Liebesdramen. Александр Дюма

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Liebesdramen - Александр Дюма


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dadurch nicht erreichen. Glauben Sie denn, es sei mir nicht bekannt, was er thut? Ich verlange nur, daß in meiner Gegenwart keine Rede davon sei, und die mich umgebenden Personen schweigen davon. Aber der Scharfblick der Liebe enthüllt mir mehr als seine Gleichgültigkeit. Was mir dieser Instinct sagt, suche ich im Stillen zu widerlegen; denn kann man dem Marquis die Schuld geben? Liegt es nicht vielmehr an seiner Erziehung, an der gewohnten Lebensweise, an den-Freunden, mit denen er umgeht? Alle Männer machen sich solcher Vergehen mehr oder weniger schuldig; und wenn er noch größeres Unrecht hätte, so würde ich ihn noch lieben. Er könnte mir nach dem Leben trachten, und ich würde ihn nicht verfluchen. Und überdies bin ich überzeugt, daß meine Treue und Hingebung ihre Früchte tragen wird und daß ich nicht von dieser Erde scheiden werde, ohne den Trost dessen erhalten zu haben, der allein mich hienieden zu trösten vermag. Gott wird den Verblendeten, den er mir zum Gatten gegeben, sehend machen, wie einst den blinden Tobias; er wird ihn erkennen lassen, daß ich nur für ihn lebe. O, dann werde ich überglücklich sein! – Es ist nur ein Traum, werden Sie sagen. Ja, aber es ist ein Traum, der sich jede Nacht wiederholt, er wird zur Wirklichkeit werden. Ihr Traum hingegen ist unsinnig, ja sündhaft. Den meinigen schickt die Vorsehung, um mein Herz zu erquicken; der Ihrige ist eine Einflüsterung des Dämons, der Sie ins Verderben stürzen will. Nein, nein, glauben Sie mir, eine Frau kann nicht sterben, ohne daß ihr Gatte ein Wort der Liebe zu ihr spricht. Doch ich bin sehr thöricht,« setzte sie wehmüthig lächelnd hinzu, »daß ich Ihre Worte für Ernst nehme. Mein Kopf ist durch dieses Duell, durch diesen Talisman, durch die Besorgniß um das Leben des Marquis ganz verwirrt geworden, und ich hoffe, daß morgen von dieser schwärmerischen Leidenschaft, durchs welche Sie mich zu erschrecken suchen, nur eine wohlwollende Theilnahme zurückbleiben wird.

      Während die Marquise sprach und unwillkürlich ihrem Schmerz einen Ausdruck gab, hielt Louis von Fontanieu beide Hände auf das Gesicht. Als sie schwieg, richtete er sich auf und sagte:

      »Wollen Sie mir erlauben, Madame, Ihnen zu beweisen, daß dem nicht so sein wird?«

      »Lassen Sie hören.«

      »Verzeihen Sie, daß ich noch von meinem Gefühl rede, das Ihnen mißfällt; aber meine Zuneigung ist so aufrichtig, so wahr, daß ich von Herzen wünsche, daß Ihr Traum von dem verlorenen Gatten zur Wirklichkeit werde. Wenn die Verwirklichung dieses Traumes von mir abhinge, so schwöre ich Ihnen bei Gott, daß ich sagen würde: er komme wieder zu ihr und mache sie glücklich!«

      »Ich danke Ihnen für diesen Trost,« erwiederte Emma und drückte ihm mit Wärme die Hände. »Mein Gott, ist es denn ein unmögliches Wunder? Escoman hat einen klaren Verstand und ein gutes Herz. Wenn ihm Jemand zeigte, wie leicht das Opfer ist, das er mir zu bringen hat; wenn ihm Jemand bewiese, wie unwürdig jene Geschöpfe sind, denen er mich nachsetzt; wenn ihm Jemand meine Liebe, meinen Schmerz schilderte: er würde dann gewiß seine Irrwege verlassen und zu mir zurückkehren. – Doch nein, die leichtfertige Welt will nur mühelose Almosen geben, und was ich von seinem Mitleid erbitte, würde seiner Selbstsucht zu viel kosten. Doch wie würde ich den Namen dessen segnen, der mir mein Glück wiedergäbe! Der Himmel scheint Sie dazu erkoren zu haben. Sie sind jung, Sie sind fast sein Freund geworden, er wird Ihnen ein willigeres Ohr leihen, als irgend einem Andern. Der Rath seines Greises hat zu sehr das Ansehen einer Predigt. Ueberdies haben Sie ihm ja das Leben geschenkt, er kann Ihnen nichts übel nehmen. O, thun Sie es, ich beschwöre Sie!«

      »Wenn aber meine Bemühungen erfolglos bleiben,« sagte Fontanieu, »was habe ich dann zu hoffen?«

      »Mein Gott, es ist ja, als ob Sie mir nicht einen Freundschaftsdienst erweisen, sondern einen Handel vorschlagen wollten! Sie bedenken nicht was Sie sagen.«

      »Sie haben immer Recht, Madame. Verzeihen Sie mir. Der Blinde wird selbst nicht durch ein Wunder plötzlich sehend, er muß eine Zeit lang im Dämmerlicht wandeln und straucheln in demselben. Ja, es ist wahr, es ist unmöglich, aber ich habe versprochen, den Versuch zu wagen. Ich hätte diesen kurzen Wonnerausch schon vergessen sollen, um nur den Namen Ihres Freundes zu verdienen. Das Opfer muß vollständig unbedingt sein und so soll es sein. Kein Wort, keine Geberde, keine Bewegung meiner Augen soll Ihnen fortan zeigen, wie schwer es mir wird. Leben Sie wohl, Madame, und wenn Ihr Wunsch nicht in Erfüllung geht, so klagen Sie weder meinen guten Willen noch meinen Eifer an.«

      »Ich möchte zwei Herzen haben,« erwiederte Emma, »um sie zwischen Ihnen und ihm zu theilen.«

      Sie schlang, von ihrem überwallenden Dankgefühl getrieben, die Arme um den Nacken Fontanieu’s. Ihre langen Locken streiften sein Gesicht. Einige Secunden schmiegte sich ihr wogender Busen an seine Brust, und diese beiden so harmlosen und zugleich so leidenschaftlich bewegten Herzen schlugen dicht an einander.

      Aber die Marquise besann sich sogleich, und beschämt über diesen unwillkürlichen Erguß ihres Dankgefühls gegen einen Fremden verneigte sie sich mit linkischem Anstande, welcher ihre Gemüthsbewegung verrieth, und ging in ihr Zimmer.

      Louis von Fontanieu stand einen Augenblick regungslos und starrte die Thür an, die sich hinter ihr geschlossen hatte. Es dauerte lange, ehe er sich völlig besinnen konnte; die stürmischen, in seinem Innern streitenden Gefühle lähmten seine Geisteskraft. Er glaubte zu träumen. Er ging auf die Thür der Vorhalle zu, um sich ebenfalls zu entfernen; aber es fehlte ihm die Kraft und der Wille, er sank in einen Lehnstuhl.

      Hinter ihm that sich, ohne daß er es hörte, die Thür auf, und Susanne Mottet steckte den Kopf herein, um zu sehen, ob er allein sei.

       Sechstes Capitel.

      Susanne Mottet

      Louis von Fontanieu wurde durch Susannens Stimme ans seiner Bewußtlosigkeit geweckt.

      Die Stimme der Frau Mottet würde dies vielleicht nicht vermocht haben, aber sie klopfte ihm auf die Schulter.

      »Wünschen Sie, junger Herr, daß ich Sie hinaus begleitete?« sagte sie höhnisch.

      Fontanieu sah sich um und erkannte die alte Dame von gestern Abend – dieselbe, die er vor einer Stunde hinter der Gartenmauer gesehen hatte.

      Sie nahm sofort seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch, als hätte er geahnt, daß diese ihm doch ganz fremde Person einen unheilvollen Einfluß auf sein Geschick haben werde.

      Wir haben das moralische Bild Susannens gegeben, aber ihr Aeußeres noch nicht geschildert.

      Susanne Mottet war eine Frau von fünfzig Jahren, kurz und beleibt, also von ziemlich gemeinem Aeußern. Die Fettschichten, die sich auf ihren Wangen gelagert, hatten ihr ausdrucksvolles, schlaues Gesicht indeß nur wenig verändert. An ihre zwar dicken, aber in den Mundwinkeln stark aufgezogenen Lippen, an dem starken Flaum, der sie beschattete, an dem hervorstehenden Kinn war ihre Willenskraft zu erkennen. Die niedrige Stirn, welche unter den struppigen grauen Haaren und den buschigen Brunnen fast verschwand, würde dem großen Gesicht einen grotesken Ausdruck gegeben haben, wenn der Blick ihrer hellblauen Augen nicht so lebhaft und durchdringend gewesen wäre.

      Während Louis von Fontanieu ihre Person musterte, nahm Susanne ohne Umstände auf einem Sessel des Salons Platz. Sie schien einen weiten Weg gemacht zu haben, denn dicke Schweißtropfen rannen von ihrer Stirne, die sie mit einem großen bunten Schnupftuch trocknete. Endlich wiederholte sie, wie ein zur Tränke geführtes Pferd schnaubend, ihre Frage.

      »Wünschen Sie, junger Herr, daß ich Sie hinaus begleitete?«

      »Nein,« antwortete Louis, »aber statt dessen ersuche ich Sie um eine Gefälligkeit.«

      »Womit kann ich Ihnen dienen?«

      »Erklären Sie mir Ihre gestrigen Worte, die für mich ein Räthsel geblieben sind.«

      »Ich erinnere mich nicht mehr.«

      »Aber ich erinnere mich so gut, daß ich dem Herrn Marquis Alles was Sie gesagt haben, Wort für Wort wiederholen kann, und er wird solche Aeußerungen in dem Munde einer Frau, die seiner Dienerschaft angehört, gewiß sonderbar finden.«

      Susannens Augen sprühten Feuer.

      »Ich stehe nicht bei dem Herrn Marquis im Dienst,« antwortete sie mit einer Verachtung, die sie gar nicht verhehlte. »Ich bin die Amme, die Gesellschafterin der Frau Marquise,


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