Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма

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Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1 - Александр Дюма


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einem furchtbaren Krachen, um zugleich Donner und Blitz durchzulassen. Ein Anfangs violettes, dann grünliches, dann weißes Feuer umhüllte die Pferde; die hinteren bäumten sich, schlugen die Luft mit ihren Vorderbeinen und athmeten geräuschvoll die mit Schwefel geschwängerte Luft ein; die vorderen stürzten nieder, als ob die Erde unter ihren Füßen entwichen wäre; aber beinahe in demselben Augenblick erhob sich dasjenige, welches der Postillon ritt, wieder und trug, als es fühlte, daß seine Stränge durch den Sturz zerrissen worden waren, seinen Herrn fort, und dieser verschwand in der Finsterniß, während der Wagen, nachdem er noch zehn Schritte fortgerollt war, an den Leichnam des vom Blitze getroffenen Pferdes stieß und anhielt.

      Diese ganze Episode war begleitet von einem gräßlichen Geschrei, das die Frau im Wagen ausstieß.

      Es herrschte einen Augenblick eine sonderbare Verwirrung, während welcher Keiner wußte, ob er todt war oder lebte. Der Reisende selbst betastete sich, um seine Identität zu bestätigen.

      Er fand sich unversehrt, aber die Frau war ohnmächtig.

      Obgleich der Reisende vermuthete, was vorgefallen, denn das tiefste Stillschweigen war plötzlich auf das Geschrei gefolgt, das aus dem Cabriolet hervorkam, wandte er doch nicht der wehklagenden Frau seine erste Sorge zu.

      Kaum hatte er den Boden berührt, so lief er im Gegentheil nach dem Hintergestelle des Wagens.

      Hier stand das schöne arabische Pferd, von dem wir gesprochen, starr, straubig, jedes Haar emporrichtend, als ob es lebendig wäre, an der Thüre rüttelnd, an deren Griff es angebunden war, und heftig an seiner Leine zerrend. Das Auge starr, das Maul schäumend, war das stolze Thier nach vergeblichen Versuchen, um seine Bande zu zerreißen, durch den Schrecken des Sturmes verblendet geblieben, und als ihm sein Herr, nach seiner Gewohnheit pfeifend, um es zu liebkosen, mit der Hand über das Kreuz fuhr, machte es einen Sprung und stieß ein Gewieher aus, als ob es ihn nicht erkannt hätte.

      »Abermals dieses verteufelte Pferd,« murmelte eine gebrochene Stimme im Innern des Wagens; »verflucht sei das Thier, das meine Mauer erschüttert.«

      Dann rief dieselbe Stimme, ihren Umfang verdoppelnd, arabisch mit dem Tone der Ungeduld und der Drohung:

      »Nhe gullac hogud schaked haffrit!2«

      »Erzürnt Euch nicht gegen Dscherid, Meister,« sprach der Reisende, machte das Pferd los und band es sodann an das hintere Rad des Wagens; »er hat Angst gehabt und in der That, man könnte vor Weniger bange bekommen.«

      Und als er so gesprochen, öffnete der Reisende den Kutschenschlag, ließ den Fußtritt herab und stieg in den Wagen, dessen Thüre er hinter sich schloß.

       II.

      Althotas

      Der Reisende stand nun einem Greise mit grauen Augen, gebogener Nase, zitternden, aber thätigen Händen gegenüber, der, in einen großen Lehnstuhl vertieft mit der rechten Hand in einem dicken, pergamentenen Manuscripte, betitelt la Chiave del Gabinetto, blätterte und in der linken Hand einen Schaumlöffel hielt.

      Diese Haltung, diese Beschäftigung, dieses Gesicht mit den unbeweglichen Runzeln, worin nur die Augen und der Mund zu leben schienen, kurz dieses Ganze, das dem Leser ohne Zweifel seltsam vorkommt, war dem Fremden sicherlich sehr bekannt, denn er warf nicht einmal einen Blick umher, obgleich es sich wohl der Mühe lohnte, diesen Theil der Kutsche zu betrachten.

      Drei Mauern, – der Greis nannte so, wie man sich erinnern wird, die Wände des Wagens, – umschlossen, mit Fächern beladen, welche selbst wieder voll von Büchern waren, den Lehnstuhl, den alleinigen Sitz dieser bizarren Person, für die man über den Büchern Brettchen angebracht hatte, auf welche man eine gute Anzahl von Phiolen, Pokalen und Schachteln stellen konnte, die in hölzerne Etuis eingehäuft waren, wie man dies bei dem Tafelgeschirr und dem Glaswerk auf einem Schiffe thut; jeden von diesen Behältern und jedes von diesen Etuis konnte der Greis, der, wie es schien, sich selbst zu bedienen pflegte, dadurch erreichen, daß er seinen Lehnstuhl fortrollte, den er, an dem Orte seiner Bestimmung angelangt, mit Hülfe einer an den Seiten des Sitzes angebrachten Winde, die er selbst spielen ließ, erniedrigte, oder erhöhte.

      Das Zimmer, nennen wir so diesen Raum, war acht Fuß lang, sechs breit und sechs hoch; vor dem Kutschenschlage erhob sich, außer den Phiolen und Destillirkolben, näher bei der vierten Füllung, welche für den Aus- und Eingang frei geblieben war, erhob sich, sagen wir, ein kleiner Ofen mit seinem Schirmdache, seinem Blasebalg und seinen Rösten; dieser Ofen wurde gerade dazu verwendet, einen Schmelztigel glühend zu machen und eine Mixtur kochen zu lassen, welche durch die Röhre, die wir an der Imperiale gesehen, den geheimnißvollen Rauch, den beständigen Gegenstand des Erstaunens und der Neugierde für die Vorübergehenden jedes Landes, jedes Alters und jedes Geschlechtes, ausströmte.

      Außer den Phiolen, den Büchsen, den Büchern und den Schachteln, welche in pittoresker Unordnung auf dem Boden zerstreut waren, sah man kupferne Feuerzangen, in verschiedenen Präparaten eingeweichte Kohlen, ein großes Gefäß, halb mit Wasser gefüllt, und an der Decke an Fäden hängend Päckchen mit Kräutern, von denen die einen am Tage vorher, die andern vor hundert Jahren gesammelt zu sein schienen.

      Dieses Innere duftete einen durchdringenden Geruch aus, den man in einem minder grotesken Laboratorium einen Wohlgeruch genannt hätte.

      In dem Augenblick, wo der Reisende eintrat, rollte der Greis seinen Lehnstuhl mit einer wunderbaren Gewandtheit und Behendigkeit fort, näherte sich dem Ofen und fing an seine Mixtur mit einer Aufmerksamkeit, welche an Ehrfurcht grenzte, abzuschäumen; zerstreut durch die Erscheinung, die sich ihm bot, drückte er sodann mit der rechten Hand die einst schwarze Sammetmütze, die seinen Kopf bis unter die Ohren umhüllte, und aus der einige spärliche Haarbüschel, glänzend wie Silberfäden, hervorsahen, tiefer ein und zog unter dem Röllchen seines Lehnstuhles mit einer merkwürdigen Geschicklichkeit den Flügel seines langen Rockes von wattirter Seide zurück, den zehn Jahre des Gebrauchs in einen farblosen, formlosen und besonders unzusammenhängenden Lumpen verwandelt hatten.

      Der Greis schien sehr übler Laune zu sein und brummelte, während er seine Mixtur abschäumte und seinen Rock aufhob:

      »Es hat Furcht, das verfluchte Thier, und vor was, frage ich Euch? Es hat an meiner Thüre gerüttelt, meinen Ofen erschüttert und ein Viertel von meinem Elixir in das Feuer gegossen. Acharat! im Namen Gottes, überlaßt mir dieses Thier in der ersten Wüste, die wir durchziehen.«

      Der Reisende lächelte und erwiederte:

      »Einmal durchziehen wir keine Wüste mehr, da wir in Frankreich sind, und dann kann ich mich nicht entschließen, ein Pferd von tausend Louisd’or hinzugeben, oder vielmehr ein Pferd, das gar keinen Preis hat, das von der Race von Al Borah ist.«

      »Tausend Louisd’or! tausend Louisd’or! ich werde Euch die tausend Louisd’or, oder ihr Aequivalent geben, wann Ihr wollt. Euer Pferd kostet mich nun mehr als eine Million, abgesehen von den Lebenstagen, die es mir raubt.«

      »Sprecht, was hat denn der arme Dscherid wieder gethan?«

      »Was er gethan hat? Noch einige Minuten, und das Elixir hätte gekocht, ohne daß ein einziger Tropfen entwichen wäre, was Zoroaster und Paracelsus allerdings nicht angeben, von Borri aber positiv empfohlen wird.«

      »Nun, lieber Meister, noch ein paar Secunden und das Elixir wird kochen.«

      »Ah! ja, kochen, seht doch, Acharat, es ist wie ein Fluch, mein Feuer erlischt, ich weiß nicht, was durch meinen Kamin herabfällt.«

      »Ich weiß wohl, was durch den Kamin fällt: Wasser,« versetzte der Schüler lachend.

      »Wie, Wasser! Wasser! dann ist mein Elixir verloren! ich muß meine Operation abermals beginnen  . . . als ob ich Zeit zu verlieren hätte! mein Gott, mein Gott!« rief der alte Gelehrte, die Hände voll Verzweiflung zum Himmel erhebend, »Wasser! und was für Wasser, frage ich Euch, Acharat?«

      »Reines Wasser vom Himmel, Meister; es regnet in Strömen, habt Ihr es nicht bemerkt?«

      »Bemerke ich etwas, wenn ich bei der Arbeit bin? Wasser!  . . . das ist es also!  . . . Seht Acharat,


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<p>2</p>

 Ich sage dir, du sollst ruhig bleiben, Dämon.