Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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wird die gegen die Wände zurückgedrängte Masse der Neugierigen immer dichter und verschließt den Weg,

      Menneville und seine Leute, welche die Verurtheilten fortschleppen, sind nur noch zehn Schritte von der Thüre.

      Menneville strengt seine letzten, Kräfte an.

      »Gebt Raum! gebt Raum!« ruft er, die Pistole in der Faust.

      »Verbrennen wir sie,« wiederholt die Menge. »Das Bild Unserer Lieben Frau ist in Brand gesteckt, . . . Verbrennen wir die Diebe! . . . Verbrennen wir die Aushungerer im Bilde Unserer Lieben Frau!«

      Diesmal unterliegt es keinem Zweifel mehr, man will an das Haus von d’Artagnan.

      D’Artagnan erinnert sich des alten Rufes, den er immer mit so großer Wirksamkeit von sich gegeben.

      »Herbei! Ihr Musketiere! . . . « brüllt er mit einer Riesenstimme, mit einer von jenen Stimmen, welche den Kanonendonner, das Tosen des Meeres, den Sturm beherrschen; »herbei, Ihr Musketiere!«

      Und er hängt sich mit dem Arm an den Balcon und läßt sich in die Menge hinabfallen, die alsbald von dem Hause zurückweicht, von dem es Menschen regnet.

      Raoul ist beinahe ebenso rasch auf dem Boden. Beide haben das Schwert in der Hand.

      Alles, was sich an Musketieren aus dem Platze findet, hat den Ruf gehört; Alle haben sich bei dem Ruf umgedreht und d’Artagnan erkannt.

      »Zum Kapitän! zum Kapitän!«, schreien sie.

      Und die Menge öffnet sich vor ihnen, wie vor dem Vordertheil eines Schiffes,

      In diesem Augenblick stehen d’Artagnan und Menneville einander gegenüber.

      »Gebt Raum! gebt Raum!« ruft Menneville, der sieht, daß er nur noch den Arm auszustrecken hat, um die Thüre zu berühren.

      »Keinen Schritt weiter!« erwiedert d’Artagnan.

      »Hier,« spricht Menneville, und drückt seine Pistole kaum ein paar Spannen von der Brust von d’Artagnan los.

      Doch ehe sich das Feuerrad gedreht, hat d’Artagnan Menneville die Pistole mit dem Griff seines Degens in die Höhe geschlagen und ihm mit der Klinge den Leib durchbohrt.

      »Ich sagte es Dir wohl, Du sollest Dich ruhig verhalten,« sprach d’Artagnan zu Menneville, der sich zu seinen Füßen wälzte.

      »Gebt Raum!« rufen die Gefährten von Menneville, Anfangs erschrocken, bald aber beruhigt, da sie wahrnehmen, daß sie es nur mit zwei Männern zu thun haben.

      Doch diese zwei Männer sind zwei hundertarmige Riesen; der Degen bewegt sich in ihren Händen wie das flammende Schwert des Erzengels; er durchlöchert mit der Spitze, schlägt mit der Schneide und mit der Fläche. Jeder Schlag wirft seinen Mann nieder.

      »Für den König!« ruft d’Artagnan bei jedem Mann, den er trifft, d. h. bei jedem, der niederstürzt.

      »Für den König!« wiederholt Raoul.

      Dieser Ruf wird das Feldgeschrei der Musketiere, die sich, durch dasselbe geleitet, um d’Artagnan versammeln.

      Während dieser Zeit erholen sich die Bogenschützen von dem Schrecken, der sie ergriffen hat, sie stürzen gegen die Angreifer los und schlagen und treten, regelmäßig wie Mühlräder, Alles nieder, was ihnen begegnet.

      Die Menge, welche die Schwerter wieder glänzen und die Bluttropfen in die Luft spritzen sieht, die Menge entflieht und zermalmt sich selbst.

      Endlich erschallt das Geschrei um Gnade, das Geschrei der Verzweiflung, das ist der Abschied der Besiegten.

      Die zwei Verurtheilten sind wieder in die Hände der Bogenschützen gefallen. D’Artagnan nähert sich ihnen und spricht, da er sie bleich und sterbend sieht:

      »Tröstet Euch, Ihr armen Leute, Ihr werdet die Strafe nicht erdulden, mit der Euch diese Elenden bedrohen. Der König hat Euch zum Strang verurtheilt. Man wird Euch nur henken. Man hänge sie auf, und damit ist es genug.«

      Am Bilde Unserer Lieben Frau ist Alles vorbei. Man hat das Feuer in Ermangelung von Wasser mit zwei Tonnen Wein gelöscht. Die Verschworenen sind durch den Garten entflohen.

      Die Bogenschützen schleppen die Verurtheilten nach dem Galgen fort . . . . .

      Von diesem Augenblick an währt die Sache nicht mehr lange. Der Nachrichter ist nicht besorgt, nach den Formen der Kunst zu Werke zu gehen; er beeilt sich und expedirt die zwei Unglücklichen in einer Minute.

      Man drängt sich indessen um d’Artagnan; man beglückwünscht ihn, man schmeichelt ihm. Er trocknet seine von Schweiß triefende Stirne, sein von Blut triefendes Schwert ab, und zuckt die Achseln, da er Menneville sich in den letzten Convulsionen des Todeskampfes zu seinen Füßen krümmen sieht. Und während Raoul seine Augen mitleidig abwendet, zeigt er den Musketieren die mit ihren traurigen Früchten beladenen Galgen und spricht:

      »Arme Teufel! ich hoffe, sie sind mich segnend gestorben, denn ich habe ihnen große Unannehmlichkeiten erspart.«

      Diese Worte erreichen Menneville in dem Augenblick, wo er den letzten Seufzer von sich zu geben im Begriff ist. Ein düsteres, höhnisches Lächeln schwebt über seine Lippen. Er will antworten, doch die Anstrengung, die er macht, zerreißt vollends seinen Lebensfaden, und er verscheidet.

      »Oh! dies Alles ist gräßlich,« spricht Raoul! »gehen wir, Herr Chevalier.«

      »Du bist nicht verwundet?« fragte d’Artagnan.

      »Ich danke, nein.«

      »Mordioux! Du bist ein Braver! Das ist der Kopf des Vaters und der Arm von Porthos. Ah! wenn Porthos hier gewesen wäre, Du hättest schöne Dinge von ihm sehen können!«

      Dann in der Weise einer Erinnerung murmelt d’Artagnan:

      »Aber wo Teufels kann er sein, dieser brave Porthos?«

      »Kommt, Chevalier, kommt,« wiederholt Raoul.

      »Nur noch eine Minute, mein Freund, daß ich meine siebenunddreißig Pistolen einziehen kann, und Ich gehöre Dir. Das Haus wirst einen guten Ertrag ab,« fügt d’Artagnan, in die Schenke zum Bilde Unserer Lieben Frau zurückkehrend, bei; »doch sollte es auch minder einträglich sein, so würde ich es doch vorziehen, wenn es in einem andern Quartiere läge.«

       XXI.

      Wie der Diamant von Herrn d’Emeris in die Hände von d’Artagnan überging

      Während diese geräuschvolle und blutige Scene auf der Grève vorfiel, steckten mehrere hinter der Verbindungsthüre des Gartens verrammelte Männer ihre Degen in die Scheide, halfen einem von ihnen sein gesatteltes Pferd, das im Garten wartete, besteigen, und entflohen wie ein Schwarm erschrockener Vögel in allen Richtungen, die Einen, indem sie die Mauern erkletterten, die Andern, indem sie mit der ganzen Hitze eines panischen Schreckens nach den Thüren stürzten.

      Derjenige, welcher das Pferd bestieg und es die Sporen mit einer solchen Heftigkeit fühlen ließ, daß dieses Thier beinahe über die Mauer gesetzt hätte, ritt über die Place Baudoyer, jagte wie ein Blitz durch die Menge, warf Alles nieder, was ihm in den Weg kam, und erreichte zehn Minuten nachher die Thüre der Oberintendanz athemloser als sein Roß.

      Bei dem Schall des Hufschlags auf dem Pflaster erschien der Abbé Fouquet an einem Fenster des Hofes und fragte, ehe der Reiter den Fuß auf die Erde gesetzt hatte:

      »Nun, Danicamp?«

      »Es ist vorbei!« antwortete der Reiter.

      »Vorbeil« rief der Abbé, »sie sind also gerettet?«

      »Nein, Herr,« entgegnete der Reiter, »sie sind gehenkt.«

      »Gehenkt!« wiederholte der Abbé erbleichend.

      Eine Seitenthüre öffnete sich plötzlich und Fouquet erschien im Zimmer, bleich, bestürzt, die Lippen halb geöffnet durch einen Schrei des Schmerzes und des Zorns.

      Er blieb auf der Schwelle stehen und horchte auf das, was vom Hofe aus nach dem Fenster gesagt


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