Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма

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Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1 - Александр Дюма


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Sie wohl, meine Druckerei ist bereit; sie arbeitet Tag und Nacht; in vier und zwanzig Stunden werden meine Bursche Hunger haben, und wenn sie Hunger haben, beißen sie.«

      »Ich werde vernünftig sein. Was wünschen Sie?«

      »Daß nichts von dem was ich unternehme, ein Hindernis! in den Weg gelegt werde.«

      »Für meine Person mache ich mich hierzu anheischig.«

      »Das ist ein schlimmes Wort,« sagte die Gräfin mit dem Fuße stampfend, »es riecht nach dem Griechischen, nach dem Carthagischen, kurz nach der punischen Treue.«

      »Gräfin  . . .«

      »Ich nehme es auch nicht an, das ist eine Ausflucht. Man wird von Ihnen glauben, Sie thun nichts, und Herr von Choiseul wird handeln. So will ich es nicht, hören Sie! Alles oder nichts. Ueberliefern Sie mir die Choiseul geknebelt, ohnmächtig, zu Grunde gerichtet, oder ich vernichte, kneble Sie, richte Sie zu Grunde. Und nehmen Sie sich wohl in Acht, das Lied ist nicht meine einzige Waffe, das sage ich Ihnen zum Voraus.«

      »Drohen Sie nicht, Madame,« sprach Herr von Sartines träumerisch, »denn diese Vorstellung ist eine Schwierigkeit geworden, die Sie nicht begreifen dürften.«

      »Geworden, das ist der richtige Ausdruck, weil man Schwierigkeiten entgegengestellt hat.«

      »Leider!«

      »Können Sie dieselben heben?«

      »Ich bin nicht allein, wir brauchen hundert Personen.«

      »Man wird sie bekommen.«

      »Eine Million.«

      »Das geht Terray an.«

      »Die Einwilligung des Königs?«

      »Ich werde sie erhalten.«

      »Er wird sie nicht geben.«

      »Ich nehme sie.«

      »Wenn Sie Alles dies haben, brauchen Sie noch eine Pathin.«

      »Man sucht sie.«

      »Vergebens: es findet ein Bündniß gegen Sie statt.«

      »In Versailles?«

      »Ja, alle Damen haben sich geweigert, um Frau von Choiseul, Frau von Grammont, der Dauphine, kurz der ehrbaren Partei den Hof zu machen.«

      »Vor Allem wird die ehrbare Partei genöthigt sein, ihren Namen zu verändern, wenn Frau von Grammont dabei ist. Das ist schon eine Niederlage.«

      »Glauben Sie mir, Sie bestehen vergebens auf Ihrem Willen!«

      »Ich bin dem Ziele nahe.«

      »Ah! deshalb haben Sie Ihre Schwester nach Verdun abgeschickt!«

      »Allerdings. Ah! Sie wissen das,« versetzte die Gräfin mit unzufriedener Miene.

      »Bei Gott! ich habe auch meine Polizei,« entgegnete Herr von Sartines lachend.

      »Und Ihre Spione?«

      »Und meine Spione!«

      »Bei mir?«

      »Bei Ihnen.«

      »In meinen Ställen oder in meinen Küchen?«

      »In Ihren Vorzimmern, in Ihrem Salon, in Ihrem Boudoir, in Ihrem Schlafzimmer, unter Ihrem Kopfkissen.«

      »Als erstes Pfand des Bündnisses nennen Sie mir diese Spione,« sagte die Gräfin.

      »Ah! ich will Sie nicht mit Ihren Freunden entzweien, Gräfin.«

      »Also Krieg.«

      »Krieg, wie Sie das sagen!«

      »Ich sage es, wie ich es denke; gehen Sie, ich will Sie nicht mehr sehen.«

      »Ah! diesmal berufe ich mich auf Sie selbst. Kann ich ein Geheimniß  . . . des Staats verrathen?«

      »Ein Geheimniß des Alkoven.«

      »Das wollte ich sagen, dort ist heut zu Tage der Staat.«

      »Ich will meinen Spion.«

      »Was werden Sie mit ihm machen?«

      »Ich werde ihn fortjagen.«

      »Dann säubern Sie Ihr ganzes Haus.«

      »Wissen Sie, daß es schrecklich ist, was sie da aussprechen?«

      »Das ist wahr. Ei mein Gott! ohne dieses gäbe es kein Mittel, zu regieren, Sie wissen das. wohl, Sie, die Sie so vortrefflich in der Politik sind.«

      Madame Dubarry stützte ihren Ellenbogen auf einen Lacktisch und erwiederte:

      »Sie haben Recht, lassen wir das. Die Bedingungen des Vertrags?«

      »Stellen Sie dieselben, Sie sind die Siegerin.«

      »Ich bin großmüthig wie Semiramis. Was wollen Sie?«

      »Sie werden nie mit dem König von den Reclamationen über die Mehle sprechen, denen Sie, Verrätherin! Ihre Unterstützung zugesagt haben.«

      »Abgemacht; nehmen Sie alle Bittschriften, die ich über diesen Gegenstand erhalten habe: sie sind in diesem Kistchen.«

      »Empfangen Sie dagegen diese Arbeit der Pairs des Reiches über die Vorstellung und die Tabourets.14«

      »Eine Arbeit, die Sie Seiner Majestät zuzustellen beauftragt waren?«

      »Allerdings.«

      »Als ob die Sache geschehen wäre?«

      »Ja.«

      »Gut, aber was werden Sie sagen?«

      »Ich werde sagen, ich habe sie übergeben. Dadurch gewinnen wir Zeit, und Sie sind eine zu geschickte Taktikerin, um nicht Nutzen daraus zu ziehen.«

      In diesem Augenblick öffneten sich die zwei Thürflügel, ein Huissier trat ein und rief:

      »Der König!«

      Die zwei Verbündeten beeilten sich, jedes sein Unterpfand des Bündnisses zu verbergen, und sie wandten sich sodann, um Seine Majestät Ludwig XV. dieses Namens zu begrüßen.

       XXIV.

      Der König Ludwig XV

      Ludwig XV. erschien den Kopf hoch, die Kniebeugen gespannt, das Auge heiter, ein Lächeln auf den Lippen.

      Man sah bei seinem Eintritt durch die geöffnete Thüre eine doppelte Reihe von gebeugten Köpfen, Höflingen angehörend, welche noch einmal so begierig waren, eingeführt zu werden, seitdem sie in der Ankunft Seiner Majestät eine Gelegenheit sahen, zwei Mächten zugleich ihren Hof zu machen.

      Die Thüren schloßen sich wieder. Der König hatte Niemand ein Zeichen gemacht, ihm zu folgen, und befand sich daher mit der Gräfin und Herrn von Sartines allein.

      Wir sprechen weder von der vertrauten Kammerfrau, noch von einem kleinen Neger; weder die Eine, noch der Andere zählten.

      »Guten Morgen, Gräfin,« sagte der König, Madame Dubarry die Hand küssend. »Gott sei Dank, wir sind sehr frisch. diesen Morgen! Guten Morgen, Sartines. Arbeitet man hier? Guter Gott! die vielen Papiere! Verbergt mir das! Oh! was für ein schöner Brunnen, Gräfin.«

      Und mit seiner wankelmüthigen, gelangweilten Neugierde heftete Ludwig XV. seine Augen auf eine riesige chinesische Arbeit, welche erst seit dem vorhergehenden Tage eine von den Ecken des Schlafzimmers der Gräfin schmückte.

      »Sire,« antwortete Madame Dubarry, »es ist, wie Eure Majestät sehen kann, ein chinesischer Brunnen. Das Wasser macht, wenn man den Hahnen öffnet, der sich hinten befindet, Vögel von Porzellan pfeifen und Fische von Glas schwimmen; sodann öffnen sich die Thüren der Pagode, um einer Reihe von Mandarinen Eingang zu gewähren.«

      »Das ist sehr hübsch. Gräfin.«

      In diesem Augenblick trat der kleine Neger vor, der auf die phantastische, launenhafte Weise angethan war, in welcher man zu jener Zeit die Orosmanen und Othello’s zu kleiden pflegte. Er hatte einen kleinen,


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<p>14</p>

 Avoir le tabouret heißt in der Hofsprache die Erlaubnis haben, sich in der Gegenwart des Monarchen oder seiner Gemahlin zu setzen.