La San Felice Band 6. Александр Дюма

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La San Felice Band 6 - Александр Дюма


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nachdem Eure Majestät abgereist waren, erhielt der Postmeister in Capua Befehl, dem Courier Ferrari, wenn derselbe das bei ihm zurückgelassene Pferd wieder holen würde, zu sagen, daß er nicht bis nach Neapel reiten brauche, da Eure Majestät in Caserta seien.«

      »Und wer hat dem Postmeister diese Weisung theilt?«

      »Ich möchte nicht gern Jemand nennen, Sire, aber ich hindere Eure Majestät nicht, es zu errathen.«

      »Weiter, ich höre Sie!«

      »Anstatt nach Neapel zu reiten, ritt Ferrari demgemäß nach Caserta.«

      »Warum wollte man, daß er nach Caserta käme?«

      »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich um mit ihm einen Verführungsversuch vorzunehmen.«

      »Ich habe Ihnen schon gesagt, mein lieber Cardinal, daß ich Ferrari nicht für fähig halte, mich zu verrathen. «

      »Man hat sich nicht die Mühe zu geben gebraucht, von seiner Treue zu überzeugen. Ferrari stürzte, was weit besser war, mit dem Pferde, verlor die Besinnung und ward in die Apotheke geschafft.«

      »Durch Acton's Secretär, wir wissen das.«

      »Hier hat man aus Furcht, daß seine Ohnmacht nicht lange genug dauere und er vielleicht in dem Augenblick wieder zu sich käme, wo man es nicht erwartete, es räthlich gefunden, diese Ohnmacht mit Hilfe einiger Tropfen Laudamum zu verlängern.«

      »Wer hat Ihnen dies gesagt?«

      »Ich habe nicht nöthig gehabt, Jemanden zu befragen. Wer nicht betrogen sein will, darf sich auf Niemanden verlassen als auf sich selbst.«

      Der Cardinal zog, indem er dies sagte, einen Kaffeelöffel aus der Tasche.

      »Hier,« sagte er, »ist der Kaffeelöffel, mittelst welchem man dem Courier die Tropfen in den Mund geflößt. Es ist noch wenig davon in dem Löffel zurückgeblieben, was beweist, daß der Verwundete das Laudanum nicht selbst getrunken hat, weil er sonst diesen Bodensatz mit den Lippen hinweggenommen hätte, und der scharfe, durchdringende Geruch des Opiums verräth nach länger als einem Monat, welcher Substanz dieser Bodensatz angehört hat.«

      Der König betrachtete den Cardinal mit jenem naiven Erstaunen, welches er allemal zu erkennen gab, wenn man ihm etwas demonstrierte, was er allein nicht gefunden hätte, weil es über die Tragweite seines Verstandes hinausging.

      »Und wer hat dies gethan?« fragte er.

      »Sire,« antwortete der Cardinal, »ich nenne Niemanden. Ich sage Man. Wer hat das gethan? Ich weiß es nicht. Man hat es gethan, das weiß ich.«

      »Und dann?«

      »Eure Majestät wollen der Sache auf den Grund gehen, nicht wahr?«

      »Versteht sich, ich will der Sache auf den Grund gehen.«

      »Wohlan, Sire, als Ferrari durch die Gewalt des Sturzes ohnmächtig und aus übergroßer Vorsicht durch Laudanum betäubt worden, nahm Man den Brief aus seiner Tasche, entsiegelte ihn, indem man das Siegel über eine brennende Kerze hielt. Man las den Brief, und da er das Gegentheil von dem enthielt, was Man hoffte, so entfernte Man die Schrift durch Benetzung mit Oxalsäure.«

      »Aber wie können Sie genau wissen, daß man gerade diese Säure angewendet?«

      »Hier ist das kleine Fläschchen, welches, ich sage nicht sie enthielt, sondern welches sie enthält. Es ist, wie Sie sehen, kaum die Hälfte des Inhalts zu der Operation nöthig gewesen.«

      Und ebenso wie er den Kaffeelöffel aus der Tasche gezogen, zog der Cardinal jetzt ein halbleeres Flacon hervor, in welchem sich eine krystallhelle und augenscheinlich destillirte Flüssigkeit befand.

      »Und Sie sagen,« fragte der König, »daß man mit dieser Flüssigkeit die Schrift entfernen kann?«

      »Ich bitte Eure Majestät, mir irgendeinen werthlosen Brief zu geben.«

      Der König nahm das erste beste beschriebene Blatt von einem Tisch, der Cardinal goß einige Tropfen der Flüssigkeit auf die Schrift, strich sie mit dem Finger so, daß vier bis fünf Zeilen damit bedeckt wurden, und wartete.

      Nach einer Weile ward die Schrift gelb und verschwand allmälig ganz.

      Der Cardinal spülte das Papier mit gewöhnlichem Wasser ab und zeigte dann dem König zwischen den ober- und unterhalb stehenden Linien einen leeren Raum, den er am Feuer trocknete und auf welchen er dann, ohne weitere Zurichtung, zwei oder drei Zeilen schrieb.

      Diese Beweisführung ließ nichts zu wünschen übrig.

      »Ah, San Nicandro! San Nicandro!« murmelte der König, »wenn man bedenkt, daß Du mich dies Alles hättest lehren können!«

      »San Nicandro selbst nicht, Sire, denn er wußte es nicht, wohl aber hätte er es. Sie durch Andere lehren lassen können, welche kenntnißreicher waren als er.«

      »Kommen wir auf unsere Angelegenheit zurück,« sagte der König seufzend.

      »Was ist denn weiter vorgegangen?«

      »Nachdem man auf diese Weise anstatt der Weigerung des Kaisers eine Zustimmung untergeschoben, hat man den Brief wieder versiegelt und zwar mittelt eines Petschafts, welches dem des Kaisers gleicht; nur hat man, da diese Operation in der Nacht bei Kerzenlicht erfolgte, dazu rothes Siegellack verwendet, welches ein wenig dunkler war als das des echten Siegels.«

      Der Cardinal hielt, indem er dies sagte, dem König den Brief so vor die Augen, daß das Siegel nach oben gekehrt war. »Sire,« sagte er, »sehen Sie den Unterschied zwischen dieser aufgetragenen und der unterm Schicht? Auf den ersten Anblick scheint die Farbe dieselbe zu sein, besteht man sie aber genauer, so bemerkt man einen leichten, aber dennoch sichtbaren Unterschied.«

      »Das ist wahr!« rief der König. »Es ist wirklich wahr.«

      »Uebrigens, hob der Cardinal wieder an, »ist hier die Stange Siegellack, deren man sich beim Nachmachen des Siegels bedient hat. Euer Majestät sehen, daß die Farbe ganz dieselbe ist, wie die der oberen Schicht.«

      Der König betrachtete mit Erstaunen die drei Beweisstücke, Löffel, Fläschchen und Siegellackstange, welche Ruffo ihm vor Augen gehalten und eins neben das andere auf den Tisch gelegt hatte.

      »Und wie haben Sie sich diesen Löffel, dieses Fläschchen und dieses Siegellack verschafft?« fragte der König, den diese scharfsinnige Ermittelung der Wahrheit in solchem Grade interessierte, daß er davon aufs Genaueste unterrichtet zu sein wünschte.

      »O, auf die einfachste Weise, Sire. Ich bin so ziemlich der einzige Arzt Ihrer Colonie San Leucio. Ich komme daher von Zeit zu Zeit in die Apotheke des Schlosses, um diese oder jene Medicamente zu holen. Heute Morgen kam ich wie gewöhnlich, aber mit einer gewissen bestimmten Absicht dahin und siehe da, ich fand diesen Löffel auf dem Nachttisch, dieses Fläschchen in dem Glasschrank und die Stange Siegellack auf dem Tische.«

      »Und dies ist Ihnen genügend gewesen, um Alles zu entdecken?«

      »Der Cardinal von Richelieu verlangte blos drei Zeilen von der Hand eines Menschen, um ihn an den Galgen zu bringen.«

      »Ja,« sagte der König. »Unglücklicherweise aber gibt es Leute, welche man nicht an den Galgen bringen kann, mögen sie gethan haben, was sie wollen.«

      »Sire,« sagte der Cardinal, indem er den König fest ansah, »halten Sie viel auf Ferrari?«

      »Ja wohl, ich halte viel auf ihn.«

      »Wohlan, Sire, es könnte, glaube ich, nichts schaden, wenn man ihn auf einige Zeit entfernte. Ich glaube, die Luft in Neapel ist für ihn in diesem Augenblick äußerst ungesund.«

      »Glauben Sie?«

      »Ich glaube es nicht blos, Sire, sondern ich bin davon überzeugt.«

      »Nun, mein Himmel, die Sache ist ganz einfach. Ich werde ihn wieder nach Wien schicken.«

      »Es ist dies allerdings eine anstrengende Reise, Sire, es gibt aber heilsame Anstrengungen.«

      »Uebrigens können Sie sich denken, Eminentissime, daß ich mir die Sache vom


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