Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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viel habt Ihr dafür bezahlt?«

      »Hundert und fünfzig Pistolen.«

      »Ich kaufe es Euch ab. Hier ist eine Anweisung auf zweihundert Pistolen.«

      »Aber ich brauche mein Pferd, um zu reisen.«

      »Nun?«

      »Nun, Ihr nehmt mir das meinige.«

      »Keineswegs; ich gebe es Euch im Gegentheil. Nun, da es mir gehört und nicht mehr Euch, bin ich sicher, daß Ihr es nicht schonen werdet.«

      »Eure Majestät hat also große Eile?«

      »Allerdings.«

      »Was zwingt mich dann, zwei Tage zu warten?«

      »Mir bekannte Gründe.«

      »Das ist etwas Anderes. Das Pferd kann die zwei Tage an den acht einholen, die es zu machen hat; und dann gibt es die Post.«

      »Nein, nein, die Post gefährdet. Herr d’Artagnan; geht, und vergeßt nicht, daß Ihr mir gehört.«

      »Sire, ich habe es nie vergessen! Um welche Stunde werde ich übermorgen von Eurer Majestät Abschied nehmen?«

      »Wo wohnt Ihr?«

      »Ich muß fortan im Louvre wohnen.«

      »Ich will das nicht, Ihr werdet Eure Wohnung in der Stadt behalten, und ich bezahle sie. Die Abreise bestimme ich auf die Nacht, weil Ihr abreisen müßt, ohne von irgend Jemand gesehen zu werden, oder, wenn man Euch sieht, ohne daß man weiß, daß Ihr mir gehört . . . Reinen Mund, mein Herr!«

      »Eure Majestät verdirbt Alles, was sie gesagt hat, durch dieses einzige Wort.«

      »Ich fragte Euch, wo Ihr wohnet, denn ich kann Euch nicht immer bei dem Herrn Grasen de la Fère holen lassen.«

      »Ich wohne bei Herrn Planchet, Spezereihändler, mit dem Schild zum goldenen Stößel, in der Rue des Lombards.«

      »Geht wenig aus, zeigt Euch noch weniger und erwartet meine Befehle.«

      »Ich muß doch das Geld erheben, Sire.«

      »Das ist wahr: doch um zur Oberintendanz zu gehen, wohin so viele Menschen gehen, mischt Ihr Euch unter die Menge.«

      »Es fehlen mir die Anweisungen, Sire.«

      »Hier sind sie.«

      Der König unterzeichnete.

      D’Artagnan schaute, um sich zu überzeugen, daß die Sache in Ordnung sei.

      »Das ist Geld,« sagte er, »und das Geld wird gelesen oder gezählt.«

      »Guten Tag, Herr d’Artagnan,« fügte der König bei; »ich denke, Ihr habt mich wohl verstanden?«

      »Ich habe verstanden, daß mich Eure Majestät nach Belle-Isle schickt.«

      »Um zu erfahren?«

      »Um zu erfahren, wie es mit den Arbeiten von Herrn Fouquet steht, «

      »Gut, ich nehme an, Ihr werdet gefangen.«

      »Ich nehme es nicht an,« erwiederte kühn der Gascogner.

      »Ich nehme an, Ihr werdet getödtet,« fuhr der König fort.

      »Das ist nicht wahrscheinlich, Sire.«

      »Im ersten Fall sprecht Ihr nicht; im zweiten spricht kein Papier von Euch.«

      D’Artagnan zuckte ohne Umstände die Achseln und nahm vom König Abschied, indem er zu sich selbst sagte:

      »Der Regen von England währt fort! Bleiben wir unter der Traufe.«

       XII.

      Die Häuser von Herrn Fouquet

      Während d’Artagnan, den Kopf vollgepfropft und beschwert mit Allem dem, was sich ereignet hatte, zu Planchet zurückkehrte, fiel eine Scene anderer Art vor, welche jedoch dem Gespräch, das unser Musketier mit dem König gehabt hatte, nicht fremd war; nur fand dieses Gespräch außerhalb Paris in einem Haus statt, das der Oberintendant Fouquet im Dorfe Saint-Mandé besaß.

      Der Minister war in diesem Landhaus, gefolgt von seinem ersten Secretaire angekommen, der ein ungeheures Portefeuille trug, das mit Papieren gefüllt war, welche theils untersucht werden sollten, theils die Unterschrift erwarteten.

      Da es fünf Uhr Abends sein mochte, so hatten die Herren zu Mittag gespeist, und man bereitete das Abendbrod für zwanzig untergeordnete Gäste. Der Oberintendant stieg ohne Aufenthalt aus dem Wagen, sprang über die Thürschwelle, durchschritt die Zimmer, erreichte sein Cabinet, erklärte, er würde sich einschließen, um zu arbeiten, und verbot, ihn aus irgend einem Grund, wenn nicht auf Befehl des Königs, zu stören.

      Hiernach schloß sich Fouquet sogleich ein, und zwei Bedienten wurden als Schildwache vor seine Thüre gestellt. Dann schob Fouquet einen Riegel vor, der eine Füllung verrückte, welche den Eingang völlig versperrte und es verhinderte, daß etwas von dem, was im Cabinet vorging, gesehen oder gehört wurde. Doch gegen alle Wahrscheinlichkeit geschah es wohl, daß sich Fouquet wirklich, um zu arbeiten, so einschloß, denn er ging gerade auf seinen Schreibtisch zu, setzte sich daran, öffnete das Portefeuille und traf eine Auswahl aus der ungeheuren Masse von Papieren, die es enthielt.

      Es waren noch nicht zehn Minuten vorüber, seitdem er eingetreten und alle hie genannten Vorsichtsmaßregeln getroffen hatte, als das wiederholte Geräusch mehrerer kurzer, gleichmäßiger Schläge an sein Ohr traf und seine Aufmerksamkeit zu erregen schien . . . Fouquet warf den Kopf zurück, spitzte das Ohr und horchte.

      Die Schläge währten fort. Da erhob sich der Arbeiter mit einer leichten Bewegung der Ungeduld und ging gerade auf einen Spiegel zu, hinter dem von einer Hand oder durch einen unsichtbaren Mechanismus die Schläge gethan wurden.

      Es war dies ein großer, in einer Füllung eingerahmter Spiegel. Drei weitere, durchaus gleiche Spiegel vervollständigten die Symmetrie des Zimmers. Nichts unterschied jenen von den andern.

      Ohne allen Zweifel waren die wiederholten kurzen Schläge ein Signal, denn in dem Augenblick, wo sich Fouquet horchend dem Spiegel näherte, erneuerte sich dasselbe Geräusch, und zwar in demselben Takt.

      »Hoho!« murmelte der Oberintendant erstaunt, »wer ist denn dort? Ich erwartete heute Niemand,«

      Und wahrscheinlich um auf das Zeichen zu antworten, das man gemacht hatte, zog der Oberintendant an einem goldenen Nagel an eben diesem Spiegel und rüttelte ihn dreimal.

      Dann kehrte er an seinen Platz zurück, setzte sich wieder nieder und rief: .

      »Meiner Treue, man muß warten!«

      Und er versenkte sich wieder in den vor ihm entrollten Ocean von Papieren, und schien nur noch an die Arbeit zu denken. Mit einer unglaublichen Raschheit, mit einer wunderbaren Hellsichtigkeit entzifferte Fouquet die längsten Papiere, die verwickeltsten Schriften, verbesserte, versah er sie mit Noten, und dies mit einer Feder, welche wie vom Fieber fortgerissen wurde, so daß die Arbeit unter seinen Fingern schmolz und Unterschriften, Ziffern, Verweisungen, Abfertigungen sich vervielfältigten, als ob zehn Secretaire, das heißt hundert Finger und zehn Gehirne functionirt hätten, statt der zehn Finger und des einzigen Geistes dieses Mannes.

      Nur von Zeit zu Zeit hob Fouquet, in diese Arbeit versunken, den Kopf in die Höhe, um einen flüchtigen Blick auf eine Uhr zu werfen, die ihm gegenüberstand.

      Fouquet gab sich nämlich seine Aufgabe; war diese Aufgabe einmal gegeben, so machte er in einer Arbeitsstunde, was ein Anderer nicht in einem Tag zu vollbringen vermochte, und so war er folglich immer gewiß, wenn er nicht gestört wurde, in der Frist, die seine verzehrende Thätigkeit festgestellt hatte, zum Ziel zu kommen. Doch mitten unter dieser glühenden Arbeit erklangen die kurzen Schläge der hinter dem Spiegel angebrachten kleinen Glocke abermals hastiger und folglich dringender.

      »Ah! es scheint die Dame wird ungeduldig,« sagte Fouquet; »ruhig, ruhig . . . es muß die Gräfin sein; doch nein, die Gräfin ist auf drei Tage in Rambouillet. Die Präsidentin also! oh! die Präsidentin würde sich nicht so anspruchsvoll geberden; sie würde demüthig


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