So sey es . Александр Дюма

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So sey es  - Александр Дюма


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e (père)

      So sey es!

      Erster Teil

      Vorwort an den Leser

      Es ist eine sonderbare Geschichte, die dem geneigten Leser erzählt werden soll; sie ist von einem Manne geschrieben, der außer dieser Geschichte nie etwas geschrieben hat.

      Es ist ein Abschnitt seines Lebens, oder vielmehr sein ganzes Leben.

      Das leben des Menschen ist nicht nach der Anzahl der von ihm durch lebten Jahre zu messen, sondern nach den Minuten, in denen sein Herz geschlagen hat.

      Mancher Greis, der im Alter von achtzig Jahren stirbt, hat in der Wirklichkeit nur ein Jahr, einen Monat, einen Tag gelebt.

      Leben ist glücklich sein oder leiden.

      Man lasse vor einem sterbenden alle durchlebten Tage vorüberziehen, er wird nur die anerkennen, die ihm mit lächelnden Munde oder thränenfeuchten Augen erscheinen.

      Die übri-....

      Solche Tage hat er verlebt, aber nicht gelebt.

      Am längsten gelebt hat der Mensch, der am meisten erfahren und empfunden hat.

* * *

      Ich hatte einen Freund.

      Es ist bekannt wie weit man den Namen Freund auszudehnen pflegt.

      In unserer conventionellen Sprache bedeutet ein Freund nicht immer einen Genossen, einen Cameraden, ein Freund heißt oft nichts als ein Bekannter.

      Für uns soll dieses Wort weder einen Genossen noch einen Cameraden, sondern einen angenehmen lieben Bekannten bedeuten.

      Wir werden ihn nur mit dem Namen Max bezeichnen, die weibliche Hauptperson aber Edmée nennen.

      Ich hatte Max auf einer Jagdpartie im Park von Campiegne zu der Zeit, wo der Herzog von Orleans das Lager befehligte, kennen gelernt.

      Es war im Jahre 1836, ich schrieb damals den Caligula zu Corneille.

      Max war ein Schulcamerad des Herzogs von Orleans, und etwa zehn Jahre jünger als ich.

      Er war ein feingebildeter junger Mann nein fünf- bis sechsundzwanzig Jahren, von vornehmen Manieren und Gentleman vom Kopf bis zur Zehe.

      Ich entlehne den Engländern diesen uns mangelnden Ausdruck, um genau zu bezeichnen was ich sagen will.

      Ohne reich zu seyn, hatte er einiges Vermögen ohne schön zu seyn, war er einnehmend; ohne gelehrt zu seyn, hatte er viel gelernt; ohne Maler zu seyn, war er Künstler und zeichnete unglaublich schnell und treffend die Züge eines Gesichtes oder die Umrisse einer Landschaft.

      Er war ein großer Freund von Reisen. Er kannte England, Deutschland, Italien, Griechenland, Constantinopel.

      Während der fünf oder sechs Jagden, die wir mit dem Herzoge von Orleans machten, gewannen wir einander lieb, wir wählten unsere Plätze neben einander.

      So war’s auch bei Tische, wo wir uns nach Belieben setzen konnten; ein Blick genügte, um uns gegenseitig zu nähern, und während der ganzen Mahlzeit berührten sich unsere Stuhle und wir plauderten nach Herzenslust.

      Er gehörte zu den wenigen Menschen, die geistreich sind ohne es zu ahnen.

      Seine Nachbarschaft war mir daher höchst angenehm: auf der Jagd, weil er vorsichtig, bei Tische, weil er unterhaltend war.

      Ich glaube, daß er mir ebenfalls sehr zugethan war.

      Wir hatten Übrigens Vieles mit einander gemein; wir spielten nicht, rauchten nicht und tranken nur Wasser.

      Er sagte mir sehr oft:

      »Wenn Sie einmal eine Reise machen, so zeigen Sie mir’s an, wir reisen zusammen.«

* * *

      Im Jahre 1838 reiste ich nach Italien und ich hörte nichts von Max. Im Jahre 1842 erfuhr ich in Florenz den Tod des Herzogs von Orleans: ich reiste mit Extrapost nach Paris zurück und kam eben noch zur rechten Zeit an, um dem Trauergottesdienst in der Notredamekirche beizuwohnen und mich dem Leichenzuge nach Dreux anzuschließen.

      Die erste Person, die ich in der Kirche bemerkte, war Max.

      Er gab mir durch einen Wink zu verstehen, daß neben ihm auf den stufenweise erhöhten Bänken ein Platz leer sey.

      Ich stieg zu ihm hinauf; wir begrüßten uns mit Thränen und setzten uns schweigend Hand in Hand neben einander.

      Wir hatten offenbar ganz gleiche Gedanken: wir dachten in der schwarz ausgeschlagenen Kirche an die Zeit zurück, wo wir neben einander an der Tafel des unglücklichen Prinzen gesessen.

      Wir wechselten nur wenige Worte während der Trauerfeierlichkeit.

      »Sie gehen doch mit nach Dreux?«

      »Ja.«

      »Wir können ja mit einander gehen.«

      »Sehr gern.«

      Wir begaben uns nach Dreux und blieben bis zur Beisetzung der Leiche bei dem Sarge.

      Die Freundschaft und innige Zuneigung, die wir Beide fast in gleichem Maße einem Dritten widmeten – ich will nicht sagen einem Prinzen, denn für uns, die wir mit dem Ehrgeiz nichts zu thun hatten, war der Herzog von Orleans kein Prinz – diese Freundschaft für einen Dritten knüpfte die unsrige fester; es war als ob wir uns den Antheil, der dem erlauchten Todten nicht mehr gewidmet werden konnte, gegenseitig zuwendeten.

      Wir begaben uns zusammen nach Paris zurück, und als wir schieden, sagte er zum zweiten oder dritten Male:

      »Wenn Sie eine Reise machen, so schreiben Sie mir.«

      »Aber wo sind Sie zu finden?« fragte ich.

      Er gab mir die Adresse seiner Mutter.

      »Dort,« antwortete er, »weiß man wo ich bin.«

* * *

      Im Jahre 1846, nemlich zehn Jahre nach der Zeit, wo ich Max zum ersten Male gesehen hatte, entschloß ich mich, eine Reise nach Spanien und Afrika zu machen.

      Ich schrieb an Max: »Wollen Sie die Reise mitmachen?«

      Den Brief schickte ich an die angegebene Adresse.

      Zwei Tage nachher erhielt ich folgende Antwort:

      Unmöglich, lieber Freund. Meine Mutter liegt im Sterben. Beten Sie für mich.

Max.«

      Ich reiste ab. Die Reise dauerte sechs Monate. Nach meiner Rückkehr übergab man mir alle in meiner Abwesenheit eingelaufenen Briefe.

      Alle Briefe, deren Schriftzüge mir unbekannt waren, warf ich ungelesen in’s Feuer.

      Unter den bekannten Schriftzügen war ein Brief von Max.

      Ich erbrach den Brief hastig; er enthielt nur folgende Worte:

      Meine Mutter ist todt. Beklagen Sie mich.

Max«* * *

      Das Schloß, welches die Mutter meines Freundes bewohnt hatte, lag in der Picrardie, unweit La Fére.

      Ich reiste noch denselben Tag ab, um Max zu trösten, wenigstens zu begrüßen.

      In La Fére nahm ich einen Wagen und fuhr nach dem Schlosse Friéres.

      Das Schloß wurde mir von weitem von meinem Kutscher gezeigt. Es stand am Abhange eines schön bewaldeten Hügels, welchem große freie Rasenplätze ein parkartiges Aussehen gaben.

      Alle Fenster waren geschlossen. Ich vermuthete, daß Max abwesend sey, aber ich setzte doch meinen Weg fort, ich wollte wenigstens Gewißheit haben.

      Vor dem Gitterthor ließ ich anhalten. Ein alter Diener erschien, um mich einzulassen.

      Ich sage Diener und nicht Bedienter; die alten Diener werden in Frankreich immer seltener, in zwanzig Jahren wird es nur noch Bediente, aber keine Diener mehr geben.

      Der erscheinende Diener gehörte zu dem Stamme, welcher sagt: »Unsere gute Dame« und »Unser junger Herr.«

      Ich fragte nach Max.

      Der Diener schüttelte den Kopf.

      »Drei Monate nach


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