La San Felice Band 13. Александр Дюма

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La San Felice Band 13 - Александр Дюма


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Geliebten, ihrem Verweilen in Neapel oder der Abreise nach Frankreich.

      Luisa weinte, hatte aber den ganzen Abend nicht die Kraft gehabt, ein Wort zu sprechen.

      Salvato hatte lange ebenfalls stumm vor ihren den Knien gelegen. Dann endlich hatte er sie in seine Arme geschlossen und an sein Herz gedrückt.

      Die Mitternachtsstunde schlug.

      Luisa richtete ihre in Thränen gebadeten und fieberhaft glänzenden Augen empor und zählte nach einander die zwölf Schläge des Hammers auf die Glocke. Dann ließ sie ihren Arm um den Hals des jungen Mannes fallen und sagte:

      »O nein, ich werde es niemals können!«

      »Was wirst Du niemals können , meine geliebte Luisa?«

      »Dich verlassen, mein Salvato! Niemals, niemals!«

      »Ha!« rief der junge Mann, freudig aufathmend.

      »Gott wird mit mir thun, was er will, und wir werden mit einander entweder leben oder sterben.«

      Und sie brach in lautes Schluchzen aus.

      »Höre,« hob Salvato wieder an, »wir sind ja nicht gezwungen, in Frankreich zu bleiben. Wo Du hingeben willst, da gehe ich auch hin.«

      »Aber deine Stellung als Officier? Deine Zukunft?«

      »Opfer um Opfer,« geliebte Luisa. Ich sage Dir nochmals, wenn Du vor den Erinnerungen, die Du hier zurücklässest, bis an’s Ende der Welt fliehen willst, so werde ich mit Dir dahin gehen. Da ich Dich so kenne, wie ich Dich kenne, mein Engel, so weiß ich auch, daß es meiner steten Gegenwart und meiner ewigen Liebe bedürfen wird, um Dich deine Leiden vergessen zu machen.«

      »Aber ich werde nicht so von hier fortgehen wie eine Undankbare, wie eine Fliehende, wie eine Ehebrecherin. Ich werde ihm schreiben, ich werde ihm Alles sagen; Sein schönes großes, sein erhabenes Herz wird mir dereinst verzeihen, es wird mir Absolution für meinen ertheilen, und erst von diesem Tage an werde ich mir selbst verzeihen.«

      Salvato ließ die Geliebte los , näherte sich einem Tische, legte ihr Papier, Feder und Tinte zurecht, kam dann zu Luisa zurück, küßte sie auf die Stirn und sagte:

      »Ich lasse Dich allein, fromme Sünderin. Beichte Gott und ihm. Die, über welche der Heiland seinen Mantel breitete, war seiner Verzeihung nicht würdiger als Du.«

      »Du verlässest mich!« rief die junge Frau beinahe erschrocken, allein bleiben zu sollen.

      »Dein Wort muß in seiner ganzen Reinheit aus deiner keuschen Seele, deinem hingebenden Herzen fließen. Meine Gegenwart würde den durchsichtigen Krystall nur trüben. In einer halben Stunde werde ich wieder da sein und dann werden, wir einander nicht wieder verlassen.«

      Luisa bot dem Geliebten die Stirn. Er küßte sie und verließ dann das Zimmer.

      Luisa erhob sich nun, näherte sich ihrerseits dem Tische und nahm an demselben Platz.

      Alle ihre Bewegungen besaßen die Langsamkeit, welche sich des Körpers in feierlichen Augenblicken bemächtigt. Ihr stieres Auge schien durch Entfernung und Dunkel hindurch die Stelle erspähen zu wollen, wo der Streich sie treffen, und die Tiefe, bis zu welcher das Schwert des Schmerzes eindringen würde.

      Ein wehmüthiges Lächeln umspielte ihre Lippen und sie murmelte kopfschüttelnd:

      »O meine armer Freund, wie wirst-Du leiden!«

      Dann setzte sie leiser und mit beinahe unverständlicher Stimme hinzu:

      »Aber nicht eher, als bis ich selbst gelitten habe.«

      Sie ergriff die Feder, ließ ihre Stirn auf die linke Hand sinken und schrieb:

      Mein viel geliebter Vater ! Mein barmherziger Freund !

      »Warum verließest Du mich, als ich Dir folgen wollte? Warum kamst Du nicht zurück, als ich von dem Gestade Dir, der Du im Sturme verschwandest, nachrief: Weißt Du nicht, daß ich liebe!

      »Damals war es noch Zeit! Ich wäre mit Dir gegangen und gerettet gewesen. Du verließest mich und ich war verloren.

      »Es waltet ein Verhängniß über uns.

      »Ich will mich nicht entschuldigen. Ich will Dir nicht die Worte wiederholen, welche Du, die Hand nach dem Crucifix ausstreckend, am Sterbebette des Fürsten von Caramanico sprachst, als er und ich selbst darauf bestand, daß ich dein Weib würde. Nein, ich habe keine Entschuldigung, aber ich kenne dein Herz. Das Erbarmen wird stets größer sein als der Fehltritt.

      »Durch dasselbe Verhängniß, welches mich verfolgt, politisch compromittirt, verlasse ich Neapel und gehe, das Loos der Unglücklichen, welche sich selbst verbannen und unter welchen ich die Unglücklichste bin, theilend, nach Frankreich.

      »Die letzten Augenblicke meiner Verbannung gehören Dir, ebenso wie die letzten Stunden meines Lebens Dir gehören werden. Indem ich das Vaterland verlasse, bist Du es, an den ich denke; wenn ich das Dasein verlasse, wirst Du es sein, an den ich denken werde.

      »Erkläre dieses unerklärliche Geheimniß. Mein Herz hat gefehlt, meine Seele aber ist rein geblieben. Den besten Theil meines Ich hast Du genommen und behalten. Höre mich, mein Freund; höre mich, mein Vater!

      »Ich fliehe noch mehr vor Scham, Dich wiederzusehen, als aus Liebe zu dem Manne, dem ich folge. Für ihn würde ich mein Leben in dieser Welt hingeben, für Dicht aber meine Seligkeit im Jenseits opfern.

      »Ueberall, wo ich sein werde, werde ich Dir Kenntniß von meinem Aufenthaltsort geben. Wenn Du meiner bedarfst, so rufe mich und ich werde kommen, um Dir zu Füßen zu sinken.

      »Jetzt gestatte mir, Dich für ein unschuldiges Geschöpf zu bitten, welches nicht blos noch nicht weiß, daß es sein Leben einem Fehltritt verdankt, sondern welches noch nicht einmal weiß, daß es lebt. Es ist möglich, daß es sich allein auf Erden sieht. Sein Vater ist Soldat und kann im Kampfe fallen; seine Mutter ist eine Verzweifelte und kann sterben.

      »Verspreche mir, daß, so lange Du lebst, mein Kind keine Waise sein wird.

      »Ich nehme von dem bei den Backers deponierten Geld keinen einzigen Ducato mit.

      »Brauche ich Dir wohl erst zu sagen, daß ich an dem Tode dieser Männer vollkommen unschuldig bin? und daß ich lieber alle Martern erdulden als ein Wort gesagt hätte, durch welches sie compromittirt worden wären?

      »Von jenem Gelde wirst Du dem Kinde, welches ich Dir für den Fall meines Todes vermacht, einen Antheil aussetzen, dessen Betrag ich in dein alleiniges Ermessen stelle.

      »Nachdem ich Dir dies Alles gesagt, wirst Du vielleicht glauben, mein angebeteter Vater, daß ich Dir Alles gesagt; aber dem ist nicht so. Meine Seele ist voll, mein Herz wallt über.

      »Seitdem ich angefangen Dir diesen Brief zu schreiben, sehe ich Dich wieder; ich überschaue in meinem-Herzen die achtzehnjährige Güte, welche Du mir bewiesen, ich strecke Dir die Arme entgegen wie dem Gott, den man anbetet, den man beleidigt hat und vor welchem man sich niederwerfen möchte. O, warum bist Du nicht hier, anstatt zweihundert Meilen von mir entfernt zu sein? Ich fühle, daß ich zu Dir eilen würde und daß, wenn ich mich an dein Herz lehnen könnte, nichts im Stande sein würde, mich davon hinwegzureißen.

      »Indessen, was Gott thut, das ist wohlgethan. In den Augen der Weit bin ich jetzt nicht blos ein undankbares Weib, sondern auch eine rebellische Unterthanin, und habe nicht blos von deinem verlorenen Glück, sondern auch von deiner compromittirten Loyalität Rechenschaft zu geben. Meine Abreise schützt Dich, meine Flucht rechtfertigt Dich, und Du brauchst blos zu sagen: »Von einer Ehebrecherin ist es nicht zu verwundern, daß sie auch eine Rebellin geworden ist.«

      »Leb wohl, mein Freund; leb’ wohl, mein Vater! Wenn Du Dir von meinen Leiden einen Begriff machen willst, so denke an das, was Du selbst gelitten. Du hast nur den Schmerz; ich aber habe auch die Reue.

      »Leb’ wohl, wenn Du mich vergissest und wenn ich Dir unnütz bin.«

      »Wenn Du aber jemals meiner bedarfst: Auf Wiedersehen!

      »Dein strafbares Kind, welches aber niemals aufhören wird an dein Erbarmen zu glauben.

Luisa.«

      Eben


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