John Davys Abenteuer eines Midshipman. Александр Дюма

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John Davys Abenteuer eines Midshipman - Александр Дюма


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blaue Mütze zwischen den Fingern drehte, »ich weiß, daß ich strafbar bin und habe für meine Person nichts zu sagen.«

      »Das ist ja schön ,« sagte der Lieutenant grinsend.

      »Sie würden mich wohl schwerlich wieder gesehen haben,« fuhr Bob fort, »wenn nicht ein Anderer für mich die Zeche bezahlen sollte. Ich dachte mir: Bob, das geht nicht, du mußt wieder an Bord des »Trident«, sonst wärest Du ein Galgenvogel – und da bin ich.«

      »Und was weiter?«

      »Nun , da ich mich gestellt habe, um meine Strafe zu empfangen und meinen Platz wieder einzunehmen, so brauchen Sie keinen Stellvertreter für mich und werden David zurückschicken. Sehen Sie nur, Herr Lieutenant, dort stehen sein Weib und seine Kinder und jammern.«

      Er zeigte mit der Hand auf einige am Ufer stehende Personen.

      »Wer hat dem Kerl erlaubt mich anzureden?« fragte Burke.

      »Ich, Herr Lieutenant,« antwortete ich.

      »Sie bekommen einen Tag Arrest, Mister Davys,« sagte Burke zu mir; »Sie werden sich künftig nicht in fremde Angelegenheiten mengen.

      Ich salutirte und trat einen Schritt zurück.

      »Herr Lieutenant,« sagte Bob, »das ist nicht recht, und wenn dem armen David ein Unglück geschieht, so haben Sie es vor Gott zu verantworten!«

      »Leget den Kerl in Ketten und werfet ihn in den Kielraum!« rief der Lieutenant.

      Bob wurde abgeführt. Ich ging die eine Treppe hinunter und er die andere; aber wir begegneten einander aus dem zweiten Verdeck.

      »Es ist meine Schuld, daß Sie Strafe bekommen,« sagte er zu mir, »und ich bitte Sie um Verzeihung; aber ich hoffe es wieder gut zu machen.«

      »Laß es nur gut sein, Bob,« erwiederte ich; »aber füge Dich in Geduld, wenn Dir deine Haut lieb ist.«

      »Ich würde schon Geduld haben,« sagte Bob, »aber der arme David dauert mich.«

      Die Matrosen schleppten ihn in den Kielraum und ich begab mich in meine Kammer. – Am andern Morgen kam der Matrose, welcher mich bediente, schloß vorsichtig die Thür und sagte geheimnißvoll:

      »Ist es erlaubt, ein paar Worte von Bob zu melden ?«

      »Sprich, mein Freund,« sagte ich.

      »So hören Ew. Gnaden: Bob sagt, daß er und die anderen Ausreißer Strafe verdient haben, aber es sei Unrecht, den armen David, der gar nichts verbrochen, zu bestrafen.«

      »Er hat Recht.«

      »Da Ew. Gnaden auch seiner Meinung sind,« fuhr der Matrose fort, »so läßt er Sie bitten, mit dem Capitän darüber zu reden ; der Capitän ist ein guter Herr und leidet kein Unrecht.«

      »Es soll heute geschehen, darauf kann sich Bob verlassen.«

      Es war sieben Uhr, und da mein Arrest um elf Uhr zu Ende war, so begab ich mich sogleich zum Capitän. Ich sprach, ohne Bob zu nennen, von dem armen David und von der Ungerechtigkeit, ihn mit den Andern in der Löwengrube festzuhalten. Der Capitän stimmte mir bei und ertheilte sofort die nöthigen Befehle.

      Ich wollte mich entfernen, aber er hielt mich zurück, ich mußte Thee mit ihm trinken. Der brave Mann hatte erfahren, daß mich der Lieutenant in Arrest geschickt, und wollte mir zu verstehen geben, daß er diese Strafe ungerecht fand , obgleich es sich nicht geziemt hätte, zu meinen Gunsten einen Eingriff in die Regeln der Disciplin zu machen.

      Nach dem Frühstück ging ich wieder auf’s Verdeck. Die Matrosen bildeten einen Kreis um einen mir unbekannten Mann: es war David.

      Der arme Mann hielt sich mit der einen Hand an einem Tau, während die andere schlaff herabhing ; seine Blicke waren auf das Land gerichtet, das nur noch wie ein leichter Nebel am Horizont sichtbar war, und stille Thränen stürzten ans seinen Augen.

      Die Gewalt eines wahren und tiefen Schmerzes ist so groß, daß alle diese an Gefahr, Blut und Tod gewöhnten Meerwölfe sich mitleidig um diesen Mann drängten, der seine Familie und seine Heimat beweinte. David sah nur das Land, welches jeden Augenblick mehr verschwand, und jeden Augenblick nahm die Verzweiflung des Unglücklichen zu. Als das Land endlich völlig verschwunden war, wischte er sich die Augen, als ob er gedacht hätte, daß ihn die Thränen hinderten zu sehen. Dann breitete er die Arme aus und sank bewußtlos nieder.

      »Was gibt’s?« fragte Lieutenant Burke, der zufällig vorüberging.

      Die Matrosen traten schweigend auf die Seite, so daß er den ohnmächtigen David sehen konnte.

      »Ist er todt?« fragte er noch gleichgültiger, als wenn von Fox, dem Hunde des Kochs, die Rede gewesen wäre.

      »Nein, Herr Lieutenant,s sagte ein Matrose; »er ist nur ohnmächtig.«

      »Schüttet dem Kerl einen Eimer Wasser ins Gesicht, dann wird er schon wieder zur Besinnung kommen.«

      Glücklicherweise kam der Schiffsarzt dazu und wiedersetzte sich dem Befehl des Lieutenants, denn ein Matrose kam schon mit einem Eimer Wasser. Der Arzt ließ David in seine Hängematte bringen und öffnete ihm eine Ader. Der Unglückliche bekam endlich sein Bewußtsein wieder.

      Unterdessen war die Fregatte mit günstigem Winde an den Inseln Jersey und Guernesey vorbeigesegelt und befand sich im atlantischen Ocean. Als daher David nach zwei Tagen auf das Verdeck kam, sah er nur Himmel und Wasser. Die wieder eingefangenen Ausreißer wurden übrigens milder behandelt, als zu erwarten war: sie betheuerten, daß sie die Absicht gehabt, in der Nacht wieder an Bord zu kommen, aber der Wunsch, bei der Hochzeit eines Cameraden zu sein, habe über die Furcht vor Strafe den Sieg davongetragen. Zu ihrer Rechtfertigung führten sie an: daß sie sich ohne Widerstand hatten verhaften lassen und daß Bob, der entsprungen sei, um der ehelichen Freuden nicht ganz beraubt zu werden, am andern Morgen freiwillig zurückgekehrt sei; das Urtheil lautete auf acht Tage Arrest bei Wasser und Brot in der Löwengrube und zwanzig Hiebe. Die Strafe war milde im Vergleich mit dem Vergehen, wie überall, wo der Capitän Recht zu sprechen hatte.

      Der von allen schlechten Matrosen der englischen Marine gefürchtete Donnerstag kam. Der Donnerstag ist der Prügeltag. Um acht Uhr Morgens stellten sich die Seesoldaten in Parade am Backbord und Steuerbord auf; dann erschienen die Delinquenten in Begleitung des Profoßen und seiner beiden Gehilfen. Zum großen Erstaunen der meisten Anwesenden befand sich David unter denen, welche gezüchtigt werden sollten.

      »Mister Burke,« sagte der Capitän Stanbow, sobald als er den armen Haarkünstler erkannte, »dieser Mann kann nicht als Deserteur behandelt werden; denn er gehörte nicht zu unserer Mannschaft, als er am Lande festgenommen wurde.«

      »Ich lasse ihn auch nicht als Deserteur bestrafen, Capitän,« erwiederte der Lieutenant, »sondern als Trunkenbold. Gestern kam er völlig betrunken auf’s Verdeck.«

      »Herr Capitän,« sagte David, »es liegt mir wenig daran, ob ich ein Dutzend Hiebe bekomme, denn ich habe in der Seele einen größern Schmerz, als man meinem Leibe machen kann ; aber zur Steuer der Wahrheit muß ich sagen und ich schwöre es bei meiner Seligkeit, daß ich auf diesem Schiffe noch keinen Tropfen Wein oder Ruhm getrunken habe. Ich berufe mich auf meine Cameraden, denen ich bei jeder Mahlzeit meine Portion gegeben habe.«

      »Ja, das ist wahr,« sagten mehre Stimmen.

      »Still!« rief der Lieutenant. »Wie kommt es denn,« sagte er zu David, »daß Ihr nicht aufrecht stehen konntet, als Ihr gestern auf das Verdeck kamet?«

      »Das Schiff schwankte sehr stark,« antwortete David, »und ich war seekrank.«

      »Seekrank!« wiederholte der Lieutenant höhnisch; »besoffen waret Ihr. Ich habe die in solchen Fällen übliche Probe mit Euch vorgenommen, Ihr konntet keine drei Schritte auf den Deckplanken gehen, ohne zu fallen.«

      »Ich bin nicht gewohnt auf einem Schiffe zu gehen,« antwortete David.

      »Ihr waret besoffen!« schrie der Lieutenant. »Uebrigens kann Euch der Herr Capitän die verdiente Strafe erlassen; er möge indeß bedenken, wie sehr eine solche Nachsicht der Mannszucht schaden würde.«

      Der Capitän konnte David nicht


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