Der Pechvogel. Александр Дюма

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Der Pechvogel - Александр Дюма


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Mädchen sang beharrlich weiter und schlug mit ihrem Waschbläuel den Takt dazu; dadurch aber wurde die Aufmerksamkeit des Fischers gegen seinen Willen allmählig so gänzlich in Beschlag genommen, daß seine Spule, in Ermanglung einer methodischen Behandlung, gar phantastische Arabesken in dem Netz hervorbrachte.

      Franz Guichard ließ jetzt seine Geräthschaften liegen.

      Er trieb die Fischerei weit mehr aus erblicher Leidenschaft, wenn wir diesen Ausdruck wagen dürfen, als aus Gewinnsucht; aber die Aufregung die er in diesem Augenblick empfand, und die ihm bisher ganz fremd gewesen, trug über beide den Sieg davon. Franz Guichard, der ungeleckte Fischer für welchen bisher der Fang eines Karpfen oder Hechtes den Inbegriff der größten Genüsse gebildet, versank bei den Tönen des jungen Mädchens in tiefe Träumereien. Mit einer Art von Schüchternheit bog er die Zweige auseinander um Etwas vom Gesicht der Sängerin zu erhaschen, wenn diese während des Draufklopfens mit dem Waschbläuel ihren Kopf in die Höhe richtete, der vom Feuer der Arbeit geröthet war, während ihre Lippen und Augen vollständig den Ausdruck ihres Liebchens wiedergeben.

      Die Extase währte bei Franz Guichard so lange bis das Mädchen ihr letztes Tüchlein ausgewunden hatte.

      Jetzt legte sie die Arbeit des Tages wieder in ihre Butte und machte sich bereit dieselbe auf ihre Schultern zu laden.

      Dieses Weggehen paßte Franz Guichard nicht in fernen Kram; er wäre gerne die ganze Nacht da geblieben um derjenigen zu lauschen deren Klänge ihn bezaubert hatten, und er begriff nicht daß eine Person die so schön sang eine andere Beschäftigung haben konnte als zu singen.

      Er fuhr sachte mit seinem Haken ins Wasser hinunter, gab seinem Schiffchen einen tüchtigen Stoß und machte es mit solcher Kraft und Geschwindigkeit dahingleiten, daß er mit einem einzigen Ruderschlag über den Flußarm hinüber kam.

      Die Wäscherin ihrerseits, als sie sich umdrehte um ihren Bläuel aufzuheben, bemerkte den jungen Mann der sie mit offenem Mund und erstaunten Blicken anstarrte und so geräuschlos herangekommen war, daß sie eine Erscheinung zu sehen glaubte.

      Sie stieß einen kurzen Schrei aus; sie wollte ihre Butte ergreifen und entfliehen; aber ihre Aufregung war von der Art daß sie schwankte, und daß die rothen, blauen, grauen, weißen und bunten Lappen aus der Butte über den Uferrand hinrollten.

      – Da seht her was Ihr angerichtet habt, sagte die Wäscherin zu Franz Guichard, der so eben ans Ufer gesprungen war. Recht angenehm das!… Meine Wäsche ganz verdorben.

      Franz Guichard zeigte jetzt eine so bestürzte Miene, er schien über den Unfall den er unwillkürlich veranlaßt dermaßen betreten, daß der Ausdruck im Gesicht des jungen Mädchens, nachdem sie ihn einen Augenblick angeschaut, sich allmählig ganz veränderte.

      Die Thränen die ihr im ersten Augenblick des Aergers in die Augen getreten waren, blieben darin stehen; aber ihre Lippen, die bei dieser Gelegenheit zweiunddreißig Perlen enthülltem öffneten sich zu einem lustigen Lachen, so daß man glauben konnte sie weine aus übertriebener Heiterkeit.

      Diese Heiterkeit des Mädchens brachte Frau Guichard vollends ganz aus dem Concept. Er sah so unglücklich aus daß sie Mitleid mit ihm faßte, und indem sie ihm die Strafe auferlegte das angestellte Unheil gutmachen zu helfen, gab sie ihm einigen Muth zurück.

      Er kniete in den Sand nieder und begann die Wäsche so geschickt abzuschwämmen wie nur die hübsche Wäscherin selbst hätte thun können.

      Aber diese sang nicht mehr; sie plauderte, und Franz Guichard hätte gerne die vierfache Arbeit auf sich genommen um das Almosen eines armseligen Liebchens zu erlangen.

      Als er dasselbe nicht kommen sah, beschloß er es hervorzurufen.

      – Sag einmal, Bürgerin, wie kommt es daß Du, da Du doch die schönsten Lieder kennst die je aus einer Mädchenkehle hervorgedrungen sind, nicht auch das kennst:

      O Richard, o mein König,

      Dich verläßt die ganze Welt.

      Und er begann einen Refrain zu trällern.

      – Wer hat Dir gesagt daß ich es nicht kenne? antwortete die Wäscherin.

      – Ei, ich habe Dir zwei Stunden lang zugehört, ja vielleicht noch länger, denn die Zeit ist so schnell vergangen, daß ich unmöglich sagen kann wie lang ich dasaß, und doch habe ich es nicht gehört.

      – Wenn Du es nicht gehört hast, Bürger, so kommt dieß daher daß ich es nicht singen wollte.

      – Nun wohl, Bürgerin, da ich seit dem Tod meiner armen Mutter dieses Lied nicht mehr gehört habe das mir als kleinem Jungen so wohl gefiel, so würde ich, wenn Du mirs singen wolltest, gerne einen Handel mit Dir abschließen daß ich Dir Deine Butte bis auf die Höhe von Chennevière trüge.

      – Ich schließe keine solche Handel ab, Bürger Franz Guichard.

      – Du kennst mich also?

      – Ei warum denn nicht? Fischer und Wäscherinnen sind Geschwisterkinder, wie ich denke.

      – Also das Lied.

      – Nein, ich danke schön! Ein aristocratisches Lied wegen dessen man mich einsperren würde, wenn man nur die Melodie hörte. Hilf mir jetzt meine Butte wieder aufladen. Ein Lied wie dieses da singt man nur bei verschlossener Thüre, im Bette, ganz leise seinem Manne ins Ohr. Auf Wiedersehen Bürger Guichard!

      Der Fischer sah das Mädchen zwischen den Stämmen der Pappeln verschwinden. Als sie an die Rebberge kam, drehte sie sich um und warf ihrem Zuhörer einen schalkhaften Blick zu. Dieser stand noch immer auf demselben Fleck.

      Er blieb hier lange, und obschon er etliche hundert Angeln vollständig in Bereitschaft gesetzt, so begab er sich doch nicht, wie er beabsichtigt hatte, nach dem Loch von Faviot, um sie auszuwerfen. Er ruderte Vielmehr nach dem Platze zurück wo er so lange Halt gemacht hatte um dem jungen Mädchen zuzuhören. Sobald es dunkelte, legte er sich zur Ruhe; aber er schlief nicht, sondern hielt die ganze Nacht, den Nachtigallen lauschend die ihre verliebten Triller in die Finsterniß und Stille hineinwarfen, seinen Kopf über den Rand seiner Fähre empor, gleich als wollte er die Wäscherin am Ufer suchen.

       II.

      Wo wir, nachdem wir uns mit der Genealogie des Franz Guichard beschäftigt, zu seinen Liebesgeschäften und ihren Folgen übergehen

—–

      An den folgenden Tagen war Franz Guichard äußerst zerstreut. Er vergaß seine Angeln zu spicken, und ein Fisch hätte kein Atem von Hirn haben müssen, um an dem nackten spizigen Eisen sich anzuhängen womit er sie in Versuchung zu führen sich einbildete.

      Ganze Stunden lang brütete er über all die Melodien die er von der schönen Wäscherin gehört hatte, und während dieser Zeit glitt sein Schiffchen ganz sachte den Bach hinab, das Wurfnetz müßig über den Rand hingelegt; erst an der Mühle von Bonoeil bemerkte er daß er sein Garn auch nicht ein einziges Mal ausgeworfen hatte.

      Er nahm Pfeilkraut für die Anzeiger seiner Köder, und während er das Flußbett so genau kannte wie ein Bauer sein Ackerfeld, warf er sein Netz manchmal auf Schollen oder Baumstämme, von denen er es ganz zerfetzt zurückzog.

      Je weiter er fuhr, um so häufiger wurde seine Geistesabwesenheit.

      Eines Abends, als er ausgefahren war um seine Garnsäcke zurückzuziehen, hatte er sich wieder unvorsichtiger Weise diesen gefährlichen Gedanken hingegeben, und vermochte diejenige Fähigkeit seines Gehirnes die ihm in diesem Augenblick am nothwendigsten war, nämlich das Gedächtniß, nicht wieder zu finden. Von sechzehn Garnsäcken die er ausgeworfen hatte, verlor er vierzehn, und von diesen zog er noch einen ganz verkehrt aus dem Wasser heraus so daß ein prächtiger Karpfen der sich darin verfangen hatte entwischte und ins Wasser zurückfiel.

      Franz Guichard warf einen entsetzten Blick um sich, ob doch Niemand seine schülerhafte Ungeschicklichkeit gesehen habe; er brüllte laut auf vor Zorn, zerbrach seine Netzstange in tausend Stücke und warf die Trümmer weit von sich. Dann sank er auf seine Bank nieder und blieb einige Augenblicke ganz vernichtet sitzen; aber er war nicht von dem Teig aus welchem der liebe Gott die verzagten Liebhaber geschaffen


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