La San Felice Band 9. Александр Дюма

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La San Felice Band 9 - Александр Дюма


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Neapel nicht zu verlassen, oder wenn Sie es verließen, dies nur auf meinem Schiffe zu thun.«

      »Na, laß' es nur gut sein, mein lieber Caracciolo,« sagte der König, indem er dem Admiral die Hand bot.

      Der Admiral ergriff die Hand des Königs, küßte dieselbe ehrerbietig, trat einen Schritt zurück und zog ein Papier aus der Tasche.

      »Sire,« sagte er, »hier ist meine Entlassung, um deren Annahme ich Euer Majestät bitte.«

      »Nein, ich nehme deine Entlassung nicht an; ich weise sie zurück.«

      »Dazu haben Euer Majestät nicht das Recht.«

      »Wie! Ich hätte nicht das Recht dazu? Ich hätte nicht das Recht, deine Entlassung zurückzuweisen?«

      »Nein, Sire, denn Euer Majestät haben mir gestern versprochen, mir die erste Gnade, um die ich bitten würde, zu bewilligen. Wohlan, diese Gnade besteht eben darin, daß Sie meine Entlassung annehmen, Sire.«

      »Gestern hätte ich Dir etwas versprochen? Du bist wohl nicht bei Sinnen?«

      Caracciolo schüttelte den Kopf.

      »Ich bitte um Entschuldigung, Sire, ich bin vollkommen bei Sinnen.«

      »Gestern habe ich Dich ja aber nie gesehen.«

      »Das heißt, Sie haben mich blos nicht erkannt, Sire. Vielleicht aber erkennen Sie diese Uhr?«

      Und Caracciolo zog eine prachtvolle, mit dem Bildniß des Königs geschmückte und mit Diamanten besetzte Uhr aus dem Busen.

      »Der Lootse!« rief der König, indem er die Uhr erkannte, welche er am Abend vorher dem Manne gegeben, der ihn so geschickt in den Hafen geführt.

      »Der Lootse!«

      »Der Lootse war ich, Sire,« antwortete Caracciolo, sich verneigend.

      »Wie! Du, ein Admiral, hast Dich dazu verstanden, die Rolle eines Looten zu spielen?«

      »Sire, wenn es sich um das Wohl und die Rettung des Königs handelt, gibt es keine untergeordnete Rolle.«

      Ferdinands Züge gewannen einen Ausdruck von Wehmuth, der nur sehr selten an ihm wahrzunehmen war.

      »In der That,« sagte er, »ich bin ein sehr unglücklicher Fürst. Entweder werden meine Freunde von mir entfernt, oder sie entfernen sich selbst von mir.«

      »Sire,« antwortete Caracciolo, »Sie thun unrecht, wenn Sie das Ueble, welches Sie thun oder thun lassen, Gott zur Last legen. Gott hatte Ihnen einen nicht blos mächtigen, sondern auch berühmten König zum Vater gegeben. Sie hatten einen älteren Bruder, welcher das Scepter und die Krone von Neapel erben sollte. Gott gestattete, daß er von Wahnsinn heimgesucht und der Weg somit für Sie frei ward. Sie sind Mann, Sie sind König, Sie haben den Willen, Sie haben die Macht. Mit freiem Willen begabt, können Sie zwischen dem Guten und dem Bösen wählen. Sie wählen aber das Böse, Sire, so daß das Gute sich von Ihnen entfernen muß.«

      »Caracciolo,« sagte der König mehr traurig als gereizt, »weißt Du, daß noch nie. Jemand mit mir so gesprochen hat, wie Du jetzt mit mir spricht?«

      »Weil außer einem Mann, der wie ich den König liebt und das Wohl des Staates will, Euer Majestät Niemanden um sich hat als Höflinge, die nur sich selbst lieben und weiter nichts verlangen, als die Ehren des Glücks und des Reichthums.«

      »Und wer ist dieser Mann?«

      »Derselbe, den der König vergessen und in Neapel zurückgelassen, der Mann, den ich mit nach Sicilien gebracht – der Cardinal Ruffo.«

      »Der Cardinal weiß eben so wie Du, daß ich stets bereit bin, ihn zu empfangen und anzuhören.«

      »Ja, Sire, aber nachdem Sie uns empfangen und angehört, folgen Sie den Rathschlägen der Königin, Actons und Nelson's. Ich bin trostlos, Sire, daß ich auf diese Weise die Ehrfurcht, die ich einer erhabenen Person schuldig bin, aus den Augen setzen muß, aber ich erkläre: diese drei Namen werden in Zeit und Ewigkeit verwünscht sein.«

      »Und glaubst Du, daß ich sie nicht auch verwünsche?« sagte der König. »Glaubst Du, ich sehe nicht, daß sie den Staat seinem Ruin und mich dem Verderben entgegenführen? Ich bin zwar ein Dummkopf, aber ein Narr bin ich nicht.«

      »Nun wohlan, Sire, dann kämpfen Sie doch!«

      »Kämpfen, dies kannst Du leicht sagen, ich aber bin nicht ein Mann des Kampfes; Gott hat mich nicht für den Kampf geschaffen. Ich bin ein Mensch der Empfindungen und Vergnügungen, ein gutes Herz, welches man durch Quälereien reizt und erbittert. Jene sind ihrer Drei oder Vier, die sich die Macht streitig machen, das Eine greift nach der Krone, das Andere nach dem Scepter. Ich lasse sie gewähren. Das Scepter, die Krone, der Thron, dies ist mein Golgatha; ich habe von Gott nicht verlangt, König zu sein. Ich liebe die Jagd, den Fischfang, die Pferde, die schönen Mädchen, und habe keinen andern Ehrgeiz. Mit zehntausend Ducaten Rente und der Freiheit, nach meiner Weise zu leben, wäre ich der glücklichste Mensch der Erde gewesen. Aber nein, unter dem Vorwand, daß ich König bin, läßt man mich keinen Augenblick in Ruhe. Dies ließe sich allenfalls noch begreifen, wenn ich wirklich regierte. Es sind aber die Andern, welche unter meinem Namen regieren; es sind die Andern, welche den Krieg führen, und auf mich fallen blos die Schläge. Es sind die Andern, welche die Fehler begehen, während gleichwohl ich dieselben wieder gutmachen muß. Du bittet mich um deine Entlassung und Du hast sehr Recht. Dennoch aber sollst Du sie den Andern abverlangen, denn diese sind es, welchen Du dienst, nicht ich.«

      »Eben deshalb, weil ich meinem König und nicht den Andern dienen will, wünsche ich in das Privatleben zurückzutreten, welche Sie, Sire, soeben auch als Gegenstand Ihrer Wünsche bezeichneten. Zum dritten Male, Sire, bitte ich daher inständig meine Entlassung anzunehmen und beschwöre Sie, wenn es sein muß, im Namen des Wortes, welches Sie mir gestern gegeben.«

      Und Caracciolo bot, indem er dies sagte, dem König mit der einen Hand seine Entlassung und mit der andern eine Feder zum Unterzeichnen.

      »Du willst es also?« fragte der König.

      »Sire, ich flehe darum.«

      »Und wenn ich unterzeichne, wo wirst Du dann hingehen?«

      »Ich werde nach Neapel zurückkehren, Sire.«

      »Und was willst Du dort in Neapel machen?«

      »Meinem Vaterlande dienen, Sire. Neapel befindet sich in der Lage, wo es der Intelligenz und des Muthes aller seiner Söhne bedarf.«

      »Sieh wohl zu, was Du in Neapel thust, Caracciolo.«

      »Sire, ich werde mich bemühen, immer so zu handeln, wie ich zeither gehandelt – als ehrlicher Mann und als guter Bürger.«

      »Das ist deine Sache. Du beharrt also auf deinem Verlangen?«

      Caracciolo begnügte sich mit dem Finger auf die Uhr zu zeigen, die er auf den Tisch gelegt.

      »Starrkopf!« sagte der König ungeduldig Dann ergriff er die Feder und schrieb unter das Entlassungsgesuch die Worte:

      »Angenommen; der Chevalier Caracciolo möge aber nicht vergessen, daß Neapel sich in der Gewalt meiner Feinde befindet.« Dann unterzeichnete er wie gewöhnlich: »Ferdinand V.«

      Caracciolo warf die Augen auf die drei Zeilen, welche der König soeben geschrieben, faltete das Papier wieder zusammen, steckte es in die Tasche, verneigte sich ehrerbietig vor dem König und schickte sich an, sich zu entfernen.

      »Du vergissest deine Uhr,« sagte der König.

      »Diese Uhr ist nicht dem Admiral, sondern dem Lootsen geschenkt worden. Gestern, Sire, existierte der Lootse nicht; heute existiert der Admiral nicht.«

      »Ich hoffe aber,« sagte der König mit jener Würde, welche bei ihm von Zeit zu Zeit hindurchleuchtete wie ein Blitz, »ich hoffe, daß der Freund beide überleben werde. Nimm diese Uhr, und wenn Du jemals Dich versucht fühlen solltest, deinen König zu verrathen, so betrachte das Bildniß dessen, der sie Dir gegeben.«

      »Sire, antwortete Caracciolo, »ich stehe nicht mehr im Dienste des Königs. Ich bin einfacher Bürger. Ich


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