sein Kammerdiener erschien.

      »Herr Colbert geht so eben von hier weg und kann nicht fern sein. Man rufe ihn!«

      Der Kammerdiener wollte den Befehl vollziehen, der König hielt ihn zurück.

      »Nein!« sagte er, »nein. Ich sehe das ganze Gewebe dieses Menschen. Belle-Isle gehört Herrn Fouquet; Belle-Isle befestigt ist eine Verschwörung von Herrn Fouquet . . . Die Entdeckung dieser Verschwörung ist der Ruin der Oberintendanten, und diese Entdeckung geht aus der Correspondenz mit England hervor; deshalb wollte Herr Colbert diese Correspondenz haben.

      »Oh! ich kann nicht meine ganze Stärke auf diesen Mann setzen; er ist mir der Kopf, ich brauche den Arm.«

      Ludwig stieß plötzlich einen Freudenschrei aus. »Ich hatte einen Lieutenant der Musketiere,« sagte er zum Kammerdiener.

      »Ja, Sire, Herrn d’Artagnan.«

      »Er hat für den Augenblick meinen Dienst verlassen.«

      »Ja, Sire.«

      »Man suche ihn mir auf, und morgen bei meinem Lever sei er hier.«

      Der Kammerdiener verbeugte sich und ging ab.

      »Dreizehn Millionen in meinem Gewölbe,« sagte dann der König; »Colbert wird meine Börse und d’Artagnan mein Schwert führen: ich bin König!«

       XI.

      Eine Leidenschaft

      Am Tage seiner Ankunft kehrte Athos, als er aus dem Palast wegging, nach seinem Hotel in der Rue Saint-Honoré zurück.

      Er fand hier den Vicomte von Bragelonne. der ihn in seinem Zimmer, mit Grimaud plaudernd, erwartete.

      Es war nichts so Leichtes, mit dem alten Diener zu plaudern; nur zwei Menschen verstanden dieses Geheimniß: Athos und d’Artagnan. Dem Ersteren gelang es, weil Grimaud selbst ihn sprechen zu machen suchte, d’Artagnan im Gegentheil, weil er Grimaud plaudern zu machen wußte.

      Raoul ließ sich eben die Reise nach England erzählen, und Grimaud hatte ihm dieselbe in allen ihren Einzelheiten mit einer gewissen Anzahl von Geberden und mit acht Worten, nicht mehr, nicht weniger, mitgetheilt. Zuerst bezeichnete er ihm mit einer wellenförmigen Bewegung der Hand, daß sein Herr und er über’s Meer gefahren waren.

      »Einer Expedition wegen?« fragte Raoul.

      Grimaud antwortete den Kopf senkend: »Ja.«

      »Wobei der Herr Graf Gefahren preisgegeben war?« fragte Raoul.

      Grimaud zuckte leicht die Achseln, als wollte er sagen:

      »Nicht zu viel, nicht zu wenig.«

      »Aber was für Gefahren?« fuhr Raoul fort.

      Grimaud deutete auf einen Degen, er deutete aus das Feuer und auf eine Muskete, welche an der Wand hing.

      »Der Herr Graf hatte dort also einen Feind?« rief Raoul.

      »Monk,« antwortete Grimaud.

      »In der That,« fuhr Raoul fort, »es ist seltsam, daß mich der Herr Graf beharrlich als einen Neuling betrachtet und nicht an der Ehre oder der Gefahr solcher Händel Theil nehmen läßt.«

      Grimaud lächelte.

      In diesem Augenblick kehrte Athos zurück. Der Wirth leuchtete ihm die Treppe herauf; Grimaud erkannte den Tritt seines Herrn und lief ihm entgegen, was das Gespräch kurz abschnitt.

      Doch Raoul war einmal im Zuge, auf die Bahn des Fragens geführt, hielt er nicht inne; er nahm mit lebhafter, aber ehrfurchtsvoller Zärtlichkeit den Grafen bei beiden Händen und sagte:

      »Wie kommt es, mein Herr, daß Ihr eine gefahrvolle Reise angetreten habt, ohne mir Lebewohl zu sagen, ohne von mir die Hilfe meines Degens zu verlangen, von mir, der ich für Euch eine Stütze sein sollte, seitdem ich Kraft besitze, von mir, den Ihr wie einen Mann erzogen habt? Ah! mein Herr, wollt Ihr mich der grausamen Prüfung aussetzen, Euch nie wiederzusehen?«

      »Wer hat Euch denn gesagt, Raoul, meine Reise sei gefahrvoll gewesen?« entgegnete ihm der Graf, während er seinen Mantel und seinen Hut in die Hände von Grimaud niederlegte, welcher ihm den Degen losgeschnallt hatte.

      »Ich,« sagte Grimaud,

      »Und warum dies?« rief Athos mit strengem Tone.

      Grimaud gerieth in Verlegenheit: Raoul kam ihm zuvor und erwiederte für ihn:

      »Es ist natürlich, daß mir dieser gute Grimaud die Wahrheit über das sagt, was Euch betrifft. Von wem solltet Ihr geliebt, unterstützt werden, wenn nicht von mir?«

      Athos erwiederte nichts. Er machte eine freundliche Geberde, auf welche sich Grimaud entfernte, und setzte sich dann in einen Lehnstuhl, während Raoul vor ihm stehen blieb.

      »Immerhin ist es gewiß,« fuhr Raoul fort, »daß Eure Reise eine Expedition war, und daß Feuer und Schwert Euch bedroht haben.«

      »Sprechen wir nicht mehr hiervon, Vicomte,« erwiederte Athos mit sanftem Tone; »es ist wahr, ich bin schnell aufgebrochen, doch der Dienst von König Karl II. heischte diese plötzliche Abreise. Für Eure Unruhe danke ich Euch, und ich weiß, daß ich auf Euch zählen kann . . . Es hat Euch in meiner Abwesenheit an nichts gemangelt, Vicomte?«

      »Nein, Herr, ich danke.«

      »Ich hatte Blaisois den Befehl gegeben. Euch hundert Pistolen, sobald Ihr Geld brauchtet, auszubezahlen.«

      »Ich habe Blaisois nicht gesehen, Herr.«

      »Ihr habt Euch also ohne Geld beholfen?«

      »Es blieben mir dreißig Pistolen vom Verkauf der Pferde, die ich in meinem letzten Feldzuge mitnahm, und der Herr Prinz hatte die Güte, mich zweihundert Pistolen vor drei Monaten bei seinem Spiel gewinnen zu lassen.«

      »Ihr spielt . . . ich liebe das nicht, Raoul.«

      »Ich


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